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Mutters

Agenda

zwölften Band

22. Dezember 1971

Dies ist meine Botschaft für Weihnachten:

Es ist Zeit, daß das Reich der Lüge ein Ende nimmt.

Allein in der Wahrheit liegt das Heil.

Und was bringst du?

Ich erhielt eine kurze Nachricht von P.L. Du hattest gesagt, die Leute der Mission müßten "beruhigt" werden. Sie belästigen uns ständig, und du hattest gesagt, man könne P.L. bitten, etwas zu tun. Daraufhin hat er etwas unternommen.

Ach!

Er sagt folgendes:

"Ich habe mit Kardinal Tisserant 1 über das Problem gesprochen, das Sie mir geschildert haben. Er schreibt noch heute an den Bischof von Pondicherry, den Hinweisen entsprechend, die Sie mir gegeben haben – er ist entrüstet zu erfahren, daß Sie die Zielscheibe solcher Manifestationen und solcher unchristlicher Gefühle sind. Ich hoffe, sein Brief wird die Mission ‘beruhigen’."

Oh! Sie haben sich nicht mehr gerührt, das muß der Grund sein. Ich höre nichts mehr von ihnen. Ich hatte gerade gestern oder vorgestern bemerkt, daß sie sich völlig beruhigt haben. Das muß es sein. Du kannst ihm also sagen, daß im Moment alle ruhig sind.

(Mutter sucht einen Zettel auf ihrem Tisch)

Schick ihm die Weihnachtsbotschaft und dazu dies:

"Der rote Lotos ist die Blume Sri Aurobindos, aber besonders für seine Jahrhundertfeier werden wir den blauen Lotos wählen, der die Farbe seiner physischen Aura hat, um das Jahrhundert der Manifestation des Höchsten auf Erden zu bezeichnen."

*
*   *

Etwas später

Gestern oder vorgestern hörte ich mir einen Brief Sri Aurobindos an, in dem er sagt, damit das Supramental hier gefestigt werde... Er hatte nämlich gesehen, daß das Supramental in ihn eintrat und sich wieder zurückzog – daß es nicht stabil war, und er sagte: Damit es stabil sei, muß es in das physische Mental eintreten und sich dort festigen. 2 Und diese Arbeit vollzieht sich nun seit Monaten in meinem Körper: das Mental war entfernt worden, und das physische Mental nimmt seinen Platz ein. Ich sagte dir schon, mir fiel auf, daß es alles ganz anders sieht, daß seine Beziehung zu den Dingen anders ist, und in den letzten Tagen bemerkte ich, daß dieses physische Mental – das Mental, das im Körper ist –, weit wurde, es erlangt eine Gesamtschau, und seine ganze Art zu sehen wird völlig anders (Mutter breitet ihre Arme in einer ruhigen, unermeßlichen Geste aus). Ich sah: Das ist die Arbeit des Supramentals. Und so verbringe ich außerordentliche Stunden.

Bleiben noch die Dinge, die sich widersetzen – man hat den Eindruck (ich sagte es dir schon), als heiße es in jeder Minute (und das wird immer stärker): Willst du das Leben, willst du den Tod; willst du das Leben, willst du den Tod... Und so ist es. Das Leben ist die Vereinigung mit dem Höchsten. Und es kommt das Bewußtsein, ein VÖLLIG neues Bewußtsein. Welches so ist (Geste, mal zur einen, mal zur anderen Seite zu schwenken). Aber gestern oder vorgestern sagte der Körper plötzlich: "Nein! Schluß damit – ich will das Leben, ich will nichts anderes." Seitdem geht es besser.

Oh, man bräuchte Bände, um all das zu erzählen, was geschieht. Es ist... außerordentlich interessant, und VOLLKOMMEN neu. Vollkommen.

(Mutter geht in sich)

Nur wegen des physischen Todes ist das Unterbewußtsein so niedergeschlagen. Das Unterbewußtsein hat den Eindruck, daß, was auch immer der Fortschritt, die Anstrengung sei, es immer damit enden wird, weil es bis jetzt immer so endete. Die gegenwärtige Arbeit besteht nun darin, zu versuchen, den Glauben und die Gewißheit der Transformation bis ins Unterbewußte eindringen zu lassen. Und das... das ist ein Kampf in jeder Minute.

(Mutter geht die restliche Zeit in sich)

 

1 Der Kardinal von Frankreich.

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2 Tatsächlich meint Mutter das körperliche Mental.

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