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Mutters

Agenda

dreizehnten Band

29. März 1972

(Nach dem Gespräch über Malraux nahm die Unterredung eine ganz andere Wendung:)

Ich hatte den Eindruck, daß ich dir etwas geben wollte...

Hat man dir eine Kassettenaufnahme gegeben?... Ich hatte etwas zu R und Sujata gesagt.

Ist es gut?

Ja, ja, liebe Mutter, es war sehr gut. Wir könnten sie veröffentlichen. Es ging um die Vision, die du von deinem eigenen Übergangskörper hattest.

Ich wollte dich nur danach fragen 1 .

Ja, liebe Mutter, es ist sehr interessant... Hast du seit dieser Vision deines neuen Körpers nichts weiteres gesehen?

Nein. Das war etwas völlig Neues für mich – es war das erste und vielleicht auch letzte Mal.

(Schweigen)

Mein Körper bat um... Er ist in einem Zustand ständiger Aspiration, und er bat um... Er fühlt (ich kann es nicht erklären), er fühlt die volle Gegenwart des Göttlichen – in allen Dingen, überall, ständig, als sei er gleichzeitig eingehüllt und durchdrungen –, und er bat um etwas noch Konkreteres. Da antwortete mir etwas wie ein Bewußtsein, daß man ihm keine vollkommenere Wahrnehmung gebe, weil er immer noch den Wunsch habe,... (wie soll ich sagen?) sich im Göttlichen aufzulösen, und daß die Zellen... (Geste eines Berstens), daß der Körper nicht in seiner Form bleiben könnte.

Ach!

Etwas in der Art, verstehst du?

Ich fühlte, daß dies wahr ist. Ich fühlte es.

Die Schwierigkeiten beim Essen sind immer noch sehr groß – Freude am Essen habe ich seit sehr langer Zeit nicht mehr, aber jetzt ist es wirklich zu einem Problem geworden; und das zellulare Bewußtsein der göttlichen Gegenwart verstärkt diese Dinge noch [die Weigerung zu essen], denn alle äußeren Mittel – das Essen und all diese Dinge – erscheinen einem derart lästig! Sicherlich geht die nächste Schöpfung zu etwas anderem über, zu einem anderen Mittel, um sich am Leben zu erhalten, und wir wissen noch nicht was. Ich habe den Eindruck, daß es eine Nahrung gibt – eine Übergangsnahrung, die nicht mehr so wie die alte Nahrung ist, aber auch noch nicht... [die direkte Aufnahme der Energien]. Etwas, das ein Minimum an materieller Basis aufweist. Wir kennen es nicht, wir wissen es nicht, niemand weiß es, wir haben keine Erfahrung; es muß gefunden werden – aber wie?

Niemand weiß es, niemand könnte sagen: Tue dies oder jenes! Ich weiß es nicht.

Das einzige, was man bisher kennt, ist etwas wie Glukose.

Ja.

Sie wird denen gegeben, die sich nicht normal ernähren können.

Ja, das sagte mir der Arzt; er riet mir, Glukose zu nehmen. Ich nehme sie, aber inwiefern reicht das aus?

(Schweigen)

Wie gelangt die Glukose ins Blut?

Ich glaube, sie wird direkt assimiliert.

Aber was bedeutet "direkt"? Man muß sie schlucken.

Ja, man muß sie schlucken.

Und wie...

Sie wandert in den Magen, und durch die Darmwände gelangt sie ins Blut 2 .

Ach, so ist das. Es geht nicht durch die Nieren?

Automatisch, ja. Wenn es einmal ins Blut gelangt ist, wird es durch die Nieren ausgeschieden.

Ach!

Ja, immer.

Wandelt sich die Glukose selbst in Blut um?

Nein, ich glaube, die Darmwände absorbieren sie, und dadurch vollzieht sich die nötige chemische Verwandlung...

Ach, so ist das!

Ich glaube schon.

Und wir kennen nur die Glukose, die sich so verhält?

Ja, in dieser flüssigen Form. Glukose oder sehr reine Fruchtsäfte – aber das ist fast dasselbe.

Ich nehme fast nur noch das zu mir: Glukose und Fruchtsäfte.

Einige Yogis hatten doch die Fähigkeit, Energien direkt zu absorbieren, ohne zu essen. In der Vergangenheit gab es viele solche Geschichten.

Ich weiß nicht, ob das wahr ist.

Du hast Zweifel?... Es wird jedenfalls oft zitiert.

Alles, was Sri Aurobindo mir sagte, ist, daß wir immer viel zu viel essen. Das ist seine Erfahrung. Er blieb vierzig Tage ohne Nahrung. Ich selbst fastete... (ich erinnere mich nicht mehr, wie lange), ich hatte die Erfahrung, mich direkt zu ernähren 3, es kam so hindurch (Geste durch die Poren der Haut).

Könntest du nicht auf etwas in der Art zurückgreifen? – Durch die Atmung.

Damals magerte ich schrecklich ab – das zeigt, daß ich nicht wirklich ernährt wurde, daß der Körper sich selbst aufzehrte.

Aber jetzt bin ich nicht abgemagert, oder?... Ich weiß es nicht, ich sehe mich nicht.

Seit wann?

Seitdem ich angeblich krank bin.

Nein, nicht besonders.

Seitdem nicht?

Nein, ich finde nicht.

Ich blieb einige Tage ohne Nahrung – fast ohne zu essen.

Nein, ich sehe keine Veränderung. Aber es ist wirklich wenig von deinem Körper übriggeblieben! (Lachen)

Ich bin sehr mager. Ich sehe nicht mehr, weißt du.

Aber ich scheine nicht magerer als gewöhnlich?

Nein, du erweckst nicht diesen Anschein. Noch magerer kannst du auch kaum werden!

Wenn es eine neue Entwicklung gibt, werde ich es dir sagen... Heute ist Mittwoch? Wenn es etwas gibt, kann Sujata vorbeikommen, einfach so, und ich werde ihr sagen, ob es etwas Neues gibt.

Ja, Sujata macht sich gerade Gedanken hinsichtlich ihrer Besuche bei dir: sie fürchtet, dir ihre Anwesenheit aufzudrängen oder dich zu stören.

Nein, sie stört mich gewiß nicht! Ich werde ihr eine Blume geben, und dann kann sie wieder gehen, außer wenn ich ihr etwas zu sagen habe. So ist es besser; auf die Weise wird sie täglich wissen, ob ich dir etwas zu sagen habe.

Ja, liebe Mutter, jeden Tag – nein, sie hatte den Eindruck, daß sie... sich dir aufdrängt.

Nein, ganz und gar nicht! Das ist es nicht. Ich war so sehr von Leuten überrannt, daß ich aufhören mußte – es waren vor allem die Geburtstage, Dinge dieser Art. Aber sie kann kommen und mir ihre Blumen bringen, und wenn ich ihr dann etwas zu sagen habe, werde ich es ihr sagen, sonst wird sie gleich wieder gehen. Geht das so?

(Sujata flüstert zu Satprem: "Ich denke vor allem an Mutter.")

Sujata sagt, daß es für sie so gut ist – es geht um dich.

Für mich ist es gut. Das ermüdet mich nicht.

Sie ist etwas... Ich weiß nicht, das Herz ist ihr schwer.

Warum?

Eben deshalb.

Aber nein, mein Kind, ganz und gar nicht!

(Sujata nähert sich)

Weißt du... Siehst du, das Bewußtsein ist sehr klar, viel klarer, als es jemals war, aber ich kann nicht sprechen – etwas muß gefunden werden. Ich kann es dir nicht sagen, aber ich freue mich immer, dich zu sehen. In den letzten Tagen habe ich nichts gesagt, denn "sagen" bedeutet erklären... Aber ich bin immer froh, ich denke sehr oft an dich – verstehst du?... Verstehst du?

Du scheinst mich nicht zu verstehen.

(Sujata:) Doch, liebe Mutter.

In any case, one thing you know: I tell the truth. If I say I am happy to see you, it means I am happy to see you. That you understand.

Yes, Mother.

Was hast du denn, mein Kind? Hat man dir weh getan, hat dich jemand verletzt?

Sehr verletzt, liebe Mutter.

Warum, mein Kind? Hat jemand etwas zu dir gesagt?

Man sagte mir ganz einfach, daß du mich zu oft siehst... und daß du mich nicht sehen wolltest 4 .

Aber das ist nicht wahr! So etwas habe ich nie gesagt.

Nein, liebe Mutter, jedesmal sehe ich ganz einfach, daß Sujatas Name von der Liste [der Besucher] entfernt wurde, dem entnehme ich, daß du keine Zeit oder keine Lust hast, Sujata zu sehen. So zieht sich Sujata eben zurück.

Wer hat das gesagt?

Niemand: ich selbst sage das, ich sehe, daß es sich so verhält.

Aber das ist nicht wahr!

Doch, liebe Mutter, jedesmal geschieht es so.

Das ist nicht wahr. Es ist nicht wahr, daß ich froh bin, dich nicht zu sehen – das ist nicht wahr. Ich verstehe das nicht. Ich habe nichts in dieser Hinsicht getan.

Jedenfalls ist es praktisch so. Sobald etwas ist, wird Sujatas Name gelöscht. Ich folgere daraus, daß du keine Zeit oder keine Lust hast oder sie nicht magst...

Aber das ist nicht wahr! Das ist nicht wahr, mein Kind! In den letzten Tagen habe ich alles eingestellt – ich war dazu verpflichtet –, aber sehr oft dachte ich, wie gut es wäre, wenn du kämest. Nur... du siehst, wie schwer mir das Sprechen fällt.

Hör zu, ich sage dir – willst du tun, was ich dir sage? Komme jeden Tag zu mir wie früher. Wenn ich dir nichts zu sagen habe, gebe ich dir Blumen; wenn ich etwas habe, das ich Satprem geben möchte, werde ich es dir sagen. Aber komm einfach, komm!

Die Zeit ist ungefähr die gleiche. Nach wem bist du früher immer gekommen?

Ich kam nach R.

Gut, komm nach R! Wir werden es so einrichten: du kommst täglich nach R. Es gäbe sogar etwas Praktisches: manchmal sehe ich meine Schränke durch und habe Sachen, die ich dir geben und erklären möchte; und ich dachte: ich muß dich täglich sehen. Wenn das geht, dann komm jeden Tag nach R; wenn ich dir etwas zu sagen habe, werde ich es dir sagen; wenn ich dir nichts zu sagen habe, gebe ich dir Blumen, aber denke niemals, daß ich dich nicht sehen möchte, das ist nicht wahr – das ist eine GROBE Lüge, das ist nicht wahr.

Weißt du, einer Sache mußt du dir gewiß sein: ich sage genau, was ist. Ich mag es schlecht sagen, aber ich sage exakt, was wahr ist. Ich spreche nicht mehr gut, es bereitet mir Schwierigkeiten, aber das Bewußtsein ist klar; ich sage dir hiermit: ich will dich täglich sehen. Hast du verstanden?

Ja, liebe Mutter.

Gut.

(Sujata nimmt ihren Platz wieder ein, Satprem nähert sich)

Es ist so, daß ich Schwierigkeiten beim Sprechen habe: ganz schnell... (Mutter ringt nach Atem). Offensichtlich geht dort etwas vor sich (Mutter berührt ihre Brust).

Aber das Bewußtsein ist klarer und stärker, als es JEMALS war. Und ich bemerke, daß die Leute glauben, ich sei "verkalkt", weil ich nicht mehr sprechen kann. Dabei ist das Bewußtsein klarer und stärker.

Man spürt deutlich, daß es stärker ist.

(nach einem Schweigen)

Die größte Schwierigkeit ist das: Wenn mir jemand sagen könnte, was ich zu mir nehmen muß... Aber am leichtesten kann ich Glukose trinken – also werde ich mich daran halten, das ist alles.

Ich glaube, es ist das einzige materielle, physische Mittel, denn manche Leute waren monatelang im Krankenhaus und nahmen nur das (meist intravenös). Du kannst dich unbegrenzt so ernähren, liebe Mutter.

Das ist gut, das ist gut 5 .

Dann bis Samstag! Und wenn ich etwas habe, sage ich es Sujata.

 

1 Tatsächlich erhielt Satprem nur Sujatas Aufnahme, nicht die andere.

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2 Satprem verfügte über keinerlei genauen medizinischen Kenntnisse.

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3 Mutter hatte einmal gesagt, daß sogar der Blumenduft nährend sei. Siehe Agenda Bd. 4 vom 27. November 1965.

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4 Dies waren genau die Worte der Assistentin, von der noch die Rede sein wird. Oft fragte Mutter: "Wo ist Sujata? Wo ist Sujata?" und unweigerlich antwortete man ihr: "Sie ist nicht da." Tatsächlich verstehen wir jetzt, daß Mutter sich nach Vasudhas Weggang Sujata als Assistentin gewünscht hätte, aber daß sie niemals darum bat, weil sie um die Wichtigkeit der Arbeit wußte, die Sujata für Satprem ausführte. Wäre dies so gelaufen, hätte sich der ganze Ablauf der Geschehnisse verändert.

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5 Man wird Mutter niemals ihre Erfahrung machen lassen. In einer Ansprache vor allen Schülern erklärte Mutters "Wächter", Pranab, unschuldig einige Tage nach Mutters Weggang: "Auf Geheiß von Dr. Sanyal mußten wir ihr täglich 20 bis 25 Unzen [550 bis 700 g.] Nahrung geben. Diese bestand aus etwas Gemüsesuppe, Milch mit Eiweiß, Mandelteig, Pilzen oder Artischocken, solche Dinge, und zum Schluß ein Fruchtsaft... Alle, die unten im Hof [vor Mutters Zimmer] waren, konnten hören, wie wir mit ihr kämpfen mußten, damit sie etwas aß." Dieser Kampf ums Essen (um nur dies zu erwähnen) rief einen akuten Konflikt in Mutters Körper hervor, und sie war wie zweigeteilt zwischen den Aufforderungen der Helfer: "Wenn du nicht ißt, wirst du sterben", und dem Druck der Erfahrung.

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