SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 11 Bande

Mutters

Agenda

elften Band

10. Januar 1970

(Trotz seines nebensächlichen Charakters veröffentlichen wir den Anfang des folgenden Gesprächs, denn es ist sehr aufschlußreich bezüglich der Schwierigkeiten, mit denen Mutter zu kämpfen hatte.)

...Und dann dies, eine Übersetzung: Jemand, der hier war (er ist jetzt wieder fortgegangen), hat eine Übersetzung gemacht. Wahrscheinlich taugt sie nicht viel, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wem ich sie geben soll. Falls du irgendwann einmal nichts anderes zu tun hast...

Liebe Mutter, das Problem ist, daß man in der Druckerei schon jetzt nicht imstande ist, die existierenden Übersetzungen herauszubringen – es geht nicht voran. Ich habe fünf Bücher von Sri Aurobindo vorbereitet, aber sie kommen nicht weiter.

Es gelingt ihnen nicht, ihre Arbeit zu machen.

Erst machen sie Versprechungen, und dann können sie ihre Versprechungen nie halten.

Ach, wie ärgerlich! Denn als A hier war, hatte er mit ihnen ein Programm abgemacht, und er sah, daß es...

Ich hab ihnen alles geschickt, es liegt druckreif in der Druckerei: "Grundlagen des Yoga", "Licht auf Yoga", "Der Zyklus der menschlichen Entwicklung", "Das Ideal einer geeinten Menschheit" und schließlich deine Gespräche von 1958. Diese fünf Bände sind fertig und warten.

Notiere mir das auf einem Blatt Papier. Wenn ich Z (den Manager) das nächste Mal sehe, werde ich es ihm sagen.

Liebe Mutter, sage ihm bei dieser Gelegenheit auch, wenn ich ihn um etwas bitte – und ich bitte ihn brieflich ein–, zwei–, dreimal –, dann könnte er doch begreifen, daß ich dies tue, weil ich überzeugt bin, daß die Sache getan werden muß, und so sollte er mir darauf auch antworten. Oder etwa nicht?

Das liegt daran, daß sie nicht wissen, was sie sagen sollen...

Aber nein, liebe Mutter, es ist doch ganz simpel: ich habe ihm dreimal geschrieben: "Schicken Sie mir einen Probeabdruck des Umschlags der Synthese des Yoga!" Und er hat es nicht getan.

Ich glaube, der arme Mann hat dort gar keine Autorität. Das jedenfalls ist mein Eindruck.

Ja, wenn die Sache aber fehlerhaft gedruckt wird, was soll ich dann sagen? Ich bin schließlich dafür verantwortlich!

Ja, dann wäre es besser, wenn... Man könnte versuchen, es ihm zu sagen... Früher sah ich ihn einmal wöchentlich, und so hatte ich ein bißchen mehr Kontrolle. Jetzt sehe ich ihn nur noch einmal im Monat; es wäre besser, wenn ich ihn öfters sähe...

Ja, vielleicht.

Er jedenfalls war sehr zufrieden, daß ich aufhörte, ihn zu sehen...

(Satprem reißt erstaunt die Augen auf)

...weil ich einen Druck auf ihn ausübe.

Wie entmutigend!...

(Mutter lacht)

Ich kann nicht verstehen, daß man jemandem dreimal schreiben muß: "Schicken Sie mir die Probeabdrucke!", und er tut es einfach nicht. Nicht nur das, obendrein antwortet er mit einer Lüge, indem er mir sagt: "Sie haben es schon gutgeheißen." Ich bin ihm nicht böse, liebe Mutter, er ist sehr nett...

(Mutter lacht) Aber unfähig. Ich könnte ihn bitten, mir die Probeabdrucke zu schicken, und ich gebe sie dir. So wird er es wohl oder übel tun müssen.

*
*   *

Ich habe die Revue Cosmique wiedergefunden 1 . Das ist wirklich amüsant... Ich habe sie aufgehoben, um sie dir zu zeigen. Damals wurden für die Mitglieder der Gemeinschaft "Regeln" aufgestellt, das ist sehr amüsant. Man muß nett zueinander sein... Und außerdem schrieben die Regeln vor, daß man keine persönlichen Götter anerkennen dürfe.

(Mutter reicht Satprem die Schriftstücke)

"Die kosmische Philosophie akzeptiert keinen persönlichen Gott ..."

Ob sie dies akzeptiert oder nicht, es gibt sie leider... (Lachen)

Das ist amüsant. Ich weiß nicht, wohin damit, du kannst es behalten.

Das sollte aufbewahrt werden.

Kannst du es aufbewahren?

Ja, liebe Mutter, man sollte es aufbewahren, und eines Tages wird es sich aus historischer Sicht lohnen, all dies zu veröffentlichen.

Ja, das stimmt: Historisch gesehen ist es amüsant.

Es muß sorgsam aufbewahrt und eines Tages als Dokument veröffentlicht werden.

Ja, das ist richtig.

*
*   *

Kurz darauf

Ich habe da noch einen Brief von Paolo...

Ich werde ihn heute nachmittag treffen.

Ich hab dir schon erzählt, daß ich das zentrale Bauwerk von Auroville gesehen habe... Jetzt habe ich den Plan. Hättest du Lust, ihn zu sehen?... Dort liegen zwei Rollen (Mutter entrollt den Plan, und erklärt dabei):

Es wird zwölf Seiten haben, die einen Kreis bilden. Und in einem gleichmäßigen Abstand von der Mitte stehen zwölf Säulen. In der Mitte auf dem Boden: mein Symbol, und im Zentrum meines Symbols vier stehende Symbole von Sri Aurobindo, die ein Quadrat bilden, auf dem eine transparente Kugel ruht (es wurde noch nicht entschieden, aus welchem Material sie sein wird). Wenn die Sonne scheint, wird oben vom Dach ein Strahl auf die Kugel fallen (sonst nirgendwohin, nur dort), und wenn die Sonne nicht scheint, werden elektrische Scheinwerfer einen Strahl (kein diffuses Licht) genau auf diese Kugel richten.

Es wird keine Türen geben, aber... nachdem man erst tief hinabsteigt, steigt man im Innern des Zentrums wieder auf, man geht also unter den Wänden hindurch und steigt im Innern wieder hinauf – auch das ist ein Symbol. Alles ist symbolisch.

Es wird keine Möbel geben, aber auf dem Boden zunächst wahrscheinlich Holz, dann ein dicker Belag aus Schaumstoff und darauf ein Teppichboden (wie hier). Die Farbe ist noch offen. Das Ganze wird weiß sein. Ich bin mir nicht sicher, ob die Symbole von Sri Aurobindo weiß sein werden... Ich glaube nicht. Ich sah sie eher in einer undefinierbaren Farbe zwischen gold und orange. Etwa so. Sie werden hochkant stehen, aus Stein gehauen. Und dann eine Kugel, die nicht durchsichtig, sondern durchscheinend sein wird. Ganz unten (unter der Kugel) wird ein Scheinwerfer angebracht sein, der einen diffusen Strahl nach oben in die Kugel wirft. Und von außen werden Lichtstrahlen auf die Mitte fallen. Ansonsten wird es keine weitere Beleuchtung geben: keine Fenster, nur eine Klimaanlage. Und keine Möbel, nichts. Ein Ort, wo man sich bemüht, sein Bewußtsein zu finden.

Außen wird es ungefähr so aussehen (Mutter entrollt einen anderen Plan)... Noch ist nicht klar, ob das Dach spitz sein wird oder...

Ganz einfach, ganz einfach.

Es wird ungefähr 200 Personen aufnehmen können.

Was schreibt denn Paolo?

Liebe Mutter,

Am Sonntag habe ich R getroffen. Er kam in mein Zimmer, wir haben zusammen zu Mittag gegessen.

Liebevoll hatte ich für Dich und R sehr schöne Blumengebinde zusammengestellt. Du warst mit uns. Wir haben lange miteinander gesprochen. Ich empfand R wie einen Bruder.

Ich habe ihm erklärt, daß Auroville nicht wie irgendeine andere Stadt entstehen darf (die Probleme der Stadtplanung, die sozialen und wirtschaftlichen Probleme, all das: nachher). Am Anfang muß "etwas anderes" sein. Deshalb muß man mit dem Zentrum beginnen. Das Zentrum muß unsere Schlüsselposition, unser Anker sein, das, worauf wir uns stützen können, um den Sprung auf die andere Seite zu wagen – denn nur von der anderen Seite aus kann man anfangen zu verstehen, was Auroville sein soll. Und dieses Zentrum muß als Form dienen, die in der Materie den Inhalt dessen ausdrückt, was Du uns auf allen Ebenen (auch den okkulten) zu übermitteln vermagst. Wir müssen nur das offene und aufrichtige Mittel sein, durch das Du dies verwirklichen kannst.

Und ich teilte ihm mit, wie sehr ich die Notwendigkeit spürte, sich all dem zu nähern, indem wir die innere Erfahrung mit allen zusammen – mit den Menschen aus dem Osten und dem Westen – in einer umfassenden Bewegung der Liebe gemeinsam leben, denn dies ist der einzigmögliche Beton, um "etwas anderes" zu errichten...

Das klingt gut, was er da sagt.

... Und das Zentrum kann uns diese Liebe sofort vermitteln, weil es die Liebe zu Dir darstellt.

Ich sagte ihm, konkret könnten wir alle versammelt mit einem Augenblick der Stille den Versuch beginnen, eine völlige innere Leere zu schaffen, und in diese Leere mit vereinter Aspiration die Zeichen für den Beginn herabkommen zu lassen. Alle vereint und gemeinsam, insbesondere jene, die spirituell am weitesten fortgeschritten sind: die Inder.

R war vollkommen einverstanden damit. Er sagte, daß wir das wirklich tun sollten.

(Mutter nickt zustimmend)

Ich werde Paolo heute nachmittag sehen, um ihm diesen Plan zu geben. Denn das habe ich gesehen, weißt du.

Wir werden es aus weißem Marmor bauen. L sagte, er werde sich aufmachen, den Marmor zu besorgen, er kennt den Ort.

Das gesamte Gebäude aus weißem Marmor?

Ja, ja.

Aber Paolo sagte mir etwas, das ich als richtig empfinde. Er sagte mir: Wir werden das Zentrum bauen, wir werden unser ganzes Herz, unsere ganze Aspiration in dieses Zentrum hineinlegen...

Ja, ja.

Und mit den Jahren wird es sich immer mehr mit Kraft "aufladen"...

Ja.

Deshalb sollte dieses Zentrum aber als endgültiges Bauwerk gelten und darf nicht abgerissen und anschließend durch einen anderen, größeren Tempel ersetzt werden.

Ich sagte dies nur, um die Gemüter der Leute zu beruhigen, die glauben, man bräuchte etwas Riesiges. Deshalb sagte ich: "Wir fangen mit diesem Zentrum an, und später werden wir sehen ..." Dieses Zentrum wird solange bestehen, bis die Stadt vollständig fertiggebaut ist, und danach wird man sehen – da wird man sicher keine Lust haben, es wieder abzureißen.

Aber er sagte, vom architektonischen Standpunkt aus könne man das Ganze nach außen hin erweitern, ohne das, was schon gebaut ist, zu verändern.

Ja, das ist durchaus möglich.

R fragte mich: "Und was machen wir später?" Ich antwortete: "Ach, darüber machen wir uns später Gedanken ..." So ist es, sie wissen nicht... Sie wissen nicht, daß man NICHT DENKEN darf. Ich selber dachte keinen Augenblick lang darüber nach – eines Tages sah ich es einfach, so wie ich dich sehe. Auch jetzt noch ist das überaus lebendig: ich brauche nur zu schauen, und schon sehe ich es. Ich sah dieses Zentrum und das Licht, das darauffällt, und GANZ NATÜRLICH, während ich es ansah, sagte ich: Ja, so ist es. Aber dies war kein "Denken", ich dachte nicht "zwölf Säulen und dann zwölf Stege und dann ..." Ich dachte mir all das nicht aus, sondern ich sah es.

So war es auch mit den Symbolen von Sri Aurobindo... Sobald ich vom Zentrum spreche, sehe ich immer noch diese vier Symbole von Sri Aurobindo, die an den Ecken miteinander verbunden sind, in dieser Farbe... einer seltsamen Farbe... Ich weiß nicht, wo man sie finden könnte. Ein sehr warmes, orangefarbenes Gold. Und dies ist die einzige Farbe an diesem Ort: alles übrige ist weiß. Und die Kugel durchscheinend.

Paolo sagte, er werde sich sofort in Italien, in Murano – dem Ort, wo man große Kristallgläser herstellt – erkundigen, um herauszufinden, bis zu welcher Größe man dort eine Kristallkugel herstellen kann – zum Beispiel mit einem Durchmesser von 30 cm.

Die genaue Größe muß auf dem Plan angegeben sein.

In Murano gibt es eine große Kristallglasfabrik.

Oh, sie stellen dort wundervolle Sachen her.

Ist die Größe der Kugel nicht auf dem Plan angegeben?

Siebzig Zentimeter.

Sie könnte innen auch hohl sein. Sie braucht nicht aus massivem Kristall zu bestehen, damit sie nicht zu schwer wird.

(Schweigen)

Paolo ist ein guter Mann.

Ja, liebe Mutter.

Dieser unterirdische Eingang... Der Zugang wird ungefähr zehn Meter von der Wand entfernt am Fuße der Urne liegen. Die Urne bezeichnet die Stelle des Abstiegs. Ich muß noch entscheiden, von welcher Seite genau... Und es ist gut möglich, daß die Urne sich später im Innern der Umfriedung befinden wird statt außen. Dann könnte man einfach eine große Mauer darum herum bauen und Gärten anlegen. Zwischen der Mauer der Umfriedung und dem Gebäude, das man jetzt bauen wird, liegen Gärten und die Urne. Und diese Mauer wird einen Eingang haben (ein oder mehrere normale Tore): man wird in diesem Garten umhergehen können.

Man wird gewisse Bedingungen erfüllen müssen, um den unterirdischen Eingang betreten und in das Zentrum hochgehen zu dürfen .... Es muß ein bißchen wie eine Initiation sein, nicht "einfach so".

(Schweigen)

Zu R habe ich gesagt: "Das Weitere werden wir in zwanzig Jahren sehen." Da war er beruhigt.

Die erste Idee war, dies mit Wasser zu umgeben, eine kleine Insel anzulegen, damit man erst das Wasser überqueren muß, um zum Zentrum zu gelangen. Das wäre durchaus realisierbar...

(Schweigen)

Ist das alles? Hast du sonst noch etwas?

Nein, liebe Mutter.

Geht es deiner Mutter gut?... Ich würde ihr gern Blumen schenken. Hier habe ich welche für dich und auch für Sujata – wo ist sie?

Sujata?... Sie ist da.

Hinter meinem Rücken? (Lachen)

Nein, neben dir.

(Zu Sujata:) Wir brauchen Rosen für seine Mutter.

Warst du es, zu dem Baron (der letzte Gouverneur von Pondicherry) gesagt hatte, er wolle sich in meinen Wolldecken begraben lassen? (Lachen) Ja, anscheinend war ihm kalt. S, die sich um ihn kümmert, schrieb mir, daß er vor Kälte zitternd erwachte, und sie bat mich: "Kannst Du ihm eine oder zwei Decken schicken?" Im Meditationssaal stand offenbar eine große Holztruhe mit wunderbaren Wolldecken. Davon habe ich ihm zwei geschickt. Ich sagte aber: "Unter der Bedingung, daß er sie nicht mitnimmt... Er ist durchaus fähig, sie mitzunehmen!" (Lachen) Danach sagte er zu F, oh, er sei so glücklich – "Ich werde darum bitten, mich in diesen Decken begraben zu lassen." (Lachen)

 

1 Von Théon.

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English