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Mutters

Agenda

dreizehnten Band

15. April 1972

(Tags zuvor hatte Mutter Herzbeschwerden)

Nun?... Hast du etwas?

Und du? (Lachen)

Mir... (lachend) geht es gut. Manche Dinge sind schwieriger als andere. Ich nannte das "den Führungswechsel" des Herzens, das war... ein schwieriger Moment. Aber es geht.

Neulich sah ich dieses kleine spielende Kind, das dem GROSSEN mentalen Kopf Schläge verpaßt (ich sehe es immer noch) – das ist das Supramental. Aber wie werden wir dieses Wesen nennen?... Wir dürfen es nicht "Übermensch" nennen, es ist nicht der Übermensch: es ist das Supramental. Der Wechsel vom Tier zum Menschen ist uns klar; der Wechsel vom Menschen zum supramentalen Wesen vollzieht sich (oder auch nicht) über den Übermenschen – es mag sein, daß einige Übermenschen den Übergang vollziehen werden, aber es geschieht nicht wirklich so. Zuerst muß das supramentale Wesen geboren werden 1 . Das wird jetzt immer klarer. Kürzlich sah ich dieses kleine Wesen (es war ein Kind, aber das ist symbolisch), das auf dem großen mentalen Kopf saß: das war das supramentale Wesen, um sozusagen seine "unabhängige" Autorität über das Mental zu symbolisieren.

Die Dinge werden klarer. Aber wir sind mitten in der Übergangszeit, und da ist es am schwierigsten.

Werden manche Leute einen ähnlichen Zustand erreichen – oder auf jeden Fall einen dem Supramental vorausgehenden Zustand?... das scheint der Versuch zu sein, der gerade abläuft. Man ist nicht mehr das eine und noch nicht das andere – man ist... (Geste in der Schwebe). Ein ziemlich ungewisser Zustand.

Alle, die jetzt geboren werden und hier sind, haben offensichtlich darum gebeten, daran teilzunehmen, und sie haben sich in früheren Leben darauf vorbereitet. Aber vom Standpunkt des globalen Wissens ist es interessant zu sehen, wie es abläuft und was geschieht. In individueller Hinsicht ist es nicht gerade angenehm, es ist ein schwieriger Augenblick: man ist nicht mehr das eine und noch nicht das andere – man ist genau dazwischen.

Ja, um zu diesem supramentalen Wesen zu gelangen, ist es nicht nötig, durch das Übermental zu gehen.

Ich verstehe nicht.

Ich will sagen, um dieses SUPRA-mentale Bewußtsein oder Wesen zu berühren oder es zu erreichen, ist es nicht nötig, durch dieses übermentale Wesen zu gehen.

Was nennst du "übermentales Wesen"?

Das, was Sri Aurobindo "overmind" nennt.

Ach, nein. Nein.

Es ist nicht nötig.

Das, was Sri Aurobindo Übermental nennt, ist der Bereich der Götter.

Es ist nicht nötig, dort hindurchzugehen.

Nein, ganz bestimmt nicht. Der Bereich der Götter liegt... abseits. Ich glaube, er hat nicht viel mit den Problemen der Erde zu tun. Diese Götter beschäftigen sich nur mit der Erde, weil es sie amüsiert. Sie haben nicht viel mit der großen Bewegung der Transformation zu tun.

Ja.

Sie sind unsterblich, sie sind frei (sie sind weitgehend frei und unsterblich). An der irdischen Entwicklung nehmen sie nur aus Neugierde oder Langeweile teil.

Ja.

Vielleicht haben sie der Menschheit zu verstehen geholfen, daß es etwas anderes gab als ihr irdisches Leben.

Das war ihr Nutzen.

Es gab eine Zeit (lachend), wo ich diesen Wesen sehr nahe stand, sie manifestierten sich in mir, sie... kurzum, es amüsierte sie. – Und mich amüsierte es auch. Es interessierte mich; aber es erschien mir niemals wesentlich.

Das neue Wesen, das du gesehen hast, ist also das supramentale Baby.

(Lachend) Ja. Aber ich glaube, daß dieses "Baby" nur symbolisch als Baby erschien... Ich weiß nicht, ob es als Kind kommen und wachsen wird – ich weiß nichts. Da sind noch Dinge, die ich nicht weiß – viele Dinge...

Aber was vorgestern Nacht geschah, war, daß das Herz von der alten Führung der Natur zur göttlichen Leitung übergegangen ist. Da gab es einen schwierigen Moment. Das ist ein seltsames Gefühl, eine Art... Am ehesten könnte man es mit dem psychischen Bewußtsein vergleichen. Aber es leitet das Wesen schon seit sehr langem, und deshalb konnte das Mental und das Vital weggeschickt werden: weil das psychische Wesen schon seit sehr langer Zeit die Führung übernommen hatte.

Ich wollte dir gerade sagen (ich weiß nicht, ob ich es dir schon gesagt habe 2): Das erste Mal, als ich nach Tlemcen ging (ich weiß nicht mehr wann), am Tag meiner Ankunft in Tlemcen kam Théon, um mich abzuholen, und er sagte mir... (ich verstand es nicht, aber jetzt verstehe ich!) er sagte mir: "Sie sind jetzt allein mit mir, haben Sie keine Angst?" Da antwortete ich ihm, und zwar absolut bewußt und ruhig... Ich erinnere mich, wir gingen durch seinen riesigen Besitz; wir stiegen zu Fuß den Hügel zum Haus hinauf; ich sagte ihm (Mutter hebt den Zeigefinger): "Mein psychisches Wesen führt mich – ich habe vor nichts Angst." Da... (Geste eines Zusammenzuckens von Théon, als hätte er sich verbrannt)

Dieses psychische Bewußtsein erlangte ich kurz vor meiner Abfahrt nach Tlemcen, und dort festigte es sich.

Aber ich weiß nicht, ob ich es irgendwo notiert habe.

Ja, du hast früher einmal davon gesprochen 3 .

Ach, ich habe dir von dieser Unterhaltung erzählt?

Ja, du hast sie erwähnt.

Das hat mich selbst verblüfft, ich habe es nie vergessen. Plötzlich war mein psychisches Wesen da: "Ich bin mir meines psychischen Wesens bewußt, es beschützt mich, und ich habe vor nichts Angst ..." Vielleicht sind das nicht die genauen Worte, aber dies war die Antwort.

(langes Schweigen)

Hast du etwas?

Ich habe den Eindruck, daß sich eine Wende in mir vollzogen hat.

Ach! Was denn?

Ich weiß es nicht, das letzte Mal sprachst du vom "Widerstand" [im Unterbewußten], und am selben Abend hatte ich den Eindruck eines "Lichts der Gnade".

Ja.

Und dann fühlte ich mich leichter.

Ah! Ja...

Und ich weiß nicht, ob es eine Illusion ist, aber ich habe wirklich den Eindruck, daß sich etwas geändert hat und daß etwas wie eine... Gnade gekommen ist und einen Knoten gelöst hat.

Ja.

Ich habe den Eindruck, daß sich etwas geändert hat.

Das ist wahr. Das ist wahr, aber ich wußte nicht, ob du dir dessen voll bewußt warst.

Oh, doch! Ich habe den Eindruck... aber ich habe immer Angst, mir Illusionen zu machen, verstehst du.

Nein, das ist das Mental, mein Kind, gib ihm einen Klapps auf den Kopf!

Ich habe wirklich das Gefühl, als habe die Gnade die Dinge GETAN.

Ja, so ist es. Nur die Gnade kann das tun.

Ja, wirklich.

Genau das wurde wirklich durch meine Vision symbolisiert – der Übergang wird ganz und gar nicht auf mentale Weise geschehen: es ist ein Baby, das auf dem Mental sitzt und spielt. Ich sehe es immer noch.

Ja, das ist eine sehr starke Erfahrung für mich, wie es tatsächlich die Gnade ist, die alles tut.

Ja, ja.

Alles, was wir tun können, ist wirklich... die Gnade anzurufen.

Ja, anrufen und aufnahmebereit sein – auf die Antwort warten.

Gestern hatte ich das sehr stark. Es war ein schwieriger Augenblick, die Herzschläge wurden ganz unregelmäßig (mal gingen sie zu schnell, mal hörten sie auf), und ich hatte Schmerzen. In diesem Augenblick verhielt sich das Wesen einfach so... (Mutter öffnet die Hände): "Was Du möchtest, Herr, was Du willst." – Und in wenigen Stunden beruhigte sich alles. Wie ging dies vor sich? Ich weiß es nicht. Nur das. (Mutter öffnet die Hände)

Und für alles, alles, alle Probleme (Mutter öffnet die Hände). Es ist das: Was Du willst, Herr, was Du willst...

Ich sage: "Was Du willst", aber es ist keine Vision, kein göttlicher Wille... Es ist Seine Seinsweise. Es ist eine Seinsweise – aufeinanderfolgende Seinsweisen. Immer glauben wir, es sei ein "bewußter Wille", aber so ist es nicht: dies ist seine Seinsweise. Die Seinsweise seines Bewußtseins. Er hat sein Bewußtsein in die Schöpfung projiziert: es ist seine Seinsweise. Seine Seinsweise ändert sich.

Da verstehen wir, daß das Mental nicht nötig ist – nur die Seinsweise ändert sich. Begreifst du das?

(Meditation)

 

1 Irrtümlicherweise sagte Mutter "das übermentale Wesen". Dieser Versprecher ließ die Frage aufkommen, die Satprem später stellte.

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2 Einige Tage zuvor hatte Satprem Mutter in Bezug auf einen biographischen Text gefragt, wann genau sie die Erfahrung der Leitung des ganzen Wesens durch das Psychische hatte. Sie hatte geantwortet: "1907 in Tlemcen."

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3 Siehe Agenda Bd. 2 am 4. Februar 1961.

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