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Mutters

Agenda

dreizehnten Band

8. Januar 1972

Was gibt's Neues?... Geht es besser?... Nein?...

Ich weiß nicht. Ich verstehe nicht recht, welchen Weg wir gehen.

Ich verstehe ihn ganz und gar nicht!... Einfach... (Mutter öffnet ihre Hände in einer Geste der Hingabe).

Es ist nicht leicht.

Es ist nicht leicht, aber ich sagte dir schon, beide Extreme sind da: Einerseits ist es nicht leicht, aber ganz plötzlich wird es für einige Sekunden wunderbar, und dann wieder... Ich spreche lieber nicht davon.

(Schweigen)

Jetzt, wo ich hier festsitze, kommt bei allen Leuten die niedere Natur zum Ausdruck, und sie handeln, indem sie sich sagen: "Mutter wird es nicht wissen." Voilà. "Mutter wird es nicht wissen" bedeutet, daß es keine Kontrolle mehr gibt. Ich finde das ausgesprochen abstoßend.

Leute, zu denen ich gesagt habe: "Sie dürfen nicht im Ashram bleiben", lassen sich hier nieder. Und man läßt es zu. Und nicht nur das, sie kommen ins Auroville-Büro und wollen die Führung übernehmen. Nun... Es ist ganz und gar abstoßend geworden.

Nur weil ich an mein Zimmer gebunden bin, nicht mehr so klar sehe und nicht mehr so gut höre, nutzen sie das aus.

Man sagt, ich würde den Ashram nicht mehr selbst leiten, sondern die Leute meiner Umgebung täten das, und sie täten, was sie wollten.

!!!

Aber das ist nicht wahr.

Nein, das ist nicht wahr!

Es ist nicht wahr.

Was das Bewußtsein betrifft, ist es ein sehr VIEL höheres Bewußtsein als vorher – das weiß ich –, aber mein Ausdrucksvermögen... Ich habe kein Ausdrucksvermögen mehr. Ich gehe auch nicht mehr hinaus, so ist man überzeugt, daß ich nicht weiß, was vorgeht.

Da möchte ich lieber... Ich möchte meine eigene Persönlichkeit so weit wie möglich auslöschen, damit sie nur noch auf die äußere Form beschränkt ist. Ich möchte einzig... ein Übermittlungskanal sein, so (Geste der Transparenz). Und ich versuche nicht einmal, mir dessen bewußt zu sein.

Die göttliche Gegenwart spüre ich immer, sehr stark, aber...

(langes Schweigen)

In gewissen Fällen, in gewissen Augenblicken, ist die Kraft so gewaltig, so wirkungsvoll, daß ich selbst verblüfft bin, und in anderen Momenten habe ich so ein Gefühl... nicht etwa, daß die Kraft verschwunden wäre, aber... ich weiß nicht, was geschieht.

Ich kann das nicht erklären.

Natürlich sagen mir die Leute: "Sie haben mich geheilt, Sie haben soundso gerettet, Sie ..." – ich vollbringe geradezu Wunder, aber... Sie denken, ich sei es, doch es ist kein Ich da. Da ist nichts, hier gibt es kein Ich; es ist nur... (Geste eines Fließens durch Mutter hindurch) die Kraft, die hindurchgeht. Ich versuche... ich versuche, nichts zu verschleiern, nichts aufzuhalten, nichts zu vermindern – das ist mein einziges Bestreben: die Kraft so unpersönlich wie möglich hindurchfließen zu lassen.

Nur dir kann ich dies sagen – zu den anderen sage ich nichts, überhaupt nichts.

Und ich weiß nicht einmal, ob du dasselbe fühlst... Ich weiß nicht, ob du fühlst, daß die Kraft da ist – fühlst du sie?

Oh, diese Kraft fühle ich sehr, sehr stark! Ja, eine ungeheuerliche Kraft.

Aber was fühlst du denn nicht? Du machst eine Einschränkung. Das möchte ich gern wissen.

Das kommt darauf an, ob ich bei dir oder von dir entfernt bin. Wenn ich nicht bei dir bin, fühle ich vielleicht... Ich beklage mich über ein Fehlen der Gegenwart... einer Gegenwart... Wie soll ich sagen?

Konkret?

Nein, nein, das ist es nicht. Es ist voller Macht, aber... wenn es etwas gäbe, das mehr im Herzen wäre, verstehst du, etwas... Innigeres, etwas Lebendigeres, weniger Unpersönliches.

Ach, da stimme ich zu. Aber alles zielt darauf ab, diese Unpersönlichkeit zu erlangen.

In meinem Bewußtsein ist dies wie eine notwendige Bedingung für den Übergang (keine endgültige Bedingung, aber eine für den Übergang), um auf die Unsterblichkeit zuzugehen. Das ist der Grund. Da ist etwas – etwas, das gefunden werden muß. Aber ich weiß nicht, was.

(langes Schweigen,
Mutter schüttelt den Kopf, als ob sie nicht wüßte)

Die alte Sichtweise... nicht die gewöhnliche Sichtweise, aber meine alte Sichtweise ist wie aufgelöst, und statt dessen muß... alles gelernt werden (Mutter öffnet die Hände, dem hingegeben, was von oben kommt).

(Schweigen)

Im Bewußtsein des physischen Körpers besteht etwas wie... nicht einmal eine Wechselfolge, sondern als sei beides ständig zusammen: das Bewußtsein, nichts zu wissen und nichts zu vermögen (jedenfalls nach der "aktuellen" Weise, wenn man so sagen darf), und gleichzeitig – weder eins nach dem anderen noch eins im anderen noch eins neben dem anderen, ich kann es nicht sagen – gleichzeitig das Empfinden eines absoluten Wissens und einer absoluten Macht. Beides ist da (Geste der Gleichzeitigkeit).

Ich könnte fast sagen: "so wie ich entsprechend den anderen bin"... (Wenn ich "ich" sage, spreche ich jetzt immer vom Körper.) Das eine entspricht dem, was ich in den Augen der anderen bin, und das andere ist das, was ich entsprechend dem Göttlichen bin. Und beides ist... (dieselbe gleichzeitige Geste).

Das ist sehr konkret, denn zum Beispiel... Das beste Beispiel ist die Ernährung. Der Körper braucht Nahrung, um zu leben, doch alles in ihm ist dem fremd. Da werden die Mahlzeiten zu einem fast unlösbaren Problem... Um es auf kindliche Weise auszudrücken: Es ist, als wüßte ich nicht mehr, wie man ißt. Wenn ich mich jedoch beim Essen nicht beobachte, so stellt sich spontan eine andere Weise zu essen ein. Verstehst du, was ich sagen will?

Ja.

Dasselbe gilt für das Sehen und das Hören... Ich fühle, wie alle Fähigkeiten reduziert sind. Und so gesehen weiß ich tatsächlich nicht, was die Leute tun, was sie sagen, all das. Aber gleichzeitig – gleichzeitig – ist da eine WAHRERE Wahrnehmung dessen, was sie sind, was sie denken, was sie tun: eine wahrere Wahrnehmung der Welt, aber so neu, daß ich es nicht ausdrücken kann.

So bin ich nicht mehr das eine und noch nicht das andere. Es ist so (Geste zwischen den beiden). Das ist nicht angenehm.

Ja.

Und die Reaktionen der Leute (Mutter nimmt ihren Kopf zwischen die Hände) sind derartig falsch!...

(Mutter geht in sich)

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