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Mutters

Agenda

zwölften Band

1. September 1971

(Die Jahre 1946-48 betreffend, als Satprem zum ersten Mal nach Pondicherry gekommen war, um einen Posten in der Regierung "Französisch Indiens" unter dem Gouverneur Baron anzutreten.)

Ein Bild ist mir geblieben, ein Bild, das ich nicht vergessen kann. Pavitra und ich hatten den neuen Gouverneur besucht, den Nachfolger Barons [1949], und beim Hinausgehen, im Salon oder auf der Veranda oder auf dem Balkon, ich weiß nicht mehr, saßest du da – erinnerst du dich nicht?

Nein, liebe Mutter.

Ihr wart zu dritt oder viert – du saßest da. Ihr wart noch nicht abgereist. Und das ist mir geblieben – noch jetzt, nach wie langer Zeit?

Fünfundzwanzig Jahre.

Es blieb klar-klar-klar: ich sehe dich dort sitzen, im Gegenlicht (dahinter war der Himmel). Das frappierte mich sehr – ich weiß nicht warum, es blieb mir. Noch jetzt sehe ich dasselbe Bild. Seltsam... Wir waren gekommen, um diesen Leuten einen Höflichkeitsbesuch abzustatten. Sie interessierten mich überhaupt nicht, aber als ich dich dann sah: "Ach!" Das war wie... weißt du, wie etwas, das mir sagte (Mutter senkt den Zeigefinger): "Der da."

Das blieb bestehen. So viele, viele Dinge habe ich völlig vergessen, aber das ist mir geblieben. Erinnerst du dich nicht?

Nein, liebe Mutter... Ich habe andere Erinnerungen an dich aus jener Zeit, aber nicht diese 1 .

Seltsam, noch jetzt sehe ich es. Da war der Himmel... Du saßest auf einem Hocker oder einer Art Bank; zwei oder drei Personen (ich weiß nicht) waren mit dir zusammen, aber ich bemerkte sie nicht, doch dich sah ich so (Mutter senkt einen Finger), als ob... : "Der da!"

Seltsam. Das ist interessant.

Ein Glück, daß du mich gesehen hast!

(Mutter lacht und nimmt Satprems Hände)

Es war so: (Mutter macht eine Geste, als würde sie Satprem am Handgelenk fassen).

(Schweigen)

Dem Körper bringt man bei, nur durch das Göttliche zu existieren, sich nur auf das Göttliche zu stützen, bei allem-allem-allem, ausnahmslos. Ein Druck, damit... Nur wenn das Bewußtsein so sehr wie möglich an das göttliche Bewußtsein geschmiegt ist, hat es das Gefühl zu existieren. Das wurde außerordentlich intensiv. Wenn das Physische umgewandelt worden ist, wird es etwas SOLIDES sein: unveränderlich und vollkommen. Und wirklich konkret... Der Unterschied zwischen einem Sein im Göttlichen, einem Existieren nur durch Ihn und für Ihn, und dann einem Sein im Bewußtsein (natürlich nicht im gewöhnlichen Bewußtsein, aber im noch menschlichen Bewußtsein)... Die Diskrepanz ist so groß, daß das eine im Vergleich zum anderen der Tod zu sein scheint. Das heißt, die physische Verwirklichung ist wirklich eine konkrete Verwirklichung.

Eine solche Konzentration von Energie setzt ein. Oh, es ist noch nicht "das", bei weitem nicht, aber es ist der Beginn der Wahrnehmung dessen, was sein wird. Das ist... wirklich wunderbar. Es ist von einer solchen Macht! Von einer Macht und Wirklichkeit im Bewußtsein, die einem nichts anderes geben kann – alles Vitale, Mentale usw. erscheint verschwommen und ungewiß. Dies ist konkret (Mutter ballt die Fäuste). Und so stark!

Es bleiben noch Probleme zu lösen, aber nicht mit Worten und Gedanken. Die Dinge kommen wie Darstellungen – nicht nur persönliche Dinge, sondern auch Dinge der Umgebung: Leute, Dinge, Umstände, all das will dem Körper beibringen, das wahre Bewußtsein zu haben. Das ist... wunderbar.

(Mutter geht in sich)

Das Problem bestand scheinbar darin, ein Physisches zu schaffen, das die Kraft ertragen kann, die sich manifestieren will – das gewöhnliche körperliche Bewußtsein ist stets zu schwach und zu zerbrechlich, um diese gewaltige Macht zu ertragen, die sich manifestieren will. Der Körper ist nun dabei, sich daran zu gewöhnen, und er ist... weißt du, als ob er plötzlich einen so unglaublich wunderbaren Horizont wahrnähme, und dann läßt man ihn nur so weit gehen, wie er es ertragen kann.

Eine Anpassung muß sich vollziehen.

Für das Ruhen und Essen ist das deutlich sichtbar (besonders für das Essen). Es ist ganz seltsam... Der Übergang... mitten im Übergang.

Wird er genug Plastizität haben? Ich weiß es nicht.

Es ist eine Frage der Plastizität. Ertragen und weiterleiten können (Geste eines Fließens durch Mutter hindurch). Der Macht, die sich manifestieren will, nicht das geringste Hindernis entgegenstellen.

Die äußeren Erscheinungen werden sich später als Konsequenz ergeben. Deshalb wird sich die äußere Erscheinung als letztes ändern.

 

1 Tatsächlich erinnerte Satprem sich sehr gut an diese Begegnung, wollte Mutter aber den Bericht über seinen Geisteszustand in diesen Tagen ersparen. In Wirklichkeit war er Mutter gegenüber zornerfüllt, weil sie den Mann besuchte, der alles getan hatte, um den Platz des Gouverneurs Baron zu übernehmen. So verlaufen die kleine und die große Geschichte nebeneinander.

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