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Mutters

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zehnten Band

20. August 1969

(Der Schüler vom Vatikan ist in Pondicherry angekommen)

Ich habe P.L. gesehen... Da sind zwei Dinge, zuerst etwas Persönliches, dann etwas Allgemeineres. Er sagt, nachdem er dich letztes Mal gesehen habe, sei er zum Samadhi gegangen, und dort habe er plötzlich einen extrem scharfen Schmerz im Unterleib verspürt. Aber er sagte, es sei sehr seltsam gewesen, denn es kam ihm nicht wie ein gewöhnlicher Schmerz vor: es hinderte ihn nicht daran zu gehen, aber es blieb dort konzentriert: ein scharfer Schmerz.

Ich fürchte, die Leute dort haben einen Bann auf ihn gerichtet.

Glaubst du, das ist der Grund?... Ich weiß es nicht. Als er mir dies sagte, hatte ich den Eindruck, daß eines der unteren "Zentren" vom Licht berührt wurde.

(Mutter schüttelt den Kopf) Und der Schmerz dauerte lange an?

Ich weiß nicht, vielleicht eine Viertelstunde, zwanzig Minuten.

Und dann verschwand er.

Dies geschah, während er am Samadhi war, nachdem er dich gesehen hatte.

Ich halte diese Leute durchaus für fähig, sich der Magie zu bedienen.

Ja, aber hier, in deiner Gegenwart, sollte ihn das eigentlich nicht berühren können.

Nein, so ist das nicht. Es richtete sich bewußt gegen... nicht gegen ihn sondern gegen das, was er von hier empfängt. Dies verändert seine persönliche Wahrnehmung (sie sind sehr beschlagen in diesen Dingen); für seine persönliche Wahrnehmung wird die Empfindung des Anandas, des... (keine "Freude" sondern tatsächlich das Ananda der Gegenwart der Kraft) in Schmerz verwandelt. Das können sie bewirken. In der Empfindung.

Denn im allgemeinen heißt es, daß solch heftige Empfindungen manchmal hervorgerufen werden, wenn das Licht die unteren Zentren berührt.

Ja... Aber es tat ihm nicht weh; d.h. er verspürte einen Schmerz, aber es fügte ihm keinen Schaden zu.

Ja, es hatte keine physischen Auswirkungen.

Genau.

Wenn nichts in seiner mentalen oder vitalen oder physischen Konstitution auf die Kraft dieser Leute reagiert hätte, dann hätte er keinen Schmerz verspürt – aber notwendigerweise muß da etwas in ihm sein, und dies bewirkte, daß er es wie einen Schmerz verspürte, selbst wenn es kein wirklicher Schmerz war.

Es gibt sicher noch etwas in ihm, das Furcht empfinden kann (das sah ich), und das genügt. Das dient als Bindeglied.

Wird er abreisen, oder bleibt er noch eine Weile?

Er bleibt noch mehrere Wochen.

Dann werde ich ihn noch einmal sehen, denn ich wollte etwas tun.

Am Vortag dieses Zwischenfalls hatte er eine Vision (ich weiß nicht, ob es damit im Zusammenhang steht). Wir waren zusammen und wanderten auf einem Bergpfad, ich hielt ihn bei der Hand. Nach einer Weile wurde er müde und sagte mir: "Ach, ich bin müde"; aber ich hielt ihn bei der Hand und ermunterte ihn: "Komm!" Wir stiegen weiter auf diesen Berg, dann sagte er noch einmal: "Sie gehen zu schnell für mich, ich kann Ihnen nicht folgen." Wieder sagte ich ihm: "Kommen Sie!" und zog ihn mit. Wir erreichten den Gipfel dieses Berges, er war in vollem Licht gebadet, und dann war da ein Abgrund. Scheinbar stieß ich ihn dann in den Abgrund – ohne jede Gewalt, ohne jede Regung der Leidenschaft: ich stieß ihn einfach in den Abgrund. Und er sank hinab – er erzählte: "Es war kein richtiger Sturz sondern eher ein Abstieg; ich wurde unten keineswegs zerschmettert: ich sank hinab." Und oben sah er meine Augen. Er spürte keine Leidenschaft, keine Gewalttätigkeit in mir, nichts, ich stieß ihn ganz gelassen ins Leere.

Das bedeutet, daß sein Mental beeinträchtigt wurde.

Beeinträchtigt?

Ja, durch sie.

(langes Schweigen)

Ich werde ihn noch einmal sehen.

Soll ich weitererzählen?

Ja, ja.

Er sagte mir, er habe gefühlt, daß er dieses Jahr aus dem Vatikan ausgestoßen werde.

Ach!

Er hatte dieses Gefühl. Und er sagte: "Sie werden wie üblich vorgehen: Meistens geben sie einem eine Beförderung irgendwohin (vielleicht ernennen sie mich z.B. zum Bischof irgendeines Landes)." So wird er aus dem Vatikan ausgeschlossen werden. Aber wenn etwas in der Art geschieht, wird man "dem heiligen Offizium" unterstellt, das heißt, man darf mit niemandem darüber sprechen und muß einfach mit ja oder nein antworten. "Wenn diese Situation eintritt, was soll ich dann tun? Soll ich darum kämpfen, meinen Platz am Vatikan zu behalten? Denn sie müssen mir den Grund meiner Ausstoßung nennen (er kann ihnen "Absichten" unterstellen). Oder soll ich es hinnehmen und mich als Bischof jenes Landes in das Räderwerk fügen, was mir gleichzeitig eine ziemlich breite Handlungskraft bieten würde, weil dieses Land einige Millionen Einwohner hat? – Soll ich das annehmen, oder was ist in so einem Fall zu tun?" Jedenfalls hat er das Gefühl, daß man ihn dieses Jahr aus dem Vatikan ausstoßen wird.

Verfügt das offiziell der Papst oder die Kardinäle?

Es geschieht immer auf einen Vorschlag der Kardinäle hin. Dem Papst wird es nur zur Unterschrift vorgelegt.

Nein, ich wollte sagen...

Ach so. Nein, ich glaube nicht, daß der Papst etwas gegen P.L. hat, aber eine kleine Clique um den Papst herum manipuliert die Dinge – und hält den Papst gefangen.

Ja, das stimmt, er ist ein Gefangener.

Ja, P.L. sagte mir auch: "Er ist ein Gefangener."

Welche Stellung hat P.L. am Vatikan?

Er ist beim Gericht, das die Scheidungsfälle entscheidet usw. Es nennt sich "Rota", und ist das höchste geistliche Gericht.

Und was ist er da?

Dort sind, glaube ich, sechs Richter, und er ist einer von den sechs.

Es ist besser, wenn er dort nicht bleibt.

Ist das besser?... Soll er eine "Beförderung" woanders annehmen?

Ja. Das spielt keine Rolle.

Werden diese Leute bezahlt?

Ja. Übrigens spielte man ihm mehrfach übel mit, indem man ihm weniger zahlt; man spielt ihm alle möglichen Streiche, um zu versuchen, ihn herauszuekeln.

Es ist besser, er geht weg.

Soll er eigenmächtig gehen oder auf den Moment warten?

Nein, er soll warten.

(Schweigen)

Das ist die erste Lektion, die man für die wahre Arbeit lernen muß: man darf keine Eigenliebe haben. Diese Dinge müssen völlig wirkungslos an einem abprallen. Das ist SEHR wichtig.

(Schweigen)

Sind die Bischöfe frei zu tun, was sie wollen? Das heißt, können sie reisen?

Ja, gewiß.

Dürfen sie?

Ja, sie haben eine große Unabhängigkeit. Nur die religiösen Entscheidungen müssen sie dem Vatikan unterbreiten; sonst sind sie sehr frei.

In ihrem Privatleben.

Ja.

Wenn sie so vorgehen, wird es gut sein.

Er muß sich nur ruhig verhalten.

Gibt es noch etwas?

Ja, er hatte eine Vision von viel allgemeinerer Art. Plötzlich hatte er den Eindruck, der Papst sei tot. Es war dieselbe Atmosphäre wie beim Tod von Pius XII. und von Johannes XXIII.: "Der Papst war tot." Also versammelten sich alle Kardinäle in der Konklave und schlossen sich ein, um wie gewöhnlich den neuen Papst zu wählen. Aber es gelang ihnen nicht, einen neuen Papst zu wählen. Die Zeit verstrich, und sie konnten keinen neuen Papst finden – man konnte keinen Papst wählen, und der Papst war tot. Plötzlich fiel eine Bombe auf den Vatikan, und alle Kardinäle wurden von dieser Bombe zerschmettert. Dann sah er auf einmal, wie sich diese Bombe in eine Art goldene Sonne oder Goldkugel verwandelte, und aus allen Museen des Vatikans (die zerstört worden waren), wo die Michelangelos und all diese Schätze aufgehoben wurden, quoll eine Flut von Ratten hervor.

(Mutter lacht)

... "mißgestaltete" Ratten und Bestien, sagte er mir. Aus all diesen Schatzkammern des Vatikans drangen überall nur Ratten hervor... Und gleichzeitig hatte er das Empfinden dieser Hunderten Millionen von Gläubigen, die sich fragten: "Was tun, was wird geschehen?..."

Das ist interessant.

(Schweigen)

Werden die Päpste immer unter den Kardinälen gewählt?

Ja, aus dem Kollegium der Kardinäle. 1

(langes Schweigen)

Es gibt schon zwei Päpste mehr, als vorausgesagt wurde.

Ach ja?

Die beiden letzten: der jetzige und der vorige.

Wir werden sehen.

 

1 Es gab auch Ausnahmen. Davon wird später die Rede sein (siehe das Gespräch am 13. September).

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