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Mutters

Agenda

neunten Band

21. Dezember 1968

Dieser Tage geschieht wirklich viel... Aber jetzt reicht es! (Mutter hat sich gerade ein Gespräch angehört, das im nächsten Bulletin veröffentlicht wird).

Hast du etwas zu sagen?... Was?

Jemand hat eine Frage gestellt (nicht ich). Offenbar handelt es sich um eine jener "typischen" Fragen, die man stellt, nachdem man deine "Gespräche" gelesen hat... Möchtest du sie hören?

Das wird schon wieder etwas sein...

Ich übersetze: "In der Schilderung ihrer Erfahrungen vom letzten August und September spricht Mutter vom "Ausschluß des Mentals und des Vitals". Warum müssen sie eliminiert werden, damit eine schnelle und wirkungsvolle Transformation des Körpers stattfinden kann? Wirkt denn das supramentale Bewußtsein nicht auch auf sie?"

Sicherlich wirkt es! Es hat BEREITS seit langem gewirkt. Die Schwierigkeit liegt darin, daß der Körper daran gewöhnt ist (daran gewöhnt war), dem Vital und vor allem dem Mental zu gehorchen, und nun gilt es, diese Gewohnheit zu ändern, damit er nur noch dem höheren Bewußtsein gehorcht. Aus diesem Grunde wurden bei mir das Mental und das Vital beseitigt – damit es schneller geht. Bei den Leuten wirkt DAS durch ihr Mental und Vital – und wie ich sagte, ist dies sicherer. Was mich betrifft, ist es eine ziemlich riskante Erfahrung, welche die Dinge beträchtlich beschleunigt hat, denn normalerweise muß DAS mittels der beiden anderen Instanzen auf den Körper wirken, während es so, wenn sie nicht mehr da sind, unmittelbar wirkt. Das ist alles.

Das ist eine harmlose Frage.

Dieses Vorgehen ist jedoch nicht zu empfehlen. Jedesmal, wenn ich dazu Gelegenheit habe, sage ich das: Es geht nicht an, daß die Leute sich einbilden, dies versuchen zu können (sie können es gar nicht, aber das macht nichts), es ist nicht zu empfehlen. Man muß sich also einfach die nötige Zeit nehmen. Nur bei mir, aufgrund meines fortgeschrittenen Alters... damit es schneller geht.

(Schweigen)

Etwas Merkwürdiges geschieht, und zwar zeigen sich gleichsam Veranschaulichungen der natürlichen Tendenz des Körpers (ich nehme an, daß dies nicht für alle Körper in gleicher Weise gilt: es kommt darauf an, wie er gebaut ist, d.h. Vater, Mutter, Vorfahren, usw.), eine Veranschaulichung des sich selbst überlassenen Körpers. Beispielsweise hat dieser hier eine gewisse Vorstellungskraft (das ist wirklich seltsam), eine dramatisierende Vorstellungskraft: ständig hat er das Gefühl, Katastrophen zu erleben. Und mit dem Glauben, der ihm verbleibt, schreitet die Katastrophe auf ihre Verwirklichung zu – absurde Dinge dieser Art. Eine bestimmte Zeitlang also bleibt er dieser Vorstellungswelt überlassen (so geschah es in diesen Tagen), und wenn er diese idiotische Aktivität wirklich satt hat, betet er, weißt du, mit all seiner Intensität, auf daß dies ein Ende nehme. Und augenblicklich, hopp! geht es so (Geste eines Umkippens), das Blatt wendet sich, und er findet sich in einer Kontemplation (keiner transzendenten sondern einer ganz konkreten) dieser wunderbaren Gegenwart, die überall herrscht.

Es geht so und so (Mutter verdreht brüsk zwei Finger): das nimmt keine Zeit in Anspruch, es erfordert keine Vorbereitung, nichts davon, hopp! hopp! (gleiche Geste), wie um die Schwachsinnigkeit des Körpers zu zeigen. Es ist wirklich etwas gänzlich Schwachsinniges, wie eine konkrete Darlegung der Dummheit des sich selbst überlassenen Körpers, und dann dieses wunderbare Bewußtsein, das kommt, und all dies verschwindet wie... wie etwas, das keine Beständigkeit hat, keinerlei Wirklichkeit, das schlicht verschwindet. Und wie ein Beweis, daß dies nicht allein in der Vorstellungskraft stattfindet sondern in den TATSACHEN: ein Beweis der Macht, damit all dies... dieser eitle Traum des Lebens, so wie es ist (was für das Körperbewußtsein etwas wirklich Entsetzliches geworden ist), sich in etwas Wunderbares verwandeln kann, einfach so, durch die Wendung des Bewußtseins.

Diese Erfahrung wiederholt sich in allen Einzelheiten, in allen Bereichen, wie ein Beweis durch die Tatsachen. Und hier handelt es sich um keinen "langen Transformationsprozeß": Es ist etwas, das mit einem Mal umkippt (Mutter verdreht zwei Finger), und anstatt die Abscheulichkeit, die Falschheit, die Widerlichkeit, das Leiden und all dies zu sehen, lebt er in der Seligkeit. Und alle Dinge bleiben gleich, nichts regt sich außer dem Bewußtsein.

Und somit bleibt (das, was vor uns liegt, was wahrscheinlich kommen wird): Wie soll diese Erfahrung materiell übertragen werden?... Für den Körper ist das vollkommen klar: während, sagen wir, ein, zwei oder drei Stunden litt er sehr heftig, er war wirklich elend dran (kein geistiges Leiden: rein physisch), und dann plötzlich, brrrt! Alles weg... Der Körper ist scheinbar derselbe geblieben (Mutter schaut auf ihre Hände), von der Erscheinung her, aber anstelle einer inneren Störung, die ihn leiden läßt, geht alles gut, ein großer Friede, eine große Ruhe breitet sich aus, und alles geht gut. Aber dies ist für EINEN Körper – wie wirkt das auf die anderen?... Er beginnt, die Möglichkeit im Bewußtsein der anderen wahrzunehmen. Von einem geistigen Standpunkt aus gesehen (d.h. auf der Ebene der Haltungen, des Charakters, der Reaktionen) ist es sehr deutlich, selbst noch mitunter vom physischen Standpunkt aus: plötzlich verschwindet etwas – so wie wir das erlebten, wenn Sri Aurobindo einen Schmerz auflöste (Mutter zeigt etwas wie eine Hand im Subtilphysischen, die kommt und den Schmerz wegnimmt), man fragte sich... ach! Weg, verschwunden, einfach so. Aber es ist nicht beständig, nicht allgemein, es dient allein dazu, zu zeigen, daß es so sein KANN – durch die Tatsache, daß dies im einen oder anderen Fall so ist.

Man könnte es auch so sagen: Der Körper hat den Eindruck, in etwas eingeschlossen zu sein, ja, eingeschlossen wie in einer Schachtel, durch die er aber hindurchsehen kann; er sieht und kann auch eine (begrenzte) Wirkung DURCH ETWAS ausüben, das noch besteht und das verschwinden sollte. Dieses "Etwas" vermittelt den Eindruck einer Einkerkerung. Wie soll dies verschwinden?... Das weiß ich noch nicht.

Man muß die Beziehung zwischen dem Bewußtsein in EINEM Körper und dem Bewußtsein des Ganzen finden. Und inwieweit eine Abhängigkeit oder Unabhängigkeit besteht, d.h. wie weit sich der Körper in seinem Bewußtsein transformieren kann (und als notwendiges Ergebnis, in seiner Erscheinung), wie kann er sich transformieren, ohne... ohne die Transformation des Ganzen – wie weit ist das möglich? Und in welchem Maße ist die Transformation des Ganzen notwendig für die Transformation eines Körpers? Das bleibt noch zu entdecken.

(Schweigen)

Wenn man das alles erzählen wollte, würde es Stunden dauern...

Diese "Schachtel", von der du sprichst, ist aber eine universale Schachtel.

Ja!

Ich hatte oft den Eindruck, daß es sich bei all diesen sogenannten menschlichen oder "Natur"-Gesetzen allein um eine ungeheure morbide Einbildung handelt, die kollektiv fixiert wurde – und das eben ist die Schachtel.

Ja, genau, das ist es!

Wie also...?

Ja, in welchem Maße kann ein individuelles Licht darauf einwirken?... Dort liegt das Problem... Ich weiß es nicht.

(Schweigen)

Die Vision des kollektiven Fortschritts, der auf der Erde stattgefunden hat, ist sehr klar (unser Erfahrungsfeld ist die Erde); nach der Vergangenheit zu schließen, wäre aber noch ein ungeheurer Zeitaufwand notwendig, bis alles bereit ist, sich zu verändern... Dennoch ist es beinahe wie ein Versprechen, daß... eine abrupte Veränderung stattfinden wird: etwas, das sich in unserem Bewußtsein als "Herabkunft" übersetzt, eine Aktion, die "stattfinden" wird – etwas, das bisher nicht wirkte und das jetzt zu wirken anfängt (in unserem Bewußtsein überträgt sich das so).

Wir werden sehen!

Für den Körper selbst ist dies eine wachsende Erfahrung von zunehmender Genauigkeit: einerseits seine Gebrechlichkeit (eine extreme Gebrechlichkeit: eine winzige Bewegung kann sein gegenwärtiges Dasein beenden) und GLEICHZEITIG, simultan, das Gefühl der Ewigkeit – daß er ein ewiges Dasein hat. Beides gleichzeitig.

Es handelt sich wirklich um eine Übergangsperiode.

(Schweigen)

Ein- oder zweimal, als seine... man könnte es seine "Wissensnot" nennen, als diese Wissensnot sehr intensiv war, als er sich der Gegenwart vollkommen gewiß war – dieser Gewißheit der Gegenwart überall, innen und überall (Mutter berührt ihr Gesicht, ihre Hände) –, da fragte er sich, wie (er fragt nicht einmal warum, er hat in dieser Hinsicht keinerlei Neugierde), WIE kann diese gegenwärtige Störung überhaupt bestehen? Als diese Erfahrung äußerst intensiv war, hatte er ein- oder zweimal den Eindruck: Ist diese Frage erst gelöst, so bedeutet das die Unsterblichkeit.

Er drängt unentwegt danach, das Geheimnis zu erfassen; man hat den Eindruck, daß man es finden wird, und dann... Und dann kommt es zu einer Art Beruhigung innerhalb dieses Strebens: Friede-Friede-Friede... Verstehst du, ein- oder zweimal der Eindruck: "Ach, jetzt wird man es endlich verstehen!" ("Verstehen" heißt LEBEN, nicht in Gedanken verstehen sondern leben), und dann... (Geste des Entweichens). Und ein Friede, der sich niederläßt.

Dabei der Eindruck: "Das ist etwas für morgen." Dieses "Morgen" aber... welches Morgen denn? – Nicht "morgen" nach unserem Maßstab.

Wir werden sehen.

Die Erfahrungen sind zahllos, mit allen nur möglichen Aspekten. Stunden wären notwendig, um alles zu berichten – und auch dann noch hat man stets den Eindruck, daß das Wort... ja, etwas verfälscht. In Worte gesetzt, ist die Sache nicht mehr so einfach, nicht mehr so schön und nicht mehr so klar. Alles wird verwickelt.

Der Körper erlebt absolut wunderbare Augenblicke – und STUNDEN großer Beklemmung. Dann plötzlich wieder ein wunderbarer Augenblick. Doch dieser Augenblick läßt sich nicht in Worte fassen... Wenn man den Entwicklungsgrad nach dem zeitlichen Verhältnis beurteilen müßte, nun... die wunderbaren Augenblicke bemessen sich in Minuten, und dann gibt es Stunden der Beklemmung, sogar Stunden der Qual. Und wenn man das Verhältnis danach beurteilt, ist es wirklich noch äußerst weit bis...

Was tun? Es bleibt nichts als weiterzumachen, das ist alles.

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