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Mutters

Agenda

zwölften Band

10. November 1971

Hast du etwas?

Ja, ich hatte etwas, aber was hast du denn?

Ich... im Augenblick... (Mutter scheint müde) Ich weiß nicht, vielleicht wird es gleich wiederkommen.

Das Bewußtsein [des Körpers] ändert sich jetzt sehr schnell.

Ich werde gleich sehen, ob es kommt.

Sag mir erst, was du hast.

Eine Aurovillegeschichte...

Auroville? Worum geht es?

Vor ein paar Tagen erhielt ich einen Brief von einem jungen Architekten, Z (ich kenne ihn nicht). Er schrieb mir, daß er mich gern sehen möchte.

Sieh an! Warum?

Weil er mir die Probleme Aurovilles erklären möchte. Ich antwortete ihm, die Probleme Aurovilles könnten sich nur in dem Maße lösen, wie die Aurovillianer sich direkt an Mutter wendeten. Deshalb würde ich es vorziehen, wenn er sich direkt an die Quelle wendete anstatt an einen Vermittler. Dann sagte ich ihm aus Höflichkeit, daß mich dies nicht davon abhielte zu... usw.

Du hast das Richtige getan.

Er hat eine Vorstellung, wie das Matrimandir zu bauen sei – andere haben eine unterschiedliche Idee, und dann wird R [der Architekt] kommen – ich möchte lieber warten, bis R da ist und entscheidet.

Denn nachher schrieb er mir noch einen zweiten Brief mit den Worten: "Ja natürlich, es ist wahr, daß man sich an die Quelle wenden muß, das ist der "feste und willkommene Bezugspunkt", aber leider hat man keinen direkten Zugang zur Quelle, man muß also durch einen Vermittler gehen ..."

(Mutter schüttelt den Kopf)

Dann gab es Mißverständnisse, und er unterbreitete mir eins dieser Mißverständnisse.

Sag mir welches.

Zum Beispiel hatte er dir vor einem Monat, im Oktober, geschrieben, und du hattest ihm schriftlich geantwortet. Er hatte dir folgendes gesagt: "Ich habe eine genaue Studie über die auszuführende Arbeit durchgeführt und bin zur Schlußfolgerung gekommen, daß wir selbst [die Aurovillianer] die Verantwortung für die Arbeit der Ausgrabung und den Bau der vier Pfeiler übernehmen können; danach könnte ein kommerzielles Unternehmen wie EEC [ich weiß nicht, ich glaube, es ist von Madras] die Konstruktion des Matrimandirs weiterführen... usw. Es scheint also, daß die Arbeit der Aurovillianer kein Hindernis dafür darstellt, daß der Rest der Arbeit einem spezialisierten Unternehmen anvertraut würde ..." Du hast geantwortet: "Das ist sehr gut, ich bin völlig einverstanden. Die Sicherheit und Solidität der Arbeit müssen VORRANG gegenüber den PERSÖNLICHEN FRAGEN haben. Ich verlasse mich auf Sie, daß alles harmonisch abläuft."

Und dann wurde mir klar... Nachher sagten mir die anderen, daß er dies geschrieben habe, ohne sie zu fragen.

Er sagte mir, er habe das "nach einer Versammlung von etwa fünfzig Aurovillianern" geschrieben.

Nein... Hör zu, diese Geschichten würden jedem anderen den Kopf zerbrechen!

Die Geschichte läuft darauf hinaus, daß er die Arbeit den Aurovillianern anvertrauen möchte, was kein Hindernis für die Mitarbeit von Experten wäre.

Das wäre es aber. Was ich gesagt habe, ist gut: Zum Zeitpunkt der Ausführung wird es jedoch... Ich rate dir, dich nicht darin verstricken zu lassen!

Oh, das möchte ich gar nicht.

Ja, sie sind... Die Sache ist recht kompliziert.

Ich werde ihm einfach sagen, er solle die Rückkehr von R abwarten, um die Entscheidung dann zu treffen.

Ja, aber die Entscheidung wurde bereits getroffen – ich weiß nicht, ich glaubte, sie seien schon an der Arbeit.

Die "offizielle" Entscheidung ist, daß ein Unternehmen von Madras die Arbeit ausführt.

Nicht die ganze Arbeit. Man bat die Aurovillianer, da zu sein – genau, was er sagt.

Aber er sagt, er sei bereit, auch die Arbeit für das Fundament der Pfeiler auszuführen.

Nein, das... Hör zu, sag ihm, daß R kommt und daß alles entschieden werden wird, wenn er da ist.

Mir liegt überhaupt nichts daran, in ihre Geschichten verwickelt zu werden.

Natürlich!... Du hast den Satz meines Briefes gesehen – sie legen persönliche Fragen hinein. Er sagt es nicht, aber es ist so. Er hofft, jemanden zu finden [Satprem], der ihm Autorität gibt, verstehst du?

Das denke ich auch.

Sag ihm das.

(Schweigen)

Ich weiß nicht recht, ob ich Recht oder Unrecht habe, aber seit langem habe ich mir eine Art Pflicht daraus gemacht, allerlei Leute zu empfangen, wann immer sie wollten. So habe ich eine Menge Leute gesehen...

Ooh!

Sei es von Auroville oder vom Ashram, Franzosen oder Deutsche... Alle, die zu den Tennisplätzen kamen, konnten mich sehen. So hielt ich es jahrelang. Und dann habe ich das völlig eingestellt. Ich beschloß, niemanden mehr zu sehen... Ich weiß nicht, ob ich richtig handelte. Verstehst du, manchmal sagte ich mir, daß es den Leuten vielleicht helfen kann, andrerseits habe ich den Eindruck, daß es keine Lösung ist.

Aus deiner persönlichen Sicht hast du völlig recht.

Ja, aber ich frage mich eben, ob das nicht auch egoistisch ist?

Nein, mein Kind, Sri Aurobindo sagte mir: "Das Göttliche ist der größte Egoist!" (Mutter lacht und alle lachen)

(langes Schweigen)

Ich wollte dir etwas sagen, und dann ... (Mutter sucht Papiere neben sich, ohne sie zu finden)

Die Umstände haben sich intensiviert, als würde ein Druck ausgeübt, weißt du, und das gewisse Gleichgewicht, in dem sich die Dinge befanden, ist zerstört.

Eine Art Haß gegen den Ashram ist aufgekommen.

Aber der Ashram muß gereinigt werden, liebe Mutter.

Ja, genau! (Mutter stimmt lebhaft zu) Das ist es.

Ich habe mich schon gefragt, ob nicht eine neue Attacke gegen den Ashram stattfinden wird, um ihn zu reinigen.

Sie hatten eine organisiert [gegen die "Sri Aurobindo Universität"].

Natürlich beschuldigte man uns vieler Dinge, die überhaupt nicht wahr sind, aber... es stand in den Zeitungen 1 .

Aber das... So ist es, man spürt die Notwendigkeit einer wachsenden Aufrichtigkeit.

Ja.

Alle, die so sind (schwankende Geste), müssen wählen.

Aber alle diese Elemente, die hier "Geschäfte" betreiben, bringen sie dir wirklich etwas, oder bedienen sie sich nur selbst?

Ja. Einige bringen mir viel. Andere bringen nichts, und wieder andere profitieren ganz einfach.

Nun, das ist es.

Aber das...

Sie bedienen sich des Namens des Ashrams und betreiben so ihre Geschäfte.

Ja, aber das sind nicht die Wichtigsten 2 .

Ach?...

Nein, es ist offensichtlich, daß sich alle reinigen müssen... Einige haben viel zu tun, andere nur ein bißchen. Aber sehr wenige sind völlig... nur wenige haben die wahre Geisteshaltung beibehalten.

(Schweigen)

In einer meiner "Notizen" steht ein Satz, und ich fragte mich, ob man ihn belassen soll. 3

Welcher Satz?

Ich erinnere mich nicht mehr... Es ist der Satz, in dem ich von der Macht spreche.

... die überwältigend wird?

Ja. Ich hatte zwei Beispiele gegeben.

Die Heilung und der Übergang auf die andere Seite.

Ja, und beim Übergang auf die andere Seite fragte ich mich, ob die Leute nicht denken werden, daß ich die Leute absichtlich töte! – Vielleicht ist es besser, ihn nicht zu drucken.

Aber nicht doch!

Ist das klar?

Offensichtlich kann man immer alles folgern...

Ja, wenn die Leute böswillig sind...

Dann müßte man ganz aufhören zu reden.

Ich erinnere mich auch immer an einen Satz Sri Aurobindos, in dem er sagte: "Wenn Gott von euch verlangt zu töten, müßt ihr töten." 4

Das kann auch mißverstanden werden.

Oh, das glaube ich wohl!

Aber alles kann entstellt werden, alles.

Also gut, wir können ihn lassen [Mutters Satz], sei's drum... Ein Wort würde genügen, um zu sagen, "diejenigen, die gehen wollen": daß es der Wille dessen ist, der geht. Dieser Hinweis genügt.

Ich kann in der Druckerei sehen, ob es nicht zu spät ist.

Nur ein Wort hinzufügen. Es ist eher "helfen fortzugehen" als "gegen den Willen".

Wie du sagst: Derjenige, der aufrichtigen Geistes ist, versteht, aber... Es geht nur um jene, die verdreht sind – da kann man nichts ausrichten, die werden das immer tun. Aber es ist besser, ihnen nicht zu viele Gelegenheiten zu geben.

(Schweigen)

Da ist etwas Interessantes, ich weiß nicht, ob du davon weißt. Die Regierung von Orissa war vorher ganz und gar für Sri Aurobindo, und sie waren sehr treu. Ein schrecklicher Orkan kam direkt in ihre Richtung und wurde abgewendet, er ging nach Bengalen und tötete eine große Anzahl von Leuten (das war im letzten Jahr, glaube ich). Dann wechselte die Regierung in Orissa. Sie wurden aggressiv, düster, völlig anders. Sie sind gegen Sri Aurobindo. Und diesmal ging vor ein paar Tagen der Orkan dorthin und richtete Verwüstungen an...

Einige von ihnen haben verstanden.

Natürlich sagten einige im Gegenteil: "Wie konnte das nur geschehen? Letztes Mal habt ihr uns beschützt und diesmal ..." – sie verstehen nicht. Aber jene, die verstehen, erkannten sehr wohl den Unterschied.

Es gibt interessante Dinge. Aber man hat den Eindruck, weißt du (schwebende Geste), am Rande eines Abgrundes zu stehen – man darf keinen falschen Schritt tun.

Als übte das Bewußtsein Druck auf die Umstände aus, damit sie entschiedener und klarer seien. Allerdings ist es dadurch vorbei mit Frieden und Ruhe!

(Schweigen)

Gerade unter diesem Druck wird das Bewußtsein [Mutters physisches Bewußtsein] immer klarer, und wieviel haben wir noch zu tun, damit alles im Wesen ausschließlich mit dem Göttlichen verbunden ist! Oh... Man sieht – manchmal verbringe ich fast die ganze Nacht damit, alle Dinge zu sehen, die ihre Haltung ändern müssen, Dinge, die man für sehr gut hielt und die einem keinerlei Sorgen bereiteten. Jetzt sieht man. Im Vergleich zu dem, was sein soll, welcher Weg noch zurückzulegen ist ...

(Mutter geht in sich)

 

1 Das Blatt der regierenden Partei im Staate Madras (die DMK) veröffentlichte einen langen Artikel über "die Ausnutzung des Ashrams" – über die Geschäftsleute des Ashrams, die den lokalen Handel würgten, über die losen Sitten der Mädchen des Ashrams, die unerklärlichen Reichtümer des Ashrams, die "Militarisierung" der Jungen und Mädchen des Ashrams – und über die Möglichkeit, daß eines Tages die Truppen des Ashrams die Tamilen aus Pondicherry verjagen würden, "wie Yahya Khan in Bengalen", um ein "Aurobindo-Desh" zu gründen.

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2 Tatsächlich gab es unter der Bande der Geschäftemacher einige gewichtige Ausnahmen wie die New Horizon Sugar Mills, um nur den integersten zu erwähnen.

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3 Die "Notizen auf dem Weg" vom 28. August 1971, die im nächsten Bulletin erscheinen werden.

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4 Aphorismus 228.

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