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Mutters

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elften Band

11. Juli 1970

Jemand schickte mir einen Brief über die Transformation des Körpers. Interessiert dich das?

Hören wir uns das an!...

Es scheint, daß ein tamilischer Yogi [Swami Ramalingam] aus dieser Gegend, der um 1850 lebte, Erfahrungen hatte, die er in einem Gedicht beschrieb und die recht ähnlich erscheinen... Erfahrungen über die Transformation des Skeletts, der Knochen usw. Ein Tamile schickte mir diesen Brief mit der Bitte, dir diese Frage zu stellen.

Gut.

"Könnte Mutter wohl Licht auf die Natur und das Ausmaß der Transformation werfen, der sich dieser Swami in den letzten Jahren seines Lebens unterzog? Oft erklärte der Swami die Transformation und Unsterblichkeit seines eigenen Körpers durch die Macht der "Arut Perun Joti", des weiten unendlichen Lichts der Gnade des Göttlichen. 1870 prophezeite er, daß das höchste Göttliche bald kommen werde, um die direkte Herrschaft des Lichts der Gnade zu etablieren (das der Swami "Licht der Wahrheit" nannte), und daß eine neue Rasse von Wesen auftauchen werde, die die Krankheiten, das Altern und den Tod besiegen werde ..."

Das ist interessant.

Hier ist der Originaltext dieses Weisen, übersetzt aus dem Tamil:

Auszug von "Joti Agaval" [Gedicht von Swami Ramalingam, Verse 725 bis 740]

"O meine einzige Liebe, die sich aus meinem Herzen ergoß und es so erfüllte, daß es mein Leben erblühen ließ. O mein einziger Herr der Liebe, der sich mir total gegeben und mich durch das Licht der Gnade verwandelt hat. Diese Liebe ist in mich eingedrungen, hat sich mit meinem Herzen vereinigt und meinen Körper in einen goldenen Körper verwandelt. Die Haut ist geschmeidig geworden; die Nervenströme schwingen durch meinen Körper mit einer Pause zwischen jeder Schwingung; die Knochen sind jetzt biegsam und von plastischer Natur; die Muskeln sind entspannt und wirklich gelöst; das Blut hat sich innen kondensiert; der Samen hat sich in einem einzigen Tropfen konzentriert und in der Brust eingeschlossen; die Blätter des Gehirns haben sich entfaltet und ausgebreitetet 1; Amrita [der Nektar der Unsterblichkeit] quillt in Sturzbächen durch den Körper und erfüllt ihn; die Stirn ist strahlend und transpiriert; das Gesicht ist leuchtend und hell; der Atem ist voller Friede und wird kühl und erfrischend; das innere Lächeln erstrahlt; die Haare stehen auf; Freudentränen fließen bis zu den Füßen; der Mund schwingt mit einem leidenschaftlichen Anruf [zum Göttlichen]; die Ohren läuten mit einem gedämpften musikalischen Ton; der Körper ist kühl geworden; die Brust ist glatt und dehnt sich aus; die Hände falten sich [wie zum Gebet]; die Beine drehen sich oder kreisen; das Mental schmilzt sanft; die Intelligenz füllt sich mit Licht; der Wille ist voller Freude und Harmonie; die Individualität hat sich überall geweitet; das Herz ist erblüht in einer Empfindung der Universalität und kann physisch die Welt fühlen; der Körper der Erkenntnis ist ganz glückselig geworden; selbst der spirituelle Egoismus der Sinne ist verschwunden: die Sinne [tattva] sind völlig durch die Wahrheit [satva] ersetzt worden; das Prinzip der Wahrheit oder die Substanz der Wahrheit herrschen jetzt allein vor; das Gebundensein an Sinnesobjekte oder weltliche Dinge ist aufgelöst; einzig die Aspiration und der Wille zur grenzenlosen Gnade wächst und intensiviert sich." 2

Wie lange hat er in diesem Zustand gelebt?

Offenbar geschah dies am Ende seines Lebens und dauerte einige Jahre, denke ich... Aber er sagte, er werde wiederkommen. 3

1870?

Ja, er wurde 1823 geboren und starb 1874.

Er starb zwei Jahre nach Sri Aurobindos Geburt.

(langes Schweigen)

Was sagte er über die Beine? Das verstand ich nicht.

Er sagte, alle Knochen seien biegsam geworden... "Der Körper ist kühl geworden; die Brust ist glatt und beweglich; die Hände wie zum Gebet gefaltet; die Beine drehen sich oder kreisen ..." Das heißt wahrscheinlich, daß die Beine sich in jede Richtung drehen können, die Knochen wurden biegsam.

(langes Schweigen)

Wieviele solche Erfahrungen wurden wohl schon von Leuten gemacht, die niemand um sich hatten, der sie aufschreiben konnte...

Du hast dich oft hinsichtlich des Skeletts gefragt; du sagtest: Wie ist das möglich?

Ja.

Hier sagt er, daß es plastisch und geschmeidig wird.

Wie hält er sich denn aufrecht?

Durch diese "Verdichtung"... Vielleicht durch die Kondensation des Blutes, von der er spricht?

Was ist das denn?

Ich weiß nicht... Eine Sache, die Sri Aurobindo oft beschreibt (zum Beispiel in der Supramentalen Manifestation), hörte ich dich nie erwähnen, und zwar die Transformation der Organe durch die "Chakras": die Energie der Bewußtseinszentren. Du sprichst fast nie von den Chakras oder der Rolle der Chakras... Denn man könnte sich zum Beispiel vorstellen, daß diese Energiezentren dem Körper ein ausreichendes Gerüst verleihen, um ihn aufrecht zu halten.

(nach einem langen Schweigen)

Diesen Aufstieg der "Kundalini" erlebte ich in Paris – bevor ich nach Indien kam. Ich hatte Vivekanandas Bücher darüber gelesen... Als die Kraft aufstieg, trat sie an dieser Stelle aus dem Kopf aus (Geste zur Schädeldecke); die klassische Erfahrung wurde nie so beschrieben. Sie trat aus, und das Bewußtsein verankerte sich dort (Geste ungefähr 20 cm über dem Kopf). Als ich hierher kam, erzählte ich das Sri Aurobindo, und er sagte mir, daß es bei ihm auch so gewesen sei, wohingegen man nach der "Lehre" in den Texten so nicht leben könne: man stirbt! Daraufhin... (lachend) sagte er mir: "Hier sind also zwei, die nicht daran gestorben sind!"

Und das Bewußtsein ist dort geblieben (Geste darüber), es kam nicht wieder herab; es ist immer noch dort.

Ich fühle es auch häufig dort. Ich weiß nicht, ob das eine Illusion ist, aber ich fühle es viel häufiger dort als darunter.

Ja. Oh, aber das muß sich weitergeben lassen.

Hier, knapp über dem Kopf (die gleiche Geste, ungefähr 20 cm über dem Kopf) auf diese Weise.

Wenn ich etwas wissen möchte, ist es immer gleich: alles hält inne, und ich lausche dort (Geste nach oben).

(Schweigen)

Als ich von hier zurückreiste 4... Eines geschah absichtlich: alle Energien des letzten Zentrums [an der Wurzel der Wirbelsäule] wurden hier hinaufgezogen [zum Herzen].

Aber ich spürte weitere Zentren UNTERHALB der Füße: ein Zentrum unterhalb der Füße 5, eines bei den Knien und eines hier [an der Wurzel der Wirbelsäule], und all dies (Geste, alle Energien nach oben zu ziehen) wurde so hochgezogen und kam hierhin [zum Herzen].

Spricht Sri Aurobindo von dieser Transformation des Unterbewußten, das bewußt wird?

Ja, liebe Mutter, er spricht davon.

Das geschah, als diese Energien hierhin gezogen wurden: dies war das Ergebnis.

(langes Schweigen)

Nachdem ich hierher gekommen war, kümmerte ich mich nicht mehr um den Körper: ich kümmerte mich nur noch um die Arbeit; aber bevor ich definitiv hierher kam, besonders in der Zeit zwischen meinem ersten Besuch hier und meiner endgültigen Rückkehr... (Ich kam 1920 definitiv zurück; mein erster Besuch war 1914, und ich reiste 1915 wieder ab, glaube ich. Von 1916 bis 1920 war ich in Japan.) Zwischen 1915 und 1920 hatte ich all diese Erfahrungen [Kundalini usw.] – in Frankreich und in Japan.

(Mutter tritt in Kontemplation)

Aber liebe Mutter, ich würde gern verstehen, warum du, seitdem du dich zur körperlichen Transformation in dieses Zimmer zurückgezogen hast, nie von der Rolle der "Chakras" gesprochen hast, während Sri Aurobindo ihnen in der Supramentalen Transformation eine entscheidende Bedeutung für die Transformation des Körpers beizumessen scheint. Er spricht oft davon, als seien sie ein Schlüsselelement.

(nach einem Schweigen)

Ich bin mir vor allem des Bewußtseins hier oben bewußt (über den Kopf weisende Geste), das bleibt unerschütterlich. Hier (Geste zur Stirn): leer. Wenn es sich zu bewegen beginnt, ist das sehr unangenehm, aber gewöhnlich rührt es sich gar nicht – eines Tages regte es sich für einige Minuten, und das war äußerst unangenehm. Es ist so (Geste wie ein unbewegter Balken), weiß: wie ein weißes Papier... Dies (Geste zur Kehle und zum Mund) ist die Verbindung zu den Leuten, und das ist ÄUSSERST unangenehm, wirklich äußerst unangenehm (ich kann es nicht anders sagen), und materiell drückt sich das durch den Verfall der Zähne aus... Sehr unangenehm. Hier (Geste zum Herzen)... Ich sagte es dir: alle Energien, angefangen von unter den Füßen (Geste, alles nach oben zu ziehen), all das war dorthin aufgestiegen. Hier [beim Herzen] ist es wie eine strahlende Sonne, ständig. Eine strahlende Sonne, und dort arbeite ich; von dort geht die Arbeit aus... Aber alle Energien der unteren Zentren (Geste zur der Wurzel der Wirbelsäule) sind gleichsam zum Herzen aufgestiegen.

All dies ist so natürlich (Geste zum Herzen und oberhalb des Kopfes), daß ich es nicht einmal mehr beobachte: dies ist meine Seinsweise.

Doch das Bewußtsein ist nicht im Körper zentriert, und der Körper erweckt den Eindruck... fast wie ein Übertragungsrohr!

Liebe Mutter, da ist noch ein letzter Punkt, der Verfasser des Briefs stellte eine Frage: Er möchte wissen, ob dieses weite "Grace-Light" [Gnaden-Licht] oder "Truth-Light" [Wahrheits-Licht], von dem der Swami spricht, das Supramentale Licht ist.

Welches Licht?

Dieses weite "Grace-Light".

Grace-Light... Oh, das gefiel mir sehr in seinem Brief... Grace-Light. Genau dies führt die Arbeit aus, weißt du: die Arbeit, die durch den Körper ausgeführt wird. Das ist genau wie ein "Grace-Light". Das gefiel mir sehr. Genauso ist es.

Dieses Licht hat verschiedene Abstufungen, und in seiner materiellsten Form ist es... Das muß die supramentale Kraft sein, denn es ist leicht golden-rosa (du kennst dieses Licht), aber sehr blaß. Eine weitere Stufe (Geste einer höheren Stufe) ist milchig-weiß, opak – sie ist sehr kräftig. Eine andere (noch weiter oben) ist weiß... ein transparentes Licht. Bei dieser geschieht etwas Seltsames: ein Tropfen davon auf die feindlichen Kräfte genügt, und sie lösen sich auf. Sie schmelzen einfach dahin (Geste, andeutend, daß es vor dem bloßen Auge geschieht). Ich habe dies Sri Aurobindo erzählt, und er bestätigte mir das vollkommen. Das ist im wesentlichen die Gnade in ihrem höchsten Zustand... (Geste nach ganz oben). Dieses Licht ist farblos, transparent, und ich habe selber diese Erfahrung gemacht (deshalb erwähne ich es): richtet man dieses Licht auf ein feindliches Wesen, so löst es sich augenblicklich auf. Das ist außerordentlich... Und in seiner "wohlwollenden" Form (das heißt, die Gnade, die hilft und heilt) ist es milchig-weiß. Wenn ich eine völlig materielle Aktion benötige (aber das ist neu – seitdem dieses neue Bewußtsein gekommen ist), also in seiner physischen Aktion, im Physischen, ist es leicht gefärbt: leuchtend golden mit etwas Rosa darin, aber nicht wirklich rosa... (Mutter nimmt eine Hibiskusblüte in die Hand). So etwa.

Wie die Blume von Auroville?

Wie die Blume von Auroville. Aber ich habe dies ABSICHTLICH als die Blume von Auroville gewählt, eben aus diesem Grund. Ich habe den Eindruck, daß dies die supramentale Farbe ist: wenn ich supramentale Wesen sehe, haben sie nicht ganz diese Farbe... Physisch ist es nicht wie eine Blume, sondern eher wie eine Hautfarbe. Aber es ähnelt dem (Mutter deutet auf die Blume).

(Schweigen)

Ja, dieser Mann stand sicher damit in Beziehung. Ich habe das sofort gespürt, als du mir den Brief vorlasest.

Ja, man hat diesen Eindruck... Wahrscheinlich muß es im Laufe der Zeit solche individuellen Erfahrungen gegeben haben.

Oh ja, sicher. Sicherlich. Es muß sie auch jetzt noch geben, wir wissen es nur nicht.

Aber der Unterschied ist jetzt, daß es eine kollektive Erfahrung ist.

Ja.

Darin besteht der Unterschied.

(langes Schweigen)

Ein Phänomen wird sehr ausgeprägt: Unter denselben Umständen und sogar bei derselben Bewußtseinshaltung findet eine Umkehrung statt (Mutter neigt ihre Hand zur einen oder anderen Seite), ich kann das nicht beschreiben... Im einen Fall, d.h. für das gewöhnliche menschliche Bewußtsein (nicht "gewöhnlich" aber für das gegenwärtige Bewußtsein) bedeutet es ein fast unerträgliches Leiden; und während alles IDENTISCH GLEICH bleibt, wird es mit dieser kleinen Umkehrung (die ich nicht beschreiben kann... man könnte vielleicht sagen: "durch den Kontakt mit dem Göttlichen"), aber bei gleichbleibenden Umständen (es ist ein Bewußtseinsphänomen), zu einer wunderbaren Glückseligkeit – verstehst du, die physischen Dinge bleiben IDENTISCH... Das erlebe ich ständig. Unglücklicherweise... (lachend) hält die schmerzliche Seite länger an. Wenn ich ruhig und unbewegt bleiben kann, kommt natürlich die andere.

Sogar diese Zahnschmerzen und all das, was für das materielle Bewußtsein in äußerer Hinsicht sehr real ist, selbst das ist dann nicht mehr... Wenn das Bewußtsein wahr wird, hat es nicht mehr dieselbe Beschaffenheit – ich kann das nicht erklären. Es muß sich also um das handeln, was wir in unserem gewöhnlichen Bewußtsein eine "Heilung" nennen würden, aber es ist keine Heilung: es verändert die Beschaffenheit.

Dies ist die primäre Arbeit, und diese Arbeit absorbiert mich völlig (deshalb habe ich nichts zu sagen)... Es gibt keine Ideen, keine Gefühle und fast keine Empfindungen mehr, es ist... mal so, mal so (dieselbe Geste eines Umschwenkens von der einen Seite zur anderen), diese Art Verschiebung, die so EXTREM andersartig ist, sich aber in einer totalen Reglosigkeit vollzieht.

In diesem wahren Bewußtsein hat die Materie nicht... die Materie scheint etwas zu verlieren, oder etwas verwandelt sich... Ich weiß es nicht... Wird das auf eine dauerhafte Weise eintreten, oder ist es ein Übergang? Ich weiß es nicht. Ich will sagen: Wird der supramentale Körper nicht... Es besteht jedenfalls kein Unterschied zwischen der Materie des Menschen und der des Tieres, oder?

Nein, liebe Mutter.

(Schweigen)

Wenn man schaut, kommt man immer zum selben Schluß: Wir wissen nichts.

Doch da ist dieses Bewußtsein... Plötzlich, wenn man NICHT MEHR IST, wenn nur noch Das existiert, dieses Bewußtsein, das da ist (Geste um den Kopf herum), eine leicht goldenes Bewußtsein, dann hat man WIRKLICH den Eindruck einer Allmacht und... Hier wissen wir NICHTS, rein gar nichts, wir können nichts erklären. All dies sind... ich nenne es mentale Einbildungen.

Wenn man mir jetzt eine Frage stellt, antwortet nichts, und dann plötzlich kommt die Antwort (Geste eines Herabstiegs) in Worten, aber wenn ich nicht sehr aufpasse, prrt! bleibt nichts, und ich kann die Worte nicht wiederfinden... Lediglich die Worte – das Bewußtsein der Antwort ist da (Geste über dem Kopf), es rührt sich nicht, dieses Bewußtsein ist immer da, aber die Materialisierung ist von sehr flüchtiger Natur.

 

1 In der klassischen Erfahrung Indiens werden die Bewußtseinszentren oder Chakras als "Lotusblüten" dargestellt, deren Blätter sich öffnen oder schließen.

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2 Der Originaltext in Tamil wurde in schlechtes Englisch übersetzt und gibt wahrscheinlich nur einen sehr annähernden Einblick in die Erfahrung.

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3 In dem Brief hieß es: "Der Swami dematerialisierte seinen Körper im Januar oder Februar 1874, das Versprechen zurücklassend, er werde wiederkommen, wenn das Gottesreich des weiten Lichts der Gnade beginne."

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4 Von Pondicherry nach Frankreich.

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5 In Grundlagen des Yoga schreibt Sri Aurobindo: "Das Muladhara [das Zentrum an der Wurzel der Wirbelsäule] ist das Zentrum des eigentlichen physischen Bewußtseins. Alles, was sich im Körper darunter befindet, ist das reine Physische, das zunehmend unbewußter wird, je weiter man hinabsteigt. Doch der wahre Sitz des Unterbewußten liegt unterhalb des Körpers, ebenso wie der wahre Sitz des höheren Bewußtseins oder Überbewußtseins oberhalb des Körpers liegt." (S. 202)

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