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Mutters

Agenda

zwölften Band

28. April 1971

(Anläßlich der Grundsteinlegung des Matrimandir am 21. Februar hatte Satprem einen Brief an den Architekten Aurovilles geschrieben.)

Ich sah deinen Brief (ich sah ihn auf englisch), den Brief, den du R geschrieben hast für das "Matrimandir"... Er ist amüsant, er ist gut... Sie haben ein Bulletin, eine "Gazette", dort wird er veröffentlicht 1 .

Von allen Seiten werde ich um alles mögliche gebeten: entweder zu sprechen oder zu handeln oder zu kommentieren oder zu... Ich habe den Eindruck, das ist nicht gut.

Was verlangt man von dir?

Verschiedenes: einen Kommentar, eine Erklärung, "was denke ich über ..."

Kommt das von Auroville?

Ja, vor allem.

Hör zu, in Auroville gibt es eine Gruppe von Faulenzern!

Ja, oh! Das...

Diese Leute wollen nicht arbeiten. Jetzt behaupten sie, in deinem Buch hieße es, um das wahre Bewußtsein zu erlangen, dürfe man nicht arbeiten!

Ja, das berichtete man mir auch. Sie meinten: "Die Arbeit gehört zur alten Welt"...

Ja, so verstehen sie das. Was sollen wir denn tun?... Was hast du ihnen geantwortet?

Ich sprach mit R. Ich sagte ihm, was ich denke. Ich sagte, daß die Arbeit die Grundlage ist.

Ja.

Daß man, während man die Materie bearbeitet, ein wenig Bewußtsein in sich selbst hineinbringen könne.

Ja, so ist es.

Und wenn es keine Arbeit gibt, findet keine Transformation statt.

Ja, genau das habe ich ihnen geschrieben 2 . Er meinte: "Das ist ihnen völlig egal."

Oh, ja!

Vielleicht würden sie auf dich hören, wenn du ihnen das sagtest?

Wenn du willst, kann ich es ihnen schreiben.

Ja, schreib es ihnen! Vielleicht hören sie auf dich, denn sie sagten dies mit Bezug auf dein Buch, verstehst du.

Ach, weißt du, man sagte, gemäß meinem Buch gehörten jetzt Sri Aurobindo und Mutter der Vergangenheit an, und auf irgendeine Weise ersetze mein Buch all das.

Oh, ja! So ist es (allgemeines Gelächter).

Ich hörte alles mögliche Gerede.

Ach, das ist es... (Lachen)

Was soll ich denn zu so etwas sagen?

(Mutter lacht)

Einer schrieb mir sogar: "Sri Aurobindo hatte folglich nicht den Schlüssel zum Yoga des Übermenschen."

Ach?

Ja, ich sei es, der ihn gegeben habe, verstehst du.

Oh, du meine Güte!

Es ist schrecklich.

(Mutter lacht) Ich glaube, die menschliche Dummheit ist grenzenlos.

Oh, ja!

(Schweigen)

Man weiß nicht, was man tun oder sagen soll, denn es ist...

Nein, man muß ihnen sagen: "Ihr redet dummes Zeug."

Ja, das habe ich ihnen auch gesagt, aber... Ich sagte ihnen, daß sie recht dreist seien. Und ich fragte sie: "Aber von wem habe ich wohl gelernt, was ich geschrieben habe?"

Ja. (Mutter lacht)

Auf mich sind sie nicht gut zu sprechen, denn ich sagte ihnen: "Disziplin ist unerläßlich."

Aber ja!

Das ist ein alter Zopf.

Aber liebe Mutter, ich sagte R, daß der grundsätzliche Fehler in all dem darin liegt, daß er den Leuten bei ihrer Ankunft alles gegeben hat: er gab ihnen fertige Häuser, man gab ihnen alles Nötige zum Essen – alles wurde ihnen mundgerecht dargeboten. Die Leute hätten ihre Häuser selber bauen müssen, und wenn sie essen wollten, hätten sie Kartoffeln pflanzen müssen, sie hätten alles selber tun müssen.

Ja, das ist richtig.

Ich sagte ihnen: "Wie kann man eine neue Welt mit Tagelöhnern aufbauen? Mit bezahlten Arbeitern kann man einfach keine neue Welt aufbauen."

Ich glaube, ein ganzer Teil der Bewohner wird fortgehen müssen.

Ja, den Eindruck habe ich auch.

(Schweigen)

Ich sagte einem von ihnen: "Wenn ich dort hinginge, ginge ich mit der Peitsche!"

(Mutter lacht) Dort ist wirklich eine Gruppe von Untermenschen.

Ja, sicherlich... Aber wie läßt sich das beseitigen?

(Schweigen)

Sie haben sogar einen bezahlten Koch, um das Essen zuzubereiten, diese Leute.

Oh!...

Verstehst du, all das ist ein völliger Irrtum.

Wie hat sich das denn ergeben?

Ach, so ist das eben! Sie haben einen bezahlten Koch.

Bah!...

(langes Schweigen)

Was dann?

Nichts, ich weiß nicht, liebe Mutter.

(Schweigen)

Meinem Empfinden nach müßte R die Dinge so einrichten, daß die Leute arbeiten müssen.

Ja... Ja, etwas muß unternommen werden.

So wird ganz schnell eine Auswahl getroffen.

Ja... Aber man muß mir die Anzahl der Leute sagen, die in dieser Gruppe sind, und wieviele davon arbeiten und wieviele nichts tun. Und wir...

(Schweigen)

Natürlich könnte man etwas ganz "Drastisches" tun.

Ja.

Nämlich, daß man so und so viele Stunden täglich arbeiten muß, um Essen zu erhalten, sonst ißt man nur, wenn man bezahlt.

Ja, liebe Mutter, das wäre nötig. Denn, verstehst du, ihr Trick ist, daß sie alle behaupten zu arbeiten: sie verrichten eine kleine Arbeit hier oder da, sie kommen eine halbe oder eine Stunde zur Arbeit am Matrimandir... Für sie bedeutet das, daß sie "gearbeitet" haben. Verstehst du, sie verrichten Kleinigkeiten.

(nach einem Schweigen)

Ich habe plötzlich gespürt, daß ich das Gewicht meines Einflusses über die Leute verloren habe. Ich sage Dinge – und es ist ihnen völlig gleichgültig.

Du könntest mit R sprechen und sehen.

Ja, liebe Mutter... R sagte mir: "Mutter will nicht eingreifen. Mutter will keine Entscheidungen treffen ..." Aber ich denke, daß er vielleicht selbst eine Entscheidung treffen sollte.

Niemand wird auf ihn hören. Ich kann keine Entscheidungen mehr treffen, weil niemand auf mich hört. Solange man auf mich hörte, war es leicht – ich hatte einen Einfluß. Jetzt ist etwas geschehen, ich habe gar keine Autorität mehr. Was tun? 3

Wenn du R etwas sagst, wird er es tun.

(Mutter geht lange in sich)

Man müßte ein Mittel finden...

Liebe Mutter, mir scheint, du könntest die Verantwortlichen versammeln und mit ihnen eine Entscheidung treffen.

Ja, das stimmt.

(Schweigen)

Das Ärgerliche ist, wenn mehrere zusammen kommen, reden sie unter sich, und ich höre nichts. Folglich...

Wenn es dir hilft, kann ich dabei sein.

Ich glaube, das würde helfen.

(langes Schweigen,
Mutter geht in sich)

Ich habe wirklich den Eindruck, daß man auf einer neuen Basis neu anfangen muß und daß der Ort von all diesen Leuten geleert werden muß und man an einem anderen Ort anfängt, wo sie arbeiten müssen.

Ja, aber die Unterkünfte?

In der Zwischenzeit könnten sie in Hütten wohnen, die sie selbst bauen.

Aber sie wohnen schon in Hütten.

Ich meine unter Strohdächern.

(Schweigen)

Ich werde sehen.

Ich werde versuchen, etwas zu organisieren. Ich werde es dir Samstag sagen.

 

1 Satprems Brief wurde mißverstanden und gekürzt veröffentlicht, um ihn dem Verständnis der Herausgeber anzupassen.

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2 Hier Mutters Text: "Gerade in der Arbeit, als einer Darbietung an das Göttliche, entwickelt sich das Bewußtsein am besten. Trägheit und Untätigkeit führen zu tamas, das einen Fall ins Unbewußte bedeutet und das Gegenteil von Fortschritt und Licht ist. Sein Ego zu überwinden und nur für das Göttliche zu leben – dies ist das Ideal und der kürzeste Weg, um das wahre Bewußtsein zu erlangen."

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3 Man weiß auch nicht, welche Art von Bericht das intrigante Trio Mutter gab, welches sich schon über die Leitung und die Gelder für Auroville stritt. Sicherlich gab es eine Gruppe von Faulen, aber diese Gruppe verschwand schnell von selbst. Ist es ein "Mangel an Autorität" über die Aurovillianer oder über das Trio, dessen Rivalitäten sicherlich begannen, das Mißtrauen der Aurovillianer zu erwecken?

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