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Mutters

Agenda

zwölften Band

20. Oktober 1971

(Mutter beginnt mit der Übersetzung ins Französische eines Textes von Sri Aurobindo, den sie am 24. November verteilen will.)

Man muß sich ganz auf das Göttliche verlassen und dennoch eine befähigende Sadhana betreiben – das Göttliche gibt die Frucht nicht im Maße der Sadhana sondern im Maße der Aufrichtigkeit der Seele und ihres Strebens. Auch ist es nicht dienlich, sich zu sorgen: "Ich werde dies sein, ich werde jenes sein, was werde ich sein?" Sage: "Ich bin bereit, nicht so zu sein, wie ich möchte, sondern so, wie das Göttliche mich will", – alles Übrige sollte darauf basieren.

13. April 1935
Sri Aurobindo
Letters on Yoga, XXIII.582

Man fand Briefe – alte Briefe – von Sri Aurobindo an Barin und den Advokaten1 – außerordentliche Briefe. Sie geben das Ausmaß von Sri Aurobindo als Mann der Tat wieder. 1920 hatte er noch die Absicht, eine Aktion zu starten: Zentren in ganz Indien und in der Welt einzurichten, oh!... ein Plan... Das war vor der Unabhängigkeit des Landes.

Er sagt, daß er sich völlig zurückzog, um seinen Yoga zu finden, daß er aber handeln werde, sobald er ihn gefunden habe 2...

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(Etwas später unterzeichnet Mutter den Vertrag für die erste deutsche Ausgabe von La Genèse du Surhomme.)

Und ins Russische?

(Schweigen)

Am 30. ist dein Geburtstag...

Du mußt zugeben, daß es seltsam ist, daß dieses Buch in Deutschland erscheint, bevor es in Frankreich veröffentlicht wird.

Das Buch?

Ja, es wird in Deutschland erscheinen, aber in Frankreich wird es nicht veröffentlicht. Niemand will es. Ich finde das ziemlich...

Weil sich niemand darum kümmert.

Dort, wo man es versuchte, wurde es jedenfalls abgelehnt.

Hast du Ms Übersetzung gesehen [eine neue englische Übersetzung]?

Ja, Teile. Viele Abschnitte sind sehr schön.

Ach!

Ich glaube, insgesamt wird es sehr wirksam sein – aber nicht alles wurde verstanden.

Ach?

Nein, aber letztlich ist das unwichtig. Das, was sie verstanden hat und was hindurchgedrungen ist, kommt kraftvoll und gut rüber. Viele Tiefen wurden ausgelassen. Aber man kann es nicht anders machen. Ihr Verdienst ist, daß das, was sie verstanden hat, kraftvoll und manchmal sogar schön durchgedrungen ist... Ich habe ihr gesagt, daß ich sehr zufrieden bin. Und tatsächlich bin ich zufrieden, denn es genügt, es ist wirksam.

Ich sprach mit ihr über die Veröffentlichung. Sie sagte mir, daß es für sie in Amerika leichter sei als in England, aber sie will es versuchen.

Wir werden sehen.

 

ADDENDUM

(Brief Sri Aurobindos an C.R. Das,
seinen Advokaten im Alipore-Bombenprozeß:)

18. November 1922

Lieber Chitta!

Es ist lange her, fast zwei Jahre, denke ich, seitdem ich irgend jemandem einen Brief geschrieben habe. Ich war so sehr zurückgezogen und von meiner Sadhana in Anspruch genommen, daß der Kontakt mit der Außenwelt bis vor kurzem auf ein Minimum reduziert war.

...Ich wurde in einer Wahrnehmung bestätigt, die ich immer hatte, vorher weniger klar und dynamisch, die jetzt aber immer offensichtlicher für mich wurde, und zwar, daß die wahre Basis für die Arbeit und das Leben spirituell ist – das bedeutet ein neues Bewußtsein, das nur durch Yoga entwickelt werden kann. Ich sehe immer deutlicher, daß der Mensch niemals aus dem nichtigen Kreislauf herauskommen kann, den die Rasse stets durchläuft, wenn er sich nicht zu der neuen Grundlage emporhebt. Ich glaube auch, daß es Indiens Mission ist, diesen großen Sieg für die Welt zu erringen. Aber was genau ist die Beschaffenheit dieser dynamischen Kraft dieses größeren Bewußtseins? Was ist die Bedingung ihrer wirksamen Wahrheit? Wie kann sie herabgebracht, mobilisiert, organisiert, auf das Leben angewandt werden? Wie können unsere gegenwärtigen Instrumente – Intellekt, Gemüt, Leben, Körper – wahre und vollkommene Kanäle für diese große Transformation werden? Das war das Problem, das ich in meiner eigenen Erfahrung auszuarbeiten versuchte, und jetzt habe ich eine sichere Basis, ein weites Wissen und einige Meisterschaft dieses Geheimnisses. Noch nicht seine Fülle und vollständige zwingende Gegenwart – deshalb muß ich noch in Zurückgezogenheit bleiben. Denn ich bin entschlossen, erst dann im äußeren Feld zu arbeiten, wenn ich im sicheren und vollen Besitz dieser neuen Kraft der Handlung bin – nichts zu bauen, bis es auf einem vollkommenen Fundament stehen kann.

Dennoch bin ich weit genug gegangen, um fähig zu sein, eine Arbeit in größerem Maßstab als vorher auf mich zu nehmen – die Schulung von anderen, um diese Sadhana zu empfangen und sich selbst vorzubereiten, wie ich es tat, denn ohne das kann meine zukünftige Arbeit nicht einmal begonnen werden. Es gibt viele, die wünschen, hierher zu kommen, und die ich für diesen Zweck aufnehmen kann, und eine größere Anzahl kann auf Distanz unterrichtet werden; aber ich kann nicht weitermachen ohne genügende Mittel, um dieses Zentrum hier und wenigstens ein oder zwei außerhalb zu unterhalten. Ich brauche deshalb viel größere Mittel als jene, über die ich gegenwärtig verfüge. Ich dachte, daß du durch deine Empfehlung und deinen Einfluß Barin helfen könntest, sie für mich zu sammeln...

Dein

Aurobindo

On Himself, XXVI.436

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(Zwei Briefe Sri Aurobindos an seinen jüngeren Bruder Barin:)

18. November 1922

Lieber Barin,

...Ich war bis jetzt und werde noch für einige Zeit in der Ausübung eines Yoga zurückgezogen sein, der dazu bestimmt ist, die Grundlage zu sein – nicht für eine Zurückgezogenheit vom Leben, sondern für die Transformation des menschlichen Lebens. Es ist ein Yoga, in dem weite, noch nie versuchte Gebiete innerer Erfahrung und neue Wege der Sadhana geöffnet werden mußten und der deshalb Zurückgezogenheit und viel Zeit für seine Vervollständigung verlangte. Aber die Zeit rückt näher, obwohl sie noch nicht gekommen ist, wo ich ein großes äußeres Werk auf mich nehmen muß, ausgehend von der spirituellen Basis dieses Yoga.

Es ist deshalb notwendig, eine Anzahl von Zentren für die Ausbildung in dieser Sadhana einzurichten – kleine und wenige am Anfang, aber sich vergrößernd und anwachsend, wenn ich fortfahre... Das erste, das ins Britische Indien verlegt werden wird, wenn ich dorthin gehe, besteht schon in Pondicherry, aber ich benötige Mittel, sowohl, um es zu unterhalten, und auch, um es zu vergrößern...

Viel mehr Leute wünschen und sind geeignet, diese Sadhana auf sich zu nehmen, als ich gegenwärtig empfangen kann, und nur, wenn mir große Mittel zur Verfügung gestellt werden, kann ich dieses Werk fortführen, das als Vorbereitung für meine Rückkehr zur Aktion nötig ist...

Aurobindo Ghose

On Himself, XXVI.435

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1. Dezember 1922

Lieber Barin,

...Ich muß jetzt den Grund klar machen, warum ich bei der Gutheißung der Veröffentlichung [gewisser Texte] zögerte.... Aber jener über die Nicht-Zusammenarbeit würde, denke ich, zu einem völligen Mißverständnis meiner wirklichen Einstellung führen. Einige würden es dahingehend verstehen, daß ich das Gandhi-Programm annehme... Wie du weißt, glaube ich nicht, daß das Prinzip des Mahatma die wahre Grundlage oder sein Programm das richtige Mittel sein kann, um die wahre Freiheit und Größe Indiens zu verwirklichen... Meine eigene Politik, wenn ich ins Feld träte, würde ein radikal anderes Prinzip und Programm beinhalten... Aber das Land ist noch nicht bereit, dieses Prinzip zu verstehen oder sein Programm auszuführen.

Da ich dies sehr wohl weiß, begnüge ich mich damit, weiterhin auf der spirituellen und seelischen Ebene zu arbeiten, um dort die Ideen und Kräfte vorzubereiten, die sich nachher, im richtigen Augenblick und unter den richtigen Bedingungen in das vitale und materielle Feld stürzen mögen. Ich habe Sorge getragen, keine öffentlichen Ankündigungen zu machen, weil sich das ungünstig auf meine Möglichkeiten für zukünftige Handlungen auswirken könnte. Was jene sein werden, wird von der Entwicklung abhängen. Der gegenwärtige Trend der Politik mag in fruchtloser Unrast enden, oder er mag mit Hilfe äußerer Umstände auch in eine Art Pseudo-Selbstregierung münden. In jedem Fall wird die ganze wirkliche Arbeit noch zu tun sein. In beiden Fällen möchte ich mich für diese Arbeit freihalten...

Aurobindo

On Himself, XXVI.438

 

1 C.R. Das, der Advokat Sri Aurobindos zur Zeit des "Bombenfalles von Alipore". Es handelt sich um drei Briefe, einer an C.R. Das vom 18.11.1922 und zwei andere an Barin, den jüngeren Bruder Sri Aurobindos, vom 18.11.1922 und vom 1.12.1922. Die Briefe werden im Addendum wiedergegeben.

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2 Selbst 1928, als Tagore nach Pondicherry kam, um Sri Aurobindo zu besuchen, bekräftigte letzterer seine Absicht, Pondicherry zu verlassen und sich in eine äußere Aktion zu stürzen. Wahrscheinlich erkannte Sri Aurobindo im Verlaufe des weiteren Weges ..., was auch Mutter entdeckte.

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