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Mutters

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neunten Band

10. Juli 1968

Mutter ordnet ihre Korrespondenz

Die kleine S schrieb mir einen Brief – einen vollkommen verzweifelten Brief, in dem sie davon sprach, daß sie nicht mehr weiterleben wolle, weil sie Dummheiten begangen habe. Da antwortete ich ihr, daß man nicht zu seiner eigenen Befriedigung lebt, sondern um das Göttliche zu entdecken und sich mit ihm zu identifizieren. Folglich geht es nicht um eine Frage von "Lust" oder "Unlust".

Ich schrieb sehr nachdrücklich und sandte dann den Brief ab. Seitdem herrscht vollkommenes Schweigen. Niemand rührt sich mehr.

(ein anderer Brief:)

Das ist Y, die mir zeigen möchte, daß ich im Unrecht bin und sie recht hat. Sehr gut! Mag sie nur in dem Glauben verbleiben, recht zu haben, mir ist das egal. (Mutter lacht)

(eine Notiz von Mutter:)

"Nach dem, was ich weiß und sehe, soll man Kindern im allgemeinen VOM VIERZEHNTEN LEBENSJAHR AN ihre Unabhängigkeit lassen und ihnen nur Ratschläge erteilen, soweit SIE SELBST DANACH VERLANGEN. Sie müssen wissen, daß sie für die Führung ihrer eigenen Existenz selbst verantwortlich sind."

*
*   *

Etwas später

Ich hatte den Kindern von T.F. auf die Frage geantwortet: "Was ist der Tod?" (Sie hatten mir geschrieben, und ich hatte ihnen geantwortet.) Sie haben aber nichts verstanden. Hier sind ihre neuen Fragen.

(Mutter reicht Satprem einen Brief)

Hier unsere Fragen zu deiner letzten Antwort: "Wenn der Wille des physischen Wesens "ohne Grund" abdankt, heißt das ohne PHYSISCHEN Grund oder ohne jeden Grund?"

Was hatte ich ihnen gesagt?

Im Hinblick auf den Weggang hast du gesagt:

"Es gibt unzählige Gründe, aber wenn es sich nicht um einen gewaltsamen Unfall handelt, ist es vor allem dieser Wille, den Zusammenhalt aufrecht zu erhalten, der aus dem einen oder anderen Grund oder auch ohne Grund zu wirken aufhört. Dies geht dem Tod unweigerlich voraus."

Das physische Bewußtsein ist nur physisch bewußt, also war mein Satz nicht hinlänglich klar: "ohne eines ihm BEWUSSTEN Grundes". Das reicht.

Der andere Brief?

"Woher kommt der Unwille des physischen Wesens, mit seiner Anstrengung der Koordinierung und Harmonisierung fortzufahren?" 1

Im allgemeinen stellt sich dieser Unwille ein, wenn es in einem Teil des Wesens – einem bedeutenden vitalen oder mentalen Teil – zu einer vollkommenen Abneigung gegen den Fortschritt kommt, und dies überträgt sich physisch in einer Weigerung, gegen den von der Zeit herrührenden Verfall vorzugehen.

Und die letzte Frage: "Wo entsteht die Verbindung zwischen dem Zentralwillen des physischen Wesens und den Zellen? Und wie geschieht das?"

(langes Schweigen)

Die Zellen haben eine innere Zusammensetzung oder Struktur, die der des Universums entspricht. So entsteht die Beziehung... (man wird ständig von der Schwachsinnigkeit der Worte aufgehalten: es ist nicht "äußerlich" sondern nur für das Individuum äußerlich) zwischen identischen Außen- und Innenzuständen, d.h. die Zelle empfängt in ihrer inneren Zusammensetzung die Schwingung des entsprechenden Zustandes in der Gesamtzusammensetzung.

Worte sind idiotisch.

(Mutter tritt in eine lange Kontemplation ein,
lächelt dann plötzlich amüsiert inmitten ihrer Kontemplation)

Jemand (ich weiß nicht wer) hat mir gerade etwas gezeigt... Eine große Männerhand, sie hielt etwas... kein Ei, keinen physischen Gegenstand, und er sagte mir, daß es sich um die Darstellung einer Zelle handle. Der Gegenstand kam mir etwa so groß vor (ungefähr 7 cm), transparent und lebendig: wirklich lebendig. Und er zeigte mir die Beschaffenheit der verschiedenen inneren Bestandteile der Zelle und ihre Verbindung mit dem Kern. Eine vollkommen genaue Vision – so präzise, daß es mich in Erstaunen versetzte, ich sagte mir: ah!

Es hatte eine seltsame Form: nicht wie ein Ei sondern an einem Ende schmaler und... ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Gib mir ein Stück Papier!

(Mutter beginnt zu zeichnen)

Der Umriß war nicht sehr klar, denn es war ausstrahlend. Und die inneren Bestandteile hatten eine unterschiedliche Strahlkraft (Mutter zeichnet verschiedene Punkte oder Verdichtungen im Inneren der Zelle), und der Mittelpunkt hier war ganz leuchtend. Und diese große Hand, so groß wie eine Pranke, weißt du, eine wirklich große Hand, hielt diese Zelle ganz behutsam: er gab acht, sie so sachte wie möglich zu berühren (Mutter zeichnet zwei große Finger, die die Zelle hielten). Sie war leuchtend, durch zwei Finger etwa so gehalten... Ich kenne die biologische Form der Zelle nicht, aber so sah sie aus. Und er zeigte mir die verschiedenen Abstufungen der Leuchtkraft. Die Außenfläche war am undurchsichtigsten; je weiter man nach innen drang, desto leuchtender wurde es; und das Zentrum war vollkommen leuchtend, es war brillant, schillernd. Und es hatte verschiedene Farben – nicht sehr starke Farben, aber doch verschiedenfarbig. Und die Hand erschien vergrößert, denn sie war wirklich sehr groß (ungefähr 25 cm), während der Gegenstand etwa so groß war (ca. 7 cm), es stellte eine Zelle dar.

Er zeigte mir ihre Beschaffenheit und auch, wie die Verbindung entsteht.

Die Verbindung geschah im Zentrum der Zelle?

Ja, im Zentrum der Zelle.

Die Finger waren viel größer als die Zelle, und sie berührten sie kaum mit den Fingerspitzen, etwa so (Geste zwischen den Fingerspitzen), und man sah nur den Zeigefinger und den Daumen: das Ende des Daumens. Aber was für riesige Finger! Es muß sich wohl um eine Vergrößerung gehandelt haben.

(Mutter lacht) Ich war etwas erschrocken.

Vielleicht handelte es sich um das Verhältnis der Hand und der Zelle – nein, das kann nicht sein. Aber die Hand, die mir die Zelle zeigte, war riesig. So groß. Er zeigte die Verbindung. Und dann die Farben: es gab Stellen mit bläulicher Tönung, Stellen... alle möglichen Schattierungen – es war sehr vielschichtig – mit verschiedenen Strahlungen. Und die Verbindung geschah von Licht zu Licht.

Der Junge hier spricht von der Verbindung zwischen der Zelle und dem Zentralwillen des physischen Wesens.

Ja, physisch.

Aber du zeichnest den Zentralwillen in den Zellen selbst.

Es handelt sich um die Beziehung zwischen den beiden. Mir wurde gezeigt, in welchem Verhältnis der Zentralwille des physischen Wesens mit den Zellen steht oder wie er auf sie wirkt. Er zeigte mir eine Zelle, die einer Darstellung glich...

Das heißt, der Wille, das Zentrallicht wirkt auf die Zelle, indem es entsprechende Lichter in ihr berührt?

Ja, das ist es, durch einen inneren Kontakt des Wesens. Dies erweckt den Eindruck, daß jede Zelle eine kleine Miniaturwelt darstellt, die mit dem Ganzen in Verbindung steht.

(Schweigen)

Mein ganzes Leben lang habe ich darüber geklagt, daß meine Visionen nie materieller wurden als vitale Visionen; es begann mit dem Vital, und von dort reichte es immer höher, aber darunter gab es nichts. Und jetzt handelt es sich um eine ständige Vision des Subtilphysischen – eine konstante Vision: ich sehe beide zusammen, das Physische und das Subtilphysische. Nur wird die rein physische Sicht von der anderen Sichtweise sehr gestört. Weißt du, es ist mehr ein BEWUSSTSEIN der Dinge als nur eine Vision von ihnen. Und mir ist aufgefallen: wenn ich bestimmte Personen vor mir habe und sie betrachte, werden sie klarer und deutlicher; und es gibt andere, die sich FÜR MEINE PHYSISCHE SICHT immer mehr verwischen. Dies muß von ihrem Bewußtseinszustand abhängen. Manche werden vollkommen klar und deutlich, vor allem die Augen, und in den Augen sehe ich das Bewußtsein – die Augen sind vollkommen klar sichtbar. Und andere verwischen sich im Gegenteil; es gibt sogar welche, bei denen ich anstelle der Augen zwei schwarze Scheiben gesehen habe, als wollten sie sich verbergen. Diese Erfahrungen sind wirklich interessant.

Ach, physisch sehe ich genug, um alles tun zu können, nur nicht lesen. Und selbst meine Sicht der Bilder ist ein wenig... ich weiß nicht, ob vermindert oder transformiert: ich sehe das Bild nicht genau so, wie es ist, sondern vielleicht so, wie es sein möchte.

Ein kleiner Unterschied.

Hm! (Mutter lächelt amüsiert)

Ein anderes Mal werde ich dir eine Frage in bezug auf diese Sehweise stellen. Jetzt ist es dafür zu spät.

Hättest du mir das früher gesagt, wäre ich froh gewesen. Aber jetzt ist es wirklich etwas spät. Welche Frage genau?

Über die supramentale Vision.

Ach, ja. Das war ein Problem. Gut, gut!

 

1 Mutter hatte gesagt: "Der Zentralwille des physischen Wesens gibt seinen Willen auf, alle Zellen zusammenzuhalten... Aus dem einen oder anderen Grunde akzeptiert er die Auflösung. Einer der schwerwiegendsten Gründe ist die Empfindung einer nicht wiedergutzumachenden Disharmonie; der andere ist eine Art Abscheu, die Anstrengung des Zusammenhalts und der Harmonisierung fortzuführen."

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