Mutters
Agenda
zehnten Band
(Die italienische und dann die deutsche Übersetzung des Abenteuer des Bewußtseins betreffend.)
Ich habe nichts zu sagen. Aber hast du etwas?
Nur zwei Dinge. N (du kennst ihn, ein Italiener) bat mich, dir dies zu bringen: die italienische Übersetzung meines Buches über Sri Aurobindo.
Gut... Was ist denn das? (Mutter betrachtet den Umschlag) Was stellt das dar?
Ein Detail eines Gemäldes – ein italienisches Gemälde... Ich glaube, es ist sogar Christus... Warte, ich sage es dir gleich. Hier ist eine Notiz: "Gott schuf den Menschen."
Ach! (Lachend) Und wer von beiden ist Gott?
Ich weiß es nicht.
Haben sie Fotos hinzugefügt?
Ja, liebe Mutter, hier.
(Mutter betrachtet die Fotos,
darunter eines von ihr selbst)
Ich habe darin nichts zu suchen.
Etwas schon! Da ist auch eines von Auroville...
Ach! Das hat dort aber auch nichts zu suchen!
Ja, da stimme ich zu.
(Ein Foto des Samadhis, dann noch ein anderes,
das "dort nichts zu suchen hat")
Jedenfalls ist dieses Exemplar für dich.
Ich hebe keine Bücher auf. Schreiben sie "übersetzt aus dem Französischen" oder "übersetzt aus dem Englischen"?
"Übersetzt aus dem Französischen."
Gut. Denn sonst könnte jemand auf die Idee kommen, es ins Französische zurückzuübersetzen. (Lachend) Wenn man das einmal täte, wäre es wirklich komisch. Die Runde über drei oder vier Länder zu drehen und es dann zuletzt wieder zurückzuübersetzen.
Ich nehme an, es wird in die Bibliothek gehen? Oder soll es ihm zurückgegeben werden?
Er sagte mir, es sei für dich. Ich weiß nicht... du bist schon ziemlich überladen.
Leg es auf das Bett!
Dann gibt es noch die deutsche Übersetzung...
Ach!
Seit Jahren kämpft C.S. damit, das Buch zu übersetzen...
Ja, ja...
Es hat ihm viele Schwierigkeiten bereitet.
Hat er es beendet?
Eben deshalb schreibt er dir. Es war ein harter Kampf. Er hat nicht genug Selbstvertrauen; er sagt immer: "Diese miserable Übersetzung. Ich habe etwas Schreckliches zustandegebracht ..." Aber abgesehen davon ist er voll guten Willens. Er fragte mich in einem Brief: "Wird Mutter diese miserable Übersetzung annehmen?"
(Lachend) Ich kann kein Deutsch, also...
Seine Übersetzung ist jedenfalls aufrichtig, und das ist schon viel. Andere Übersetzer nehmen sich Freiheiten heraus... Sie wollen z.B. das Wort "Supramental" nicht gebrauchen und machen mir Vorschläge, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Ich kenne aber kein Deutsch – ich weigerte mich, diese Sprache zu erlernen. (Lachend) Ich weiß nicht warum, als ich klein war, sagte ich: NEIN-NEIN-NEIN! Ich lernte Italienisch, ich lernte... ich lernte viele Sprachen, aber Deutsch lehnte ich ab. (Mutter lacht) Ich weiß nicht warum. Eine kindliche Vorstellung.
Vielleicht nicht.
Hast du ihm geschrieben, daß es veröffentlicht werden soll?
Ja, ich hatte jedoch noch nicht mit dir darüber gesprochen...
Aber gewiß! Wir müssen ihm einen kurzen Brief schreiben: "Es ist in Ordnung, Mutter stimmt zu." (Mutter lacht)
Armer C!...
Armer C...
*
* *
...Seit Amritas Dahinscheiden hat Nolini viel mehr Arbeit, denn wir mußten die Arbeit verteilen...
Auch ich habe viel zu tun.
Ach, es ist wirklich schwierig...
*
* *
Etwas später
Das Bewußtsein, das sich seit Beginn des Jahres manifestiert hat, ist jedenfalls SEHR aktiv; es breitet sich aus und wirkt sehr aktiv. Du erinnerst dich, daß ich mich immer beklagte (d.h. der Körper sagte), wie schwer es sei ohne jemanden, der zu helfen weiß. Nun hat dieses Bewußtsein diese Aufgabe übernommen, es dient als Lehrmeister – es lehrt den Körper alles mögliche. Wirklich interessant. Es bringt dem Körper sogar Dinge bei, die das Mental nicht wußte. Auf diese Weise wird er etwas clever [klug].
(Schweigen)
Das körperliche Bewußtsein wurde zugleich individualisiert und unabhängig, d.h. es kann in andere Körper eintreten und fühlt sich dort vollkommen wohl. Eines Tages machte ich diese Erfahrung ("ich" – nicht der Körper machte die Erfahrung, sondern "man ließ sie ihn machen", eben dieses Bewußtsein), die Erfahrung, in drei oder vier Personen einzutreten, eine nach der anderen, und dann in jeder zu fühlen, wie die Seinsweise DES KÖRPERS ist: das war in keiner Weise ein vitales oder mentales Eintreten sondern körperlich. Das war wirklich sehr interessant. Da waren drei oder vier Personen... Habe ich es dir vielleicht schon gesagt?
Du erwähntest es nur flüchtig.
Unter den vier Personen war eine, in der er sich wohlfühlte. Es waren zwar nicht dieselben Gewohnheiten, aber... keine Widersprüche.
Dies bewirkte eine grundlegende Änderung in der Einstellung des Körpers gegenüber den möglichen Lösungen; es besteht keinerlei Verhaftetsein oder Gefühl des Verschwindens mehr, denn das Bewußtsein... das körperliche Bewußtsein ist nämlich unabhängig geworden. Das ist überaus interessant. Das heißt, es kann sich in jeder physischen Substanz manifestieren, die ausreichend entwickelt ist, es zu empfangen.
Das ist interessant.
In den letzten Tagen wurden hier Wahlen abgehalten 1; das bringt ein schreckliches Durcheinander, und ich wurde in Beziehung mit alldem gebracht. Dazu muß gesagt werden, daß der Gouverneur großes Vertrauen in mich setzt. Er war vorher gekommen, um Kraft zu suchen – es steht nicht allzu gut, die Dinge sind recht chaotisch, aber er sagte: "Oh, Mutter ist da", das heißt, er hatte den Eindruck, unterstützt zu werden. Durch ihn wurde ich mit alldem in Beziehung gebracht, und das führte zu einer ganzen Reihe interessanter Erfahrungen... Zunächst einmal das ausgeprägte Gefühl des rein Konventionellen in den politischen Parteien, denn unter der gleichen politischen Fahne gibt es die gegensätzlichsten Meinungen, und jeder spricht im Namen desselben Prinzips. Das wurde so deutlich!... Gewöhnlich interessiert mich das nicht, denn ich spürte immer die Schauspielerei darin, aber durch den Gouverneur wurde ich damit in Verbindung gebracht – ohne Worte, er sagte mir nichts, aber durch ihn berührte ich diese Atmosphäre. So sah ich, wie illusorisch all dies ist – die Politik ist eine völlige Illusion, etwas... im Namen desselben Prinzips tun die Menschen die absolut gegensätzlichsten Dinge. Jeder sorgt sich um den Sieg SEINER Partei... und mir schien dies keinerlei Bedeutung zu haben. Nur die Aufnahmefähigkeit und das Bewußtseinsniveau der Menschen zählt. Was die Partei angeht: jede beliebige.
Das war eine recht interessante Studie, die ich unter der Aufsicht des neuen Bewußtseins anstellte, in ziemlich allgemeiner Hinsicht und sehr klar. Dazu das Gefühl einer GROSSEN Macht. Dieses Bewußtsein birgt eine GROSSE Macht. Vor allem auch eine psychologische Macht, das heißt eine Immunität gegen alle von außen kommenden Reaktionen. Das ist interessant... Alle Ängste, jeglicher Abscheu, alle Wünsche, alles Begehren, all das gehört zu einer ganzen Welt, von der ich absichtlich immer Abstand hielt, weil sie mich nicht interessierte, aber unter diesem neuen Aspekt läßt sich eine Arbeit vollbringen.
(langes Schweigen)
Habe ich dir von dem Wunder erzählt, das geschehen ist? Hast du noch nicht davon gehört?... In Auroville wird eine große Getreidemühle aufgebaut, ein riesiges Projekt (dort soll Weizen für ganz Indien gemahlen werden), ungeheuer. Auch die Maschinen, die ich weiß nicht woher kommen, sind riesig. Man beschloß, sie in Pondicherry auszuladen, weil es näher ist. Als das Schiff jedoch ankam und man die Anzahl und vor allem die Ausmaße der Kisten sah, bekam man schreckliche Angst: es schien unmöglich. Die Frachtkähne zum Ausladen gehören hier einer Frau. Sie hatte sich geweigert. Ich ließ ihr sagen, daß ich sie bräuchte (denn sie gibt vor, mir zu Diensten stehen zu wollen, also nutzte ich die Gelegenheit). Ich sagte ihr: "Ich brauche Sie, tun Sie es!" Sie mußte es tun. Zwei Tage lang verlief alles gut, aber die größte Kiste hatte man bis zum Schluß aufgehoben – eine gewaltige Kiste von sechs Tonnen, ein Monstrum – niemand wußte, was zu tun war. Enorme Kräne, wie sie sie in Madras haben, wären nötig gewesen, aber hier gibt es sie nicht. Sie hatten zwei kleine armselige Kräne, die selber beide zusammen nicht einmal sechs Tonnen wiegen. (Mutter lacht) Und diese zwei Kräne sollten die Kiste vom Boot heben und sie auf den Frachtkahn laden. Es gab nichts anderes, sie haben nur diese beiden. So befestigte man die Kiste an den beiden Kränen und begann, sie hochzuheben... und dann machten die Kräne so (Geste des Zusammenkippens), und darunter befanden sich Menschen – die Männer, die mit dem Verladen beschäftigt waren – alle waren entsetzt, mitsamt dem Kapitän des Bootes. Sie sagten: "Jetzt ist es passiert, dies ist das Ende, eine Katastrophe." Die beiden Kräne bogen sich schon... und plötzlich richteten sie sich wieder auf. Niemand konnte es sich erklären. Sie richteten sich wieder auf, luden die Kiste ab, und es war getan.
Das war so offensichtlich ein Wunder (der Kapitän und die anderen Anwesenden waren völlig verblüfft). Die Kisten waren für einen Mann hier bestimmt, M ("Aurofood"), und am Abend vor dem Ausladen schickte ich ihm ein Päckchen mit blessings [Segnungen], er hatte es bei sich. Er besuchte den Kapitän und sagte ihm (indem er auf das kleine Päckchen zeigte): "Sehen Sie, dies hier hat die Kräne wieder aufgerichtet."
Ein sehr einfacher Mann.
Das war jedoch eine TATSACHE. Eine ganze Menschenmenge war anwesend, es konnte keine Zweifel geben: die zwei Kräne bogen sich schon, man erwartete... Und sie richteten sich wieder auf. (Mutter lacht)
Der Kapitän traf L und fragte ihn: "Könnte ich nicht einige von diesen ... (Mutter lacht) kleinen Päckchen haben?" Daraufhin kam L zu mir, und ich gab sie ihm – vier Päckchen, für ihn und seine Männer.
Dies war das erste Mal... L sagte mir: "Ich habe schon Hunderte von Wundern gesehen, doch dieses war so offensichtlich und von so beachtlichen Ausmaßen (Mutter lacht), daß niemand es leugnen kann."
Das ist interessant. Ich muß sagen, daß wirklich eine Konzentration der Kraft vorhanden war, denn man stand vor einer Unmöglichkeit (praktisch gesehen war es eine Unmöglichkeit). Da war also eine Konzentration.
Das ist amüsant.
Und die Genauigkeit der Übertragung (das vergrößert die Kraft sehr), das schreibe ich diesem Bewußtsein zu. Dieses Bewußtsein macht die Kraft in ihrer Aktion viel genauer... das Bewußtsein des Übermenschen.
Das ist interessant.
Aber man darf es nicht erzählen, sonst erweckt man sofort den Anschein zu prahlen, und das ist abscheulich. Wir können es in die Agenda setzen, aber...
Wenn die Menschen nur Vertrauen hätten...
Oh!
Man könnte Ungeheures vollbringen...
Ja, so ist es. A schrieb mir (sie ist Sekretärin hier bei der Regierung), sie teilte mir das Ergebnis der Wahlen mit [die Niederlage der Kongreßpartei], alle waren verzweifelt. Ich schaute und sagte: "Das ist absurd, SIE selber ziehen die Katastrophe an." Ich schrieb ihr, sie möge "ein unerschütterliches und stilles Vertrauen" bewahren.
Deshalb lehrte man früher: "Alles, was geschieht, ist eine Folge des göttlichen Willens." Die Art, wie man dies sagte, war engstirnig – es ist stets dasselbe: die Art, wie man die Dinge sagt, führt zu einer Einschränkung oder einer Färbung, oder es wird unter einem anderen Winkel dargestellt und verliert seine wesentliche Wahrheit. Aber ich bin sicher, daß man dies wegen der psychologischen Wirkung sagte... Die Gefahr dieser Lehre ist, daß die Leute alle Eigeninitiative verlieren und sich nicht mehr rühren. Sie tun nichts mehr – keine Bemühung mehr, um voranzuschreiten, keine Anstrengung, eine gute Arbeit zu verrichten, sie nehmen die Haltung ein: "Ich brauche nichts mehr zu tun, Gott tut ja alles!" – Deshalb kann man es nicht auf diese Weise ausdrücken. Aber es hat einen Vorteil: es vermittelt einen absoluten Frieden. Ich bestehe sehr darauf, daß die Leute diesen ruhigen Frieden haben – dies ist GANZ UND GAR unerläßlich. Ich sah (eben mit Hilfe dieses Bewußtseins) die Kraft der Macht, die handelt; wenn nur das Instrument (d.h. das Individuum oder die Gruppe) vollkommen friedlich und vertrauensvoll ist, vital und mental reglos, dann dringt es hindurch, ohne entstellt zu werden – und es wirkt mit seiner vollen Kraft. Sobald ein menschliches Bewußtsein da ist (sei es mental oder vital oder beides zugleich), das erregt ist oder zweifelt, das Vorlieben hat oder alles zu wissen meint oder... verursacht das eine Art Wirbel, und die Kraft verliert drei Viertel ihrer Macht.
Man muß sich irgendeines Mittels bedienen (die Leute verstehen das nicht, sie verstehen immer nur die Hälfte). Ich verbringe meine Zeit damit, ihnen zu sagen: "Seid ruhig, seid ruhig ..." Aber offensichtlich können sie auf diese Weise auch träge werden. Man weiß also nicht, was man tun soll.
Mit diesem Bewußtsein hatte ich eines Morgens diese Erfahrung der Macht (der wahren Macht). Dringt es durch ein völlig statisches, regloses und friedliches Bewußtsein, so entsteht keinerlei Verformung. Und beim Eindringen erweckt es im Individuum das Gefühl der Macht und die Mitarbeit des individuellen Willens. Wenn es... Ich sah beides gleichzeitig: Handelt es sich um ein yogisches Bewußtsein mit Ruhe und UNPERSÖNLICHKEIT (das heißt keinerlei Verlangen oder Vorlieben), so ist dies NOCH MÄCHTIGER, denn es wird an eine präzise Stelle gelenkt, anstatt auf allgemeine Art zu wirken – und die Aktion vervielfacht sich. Besteht jedoch in dem Bewußtsein, durch das es wirken soll, das GERINGSTE Verlangen, die GERINGSTE Vorliebe oder das geringste Zurückweichen, so wird alles verdorben. Es macht so (zittrige Geste), es ist vorbei. Ich sah dies an Beispielen als Beweis – keine erzählten Beispiele, nichts Mentales: alles wird gezeigt, es wird anhand von Schwingungen gezeigt. Und das ist wirklich interessant. Das heißt, im Bewußtsein des Übermenschen, bei einer vollkommenen Entpersönlichung (das heißt keinerlei Vorlieben, keine Begierden, keine Ablehnung, nichts – man ist so: Geste des unbewegten Zeugen), wird es die Fähigkeit geben, die Macht auf einen PRÄZISEN PUNKT zu lenken, damit sie wirkt, und dort wird sie in der Materie vervielfältigt. Das bedeutet eine Intensivierung der Macht in der Materie.
Dies erklärt dem Körper sehr deutlich, warum sich Individuen herausgebildet haben und wozu das in der Gesamtheit dient (der Körper selbst erlernt all das, und er ist wirklich sehr froh darüber) – aber diese Individuen müssen all das aufgeben, was nötig war, um sie zu formen; sie müssen darüber hinausgehen und wieder göttlich werden. Dann wird es zu einem außergewöhnlichen Ergebnis führen.
Das ist sehr interessant.
Dies erklärt auch die Verwendung und den Daseinszweck der Gefühle: All diese Dinge, die in ihrem "unfertigen" Zustand... wie Hindernisse erscheinen und wie Dinge, die zu entfernen sind, werden, sobald das Bewußtsein geklärt und die Einheit hergestellt und die Trennung verschwunden ist, ihren Platz einnehmen und ihre volle Nützlichkeit entfalten... Ich erinnere mich jetzt nicht mehr genau, (absichtlich vergesse ich alles), aber in diesen Tagen erlebte ich hier ein so interessantes Beispiel, es handelte sich um eine bestimmte Regung des Bewußtseins hier (jetzt ist sich der Körper der Gegenwart des Bewußtseins des Übermenschen sehr bewußt, und er ist sehr offen und sehr dankbar und sehr bewußt), er sah eine Bewegung... etwas, das dem Mitgefühl gleicht, einem ausgeprägten Mitgefühl, aber mit einer Bewegung, die das Vital fühlt, wenn es Mitgefühl empfindet (d.h. das, was das Vital hinzufügt). Er beobachtete das und sah sofort die hervorgebrachte Wirkung und die Reaktion. Es war jemand... ich erinnere mich nicht mehr, es wurde absichtlich entfernt, aber es handelte sich um etwas, das jemandem zugestoßen war, und dann die Reaktion dieses Bewußtseins des Körpers mit einer Art von zärtlichem Mitleid, und dies VERHUNDERTFACHTE die Macht – die Wirkung der Macht zur Heilung –, weil es völlig unpersönlich war. Die Macht bediente sich dessen [dieser Gefühlsregung] als Handlungsmittel.
Ständig muß man lernen, lernen, lernen... Interessant (Mutter lacht).
Es gibt auch eine völlig klare Wahrnehmung der individuellen Reaktion, zum Beispiel wie sich der Glaube in den Leuten, in den verschiedenen Individuen manifestiert: die Färbung, die er annimmt, die Menge... (wie soll ich sagen?) an Unwissenheit oder an Lüge, die hinzukommt, und welcher Teil rein bleibt – ständig, ständig geschieht diese Arbeit, ständig. Ich finde das sehr interessant.
Und dann beginnt man zu verstehen, warum das eine so ist und das andere so...
Dieses Bewußtsein übt eine große Anziehungskraft aus. Von überallher kommen jetzt Leute – von überall. Vor ein paar Tagen (gestern oder vorgestern, ich weiß nicht mehr) sah ich einige Amerikaner, die eine Gruppe gegründet haben (glaube ich) oder eine "Gesellschaft für die ..." (ich fand das rührend) "für die spirituelle Vereinigung der Religionen". Das ist ein Eingeständnis (lachend), daß die Religionen nicht spirituell sind, daß sie eine spirituelle Vereinigung brauchen. Das war sehr interessant. Brave Leute, oh, und eine solche Mentalität... nicht primitiv, aber... einfach, und das nahm diese Form an. Sie kamen nach Indien (denn sie stehen auch in Verbindung mit der World Union) und hierher, weil sie mich treffen wollten. Zuerst sagte ich: Ach, das ist nicht der Mühe wert! Dann sagte man mir, sie seien nur deshalb von dort gekommen, und so willigte ich ein. Gute Leute, weißt du, ganz amerikanisch. Aber sie haben eine tiefe Wahrheit entdeckt, und sie wissen es nicht einmal. Sie sagten: "Die spirituelle Vereinigung der Religionen", das besagt, daß die Religionen kein spirituelles Leben haben. Das wissen sie nicht.
Dieses Bewußtsein ist sehr aktiv.
Ja, ich habe den Eindruck einer Solidität.
Ja, so ist es: etwas sehr Solides.
Es kam, um sich zu materialisieren – nicht nur so... (Geste in den Wolken): es sucht Instrumente.
Ich erhoffe mir viel von den kleinen Kindern.
Manche sind bezaubernd... A.F. ist entzückend. Da ist noch ein anderer, A.P.: er wurde nicht hier geboren sondern in Deutschland. In ein paar Tagen wird er ein Jahr alt sein, ich werde ihn sehen. Aber ich sah ihn schon einmal: bemerkenswert. Und so aufnahmefähig! Diese Kinder haben schon mit einem Jahr ein Bewußtsein wie gewöhnliche Kinder sonst mit drei oder vier. Es besteht demnach Hoffnung.
Sie sind empfindsamer als die Eltern. Die Eltern stehen mit mir in einer gewissen Beziehung, und sie verbringen ihre Zeit damit, zu beobachten und sich zu fragen, worum es geht – mir gegenüber sind sie etwas ängstlich, deshalb muß ich mich verschleiern und zurückhalten. Die Leute nehmen einen Teil auf und lassen den Rest (sie nehmen sehr wenig auf), das spielt keine Rolle, aber bei den Kindern muß man aufpassen, denn ihr Körper ist zu schwach. Sie sind viel aufnahmefähiger als die Eltern, und das ist etwas zu viel für ihren Körper. Aber sie sind wirklich interessant.
Vor ein paar Tagen war A.F. hier. Er war mit P gekommen, und sein Vater wartete draußen und sollte dann kommen. P sagte mir: "Ich werde ihn holen." Sie ließ den Kleinen zurück – sie tat drei Schritte zur Tür. Er fühlte sich alleingelassen und wollte ihr nachstürzen. Daraufhin schaute ich ihn an: er entspannte sich und hielt ein. Das war bemerkenswert: kein Wort, ich sagte kein Wort, ich schaute ihn nur an – und er entspannte sich. Zunächst wollte er ihr nachlaufen, da betrachtete ich ihn: als ob alles sich entspannte.
So aufnahmefähig!... Kein Wort, nichts.
1 Lokalwahlen, die mit der Niederlage der Kongreßpartei und dem Sieg der DMK endeten (eine Tamil-Partei, welche die Autonomie des Staates Madras anstrebte).