Mutters
Agenda
dreizehnten Band
(Mutter zeigt Satprem eine gedruckte Karte, auf der ihr Foto und folgender Text wiedergegeben ist:)
Kein menschlicher Wille kann sich letztlich dem göttlichen Willen widersetzen. Stellen wir uns willentlich und ausschließlich auf die Seite des Göttlichen, so ist der Sieg letztlich gewiß.
Die Mutter
Seltsam, wie die menschliche Natur sich dem widersetzt. Die gewöhnliche menschliche Natur ist so beschaffen, daß sie eher die Niederlage unter Beibehaltung ihres eigenen Willens wählt als den Sieg auf die andere Weise. Ich entdecke da gerade Dinge... unglaublich – unglaublich.
Das Ausmaß der menschlichen Dummheit ist unglaublich. Unglaublich.
Als bohre sich diese Kraft, von der ich sprach 1, so (Geste wie ein Bohrer) immer tiefer in das Unterbewußte.
Im Unterbewußtsein gibt es Dinge... unglaublich – unglaublich. Ich verbringe Nächte damit, das zu sehen. Und es dringt immer tiefer... ZWINGEND.
Worauf das menschliche Unterbewußtsein aufschreit: "Oh, noch nicht, noch nicht – nicht so schnell!" Mit dem sind wir konfrontiert. Ein allgemeines Unterbewußtsein.
Natürlich lösen die Widerstände Katastrophen aus, und dann heißt es: "Seht, wie effektiv eure Hilfe ist! Sie führt nur zu Katastrophen." Unglaublich, eine unglaubliche Dummheit!
Ich sehe es in mir selbst: Noch nie zuvor habe ich diesen Widerstand der tieferen Natur auf solche Weise gefühlt...
Oh, ja, er hat sich unglaublich gesteigert.
Unglaublich. Aber wir wissen nicht, wie es enden wird, in manchen Augenblicken ist man sehr beunruhigt.
Nein, das darf nicht sein. Wir müssen uns ständig an das Göttliche klammern. Und die Gegenkraft führt gute Gründe an. Sie sagt: "Seht doch, wohin euch das führt!" Ach, das ist nicht nur ein Widerstand: es ist PERVERS.
Ja.
Eine Perversion.
Ja, ich sehe das sehr deutlich, eine wirkliche Perversion.
Eine Perversion.
Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe den Eindruck von etwas, das auf nichts hört. Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Nein, wir müssen nur... Wenn wir es fertigbrächten, nicht hinzuhören, wäre es besser, aber wenn wir hinhören, müssen wir nur antworten: "Das ist mir egal, das ist mir egal" – ständig. "Du wirst verblöden" – das ist mir egal. "Du wirst deine ganze Arbeit verderben" – das ist mir egal... auf alle perversen Argumente antworten wir: das ist mir egal.
Wenn man die Erfahrung haben kann, die ich hatte [daß das Göttliche alles tut], dann sagt man mit unerschütterlichem Glauben: "All deine Argumente haben nicht den geringsten Wert; die Freude, mit dem Göttlichen zu sein, sich des Göttlichen bewußt zu sein, überschreitet alles" – überschreitet die Schöpfung, überschreitet das Leben, überschreitet das Glück, überschreitet den Erfolg, überschreitet alles (Mutter hebt einen Finger): DAS.
Dann ist es gut. Das ist das Ende des Widerstands.
Als ob Das alles, was es an Schlechtem in der Natur gibt, an den Tag stieße, ans helle Tageslicht brächte, ins Offene, in Kontakt mit dieser Kraft...
Genau!
...damit es abtreten kann.
Außerdem scheint es sich an den Teil in uns zu halten, der guten Willens war.
An einem bestimmten Punkt wird es absolut wunderbar, aber vorher macht man unangenehme Stunden durch.
Ja, in manchen Momenten fragt man sich, ob nicht alles hinweggefegt wird.
(Mutter lacht) Das ist absurd – völlig absurd. Dieser ganze Widerstand wird hinweggefegt werden.
Aber...
(Mutter geht in sich,
dann lächelt sie)
Mehr und mehr habe ich den Eindruck, daß es nur ein Mittel gibt... (lächelnd) Das gibt ein lustiges Bild: sich auf das Mental zu setzen – sich einfach draufsetzen: "Sei ruhig!" Das ist das einzige Mittel.
Man setzt sich auf das Mental (Mutter gibt einen kleinen Klapps): Sei ruhig!
(Schweigen)
Im Unterbewußten ist immer noch die Erinnerung an die früheren pralayas 2 . Wegen dieser Erinnerungen hat man immer den Eindruck, daß sich alles auflösen wird, daß alles einstürzen wird.
Wenn wir die Dinge im wahren Licht betrachten, kann das aber nur zu einer noch schöneren Manifestation führen. Théon sagte mir seinerzeit, dies sei die siebte und letzte Manifestation. Als ich das Sri Aurobindo erzählte, stimmte er damit überein und sagte: "Die jetzige Manifestation wird die Transformation zum Supramental erleben." Um das Supramental zu erlangen, muß das Mental jedoch SCHWEIGEN. Das gibt mir immer den Eindruck (lachend) eines Kindes, das auf dem Kopf des Mentals sitzt und (Geste eines Kindes, das mit den Beinen strampelt) das dort spielt. Wenn ich noch zeichnen könnte, wäre es lustig. Das Mental, dieses große weltumfassende Mental (Mutter bläst die Backen auf), das sich für so wichtig und unerläßlich hält, und dann das auf seinem Kopf sitzende spielende Kind. Das ist sehr amüsant.
Ach, mein Kind, uns fehlt der Glaube. Sobald man den Glauben hat...
Wir sagen: "Wir wollen das göttliche Leben" – aber wir haben Angst davor. Sobald die Angst verfliegt und man aufrichtig ist, ändert sich wirklich alles.
Wir sagen: "Wir wollen dieses Leben nicht mehr", und... (lachend) gleichzeitig klammert sich etwas daran fest.
Ja.
Einfach lächerlich!
Wir klammern uns an unsere alten Ideen, unsere alten... an diese alte Welt, die verschwinden soll – wir haben Angst.
Und das göttliche Kind sitzt auf dem Kopf des Mentals und spielt... Ich wünschte, ich könnte dieses Bild zeichnen, wunderbar.
Wir sind so dumm, daß wir sogar sagen (Mutter nimmt einen beleidigten Ton an): "Das Göttliche hat Unrecht, Du solltest nicht so handeln." Das ist so komisch!
(Schweigen)
Für mich ist das beste Heilmittel (das heißt, das leichteste): "Was Du möchtest – was Du möchtest", in aller Aufrichtigkeit. Und dann kommt das Verständnis. Man versteht. Aber man versteht nicht mental, es spielt sich nicht da ab (Mutter berührt ihren Kopf).
"Was Du möchtest!"
(Schweigen)
Ich sehe genau den Widerstand in den Leuten – sie sagen es mir nicht, aber sie denken es, und es zeigt sich so im Mental – (auf die Umgebung weisende Geste) "Altweibergeschwätz!"
Ach!...
1 Die Herabkunft am 21. Februar (der "unglaubliche Druck, um den gewollten Fortschritt zu erzielen", siehe Gespräch vom 8. März).
2 Pralaya: Ende der Welt, Apokalypse.