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Mutters

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neunten Band

25. Dezember 1968

Ich habe X getroffen [einen Tantriker, dem Satprem früher folgte].

Ach, ja?

Ja, durch Zufall. Ich hatte nicht die Absicht, ihn zu treffen, und dann vergaß ich, daß er gerade hier ist, ich ging durch seine Straße, und da saß er auf seiner Türschwelle. Ich machte nicht kehrt, sondern ging auf ihn zu.

Was hat er dir gesagt?

Freundlich... Ich hatte aber auch den Eindruck, daß das, was früher einmal war, nicht mehr besteht... Ich hatte immer den Eindruck, daß er ein bläuliches Licht um sich herum hatte (das war mein früherer Eindruck), jetzt hatte ich nicht mehr dieses Gefühl von Macht und Kraft...

Vielleicht war das etwas, was du dazugegeben hattest? Ich habe mich gefragt... Denn der Eindruck, den ich von ihm DURCH DICH hatte, war viel besser als er selbst, viel höherstehender als das, was er ist. Also fragte ich mich, ob diese Macht nicht IN DEM MOMENT kam, weil sie notwendig war, um dich von deinen Schwierigkeiten zu befreien.

Ich habe ihn zwei- oder dreimal auf die Probe gestellt. Zum Beispiel brüstete er sich, mir alles Geld beschaffen zu können, das ich brauche; also sagte ich ihm: "Ich brauche so und so viel: laß es kommen!" (Er hatte gesagt "Lakhs und Lakhs, Crores von Rupien". 1) Ich sagte: "Gut, ich brauche so und so viel, lassen Sie es kommen!" – Es ist nie etwas gekommen... Weißt du, ich hatte den Eindruck, daß er sich mit seiner Macht brüstete. Er lebt dort in R inmitten einer ganz primitiven Bevölkerung, die über den geringsten Ausdruck von Macht von Staunen ergriffen wird; er war es gewohnt, als ein "mächtiges und höheres" Wesen betrachtet zu werden, und seit er mit uns in Verbindung getreten ist, mit Leuten, die mit Sri Aurobindos Weltsicht vertraut sind und in einer Welt leben, die über die rein vitale Welt hinausgeht, fand er sich ganz verloren... Er kam, glaube ich, zwei oder drei Jahre lang nicht. Er kommt zu seinem Geburtstag (ich sehe ihn am 29.), aber die letzten Male, als ich ihm eine Meditation gab, war es... nun, von solchen Menschen gibt es in Indien sehr viele. Er verfügt über eine Macht, die nur auf ein sehr gewöhnliches Vital wirkt. Nichts wirklich Höheres.

Und was die Qualität seiner Vision angeht, dazu gibt es eine wirklich... seltsame Geschichte. Ks Mutter war zu Besuch mit einer verheirateten Frau, die gerade ihren Sohn verloren hatte (ein junger Mann, der plötzlich starb). Sie kamen hier an, die Frau war zutiefst unglücklich, und als sie mich besuchte, sah ich den Sohn, der sich in ihrer Atmosphäre befand. Also sagte ich ihr: "Ihr Sohn ist bei Ihnen. Wenn Sie die richtige Haltung haben, können Sie mit ihm in Verbindung treten und spüren, daß er da ist." Sie verließ mich und suchte X auf, und wie sie es immer tun, fragte sie auch ihn, was er von ihrem Sohn wisse. Da sagte ihr X mit großem Nachdruck: "Ihr Sohn ist in einen Schäfer eingegangen"... Folglich verlor sie alles Vertrauen in mich, denn ich sage Dinge nicht mit dogmatischer Autorität, er aber sprach mit großer Selbstsicherheit, also war sie überzeugt, daß er recht hatte... Es ist möglich, daß ein kleiner Teil vom Wesen ihres Sohnes in einen Schäfer einging (!), davon weiß ich nichts; was ich hingegen sah, war der psychische Teil. Sie verlor jedoch alles Vertrauen, und das ist ärgerlich. Das beweist, daß er sehr auf sich und seine eigenen Vorstellungen beschränkt ist.

Das spielt keine Rolle...

Er hat dich nicht gefragt, ob du mit den "Pujas" fortfährst?

Nein, nichts. Er hat verstanden, daß es damit vorbei ist.

(Schweigen)

Und dann... Weißt du, ich habe überall [in Frankreich] versucht, Sri Aurobindo zu veröffentlichen: vor allem den Zyklus der menschlichen Entwicklung. Schließlich erhielt ich die Antwort eines bestimmten J.B., der folgendes sagt: "Seit langer Zeit schon bittet mich ein Verleger, für ihn eine Buchreihe herauszugeben. Ich dachte an einige Werke, vor allem aus dem Ausland, unter einem Sammeltitel von der Art "Auf dem Weg zu einer spirituellen Wandlung", basierend auf aktuellen individuellen Forschungen, die zwar oft ungeschickt und sogar gefährlich sind, jedoch in einem aufrichtigen und ganz anderen Geist als dem der vorigen Generation unternommen werden, im Umfeld einer bestimmten Jugend, mit der ich in Kontakt stehe. Diesen "Jugendlichen" wollte ich zeigen, daß ihre Versuche und Bestrebungen legitim sind, selbst wenn ihre Entdekkungen mit Drogen begannen, denn in vielen Fällen war es das einzige, was sie aus ihren rationalistischen, kartesianischen Verankerungen herauszureißen vermochte. Diese Reihe soll ihnen positivere Erfahrungen zugänglich machen und ihnen Richtungen und Modelle eröffnen. In anderen Worten, der Aspekt eines amateurhaften Exotismus von Z [einem anderen Verlag] würde hier durch einen praktischen und technischen Ansatz ersetzt, der jegliche spirituellen Forschungen, sowie ordnungsgemäß kontrollierte "parapsychologische" Erfahrungen, ernsthafte psychedelische Experimente (die Studien von Timothy Leary zum Beispiel), neue Theologien etc. miteinbeziehen würde... Selbstverständlich käme dem fernöstlichen Bestreben dabei ein sehr bedeutender Platz zu. Kurz gesagt, ginge es um alle Forschungen und Versuche, diese Art von Korsett, in dem der abendländische Geist sich so lange im Kreise gedreht hat, aufzubrechen und zu überwinden. Das schließt bestimmte wissenschaftliche Werke keinesfalls aus, im Gegenteil – auch rein wissenschaftliche Werke nicht, in denen diese kartesianischen Anschauungen aus innerer Notwendigkeit heraus bereits heftig erschüttert werden. Sicherlich würde dies eine sehr heterogene Reihe ergeben, die Sie vielleicht für das Werk Sri Aurobindos für unwürdig erachten... Die vorgesehene Reihe könnte mit "Spirituelle Abenteuer" betitelt werden ..."

Man kann es versuchen.

Inmitten von all dem?

Das macht nichts. Man kann es versuchen.

Denn es kann die Leute berühren, verstehst du, das ist das Wichtige. Man kann es versuchen.

*
*   *

Schließlich ist ein Brief von P.L. gekommen: "... Mein Aufenthalt in Spanien hat sich über das von mir erwartete Maß hinaus verlängert... Richten Sie Mutter aus, daß ich mit meinem Kampf und meinem Bestreben fortfahre und daß sie mir mit ihrer Unterstützung und ihrem Schutz überallhin folgt. Ich werde Ihnen von meiner Erfahrung erzählen. Ich habe ein Wochenende an der Küste verbracht, wo ich ein kleines hübsches Apartment habe... Dort meditiere ich und gehe alle Lehren von Mutter durch, indem ich mich in die Lektüre des Göttlichen Lebens und der Entretiens vertiefe. Ich zündete ein Räucherstäbchen an. Plötzlich hatte ich einen starken Schweißausbruch am ganzen Körper, und ein wilder Kampf brach aus. Könnte ich meine Ashram-Erfahrungen in religiösen Begriffen ausdrücken, so würde ich sagen, alle Anfechtungen des Heiligen Antonius brachen über mich herein, um mich zu zerstören und mich spirituell zu erschüttern. Zuerst ein inneres Chaos, eine tiefe Schwermut, ein Gefühl der Ohnmacht: Wozu ist mein Leben gut? Was mache ich hier? Warum lebe ich überhaupt? All meine Anstrengungen sind vergeblich... Danach die Anziehungskraft des Weibes, um meine Enthaltsamkeit lächerlich zu machen... Alles wurde auf die Probe gestellt: die Warum und Wieso brachten meinen Kopf beinahe zum Bersten. Danach die Invasion der Macht: Warum hast du darauf verzichtet, Bischof zu werden? Ruhm wäre mir zuteil geworden... Dann die Begierde nach Geld... All dies in einem makabren und zugleich betörenden Aufzug. Dann eine völlige Einsamkeit... von allen verlassen; alle sind sie gegangen: meine Freunde, meine Stützen im Vatikan, meine Familie, sie alle. Wieviel Zeit war vergangen? Ich weiß es nicht. Ich glaubte jedoch, eine ganz leise Stimme zu vernehmen... (dabei war ich so schwach, daß ich nicht sagen kann, ob das stimmte), die mir sagte: "Weine nicht, ich bin bei dir! Wenn ich bei dir bin, sind andere überflüssig, und wenn du ohne mich bist, können dir die anderen nicht helfen ..." Ich blieb in einer Leere... Die ganze Nacht verstrich... Morgens kam die Sonne: alles war so schön! Als ich nach Hause nach Rom kam, sagte man mir, ich sei transformiert. Das ist die ganze Geschichte!"

Das habe ich ihm wirklich gesagt ["ich bin bei dir"].

Diese Leute sind im okkulten Bereich sehr stark.

Ich spürte über wenigstens zwei aufeinanderfolgende Tage, daß er sich in großen Schwierigkeiten befand. Ich dachte, es handle sich um "die anderen", die ihm Schwierigkeiten bereiteten...

Ich sagte es ihm nicht mit diesen Worten ["ich bin bei dir"], denn ich sage niemals "ich bin", aber das Bewußtsein ging in diese Richtung: "Der Herr ist bei dir." Nur kann ich es nicht in Worte fassen, denn für sie kommt sofort die ganze Religion ins Spiel, sobald die Rede von "Gott" ist. Ich legte die TATSACHE DES BEWUSSTSEINS in ihn. Du kannst ihm aber sagen, daß es genau das war, was ich ihm sagen wollte. Es hat sich in ihm so übertragen, denn für ihn repräsentiere ich... die andere Seite des Lebens.

Das ist gut, genau das wollte ich ihn spüren lassen.

 

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