SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 13 Bande

Mutters

Agenda

dreizehnten Band

6. September 1972

(Das Gespräch beginnt um halb elf anstatt um zehn Uhr.)

An deinen Tagen – mittwochs und samstags – empfange ich nur die Geburtstagsbesucher des Ashrams, aber stell dir vor, wir sind jetzt mehr als zweitausend Leute! Folglich... die anderen "birthdays" sehe ich an anderen Tagen als Gruppe, und trotzdem kommen so viele Leute an deinen Tagen – besonders nächsten Samstag, dem 9. (viele Leute vom Ashram sind am 9. geboren).

Ja, ja, Mutter, ich habe verstanden! (Lachen)

Deshalb werde ich gezwungen sein, dich um halb elf anstatt um zehn Uhr kommen zu lassen. 1

Und wie geht es dir?

Etwas besser [ein entzündetes Auge].

Aber die Welt scheint vollkommen in einem wilden Chaos zu stecken. Sogar an den Olympischen Spielen bekämpfen sie sich... Ein Athlet wurde erschossen. 2

Ja, ein Israeli wurde getötet.

Ja, das sind die Araber.

Die Moslems haben etwas ganz und gar... etwas, das verschwinden muß, Mutter. Sie sind so fanatisch!

Sie sind sehr gewalttätig.

Ja, fanatisch.

Sehr gewalttätig.

Ich weiß nicht, was sie im universellen Gleichgewicht darstellen, aber man hat den Eindruck...

Die Kraft.

Die Kraft... Aber sie verbringen ihre Zeit damit, sich gegenseitig zu erstechen.

(nach einem Schweigen)

Sie sind überzeugt, daß man nach dem Tod des Körpers weiterlebt – für sie bedeutet der Tod des Körpers keineswegs das Lebensende.

Sie glauben nur an ein "Paradies", das ist alles.

(Lachend) Das Paradies der Mörder!

(langes Schweigen)

Es wird mir fast unmöglich zu essen. Und gleichzeitig weiß ich überhaupt nicht, wodurch die Nahrung ersetzt werden soll. (Mutter wischt sich über die Stirn) Ich sehe nichts.

Alles wird... ich kann nicht sagen ein Leiden, aber ein Unbehagen – ein ständiges Unbehagen –, als ließe man meinen Körper alles durchleben, was verschwinden soll. Und dies hält ständig an. Von Zeit zu Zeit, für einige Sekunden... (Mutter öffnet ihre Augen weit wie vor einem Wunder) nicht einmal lange genug, um es definieren zu können. Aber das ist sehr selten. Das andere ist fast ein Dauerzustand. Alles: die äußeren Angelegenheiten, die inneren Angelegenheiten, das, was man "die anderen" nennt, das, was den Körper betrifft, alles, alles: schrecklich...

Buddha sah die Dinge sicherlich auf diese Art, als er sagte, das Leben sei eine Lüge und müsse verschwinden. – Ich WEISS, daß es keine Lüge ist. Aber es muß sich ändern... Es muß sich ändern... Und unterdessen...

Nur wenn ich innerlich und in allen Bereichen völlig schweigend bin (Geste mit offenen Händen), erst dann wird es erträglich.

(Schweigen)

Ich habe das Gefühl einer gewaltigen Kraft (Mutter berührt ihre Fingerspitzen), aber... zusammen mit der Wahrnehmung der kleinen Person (wie soll ich sagen?), die absolut alles enthält, was verschwinden soll. Als hätten sich alle Negationen vereint, damit ich das Nötige tue, und ich weiß nicht einmal, wer dieses "Ich" ist.

Dieser arme Körper ist nicht glücklich – er ist nicht unglücklich. Er hat das Gefühl, nicht zu existieren. Alles, was auf ihn zukommt, die ganze Organisation, sein ganzes Leben ist die Verleugnung dessen, was ihm... als die zu realisierende Schönheit erscheint.

(Mutter geht in sich)

 

1 In Wirklichkeit um elf...

Rückwärts zum Text

2 Elf israelische Athleten wurden von arabischen Terroristen ermordet.

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English