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Mutters

Agenda

zwölften Band

4. September 1971

Was hast du? Hast du nichts?... Haben dich Leute besucht?

Nein, außer ein oder zwei Ausnahmen lehne ich es ab, Leute zu sehen. Ich weiß nicht, aber ich finde es jetzt besser, ruhig zu bleiben.

Nein, man hat mir von jemandem erzählt, der dich besucht hat.

Die einzige Person, die ich gesehen habe, war E.

Ach! Er ist nett. 1

Aber sonst weigere ich mich, Leute zu sehen.

Das ist besser.

Eine Zeitlang sah ich jeden Tag viele Leute, doch jetzt finde ich... ich weiß nicht, ich habe das Bedürfnis, allein zu sein.

Ja.

(Schweigen)

Ich habe etwas bemerkt – schon seit langem, aber nun ist es sehr ausgeprägt geworden. Wenn ich spreche, ist ein Bewußtsein da, und das drückt sich auch in Worten aus, aber das Wichtige ist das Bewußtsein – die Leute hören jedoch nur die Worte und erfassen das Bewußtsein nicht. Das bewirkt eine schreckliche Verwirrung. Deshalb ist es besser, nicht zu sprechen.

Ach, für gewisse Leute ist es vielleicht ein Durcheinander, aber nicht für alle – nicht für alle.

Auch sehe ich: Ich wollte Auroville zu einem Zwischenstadium zwischen der alten und der neuen Seinsweise machen, aber sie versinken alle in... D.h. sie nutzen die Freiheit, die ihnen gewährt wird, um auf völlig ordinäre Weise zu leben. Das ist entmutigend. Einige sind gut, aber die meisten repräsentieren eine Untermenschheit, eine rein animalische Menschheit.

Nun, ja... Wir haben genug damit zu tun, uns selbst zu ändern!

Das kann man wohl sagen!

(Schweigen)

In jedem Augenblick das Göttliche Bewußtsein so gut wie möglich ausdrücken. Nur darauf kommt es an.

(Schweigen)

Ja, wenn man bei dir ist, wird man gleichsam von einem absoluten Strahl ergriffen. Das ist... Ich erinnere mich an meine früheren Meditationen "dort oben", das war weit und recht angenehm, aber hier ist es eine Art ABSOLUTHEIT, man sagt sich: Es ist DAS. Es ist DAS, verstehst du, es ist nichts anderes, das Absolute ist da und packt einen. Aber wenn man nicht mehr in deiner Nähe ist... Wenn man sich konzentriert, kann man das auf gewisse Weise erfassen...

Ja.

Aber sobald man in seiner Konzentration nachläßt, ja, dann muß man wieder... Das ist das Schwierige, es müßte eine Art Besitzergreifung stattfinden. Aber wie vorgehen?

Ich weiß es nicht.

Es ist die Gnade, kurzgesagt!

(nach einem Schweigen)

Der Körper versucht, so gut er kann, nur noch im Göttlichen zu existieren. Wenn er sich gar nicht mehr abgetrennt fühlen könnte (Mutter berührt die trennende Haut ihrer Hände), wäre er vollkommen glücklich.

Aber so (Geste einer Verinnerlichung), wenn ich nichts sage, geht es gut.

(Mutter geht in sich)

Hast du nichts zu fragen?

Wird mir eine neue Inspiration kommen? Etwas anderes [ein anderes Buch]?

Die Leute sind nicht bereit, mein Kind! Jeden Tag entdecke ich... Diejenigen, denen man Freiheit gewährt, sinken auf das tiefste Niveau. Sie haben ein unglaublich ordinäres Bewußtsein, schrecklich – da ist keine Aspiration, kein Bedürfnis nach Vervollkommnung, überhaupt nichts.

Ich selbst... Dieser Körper tut sein Möglichstes. Er kann nicht viel. Er versucht... er versucht, keinen Widerstand zu leisten. Zeitweise – zeitweise – erfährt er etwas wie ein Entzücken, das einige Sekunden anhält. Aber das ist... (Mutter schüttelt den Kopf). Entweder müssen wir erreichen, daß der Körper plastischer wird und sich transformieren kann, oder es wird eben für ein anderes Leben sein.

Aber ich gestehe, daß ich... Sri Aurobindo sagte mir: "Ach, all das von vorn zu beginnen, die Kindheit und diese ganze Unbewußtheit – nein." Bevor er wegging, sagte er nein. "Nein, ich werde erst wiederkommen, wenn es in einem supramentalen Körper sein kann."

(Schweigen)

Aber es muß Körper geben, die beliebig lange fortbestehen können. Er hatte gesagt: Das Zwischenstadium wird eine beliebige Lebensdauer sein. Ich habe den Eindruck, daß dies möglich ist. Aber unter der Bedingung, daß... der Körper selbst darf nur eine Idee haben: die Transformation. Daß er nur so ist [ruhig, konzentriert], dann... Auf die Weise kann ich stundenlang verharren – in einer Art aufnahmebereiter Andacht, und es geht wie eine Sekunde vorbei. Die Zeit ist seltsam. In einer gewissen aufnahmebereiten Andacht, da... (Geste, wie in einem Lächeln zu schweben)... da existiert die Zeit nicht mehr.

Ich fühle, daß ich an der Schwelle eines großen Geheimnisses stehe, aber... (Mutter schüttelt den Kopf) nicht mental – keine Gedanken. Es ist... "etwas".

(Schweigen)

Gib mir deine Hände!

(ein Lächeln zeichnet sich auf Mutters Lippen ab)

 

1 Tatsächlich verdanken wir diesem sehr netten Deutschen eine beträchtliche Anzahl Tonbänder, auf denen diese Gespräche aufgezeichnet wurden. Mit Dankbarkeit möchten wir auch ein amerikanisches Ehepaar erwähnen, M.R., das uns den Großteil der Bänder gegeben hat.

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