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Mutters

Agenda

zehnten Band

15. Februar 1969

Nur eines, und zwar ist diese Atmosphäre, dieses Bewußtsein [des Übermenschen] sehr aktiv, wie ein Mentor, ich erzählte es dir schon. Das dauert an. Frühmorgens an einem dieser letzten Tage war es mehrere Stunden lang... Noch nie zuvor war der Körper so glücklich: die vollkommene Gegenwart, die absolute Freiheit und eine Gewißheit: diese Zellen, andere Zellen, das spielte keine Rolle (Geste hierhin und dorthin, alle Körper andeutend), überall war Leben, überall Bewußtsein.

Absolut wunderbar.

Es kam völlig mühelos, und es verschwand nur, weil ich zu beschäftigt war. Es kommt auch nicht auf Wunsch zurück – alles, was man willentlich erreicht, könnte man eine "Kopie" nennen: es hat den Anschein, ist aber nicht DIE Sache. Die Sache... Es gibt etwas völlig Unabhängiges von unserer Aspiration, von unserem Willen, von unserer Anstrengung... vollkommen. Und dieses Etwas wirkt absolut allmächtig, in dem Sinne, daß keine der Schwierigkeiten des Körpers bestehen bleiben. Alles verschwindet in so einem Augenblick. Aber Aspiration, Konzentration, Anstrengung... sind nutzlos. Es geht um den GÖTTLICHEN SINN, man muß den göttlichen Sinn haben. Während dieser wenigen Stunden (drei oder vier Stunden) verstand ich absolut, was es heißt, das göttliche Bewußtsein im Körper zu haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um diesen Körper hier handelt oder irgendeinen anderen... (Geste hierhin und dorthin, überall in Mutters Umkreis): es wanderte von einem Körper zum anderen, völlig frei und unabhängig, bei jedem wissend, was die Begrenzungen oder Möglichkeiten des betreffenden Körpers sind – absolut wunderbar, diese Erfahrung hatte ich noch nie zuvor. Es ging weg, weil ich so beschäftigt war, daß... Und es verschwand nicht, weil es nur als Beispiel gekommen war – keineswegs, sondern nur, weil das Leben und die Organisation des Lebens einen verschlingen (Bewegung eines sich entleerenden Kippkarrens).

Ich weiß, daß es da ist (Geste im Hintergrund), ich weiß es, aber... Jedenfalls verstehe ich, daß es eine beträchtliche Transformation bedeutet. Und es konnte sich ganz deutlich in den verschiedenen Personen ausdrücken (gleiche Geste: hier und da) – keine vage Angelegenheit sondern ganz deutlich. Mit einem so besonderen Lächeln...

Die Zellen selbst brachten ihre Bemühung für die Transformation zum Ausdruck, und ringsum herrschte eine solche Gelassenheit... (wie soll ich das erklären?) Der Körper drückte sein Bestreben und seinen Willen aus, sich vorzubereiten. Er verlangte nach nichts, aber er strengte sich an, das zu sein, was er sein sollte. Hinter alldem steht stets diese Frage... nicht im Körper sondern in der Umgebung, in den anderen – in der Welt: als ob sich die Welt die Frage stellte: "Wird er weitermachen, oder wird er sich auflösen müssen?..." Der Körper selber nimmt stets diese Haltung ein (Geste der Hingabe, mit geöffneten Handflächen), er sagt: "Was Du möchtest, Herr." Der Körper weiß, daß es entschieden ist und daß man es ihm nicht sagen will – er akzeptiert das. Er beunruhigt sich nicht, er akzeptiert das und sagt: "Gut, es wird so sein, wie Du willst." Aber Das, was die Antwort kennt und nicht antwortet, ist... etwas Unsagbares. Ja, ich glaube, das einzige Wort für dieses Gefühl ist ein Absolutes. Das Absolute. Die Gegenwart des Absoluten: absolutes Wissen, absoluter Wille, absolute Macht... Nichts, rein gar nichts kann dem widerstehen. Es ist etwas Absolutes, das ein so intensives Mitgefühl hat (man spürt dies sehr konkret); im Vergleich dazu ist alles, was wir als Güte und Mitgefühl ansehen... ach, überhaupt nichts. Es ist das Mitgefühl schlechthin, mit der absoluten Macht und... keine Weisheit, kein Wissen, sondern... Es hat nichts mit unserer Vorgangsweise gemeinsam. Und Das ist überall. Dies ist die Erfahrung des Körpers. Und Dem hat er sich voll und ganz hingegeben, ohne irgend etwas zu verlangen – keine Forderungen. Sein einziges Bestreben (gleiche Geste, Handflächen nach oben geöffnet): "Sein zu können, was Das will: Dem dienen" – mehr noch: "Das SEIN."

Dieser Zustand hielt mehrere Stunden an, und noch nie zuvor in den einundneunzig Jahren, die er auf Erden ist, empfand dieser Körper eine solche Glückseligkeit: Freiheit, absolute Macht und keine Begrenzungen (Geste hier und da, überall), keine Grenzen, keine Unmöglichkeiten, nichts. Es war... alle anderen Körper waren er, ohne Unterschied, es war nur ein Spiel des Bewußtseins, das wandert... (Geste eines großen Rhythmus)

Voilà.

Abgesehen davon ist das übrige wie gewöhnlich.

(langes Schweigen)

Ansonsten wird die Arbeit immer anstrengender: die Anzahl der Leute nimmt enorm zu und die Dauer der Gespräche auch – jeder hat immer noch mehr zu sagen. Ich spüre jedoch, daß es Teil der Erziehung ist (der Körper spürt das sehr deutlich).

Es scheint folgendermaßen zu sein: Er muß durchhalten, sonst sei's drum, dann ist es eben für ein anderes Mal.

Alle menschlichen Ausreden erscheinen mir wie Kindergeschichten.

Das ist seltsam: alle menschlichen Tugenden und Fehler erscheinen mir wie Kindereien, wie Dummheiten. Seltsam. Das ist kein Gedanke sondern ein konkretes Gefühl. Sie wirken wie eine leblose Substanz; alle gewöhnlichen Dinge wirken wie eine Substanz, der das Leben fehlt – das WAHRE Leben. Künstlich und falsch. Seltsam.

Dabei handelt es sich nicht so sehr um die anderen, das ist es nicht: es geht um die eigene innere Erziehung. Dieses wahre Bewußtsein, diese wahre Haltung ist etwas so UNGEHEUER Starkes und Machtvolles in einem lächelnden Frieden. So lächelnd, daß es sich gar nicht ärgern kann, das ist absolut unmöglich... so lächelnd... und es schaut zu.

(Schweigen)

Das besondere Kennzeichen dieses neuen Bewußtseins ist: keine Halbheiten und nichts Ungefähres. Es gestattet keinerlei Ideen wie: "Oh ja, nach und nach werden wir das tun, wir ..." Nein, nein, so nicht: Ja oder nein, du kannst, oder du kannst nicht.

Die Anzahl der Leute, die mich sehen wollen, nimmt beträchtlich zu, und auch ihre Auswirkungen, wenn sie mich besuchen (dies entspricht keinerlei Willen oder einem Bewußtsein oder sonst irgend etwas – das gibt es nicht mehr: es geht, oder es geht nicht), und so gesehen heißt es: Entweder hältst du durch und kannst es tun oder eben nicht.

So ist das.

Ich fragte mich zunächst, ob diese Flut von Besuchern das Ergebnis der Lektüre des Bulletins ist (das, was wir im November veröffentlicht haben), aber viele haben das Bulletin noch nie angesehen. Deshalb muß es wohl das Werk dieses neuen Bewußtseins sein.

(Schweigen)

Es ist wirklich eine GNADE, als hieße es: Keine Zeit verlieren – entweder handeln oder...

Aber diese unglaubliche Macht drückt sich vor allem mit einem solchen Mitgefühl aus, mit einer solchen Nachsicht... Nein, wir haben keine Worte, um das zu beschreiben. Man braucht es nur anzusehen und... eine Glückseligkeit. Sobald man seine Aufmerksamkeit darauf richtet, erfüllt es einen mit Glückseligkeit. Es läßt mich auch gewisse Dinge verstehen: Man sprach von Leuten, die sogar unter Folter die Glückseligkeit beibehielten – und so ist es. Eine Glückseligkeit.

Hier, genau das ist es:

(Mutter reicht Satprem eine weiße Hibiskus, der sie den Namen "Göttliche Gnade" gab)

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