Mutters
Agenda
zwölften Band
(Über den abgeänderten Satz in den "Notizen" vom 28. August über die Macht, Menschen sterben zu helfen:)
Wie lautet der Satz jetzt?
"... Für jemand anders, DER FORTGEHEN WILL, bedeutet es das Ende, er geht zur anderen Seite über."
Gestern geschah es wieder. Man berichtete mir von einem Kind, das unheilbar krank war, und man sagte mir, daß es sehr litt, daß es sehr elend dran sei – die Eltern wollten, daß es sterben könne. Eine Stunde später starb es. Heute morgen erfuhr ich es. Ich sagte mir: "Sieh an, genau das ist in den "Notizen" gemeint – entweder will die Person selbst weggehen, oder diejenigen, die sich um sie kümmern, sehen, daß sie zu elend ist, sie fordern es; anstatt also lange zu leiden, stirbt sie. Genau das wollte ich sagen.
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Etwas später
Es ist wirklich interessant, als sei mein Körper das Schlachtfeld zwischen dem, was beharrlich bleiben will, und dem, was seinen Platz einnehmen soll. Es gibt derartig wunderbare Augenblicke – glorreiche Augenblicke – und eine Sekunde später, eine Minute später, ein heftiger Angriff... So ist es. Und mein Körper... Zum Beispiel kann ich in manchen Momenten essen, ohne es zu merken, außer, daß alles köstlich ist; und eine Sekunde später kann ich nicht mehr schlucken. Es ist so (Geste eines Ziehens zur einen und zur anderen Seite). Ich habe nur ein Mittel, und zwar, so STILL wie möglich zu sein. Sobald ich still bin, beruhigt es sich. Es ist, als ob... Man hat den Eindruck, daß man plötzlich sterben wird, und eine Minute später ist es... die Ewigkeit. Wirklich eine außerordentliche Erfahrung. Außerordentlich. In einem Moment erscheint mir alles derart konfus, düster – es besteht keine Hoffnung, es gibt keine Möglichkeit, klar zu sehen –, und eine Minute später ist alles klar.
Und zur Zeit ist es so (Geste in der Schwebe). Nur weil mein Körper den Glauben hat, kann er fortdauern.
Das ist wirklich interessant.
(langes Schweigen)
Wenn man die Macht hindurchläßt, ohne sie zu mindern oder zu verformen oder ..., dann ist es unglaublich! Eine unglaubliche Macht. Und eine Minute später hat man den Eindruck, daß die Welt so düster und so entstellt ist, daß es keine Hoffnung gibt. Aber vielleicht – vielleicht – verbessert sich das Verhältnis ein klein wenig.
(Mutter geht in sich,
lange Kontemplation)
Hast du etwas gespürt? Was hast du gespürt?
Ich weiß nicht... Ich versuchte, mich hinzugeben.
(Mutter lächelt und nimmt Satprems Hände) Es kam sehr stark, sehr stark: so (massive Geste, die von oben herabkommt). Du warst darin.
(Schweigen)
Es geht gut – es geht gut.
Ja (Geste der Hingabe, Hände geöffnet), das ist das Beste, was man tun kann.
Oh! Es ist stark.