Mutters
Agenda
elften Band
(Mutters physischer Zustand war in den letzten Tagen ernst.)
Hast du den Aphorismus von gestern erhalten?
Nein, man hat ihn mir nicht gegeben.
Ach?... Er lautete so... (Mutter versucht sich zu erinnern) "Die merkwürdigste Erfahrung der Seele ..." Ich weiß es nicht mehr.
Ja, es ist dieser:
507 – Die merkwürdigste Erfahrung der Seele ist die: Wenn die Seele aufhört, sich über das Bild und die Bedrohung von Schwierigkeiten zu beunruhigen, wird sie feststellen, daß die Schwierigkeiten selbst nirgendwo in unserer Umgebung existieren. Dann hören wir hinter diesen unwirklichen Wolken Gott über uns lachen.
Gestern schrieb ich folgendes dazu (ich erinnere mich nicht mehr an die genauen Worte): "Und wenn Du DAS BILD transformieren willst, damit es Dir ähnlich sei, was geschieht dann?" 1 Etwas in der Art. Und letzte Nacht bekam ich die Antwort... Zwei Aktivitäten im Subtilphysischen.
Oh, ich werde dir die erste sagen (lachend): ich tötete jemanden aus allernächster Nähe!...
Ach!
Die zweite war mehr persönlich. Da verstand ich: Der Körper selbst, das Bewußtsein selbst (das physische Bewußtsein) ist voller Unwahrheiten, voller Illusionen und vorgefaßter Meinungen, und wenn das weg ist, kann sich der Herr darin manifestieren.
Das war... es war ERLEBT, und es war eine überwältigende Verwirklichung, mein Kind!
Dem Körper geht es noch nicht besonders gut – es gibt noch viel zu tun, aber... Ich hatte den Eindruck, das Schlimmste überwunden zu haben.
Es war einfach wunderbar!
Eine bloße Bewegung (Geste einer leichten Umkehrung oder eines Kippens) und... Ich fühlte mich wirklich miserabel (vom rein physischen Standpunkt aus: Übelkeit und alles, was man sich nur vorstellen kann, STÄNDIG), und dann macht es so (gleiche Geste einer leichten Umkehrung): eine Glückseligkeit... IM KÖRPER.
Die Erfahrung der Freiheit hatte man stets im Bewußtsein (auf der vitalen und mentalen Ebene usw.), und sobald man sie einmal hat, ist es getan, man ist frei... doch der Körper blieb zurück: elend, er litt schrecklich (es war nicht heftig, sondern noch schlimmer: ständig), und nun einfach das (gleiche Geste): Glückseligkeit.
Ich habe Mühe, dies zu bewahren, denn alle Kontakte bringen das alte Bewußtsein zurück – ich kenne keine Menschen, die sich in diesem Zustand befinden. Solange ich sehr ruhig bin...
Es war nicht wie letzte Nacht, es war nicht so vollständig, so total, aber dennoch bleibt die Erinnerung, und ich habe den Eindruck, daß der Körper sich jetzt auf dem richtigen Weg befindet. Er war dabei, das zu tun, was alle tun: sich aufzulösen, sich zu zersetzen. Das scheint jetzt aufgehört zu haben. Aber es ist noch nicht DAS, es ist nur... Doch das war wunderbar.
Die gewöhnliche Sehkraft ist weg, das gewöhnliche Hörvermögen ist weg; die Fähigkeit zu arbeiten (Geste des Schreibens): weg. All das kann nur auf die wahre Art zurückkehren, wenn... Aber ich hatte den BEWEIS, daß ALLES WUNDERBAR zurückkehren kann. Bleibt zu wissen, ob...
Ich habe verstanden – der Körper hat verstanden, er hat die Erfahrung gemacht. Was wird danach kommen? Wir werden sehen.
Das wollte ich dir sagen.
DARUM geht es, und der Körper ist fähig. Als ich gestern diesen Aphorismus las, sagte ich zu Sri Aurobindo: "Du hast gesagt, daß auch der Körper sich verändern wird; im Aphorismus ist er "das Bild", dessen man sich entledigt, wenn man zur Wahrheit zurückkehrt; doch du hast gesagt, daß die eigentliche Wahrheit in der Änderung HIER sein wird ...&Quot; – I challenged, yes. [Ich forderte ihn heraus.] Und ich bekam die Antwort auf diese Weise. Zwei... man könnte es zwei "Träume" nennen, aber ich träume nicht mehr. Es waren zwei außergewöhnliche Aktivitäten im Subtilphysischen (lachend).
Wen hast du denn getötet?
Ich weiß es nicht. Es war jemand, den ich sogar sehr gern hatte (Mutter lacht). Ich weiß nicht einmal, ob ich wußte, wer es war. Und es gab keinen Grund. Ich glaube, ich tötete ihn mit einem Schuß aus einer Pistole (das spielte überhaupt keine Rolle, die Person schien nicht unglücklich darüber zu sein), es ging um die GESTE, der AKT war von Bedeutung... Ich war voller Zuneigung und Zärtlichkeit für die Person, und dann tötete ich sie. Ich kenne diese Person nicht. Aber es war ein junger Mann – vielleicht war es eine Symbolfigur, ich weiß es nicht. Und auf das alte Bewußtsein machte dies den Eindruck... Ich wußte, daß es Nacht war und daß dies eine Aktivität der Nacht war (VOLL bewußt), und ich sagte mir sogar (lachend): "So etwas würde ich jedenfalls im Wachzustand nicht tun." Da hörte ich deutlich Sri Aurobindos Stimme, der mir antwortete: "Das ist nicht nötig." (Mutter lacht) Diese ganze Geschichte hätte überaus komisch sein können.
(Ein Schüler betritt das Zimmer,
um das Tonbandgerät in Ordnung zu bringen)
Was ist los?
Man bringt den Apparat in Ordnung – wir haben Probleme damit.
Ach!... (lachend) Vielleicht will er nicht, daß es aufgenommen wird... Das macht nichts, mir ist das völlig egal.
(Schweigen)
Wie soll ich das erklären?... Ich verfügte über die gleiche Objektivität wie im Wachzustand: ich war vollkommen wach, ich schlief nicht, es war kein Traum. Ich sah die Tatsache objektiv und machte mir darüber Gedanken – ein völlig neues Bewußtsein.
Jetzt weiß ich, was dieses Bewußtsein ist, das kann ich mit Bestimmtheit sagen (der Körper spricht, er weiß es mit Bestimmtheit – gestern fragte er). Und seine Haltung ist so: "Ich weiß jetzt, daß Du entscheidest, ob... ob ich fähig bin, es zu erlangen, oder ob es mir nur gezeigt wird." Wir werden sehen...
Etwas wird sich materiell ändern müssen, und zwar das Bewußtsein dieses Körpers. Etwas muß sich ändern... Kann es sich ändern? Ich weiß es nicht. Etwas im Aufbau muß sich ändern – ist das machbar? Ich weiß es nicht.
(Schweigen)
Für das gewöhnliche Bewußtsein hat es den Anschein einer anderen Schwingungsweise – das ist es nicht... Offensichtlich ist es das BEWUSSTSEIN, aber... Etwas muß sich in der Schwingung ändern, damit das Bewußtsein sich OHNE ENTSTELLUNGEN manifestieren kann.
Denn die Entstellungen verursachen dieses ganze Elend, das dem Körper jetzt so schrecklich erscheint. Wenn das verschwindet, dann transformiert es sich: es wird zu einer Glückseligkeit... all das hierdrin [im Körper] – kein Gedanke, nicht einmal... man könnte sagen: keine Empfindung vom vitalen Standpunkt aus – einzig die Art von Empfindungen, die es hier [im Körper] gibt.
Was hat der Herr für das Weitere entschieden? Ich weiß es nicht... Der Körper weiß es nicht.
(Mutter geht in Kontemplation)
Es gibt zwei Aktivitäten. Die andere kann ich nicht erzählen, weil sie nicht verwendet werden kann. Aber sie verlief ungefähr so: ich ging nackt umher, aber ABSICHTLICH nackt von hier bis da (Geste zwischen dem Brustkorb und den Knien); da (oberhalb) waren vielleicht Kleider. Und ich zeigte mich einigen Personen ABSICHTLICH, und bei mir war jemand, der immer die gleiche Person ist, und zwar die physische Mutter. Sie ist das Bild oder das Symbol der physischen Mutter. Sie war bei mir. Außer auf den entblößten Teilen trug ich 2... Ach ja, und dieser Teil, den ich zeigte, war geschlechtslos, das heißt weder Mann noch Frau: da war nichts; und es war von einer Farbe... ein wenig wie die Farbe von Auroville (orange), aber vibrierend, das heißt... nicht leuchtend, aber mit einer Art Schimmer. Und dann zog sich die Mutter einen großen Umhang über, der wie ein großer Schleier in dieser Farbe über ihrem ganzen Wesen lag, und sie sagte mir: "Siehst du, ich trage ihn, weil ich ihn akzeptiert habe – um dir zu sagen, daß ich ihn akzeptiert habe."
Das war der zweite "Traum".
Auch der übrige Teil meines Körpers war mit diesem Tuch bedeckt... kein Tuch: etwas wie dieser Umhang. Aber das [Mutters Nacktheit] war ABSICHTLICH; verstehst du, es war ein Zeichen von GROSSER Bedeutung. Ich weiß nicht, wer diese beiden Personen waren [denen Mutter ihren Körper zeigte], aber sie schienen Männer zu sein. Ich weiß nicht, wer sie sind (in der Nacht kannte ich sie sehr gut, aber jetzt, wo ich wach bin, weiß ich nicht, wer sie sind). Es geschah, um ihnen zu sagen: "Seht, SO IST ES.&Quot; Sie nahmen dies auch sehr wissenschaftlich zur Kenntnis.
Diese Natur... sie war ein wenig größer als mein Körper... Vor vielen Jahren sah ich diese Person jedesmal, wenn ich die Natur sah. Seit Jahren repräsentiert sie für mich die Natur; und das ist keine "Verwandtschaft", sondern als sei meine Mutter meine Schwester oder meine Schwester meine Mutter (die Dinge sind nicht so scharf abgegrenzt, diese Worte ergeben keinen Sinn). Sie ist groß, eine schöne Frau, sehr schlicht, sehr einfach und sehr machtvoll, und mit mir ist sie wie ein kleines Kind. Sie begleitete mich und sagte mir: "Sieh, ich habe dein Kleid angezogen, um dir zu zeigen, daß es akzeptiert worden ist." Es hatte die gleiche Farbe wie die Haut [des entblößten Teils von Mutters Körper], das Kleid ähnelte einer Haut und hatte genau die gleiche Farbe. Auch strahlte sie ein wenig, wie "effloreszierend" 3 . Die Haut war "effloreszierend". Und ich war geschlechtslos, weder Mann noch Frau. Es war eine Form, die unserem Körper glich (Mutter zeichnet eine schlanke Silhouette in die Luft), aber geschlechtslos: die beiden Beine kamen einfach zusammen.
Das war schön.
Die beiden "Träume" veranschaulichten natürlich die beiden großen Schwierigkeiten des menschlichen Bewußtseins [den Tod und die Sexualität] – sie sind beide überwunden worden und existieren nicht mehr. All diese menschlichen Gefühle (des Grauens, der Angst...), all dies war vollkommen inexistent, alles war reine Wonne... Der erste "Traum" spiegelte, wie ich sagte, eine intensive Liebe wieder, der zweite eine Würde, weißt du.
Das ist interessant.
Der Tod war der erste, und danach kam der andere.
Es war das wahre Bewußtsein.
Mein KÖRPER erlebte dies – weder das Psychische noch die höheren Wesen (all diese Ebenen sind mir schon seit sehr langer Zeit geläufig). Es war der KÖRPER, der Körper selbst, HIER.
Und das verlieh ihm einen solchen Frieden!...
Dies sind die beiden Dinge, die gemeistert werden müssen. Das, was wir als Tod bezeichnen, ist... das existiert nicht mehr. Ja, zum ersten "Traum" muß ich noch hinzufügen, daß ich ihn tötete, aber er bewegte sich trotzdem! Obwohl ich ihn aus nächster Nähe getötet hatte, bewegte er sich noch... Ich glaube, ich tötete ihn mit einer Pistole (aber es machte keinen Lärm, und es entstand kein...), und er konnte sich noch sehr gut bewegen. Und er war mir überhaupt nicht böse... Dies war wie ein Bild der Unwirklichkeit und Falschheit all dieser Geschichten.
Der zweite... Ich hatte mich immer gefragt: "Wie ist der supramentale Körper? Ich würde ihn gerne sehen ..." Nun sah ich meinen Körper so, wie er sein wird. Das ist gut (lachend), sehr gut... Es ist ein Körper... nicht sehr anders, aber viel subtiler... etwas so Verfeinertes! Und er hatte nichts von diesen gröberen Bewegungen an sich. Keine der gewöhnlichen menschlichen Bewegungen können darin existieren: die beiden Zustände sind unvereinbar; wenn der eine vorhanden ist, kann es den anderen nicht geben. Und es ist DAS. Das Alte muß... vorbei und abgeklärt sein – daß nichts davon bleibt, das... Nur die göttliche Wonne.
(Schweigen)
Ich sehe die Natur noch... Ihre Haare... ich weiß nicht, sie haben nicht die Farbe unserer Haare, sondern irgendwie alle Farben auf einmal; und sie ist immer so frisiert, wie ich es bin (Mutter zeigt ihren Haarknoten hinten am Kopf). Und stets diese Haare, die nicht... ich weiß nicht, es sind alle Farben auf einmal. Ein langes, ruhiges Gesicht... Sie hat kein Alter: weder jung noch alt. Und eine außergewöhnliche Kraft im Gesicht.
(Schweigen)
Das ist die MATERIELLE Natur, die physische Natur, die materielle physische Natur, und sie sagte: "Ich habe dieses Kleid angezogen... Ich habe DEIN Kleid angezogen, um dir zu zeigen, daß ich es angenommen habe."
Das bedeutet, daß die materielle Natur die neue Schöpfung angenommen hat.
1 "Herr, und wenn Du willst, daß das Bild sich in Deine Ähnlichkeit verändert, was tust Du?" Am nächsten Morgen schrieb die Person, der Mutter diese Antwort geschickt hatte, folgendes: "Ich habe nicht verstanden, was du gestern geschrieben hast." Mutter antwortete erneut (am 9.): "Das, was Sri Aurobindo "das Bild" nennt, ist der physische Körper. Deshalb habe ich den Herrn gefragt, was Er tat, als Er den physischen Körper transformieren wollte, und in der letzten Nacht hat Er mir geantwortet und mir zwei Visionen gegeben. Bei der einen ging es um die Befreiung des körperlichen Bewußtseins von allen Konventionen den Tod betreffend; und in der anderen hat Er mir gezeigt, wie der supramentale Körper sein wird. Du siehst also, es war gut, daß ich Ihn fragte!"
2 Außer an dieser Stelle trug Mutter einen "Umhang", von dem sie später sprechen wird.
3 Mutter wollte wahrscheinlich "phosphoreszierend" sagen, aber "effloreszierend" vermittelt den besonderen Sinn.