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Mutters

Agenda

elften Band

7. März 1970

Zuerst wollte ich dir erzählen, daß Nolini eine sehr interessante Erfahrung hatte. Dies war gestern. Seit ein oder zwei Tagen fühlte er sich nicht wohl: er hatte Schwindelanfälle und konnte fast nicht gehen, er fühlte sich also ziemlich elend. Um ins Bad zu gelangen, mußte er dennoch aufstehen, aber er stand nicht sicher auf seinen Beinen, da sagte plötzlich etwas in ihm: "All das kommt davon, daß dein physisches Bewußtsein kein Vertrauen hat: es glaubt nicht, es hat kein Vertrauen", und MIT EINEM SCHLAG fühlte er, wie ihn etwas packte, und alles war weg! Er fühlte sich wieder vollkommen wohl, und so blieb es auch. Er wußte sehr wohl, daß in seinem physischen Bewußtsein Zweifel und viele alte Ideen herrschten – das alles hat er hinweggefegt, worauf er sich wieder wohl fühlte. Dies passierte ihm am Morgen, und am Abend, als ich ihn sah, ging es ihm gut. Das ist interessant.

Ja, das ist alles, was ich sagen wollte.

Es ist sehr... ernst geworden, und zwar im Großen genauso wie im Kleinen (all diese Begriffe, dieses Gefühl eines Wichtigen und Unwichtigen hat sich völlig verwischt). Im Physischen ist die Arbeit sehr ernst geworden, und hier hat sich das noch zugespitzt, weil der Druck des Bewußtseins in den Leuten eine Streitsucht auslöst. Nun streiten sie sich alle. Und ich sehe sehr wohl, daß es der Druck dieses Bewußtseins ist – alles in ihnen, was sich dem widersetzt, rebelliert. Und das bringt hier alles durcheinander...

Ich beobachte und werde sehen, was geschieht...

Ich selber kann nicht aktiv eingreifen, das ist nicht möglich, deshalb bräuchte ich einen sehr energischen und für das Bewußtsein sehr offenen Mann, der gleichzeitig SEHR ruhig ist und der genau dieser Strömung – einer sturmartigen Strömung – standhalten könnte.

Aber immerhin bewegt sich etwas, verstehst du, man hat den Eindruck, als würde alles hochgewirbelt, es döst nicht mehr halb leblos vor sich hin, und so...

Mit der Gesundheit geht es genauso. Der Körper ist vollkommen fit, aber sobald sich wieder eine alte Regung bemerkbar macht, ach!... dann knirscht und schreit es, oh! Aber das Bewußtsein (ich spreche vom Bewußtsein im Körper) wird immer klarer und präziser.

Dieses Bewußtsein ist keineswegs nur eine Idee, sondern eine Art... ja, ein Zustand des Bewußtseins der alleinigen Existenz und Realität des Göttlichen, und in diesem Zustand wird alles wunderbar (physisch, materiell). Es gibt Augenblicke einer intensiven Harmonie... ganz außergewöhnlich. Wenn es aber knirscht, mein Kind, dann knirscht es ganz fürchterlich.

Ich erhalte eine Unmenge von Briefen: inständige Bitten von Leuten, die in allen möglichen Schwierigkeiten stecken, physische Schwierigkeiten (die unglaublichsten) oder moralische – materielle, äußere und innere Schwierigkeiten – all das scheint sich entfesselt zu haben.

Ich hatte einen merkwürdigen Traum, der vielleicht damit zusammenhängt... Ich weiß nicht, ich war bei dir, und auch Sri Aurobindo war anwesend (ich sah ihn aber nicht).

Ach!

Ich sah ihn nicht, aber er war da, und plötzlich wurdest du krank, du lagst ausgestreckt da, und in diesem Augenblick sagte mir Sri Aurobindo – ich sah ihn nicht, aber er sagte mir: "Mutter muß kaltes Fleisch und kaltes Gemüse essen ..." Und es war, als ob er mich wegschickte, um den Auftrag der Person mitzuteilen, die ihn erfüllen sollte... So ging ich und lief eine ganze Strecke, bis ich schließlich bei R (den Leuten in Auroville) in ein Zimmer kam, das sehr dunkel und voller Menschen war...

(Mutter nickt)

Und darin schrie R: "Ruhe!" R hatte ein sehr finsteres Gesicht, fast schwarz, und er schrie: "Ruhe!"; und offenbar sollte ich diesen Leuten sagen, daß Mutter kaltes Fleisch und kaltes Gemüse zu sich nehmen müsse.

(Mutter lacht) Was könnte das wohl bedeuten?... Hattest du keine Ahnung, was es bedeuten könnte?

Ich hatte den Eindruck, daß diese Leute schrecklich aufgeregt waren, sie machten dich krank, und sie sollten dir kalte Nahrung bringen.

(Mutter lacht)

Aber was für eine düstere Welt!

Sehr düster.

Oh, ein Durcheinander... Aber ich weiß nicht, nachts stehe ich sehr oft mit den Leuten von Auroville in Verbindung, und das ist überaus anstrengend, weißt du.

Ach, wie merkwürdig!

Sehr oft.

Das bedeutet, daß du dort etwas zu tun hast.

Ja, aber offen gesagt interessiert mich das nicht besonders 1 .

(Mutter lacht) Das rührt sicher daher, daß sie alle dein Buch lesen.

Ja, man hat mich auch gefragt, ob ich im Radio sprechen könnte – ich sagte nein.

Oh! (Mutter lacht) Das hat man mir nicht erzählt, sonst hätte ich reagiert.

Aber viele kommen nach und nach von dort, um mich zu sehen.

Ja, mittlerweile haben viele das Buch gelesen. Dein Buch hat eine ungeheure Wirkung... Ständig erhalte ich Briefe von Leuten: "Ich habe Das Abenteuer des Bewußtseins gelesen, es war eine Offenbarung." Auch in den Vereinigten Staaten und in Kanada beginnt es einen großen Einfluß zu haben. Natürlich bereitet dir das anstrengende Nächte.

(Schweigen)

Aber ich habe den Eindruck, daß dieses Bewußtsein alle sozialen Konventionen, alle guten Manieren, die ganze gute Erziehung hinweggefegt hat, und so verhalten sich natürlich all jene, die keine tiefe innere Verankerung haben, wie unerzogene Kinder.

(Schweigen)

Und im Körper (in den Zellen, im Bewußtsein des Körpers) wütet ständig ein Kampf zwischen allen materialistischen Ideen und dem wahren Bewußtsein, und das verursacht... (knirschende Geste). Innerhalb einer Viertelstunde fängt alles an zu knirschen – man hat Schmerzen, man fühlt sich nicht wohl, und es ist, als steckte alles in fürchterlichen Widersprüchen – und plötzlich, brrt! unter dem Druck des wahren Bewußtseins verschwindet all das in einer Minute, und es wird... etwas Wunderbares. Aber es ist nicht beständig: der Kampf setzt sich fort.

Jedenfalls ist es wirklich interessant.

(Schweigen)

Man muß nur durchhalten können, das ist alles. (Mutter lacht)

 

1 Satprem fing erst an, sich für Auroville zu interessieren, als er nach Mutters Abschied sah, daß ihre Arbeit dort gefährdet war.

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