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Sri Aurobindo

Briefe όber den Yoga

Band 2

SADHANA DURCH ARBEIT

I. Karma-Yoga

II. Die Göttliche Arbeit

III. Das doppelte Bewusstsein bei der Arbeit

IV. Das Sich-Öffnen für die Kraft

V. Das Wirken der Kraft bei der Arbeit

VI. Die Einmischung des Mentals

VII. Die Läuterung durch die Arbeit

VIII. Ordnung und Disziplin bei der Arbeit

IX. Die richtige Handhabung der Dinge

I. Karma-Yoga

Das gewöhnliche Leben besteht aus der Arbeit für ein persönliches Ziel und die Befriedigung des Begehrens unter einer gewissen mentalen oder moralischen Kontrolle, die manchmal von einem mentalen Ideal beeinflusst ist. Der Yoga der Gita besteht aus der Darbringung der eigenen Arbeit als Opfer für das Göttliche, aus der Überwindung des Begehrens, aus der egolosen und wunschlosen Tat, aus bhakti für das Göttliche, aus dem Eintreten in das kosmische Bewusstsein, aus dem Gefühl des Einsseins mit allen Geschöpfen und aus der Einung mit dem Göttlichen. Unser Yoga fügt all dem das Herabbringen des supramentalen Lichtes und der supramentalen Kraft (als sein höchstes Ziel) sowie die Umwandlung der menschlichen Natur hinzu.

*

Meist arbeiten die Menschen und betreiben ihre Geschäfte aus den üblichen Beweggründen des vitalen Wesens, weil es notwendig ist, weil sie nach Reichtum verlangen, nach Erfolg, Ansehen, Macht oder Ruhm, weil der Drang zur Aktivität in ihnen ist oder die Freude darüber, ihre Talente entfalten zu können; ihr Erfolg oder Misserfolg entspricht ihrer Begabung, ihrer Arbeitskraft und ihrem guten oder schlechten Geschick, welches das Ergebnis ihrer Natur und ihres karmas ist. Wenn man den Yoga aufnimmt und sein Leben dem Göttlichen weihen will, können diese gewöhnlichen Beweggründe des vitalen Wesens nicht länger ihr volles und freies Spiel entfalten; sie müssen durch ein anderes, hauptsächlich seelisches und spirituelles Motiv ersetzt werden, das den Sadhak befähigt, mit der gleichen Kraft wie vorher zu arbeiten, doch nicht mehr für sich, sondern für das Göttliche. Wenn sich nun die gewöhnlichen vitalen Beweggründe nicht mehr frei entfalten können und durch nichts anderes ersetzt werden, besteht die Möglichkeit, dass der Impuls oder die Kraft, die man auf die Arbeit verwandte, absinkt, oder die Fähigkeit, erfolgreich zu sein, nicht länger vorhanden ist. Für den aufrichtigen Sadhak ist dies nur eine vorübergehende Schwierigkeit, er muss jedoch diesen Mangel in seinem Bewusstsein oder seiner Einstellung erkennen und ihn ausmerzen. Dann wird die Göttliche Macht selbst durch ihn handeln und seine Fähigkeit und vitale Kraft für ihre Ziele gebrauchen. In deinem Fall war es das seelische Wesen und zum Teil das Mental, die dich zum Yoga hinzogen und für ihn empfänglich waren; deine vitale Natur jedoch oder zumindest ein großer Teil von ihr, ist noch nicht in Einklang mit der seelischen Bewegung und bislang fehlt noch die volle, ungeteilte Weihung der aktiven vitalen Natur.

Die Zeichen der Weihung des tätigen Vitals sind unter anderem folgende: Das Gefühl (nicht nur die Idee oder das Streben), dass das ganze Leben und die Arbeit der Mutter gehören, sowie eine kraftvolle Freude der vitalen Natur an dieser Weihung und Hingabe. Daraus ergibt sich eine stille Zufriedenheit, das egoistische Verhaftetsein mit der Arbeit und ihren persönlichen Ergebnissen verschwindet, während gleichzeitig eine große Freude an der Arbeit und an dem Gebrauch der Fähigkeiten für den göttlichen Zweck aufkommt.

Weiterhin das Gefühl, dass die Göttliche Kraft hinter dem eigenen Tun wirkt und in jedem Augenblick führt.

Dann ein beharrlicher Glaube, den kein Umstand oder Ereignis brechen kann. Auch wenn Schwierigkeiten entstehen, verursachen sie keine mentalen Zweifel oder ein träges Sich-Fügen, sondern den festen Glauben, dass bei einer wahrhaften Weihung die Göttliche Shakti die Schwierigkeiten entfernen wird. Mit diesem Glauben vergrößern sich die Hinwendung zu ihr und die Abhängigkeit von ihr. Sobald der volle Glaube und die volle Weihung gegeben sind, entsteht eine Empfangsbereitschaft für die Kraft, die einen das Rechte tun und die rechten Mittel wählen lässt; dann passen sich auch die Umstände an und das Ergebnis wird sichtbar.

Um zu diesem Zustand zu gelangen, ist das Wichtigste ein beharrliches Streben, der Ruf, die Selbst-Darbringung und der Wille, alles zurückzuweisen, was in einem und um einen im Weg steht. Schwierigkeiten wird es am Anfang immer geben und auf so lange Zeit, wie man für die Wandlung braucht. Doch wenn man ihnen mit festem Glauben und Willen und mit fester Geduld begegnet, müssen sie irgendwann verschwinden.

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Es ist der gewöhnliche Karma-Yoga, in dem der Sadhak seine eigene Arbeit wählt, sie jedoch dem Göttlichen darbringt; sie wird ihm gegeben, und zwar in dem Sinn, dass er durch einen Impuls seines Mentals oder Herzens oder Vitals zu ihr bewegt wird, dass er eine kosmische Macht oder die kosmische Macht hinter diesem Impuls fühlt und sich darin zu üben versucht, die Eine Kraft hinter allen Tätigkeiten zu sehen, die in ihm und in anderen das kosmische Ziel erarbeitet.

Sobald er einmal das Ideal der unmittelbaren Hingabe angenommen hat, muss er die direkte Bewegung oder Führung finden; daher weist er alles zurück, was er als nur mentale, vitale oder physische Impulse erkennt, die aus seiner eigenen oder der universalen Natur zu ihm kommen. Natürlich zeigt sich die volle Bedeutung der Hingabe erst dann, wenn er bereit ist.

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Ich weiß nicht, ob es mir möglich ist, dich auf dem von dir gewählten Pfad zu führen; es fällt mir jedenfalls schwer, irgendetwas Bestimmtes zu sagen, ohne genauere Angaben zu haben als die, die in deinem Brief enthalten sind.

Es besteht keine Notwendigkeit, dass du die von dir gewählte Art des Lebens und der Arbeit änderst, solange du das Gefühl hast, auf dem Weg deiner Natur zu sein (svabhāva) oder auf dem Weg, der dir von deinem inneren Wesen auferlegt wird oder den du aus irgendwelchen Gründen als dein wahres dharma erkennst. Dies sind die drei Tests, und abgesehen davon weiß ich nicht, ob es eine bestimmte Art des Verhaltens oder der Arbeit oder des Lebens gibt, die für den Yoga der Gita richtungsweisend ist. Das wichtigste ist die Einstellung oder das Bewusstsein, in dem die Arbeit verrichtet wird; die äußere Form kann für verschiedene Naturen sehr verschieden sein, jedenfalls solange man nicht die feste Erfahrung der Göttlichen Macht hat, welche die Werke aufnimmt und verrichtet; danach entscheidet die Macht, was zu tun ist oder nicht.

Die Überwindung von allem Verhaftetsein ist notwendigerweise schwierig und kann erst als Frucht einer langen Sadhana erreicht werden – es sei denn, es findet ein schnelles allgemeines Wachsen der inneren spirituellen Erfahrung statt, das, worauf die Gita abzielt. Das Verlöschen des Begehrens nach der Frucht, das Verlöschen des Verhaftetseins mit der Arbeit selbst, das Anwachsen des Gleichmuts gegenüber allen Wesen, allen Geschehnissen, gegenüber guter oder schlechter Nachrede, gegenüber Lob oder Tadel, Glück oder Unglück, das Abstreifen des Egos – all dies ist notwendig, denn die Überwindung jeglichen Verhaftetseins kann nur dann in ihrer Vollständigkeit erreicht werden, wenn alle Arbeit zu einem spontanen Opfer für das Göttliche wird, wenn das Herz zu Ihm emporgehalten wird und man die feste Erfahrung des Göttlichen in allen Dingen und Wesen erlangt hat. Dieses Bewusstsein oder diese Erfahrung muss alle Teile oder Bewegungen des Wesens durchdringen, sarvabhāvena, nicht nur das Mental und die Idee; dann wird das Abfallen von allem Verhaftetsein einfach. Ich spreche vom Yogaweg der Gita; denn im asketischen Leben erreicht man das gleiche Ziel auf andere Weise; man löst sich los von den Zielen des Verhaftetseins, was zu einer Auszehrung dieses Verhaftetseins mit Hilfe von Zurückweisung und Nicht-Gebrauch führt.

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Das einzige, was ich ihm vorschlagen kann, ist, eine Art Karmayoga auszuüben: in all seinen Taten, von der kleinsten bis zur größten, sich des Höchsten zu erinnern, sie mit einem ruhigen Mental zu tun, ohne Egoismus und Verhaftetsein, und Ihm als Opfer darzubringen. Er kann auch versuchen oder sich bemühen, die Gegenwart der Göttlichen Shakti hinter der Welt und ihren Kräften zu fühlen und zu unterscheiden zwischen der niederen Natur der Unwissenheit und der höheren, göttlichen Natur, deren Kennzeichen vollkommene Stille, Friede, Macht, Licht und Wonne sind; und er kann danach streben, aufgerichtet und langsam vom Niederen zum Höheren geführt zu werden.

Wenn er dies zu tun vermag, wird er zur rechten Zeit bereit sein, sich dem Göttlichen zu weihen und ein vollkommen spirituelles Leben zu führen.

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Die Methode, die ihm am besten entspricht, scheint der Karma-Yoga zu sein, und daher ist es richtig zu versuchen, gemäß der Lehre der Gita zu leben; denn die Gita ist der große Führer auf diesem Weg. Sich von egoistischen Bewegungen und persönlichen Begierden zu läutern und der besten Einsicht, die man hat, zu folgen, sind eine vorbereitende Übung für diesen Pfad; insoweit er diese Dinge aufgenommen hat, war er auf dem rechten Weg. Die Bitte um Stärke und Licht im Handeln darf jedoch nicht als eine egoistische Bewegung angesehen werden, denn diese sind für die innere Entwicklung notwendig.

Anscheinend ist eine systematischere und intensivere Sadhana wünschenswert; jedenfalls könnten ein stetes Streben und eine dauernde Beschäftigung mit dem eigentlichen Ziel auch inmitten von äußeren Dingen und äußerer Tätigkeit eine sichere Loslösung und ständige Lenkung herbeiführen. Die Vollendung, die siddhi, dieses Yogaweges – ich spreche vom gesonderten Weg des karma-Yoga oder der spirituellen Tat – beginnt, wenn er lichthaft den Führenden und die Führung wahrnimmt, und wenn er fühlt, wie die [Göttliche] Macht mit ihm als Instrument und Teilnehmer an der göttlichen Arbeit wirkt.

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Ich entnehme seinem Brief an dich, dass er einer sehr vernünftigen Methode in seiner Übung gefolgt ist und einige gute Resultate erzielt hat. Der erste Schritt im Karma-Yoga dieser Art ist, die egozentrische Einstellung in den Werken zu vermindern und sich ihrer schließlich zu entledigen – der niederen vitalen Reaktionen und des Begehrens. Er muss gewiss auf diesem Wege weitergehen bis er in etwa die Nähe des Zieles erreicht hat. Ich möchte ihn hiervon in keiner Weise abbringen.

Was ich im Auge hatte, als ich von einer systematischen Sadhana sprach, war das Annehmen einer Methode, die die ganze Einstellung des Bewusstseins miteinbeziehen und alle seine Bewegungen auf einmal erfassen würde, statt nur an den Einzelheiten zu arbeiten – obwohl auch diese Arbeit immer notwendig sein wird. Ich könnte als Beispiel die Übung anführen, mit der man die prakṛti vom puruṣa trennt – das bewusste Wesen, das, losgelöst von allen Bewegungen der Natur, zurücksteht, diese als der Betrachtende und Wissende beobachtet und schließlich als der Gewährende (oder Verweigernde) der Zustimmung; im höchsten Stadium der Entwicklung dann als der Ishvara, der reine Wille, der Meister der gesamten Natur.

Mit intensiver Sadhana meinte ich das Bestreben, zu einer der großen positiven Verwirklichungen zu gelangen, was eine feste Grundlage für die gesamte Bewegung wäre. Ich stelle fest, dass er manchmal von der Wahrnehmung einer weiten Stille spricht... Eine bleibende Herabkunft dieser weiten Stille in das Bewusstsein ist eine der Verwirklichungen, an die ich dachte. Dass er sie zu gewissen Zeiten fühlt, scheint anzudeuten, dass er möglicherweise die Fähigkeit des Empfangens und Bewahrens hat. Wenn dies oder wenn die Purusha-Prakriti-Verwirklichung stattfände, würde die gesamte Sadhana auf einer starken, dauerhaften Grundlage mit einem neuen und gänzlich yogischen Bewusstsein voranschreiten, statt der rein mentalen Bemühung, die immer schwierig und langwierig ist. Ich möchte ihm jedoch diese Dinge nicht auferlegen; sie kommen zu ihrer Zeit, und sie vorzeitig herbeizuzwingen, beschleunigt nicht immer ihr Kommen. Lass ihn mit seiner ersten Aufgabe der Selbstläuterung und Vorbereitung fortfahren.

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Wenn ich dir nicht geschrieben habe, dann deshalb nicht, weil ich meinem vorherigen Brief nichts hätte hinzufügen können. Ich kann dir nicht versprechen, dass du innerhalb einer bestimmten Zeit ein Ergebnis erzielen wirst, das dich entweder befähigt, mit einer kraftvolleren Einstellung in die Welt hinauszugehen, oder im Yoga erfolgreich zu sein. Vom Yoga sagst du selbst, dass dir noch nicht der ganze Sinn danach steht, und aus diesem Grund ist ein Erfolg in der Sadhana schwerlich möglich. Was das andere anbelangt, so besteht die Aufgabe der Sadhana sicher nicht darin, einen Menschen für das gewöhnliche Leben in der Welt vorzubereiten. Es gibt nur eine Möglichkeit, die dir auf eine Weise zu etwas verhilft, das nicht das [gewöhnliche Leben in der Welt] wäre, aber auch nicht die Gesamtheit des Yoga, für die du, wie du andeutest, noch nicht ganz bereit bist. Das wäre, wenn du in den Geist des Yoga der Werke hineinwachsen könntest, so wie er in der Gita dargelegt wird – vergiss dich und dein Elend in dem Streben nach einem größeren Bewusstsein, fühle die größere Kraft, die in der Welt wirkt und mache dich zu einem Instrument für eine Arbeit, die zu geschehen hat, wie klein sie auch sei. Doch welchen Weg auch immer du wählst, du musst ihn voll und ganz gehen und deinen gesamten Willen darauf richten – mit einem geteilten und schwankenden Willen kannst du nirgendwo auf Erfolg hoffen, weder im Leben noch im Yoga.

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Jede Arbeit kann man als einen Übungsbereich für den Geist der Gita ansehen.

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Du hast die Kraft für die Arbeit verwandt und sie hat dich solange gestützt, wie du dich an die Arbeit geklammert hast. Nicht der religiöse oder nichtreligiöse Charakter einer Arbeit ist von großer Wichtigkeit, sondern die innere Haltung, in der man sie verrichtet. Wenn deine Haltung vital und nicht seelisch ist, wirfst du dich in die Arbeit hinaus und verlierst den inneren Kontakt. Ist die Haltung jedoch seelisch, bleibt der innere Kontakt erhalten und man fühlt, wie die Arbeit durch die Kraft getan oder gestützt wird und die Sadhana fortschreitet.

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Es gibt Menschen, die die Arbeit eines Rechtsanwaltes verrichten, während die Kraft der Mutter in ihnen wirkt, so dass sie durch diese Arbeit in ihrem inneren Bewusstsein wachsen. Auf der anderen Seite kann religiöse Arbeit ihrer Natur und ihrem Einfluss nach rein äußerlich und vital sein.

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Ich möchte jedoch betonen, dass ein Geschäft zu betreiben, von mir nicht als etwas Schlechtes oder Befleckendes angesehen wird – wie es im alten spirituellen Indien der Fall war. Wenn ich dies täte, dürfte ich von X oder von unseren Jüngern in Bombay, die Handel mit Ost-Afrika treiben, kein Geld annehmen; ich dürfte sie auch nicht ermutigen, mit ihrer Arbeit fortzufahren, sondern müßte ihnen mitteilen, sie aufzugeben und sich allein ihrem spirituellen Fortschritt zu widmen. Wie ist Xs Suchen nach spirituellem Licht mit seiner Fabrik in Einklang zu bringen? Sollte ich ihn nicht auffordern, seine Fabrik an den Nagel zu hängen oder dem Teufel zu überlassen und in einen Ashram zu gehen, um dort zu meditieren? Wenn ich selbst den Ruf erhalten hätte, ein Geschäft zu betreiben, so wie es mit der Politik geschah, hätte ich es getan ohne die geringsten spirituellen oder moralischen Gewissensbisse. Alles hängt von dem Geist ab, in dem eine Sache geschieht, von den Prinzipien, auf denen sie sich aufbaut, und von der Art, wie man sie gebraucht. Ich widmete mich der Politik, und zwar der gewalttätigsten Art, nämlich revolutionärer Politik, ghoraṃ karma, und ich habe den Kampf gutgeheißen und Menschen in ihn entsandt; Politik ist meist keine sehr saubere Beschäftigung, und auch der Kampf kann nicht eine spirituelle Grundlage des Handelns genannt werden. Doch Krishna forderte Arjuna auf, einen Krieg der schrecklichsten Art fortzusetzen, und durch sein Beispiel die Menschen zu ermutigen, jede menschliche Arbeit zu tun, sarvakarmāṇi. Willst du behaupten, dass Krishna ein nicht-spiritueller Mensch war, und der Rat, den er Arjuna gab, missverstanden wurde oder im Prinzip falsch war? Krishna geht sogar so weit zu erklären, dass sich ein Mensch dem Göttlichen nähern kann, der seine Arbeit in der rechten Weise und im rechten Geist verrichtet, die ihm durch seine Natur, sein Temperament und seine Befähigung auferlegt wurde und die seinem dharma entspricht. Er sieht die Aufgabe und das dharma des Vaishya, des Brahmin und des Kshatriya als gleichwertig an. Es ist seiner Ansicht nach für einen Menschen durchaus möglich, ein Geschäft zu betreiben, Geld zu verdienen, Gewinne zu erzielen und dennoch ein spiritueller Mensch zu sein, den Yoga auszuüben und ein inneres Leben zu führen. Die Gita rechtfertigt ständig die Werke als Mittel zur spirituellen Erlösung und schreibt den Yoga der Werke ebenso vor wie den der bhakti und des Wissens. Doch darüber hinaus auferlegt uns Krishna auch ein höheres Gesetz, nämlich dass die Arbeit ohne Begehren verrichtet werden muss, ohne Anhangen an irgendwelcher Frucht oder Belohnung, ohne egoistische Einstellung, ohne egoistisches Motiv – als Darbringung oder Opfer für das Göttliche. Die traditionelle indische Haltung diesen Dingen gegenüber ist, dass alle Arbeit verrichtet werden kann, wenn sie gemäß dem dharma geschieht; und wenn sie in der rechten Weise getan wird, steht sie der Annäherung an das Göttliche oder dem Zugang zu spirituellem Wissen und zum spirituellen Leben nicht im Wege.

Es gibt natürlich auch die Idee der Askese, die für viele notwendig ist und ihren Platz in der spirituellen Ordnung hat. Ich möchte behaupten, dass kein Mensch spirituell vollendet sein kann, solange er nicht asketisch zu leben oder ein Leben aufzunehmen vermag, das so karg ist wie das des ärmsten Einsiedlers. Das Verlangen nach Reichtum oder Gelderwerb darf natürlich nicht in seiner Natur vorhanden sein, ebensowenig wie die Gier nach Nahrung; jegliches Verhaftetsein mit diesen Dingen muss aus seinem Bewusstsein entfernt werden. Doch ich betrachte die asketische Lebensweise nicht als unerlässlich für die spirituelle Vollendung oder mit ihr identisch. Es gibt sowohl den Weg der spirituellen Selbstmeisterung als auch den Weg des spirituellen Selbstgebens und der Hingabe an das Göttliche, das Abstreifen von Ego und Begehren selbst inmitten der Arbeit, oder jeder Art von Arbeit, die das Göttliche von uns fordert. Wäre dies nicht der Fall, hätte es in Indien große spirituelle Menschen wie Janaka oder Vidura nicht gegeben; es hätte selbst Krishna nicht gegeben, oder aber Krishna wäre nicht der Herr von Brindaban, Mathura und Dvarka gewesen oder ein Prinz und Krieger oder der Wagenlenker von Kurukshetra, sondern lediglich ein weiterer großer Heiliger. Die indischen Schriften und die indische Tradition im Mahabharata und anderswo räumen sowohl einer Spiritualität der Zurückweisung des Lebens als auch dem spirituellen Leben der Tat einen Platz ein. Man kann nicht sagen, dass die indische Tradition nur eine der beiden Möglichkeiten darstellt und dass die Annahme des Lebens und der Werke aller Art, sarvakarmāṇi, unindisch, europäisch oder westlich und nicht spirituell sei.

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Alle Taten sind im Tun eingeschlossen; Arbeit ist ein Tun, das auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet ist und methodisch und fortwährend geleistet wird; Dienst ist Arbeit, die für den Zweck der Mutter und unter ihrer Aufsicht geschieht.

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II. Die Göttliche Arbeit

X zu empfehlen, dich nicht mitzunehmen, sondern dich zuerst das Göttliche verwirklichen zu lassen, ist sinnlos. Muss man das Göttliche zuerst verwirklichen, bevor man ihm dienen kann, oder ist der Dienst am Göttlichen nicht selbst ein Schritt auf diese Verwirklichung hin? Jedenfalls ist beides, Dienst und Verwirklichung, für einen vollständigen Yoga notwendig, und man kann keine starre Regel aufstellen, welches von beiden den Vorrang hat.

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Dein Ziel ist nicht nur, den Yoga um deines inneren Fortschritts und Schutzes willen auszuüben, sondern auch eine Arbeit für das Göttliche zu verrichten.

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Die einzige Arbeit, die spirituell reinigt, ist diejenige, die ohne persönliche Beweggründe geschieht, ohne Wunsch nach Ruhm, öffentlicher Anerkennung oder weltlicher Größe, ohne Beharren auf den eigenen mentalen Motiven oder vitalen Lüsten und Ansprüchen oder physischen Vorlieben, ohne Eitelkeit oder grobe Selbst-Anmaßung, ohne Forderung nach Stellung oder Ruhm – eine Arbeit, die allein um des Göttlichen willen und auf Befehl des Göttlichen geschieht. Alle Arbeit, die in egoistischer Haltung verrichtet wird, wie nützlich sie auch für die Menschen in der Welt der Unwissenheit sein mag, ist ohne Nutzen für den Suchenden im Yoga.

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Die spirituelle Wirksamkeit der Arbeit hängt natürlich von der inneren Einstellung ab. Wichtig ist die Haltung der Darbringung, mit der man die Arbeit verrichtet. Wenn man während der Arbeit zusätzlich an die Mutter denken oder durch eine bestimmte Konzentration die Gegenwart oder Kraft der Mutter fühlen kann, welche die Arbeit stützt oder verrichtet, wird hierdurch die spirituelle Wirksamkeit noch erhöht. Doch selbst wenn man dies in Augenblicken der Trübung, der Niedergeschlagenheit oder des Kampfes nicht vermag, kann dennoch dahinter eine Liebe oder bhakti sein, welche die ursprünglich bewegende Kraft der Arbeit war, und die sich nur hinter einer Wolke verborgen hat und wieder auftauchen wird wie die Sonne nach einer dunklen Zeit. Dies ist die Eigenart jeder Sadhana, und man sollte sich daher durch die dunklen Augenblicke nicht entmutigen lassen, sondern erkennen, dass der ursprüngliche Impuls vorhanden ist und diese Dunkelheiten nur Episoden auf der Reise sind, die, wenn man sie einmal hinter sich gelassen hat, zu größerem Fortschritt führen.

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Frei von jedem egoistischen Beweggrund zu sein, auf die Wahrheit in Rede und Tat zu achten, frei von Eigenwillen und Selbstanmaßung zu sein, aufmerksam in allen Dingen – das ist die Voraussetzung dafür, ein makelloser Diener zu sein.

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Es sollte kein Verlangen nach Macht vorhanden sein, kein Ehrgeiz und kein Egoismus der Macht. Die Macht oder Mächte, die zu einem kommen, sollten nicht als die eigenen betrachtet werden, sondern als Göttliche Gaben für die Ziele des Göttlichen. Man sollte darauf achten, dass kein ehrgeiziger oder selbstsüchtiger Missbrauch getrieben wird, dass kein Stolz, keine Eitelkeit, kein Gefühl der Überlegenheit, keine Forderung, kein Egoismus des Instrumentes vorhanden ist, sondern ein einfaches und reines Abgestimmtsein der Natur in jeder Weise, die für den Dienst am Göttlichen taugt.

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Was eine Tat yogisch macht, ist der Geist und das Bewusstsein, in denen sie verrichtet wird – nicht die Tat als solche.

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Selbst-Weihung hängt nicht von einer bestimmten Arbeit ab, die du tust, sondern von dem Geist, in dem alle Arbeit, welcher Art sie auch sei, verrichtet wird. Jegliche Arbeit, die gut und sorgsam als ein Opfer für das Göttliche geschieht, ohne Begehren oder Egoismus, mit einem ausgeglichenen Mental, mit stiller Gelassenheit in Glück oder Unglück, um des Göttlichen willen und nicht wegen irgendeines persönlichen Gewinnes, einer Belohnung oder eines Ergebnisses, sondern in dem Bewusstsein, dass es die Göttliche Macht ist, der alle Arbeit angehört – solche Arbeit ist ein Mittel der Selbst-Weihung durch karma.

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Die Vorstellung von Größe oder Kleinheit ist der spirituellen Wahrheit natürlich durchaus fremd... Spirituell gibt es nichts Großes oder Kleines. Solche Ideen gleichen denen der gebildeten Leute, die glauben, ein Gedicht zu schreiben sei eine erhabene Arbeit, und Schuhe zu machen oder ein Essen zu kochen sei etwas Kleines und Niederes. Alles aber ist gleich in den Augen des Spirits – nur der innere Geist, in dem eine Sache geschieht, zählt. Genauso ist es mit einer bestimmten Art von Arbeit, es gibt nichts Großes oder Kleines.

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Ich möchte hinzufügen, dass man sich in einem umfassenderen Bewusstsein den kleinen Dingen gegenüber ebenso verhält wie gegenüber den großen, sie aber mit einem weiteren und tieferen, einem feineren und genaueren Verstehen behandelt, das einem immer besser erkennenden, immer lichtvolleren Bewusstsein entspringt, so dass schließlich die Gedanken über kleine Dinge aufhören, klein oder trivial zu sein, und immer mehr Teil eines höheren Wissens werden.

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Beinahe jeder Künstler – es mag seltene Ausnahmen geben – hat in seinen vital-physischen Teilen etwas von einem Menschen der Öffentlichkeit an sich, das ihn nach dem Anreiz eines Publikums, nach gesellschaftlichem Beifall, nach der Befriedigung der Eitelkeit, nach Anerkennung und Ruhm verlangen lässt. Das muss vollkommen verschwinden, wenn du ein Yogi sein willst – deine Kunst muss Dienst sein, und zwar weder an deinem Ego noch an irgend jemand oder irgend etwas, sondern allein am Göttlichen.

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Wenn du von den Erwartungen der Menschen unberührt sein willst, von der Empfindung der Verpflichtung, ist es tatsächlich am besten, von niemandem etwas anzunehmen, denn andernfalls wird das Gefühl eines Anspruches bestehen. Es wird vielleicht nicht gänzlich verschwinden, wenn du nichts annimmst, doch wirst du nicht länger gebunden sein.

Was du über das Singen schreibst, ist richtig. Du singst dann am besten, wenn du dich vergisst und es von innen kommen lässt, ohne daran zu denken, dass du vortrefflich sein musst oder was für einen Eindruck es macht. Der äußere Sänger sollte der Vergangenheit angehören und der innere Sänger seinen Platz einnehmen.

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Was dein Singen anbelangt, so sprach ich nicht von irgendeiner Neu-Schöpfung im ästhetischen Sinn, sondern von der spirituellen Veränderung – welche Form sie annehmen wird, hängt davon ab, was du innerlich findest, wenn die tiefere Grundlage vorhanden ist.

Ich sehe keine Notwendigkeit, das Singen insgesamt aufzugeben; ich meinte lediglich – es ergibt sich logisch aus dem, was ich dir bereits schrieb –, dass die innere Veränderung das erste Anliegen zu sein habe und alles übrige daraus hervorgehen werde. Wenn dich das Singen vor einer Hörerschaft aus dem verinnerlichten Zustand herausreißt, dann solltest du es verschieben und nur für dich selbst und das Göttliche singen, bis du fähig wirst, vor einer Hörerschaft diese zu vergessen. Sich von Misserfolg bedrücken oder von Erfolg erregen zu lassen, ist etwas, das überwunden werden muss.

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Du brauchst nicht das zu tun, was dir missfallt, sondern musst aufhören Missfallen zu empfinden. Nur das zu tun, was dir gefällt, heißt dem Vital nachzugeben und dessen Herrschaft über die Natur aufrechtzuerhalten – das ist das eigentliche Prinzip der ungewandelten Natur, von ihren Neigungen und Abneigungen beherrscht zu werden. Das Prinzip des Karma-Yoga ist, alles mit Gleichmut zu tun, und in diesem Yoga ist der wahre seelische und vitale Zustand der, alles freudig zu tun, da man es für die Mutter tut.

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Man muss fähig sein, die gleiche Arbeit immer mit Begeisterung zu verrichten, und zur gleichen Zeit bereit sein, etwas anderes zu tun oder seinen Gesichtskreis in jedem Augenblick zu erweitern.

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Ja. Es hat seine Ursache in einer gewissen Erweiterung und Intensivierung des Bewusstseins, wodurch alle Tätigkeit interessant wird, aber nicht als solche, sondern durch das Bewusstsein, das in ihr wirkt; durch die Intensität der Energie entsteht die Freude an der Anwendung der Energie und daran, die Arbeit vollkommen zu tun, welcher Art sie auch sei.

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Die niederen Wesensteile beginnen in der Regel – ich meine in ihrem ungewandelten Zustand – sich dann zu interessieren und zu begeistern, wenn sich das Ego mit dem Interesse mischt. Doch in dem Maße, wie sie mehr und mehr gewandelt und geläutert werden, kann der reine Enthusiasmus sie ergreifen, und dann werden sie zu unentbehrlichen Kräften für die Sadhana.

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Es ist etwas durchaus Natürliches, wenn sich Mental und Vital durch etwas Neues angeregt fühlen; auf der physischen Ebene jedoch ist die sich immer wiederholende Arbeit die Grundlage, und man muss fähig sein, wenigstens ein stetes und ruhiges Interesse an ihr zu finden. Doch in diesem Fall, glaube ich, sandte die Mutter dir eine besondere Kraft, als sie dich dort sah.

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Ein Teil des Physischen kann ohne Arbeit nicht auskommen, ein anderer Teil empfindet sie als Plage. Die Kraft und Freude der Arbeit stammen jedoch nicht aus dem Physischen, sondern aus dem Vital.

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Die beiden Stimmungen während der Arbeit haben deshalb ein unterschiedliches Ergebnis, da die erste Stimmung die einer vitalen Freude ist und die andere die einer seelischen Ruhe. Die vitale Freude, obwohl sehr hilfreich für das gewöhnliche menschliche Leben, ist etwas Erregtes, Eifriges, Bewegliches, ohne gefestigte Grundlage – daher erlahmt sie rasch und kann nicht andauern. Die vitale Freude muss durch ein ruhiges, festes, seelisches Glücksgefühl ersetzt werden, in dem das Mental und Vital durchaus klar und friedvoll sind. Auf dieser Grundlage zu arbeiten, macht alles froh und licht, und wenn man mit der Kraft der Mutter in Fühlung ist, gibt es keine Ermüdung und Niedergeschlagenheit.

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III. Das doppelte Bewusstsein bei der Arbeit

Das Bewusstsein wird, bevor die Dinge in ihm gereift sind, durch die Verrichtung von Arbeit nach außen gewandt, außer man hat es zu einem Teil seiner Sadhana gemacht, zu fühlen wie “die Kraft, die größer ist als man selbst” durch einen wirkt. Vermutlich betrachteten daher die Anhänger Shankaras die Arbeit als etwas, das seiner eigentlichen Natur nach ein Wirken der Unwissenheit und unvereinbar mit dem Zustand der Verwirklichung ist. Tatsächlich aber gibt es drei Stadien [von Arbeit]: 1. ein Stadium, in dem die Arbeit dich sowohl in ein niederes als auch in ein äußeres Bewusstsein versetzt, so dass du nachher die Verwirklichung wiedererlangen musst; 2. ein Stadium, in dem die Arbeit dich zwar noch veräußerlicht, die Verwirklichung dahinter (oder darüber) jedoch gegenwärtig bleibt; du fühlst sie solange du arbeitest nicht, doch sobald du die Arbeit beendet hast, ist sie wieder so gegenwärtig wie zuvor; 3. ein Stadium, an dem die Arbeit nichts verändern kann, denn die Verwirklichung oder der spirituelle Zustand bleibt durch die Arbeit selbst erhalten. Du scheinst diesmal Nummer zwei erfahren zu haben.

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Dies bezieht sich auf ein gewisses Stadium, in dem sich das Bewusstsein manchmal in Tätigkeit befindet und, wenn es nicht tätig ist, in sich selbst zurückzieht. Dann kommt ein Stadium, in dem der saccidānanda-Zustand auch während der Arbeit bestehen bleibt. Es gibt noch ein weiteres Stadium, in dem beide gewissermaßen eins sind – doch das ist das supramentale [Stadium]. Die beiden Zustände sind das schweigende Brahman und das aktive Brahman; beide können sich abwechseln (1. Stadium) oder nebeneinander bestehen (2. Stadium) oder sich vermischen (3. Stadium)...

Natürlich ist die höchste saccidānanda-Verwirklichung in der Arbeit möglich. Guter Gott, wie könnte der integrale Yoga bestehen, wenn dies nicht der Fall wäre?!

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Diese Stelle beschreibt das Bewusstseinsstadium, in welchem man fern von allen Dingen ist, auch wenn man sich mitten unter ihnen befindet, und alles als unwirklich empfindet, als Illusion. Daher gibt es dort auch keine Vorlieben oder Begierden, da die Dinge zu unwirklich für das Begehren sind und zu unwirklich, als dass man eines dem anderen vorziehen würde. Gleichzeitig aber empfindet man nicht die Notwendigkeit, der Welt zu entfliehen oder keine Taten zu tun, denn da man frei von der Illusion ist, lastet das Handeln und Leben in der Welt nicht mehr auf einem – man ist weder an sie gebunden noch in sie verstrickt. Jene, die der Welt entfliehen oder die Werke meiden (die Sannyasins), tun dies, da sie sonst in diese verstrickt oder an sie gebunden sein würden; sie glauben, dass die Welt unwirklich sei, tatsächlich aber lastet sie als Wirklichkeit auf ihnen, solange sie in ihr sind. Wenn man völlig frei von der Illusion der Wirklichkeit der Dinge ist, können sie einen weder beschweren noch binden.

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Tun? Warum hätte er den Wunsch haben sollen, etwas zu tun, wenn er im ewigen Frieden oder Ananda oder in der Einung mit dem Göttlichen lebt? Wenn ein Mensch spirituell ist und Vital und Mental überschritten hat, braucht er nicht immer etwas zu “tun”. Das Selbst oder der Spirit lebt in der Freude seines eigenen Daseins. Es steht ihm frei, nichts zu tun oder alles zu tun – aber nicht deswegen, weil er an die Tat gebunden wäre und ohne sie nicht bestehen könnte.

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Der jīvanmukta jedoch, der befreite Mensch, empfindet keine Bindung. In allen Werken und in jeder Tat fühlt er sich vollkommen frei, da die Arbeit nicht von ihm persönlich verrichtet wird (das Gefühl eines begrenzten Egos ist nicht vorhanden), sondern durch die kosmische Kraft. Die Begrenzungen der Arbeit sind jene, welche die kosmische Kraft selbst in ihrem Wirken setzt. Er aber lebt im Einssein mit dem Transzendenten über dem Kosmos und fühlt keine Begrenzung. So zumindest wird es im Obermental empfunden.

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Wenn Ego und Begehren etwas von den guṇas Verschiedenes sind, ist eine Tätigkeit der guṇas ohne Ego und Begehren möglich und daher ohne Verhaftetsein. Auf diese Weise wirken die gunas im nichtverhafteten, befreiten Yogi. Wäre dies nicht möglich, wäre es unsinnig, von Yogis zu sprechen, die vom Verhaftetsein frei sind, denn es würde noch in einem Teil ihrer Natur fortbestehen. Zu sagen sie seien nicht verhaftet, da sie nur in der prakṛti verhaftet, im puruṣa aber nicht verhaftet seien, ist Unsinn. Verhaftetsein ist Verhaftetsein in welchem Teil des Wesens auch immer. Um frei zu sein, muss man überall frei sein, in der mentalen, vitalen und physischen Tat und nicht nur Irgendwo innen in der schweigenden Seele.

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Im befreiten Zustand ist nicht allein der innere puruṣa losgelöst – der innere puruṣa ist immer losgelöst, man ist sich seiner im normalen Zustand nur nicht bewusst –, sondern auch die prakṛti, die durch die Tätigkeit der gunas nicht gestört oder an sie gebunden wird; das Mental, Vital und das Physische beginnen, die gleiche Ruhe, den ungestörten Frieden und die Loslösung wie der puruṣa zu erlangen, doch ist es eine Ruhe und nicht das Aufhören aller Tätigkeit. Es ist die Ruhe in der Tätigkeit als solcher. Wäre dies nicht der Fall, dann wäre meine Behauptung im Arya falsch, dass es eine wunschlose oder befreite Tat gibt, auf der ich die Möglichkeit des freien Tuns, mukta, gründe. Das gesamte Wesen, Purusha-Prakriti, erreicht die Loslösung (und ist ohne Wunsch oder Verhaftung) selbst in der Tätigkeit der guṇas.

Auch das äußere Wesen ist losgelöst – das gesamte Wesen ist frei von Verlangen oder Verhaftung, und dennoch ist Tätigkeit möglich. Tätigkeit ohne Verlangen ist möglich, Tätigkeit ohne Verhaftetsein ist möglich, Tätigkeit ohne Ego ist möglich.

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Du scheinst zu glauben, dass Tätigkeit und prakṛti das gleiche sind, und wo es keine Tätigkeit gibt, kann keine prakṛti sein! puruṣa und prakṛti sind getrennte Mächte des Wesens. Nicht etwa, dass der puruṣa gleich Ruhe ist und die Prakriti gleich Tätigkeit – so dass es, wenn alles ruht, keine prakṛti und, wenn alles tätig ist, keinen puruṣa gibt. Auch während der vollen Tätigkeit befindet sich immer noch der puruṣa hinter der tätigen Natur, und wenn alles ruht, ist immer noch die Prakriti vorhanden, doch in der Ruhe befindlich.

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prakṛti ist die Kraft, die wirkt. Eine Kraft kann tätig oder in Ruhe befindlich sein, doch auch wenn sie ruht, ist sie eine Kraft ebenso wie in der Tätigkeit. Die guṇas sind eine Tätigkeit der Kraft, sie sind in der Kraft enthalten. Es gibt das Meer und es gibt die Wellen, doch sind die Wellen nicht das Meer, und auch wenn es keine Wellen gibt und das Meer ruhig ist, ist es dennoch immer noch das Meer.

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(Im befreiten Stadium) herrscht sattva vor, rajas wirkt als ein bewegendes Moment unter der Kontrolle von sattva, bis tamas die Notwendigkeit der Ruhe auferlegt. Das ist das Normale im befreiten Stadium. Doch selbst wenn tamas vorherrscht und die Tätigkeit gering ist oder wenn rajas überwiegt und die Tätigkeit eine übermäßige ist, werden weder puruṣa noch prakṛti gestört; es herrscht eine grundlegende Stille im gesamten Wesen, und das Tun ist nicht mehr als ein Kräuseln oder ein Wirbel an der Oberfläche.

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Es ist für die prakṛti schwieriger als für den puruṣa, sich von der Oberflächenbewegung zu trennen, da ihr übliches Spiel das des Oberflächenwesens ist. Sie muss sich hierzu in zwei Hälften spalten. Im Gegensatz hierzu ist der puruṣa seiner Natur nach schweigend und losgelöst, er braucht also nur in seine ursprüngliche Natur zurückzukehren.

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Sobald die prakṛti befreit ist, teilt sie sich in eine innere Kraft, die frei von ihrer Tätigkeit ist (frei von tamas, rajas usw.), und in die äußere prakṛti, die sie gebraucht und wandelt.

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Wenn Bewusstsein und Energie das gleiche wären, hätte es keinen Sinn, zwei verschiedene Worte dafür zu gebrauchen. An Stelle von “ich bin mir meiner Fehler bewusst” könnte man sagen “meine Fehler sind in mir wirksam”. Und wenn ein Mensch schnell läuft, könnte man sagen “er läuft mit großem Bewusstsein”. Bewusstsein ist das, was die Dinge wahrnimmt – Energie ist eine in Tätigkeit versetzte Kraft, welche die Dinge tut. Bewusstsein kann Energie enthalten, bewahren oder ausströmen, das bedeutet jedoch nicht, dass es nur ein anderes Wort für Energie ist und dass es sich nach außen wenden muss, sobald die Energie sich nach außen wendet, und dass es nicht zurücktreten und die tätige Energie beobachten kann. Wenn eine große Trägheit in dir ist, dann heißt das nicht, dass du und die Trägheit das gleiche sind, und wenn die Trägheit sich erhebt und dich überwältigt, dass du es bist, der sich erhebt und dich selbst überwältigst.

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Gewiss, das Mental und das innere Wesen sind Bewusstsein. Für Menschen, die noch nicht tiefer in sich eingedrungen sind, sind Mental und Bewusstsein gleichbedeutend. Erst wenn man sich durch ein wachsendes Bewusstsein mehr und mehr erkennt, kann man verschiedene Abstufungen, Arten und Mächte des Bewusstseins sehen, mentale, vitale, physische, seelische und spirituelle. Das Göttliche wird als Sein, Bewusstsein, ānanda beschrieben, es wird sogar nur als ein Bewusstsein (caitanya) beschrieben, das eine Kraft oder Energie, śakti, hervorbringt, die die Welt erschafft. Das Mental ist ein modifiziertes Bewusstsein, das eine mentale Energie hervorbringt. Das Göttliche aber kann von seiner Energie zurückstehen und ihr Wirken beobachten, es kann der Betrachter, puruṣa, sein, der die Werke der prakṛti beobachtet. Sogar das Mental vermag dies – ein Mensch kann in seinem Mental-Bewusstsein zurückstehen und die mentale Energie beobachten, wie sie Dinge tut, wie sie denkt, plant usw.. Alle Innenschau gründet auf der Tatsache, dass man sich derart in ein beobachtendes Bewusstsein und in eine wirkende Energie teilen kann. Dies sind elementare Dinge, die jeder wissen sollte. Und jeder kann es mit nur ein wenig Übung selbst durchführen – derjenige, der seine eigenen Gedanken, Gefühle und Taten beobachtet, hat bereits begonnen, es zu tun. Im Yoga machen wir diese Teilung vollständig – das ist alles.

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Es (Bewusstsein) ist seiner Natur nach nicht von mentalen und anderen Tätigkeiten getrennt. Es kann getrennt sein, und es kann in sie verwickelt sein. Das menschliche Bewusstsein ist in der Regel immer verstrickt, doch hat es die Fähigkeit erlangt sich loszulösen – etwas, wozu die niedere Schöpfung nicht fähig zu sein scheint. In dem Maß wie das Bewusstsein sich entwickelt, entwickelt sich ebenfalls diese Fähigkeit der Loslösung.

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Nein, ohne Sadhana kann das Ziel des Yoga nicht erreicht werden. Die Arbeit als solche muss als Teil der Sadhana betrachtet werden. Natürlich hast du, während du arbeitest, an die Arbeit zu denken, und du wirst lernen, sie im yogischen Bewusstsein als einem Instrument zu tun, und immer an das Göttliche zu denken.

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Der Grund dafür ist, dass die Energie auf die Arbeit gelenkt wird. Doch in dem Maße, wie der Friede und die Fühlungnahme wachsen, kann sich ein doppeltes Bewusstsein entfalten – eines, das in die Arbeit vertieft ist, und ein anderes dahinter, schweigend und beobachtend oder dem Göttlichen zugewandt; in diesem Bewusstsein kann das Streben bewahrt werden, selbst während das äußere Bewusstsein sich der Arbeit zuwendet.

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Man kann sowohl streben als sich auf die Arbeit konzentrieren und zugleich viele andere Dinge tun, wenn das Bewusstsein durch den Yoga entwickelt ist.

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Nein, nur wenn man innerlich absorbiert wäre, würde es im Wege stehen. Doch was ich meine, ist so etwas wie ein Zurücktreten in etwas Schweigendes und innerlich Beobachtendes, das nicht in die Tätigkeit verwickelt ist und dennoch sieht und sein Licht darüber ausbreiten kann. Es gibt also zwei Teile des Wesens, der eine, der innere, sehend, betrachtend und wissend, der andere ausführend, instrumental und handelnd. Dies gibt nicht nur Freiheit, sondern auch Macht – und in diesem inneren Wesen kann man die Fühlung mit dem Göttlichen aufnehmen, nicht durch mentale Tätigkeit, sondern durch die Substanz des Wesens, durch eine gewisse innere Berührung, Wahrnehmung, Empfangsbereitschaft; man kann ebenfalls die rechte Inspiration oder Intuition für die Arbeit erhalten.

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Wenn man ein Bewusstsein fühlt, das nicht durch die Arbeit begrenzt ist, ein Bewusstsein im Hintergrund, welches das arbeitende stützt, dann ist es leichter. Es kommt gewöhnlich durch die Weite und das Schweigen, wenn sie sich festigen und ausdehnen, oder durch das Bewusstsein einer Kraft, die nicht die eigene ist und die durch den Arbeitenden wirkt.

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Die Mutter missbilligt nicht, dass du ein Buch schreibst; was ihr missfallt ist, dich derart darin zu verlieren, dass du nichts anderes tun kannst. Du musst der Herr dessen sein, was du tust, und darfst nicht davon besessen sein. Sie stimmt durchaus zu, dass du das Buch beendest und es an deinem Geburtstag ihr darbringst, wenn dies möglich ist. Doch du darfst dich nicht forttragen lassen – du musst in voller Fühlungnahme mit den höheren Dingen bleiben.

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Ich wiederhole, wir haben gegen deine Schriftstellerei nichts einzuwenden – sei es Dichtung, seien es Kurzgeschichten oder Novellen. Was wir meinten war, dass diese Art von totaler Inanspruchnahme und Besessenheit für deinen spirituellen Zustand nicht gut ist; dadurch wird etwas Geringeres in den Vordergrund gerückt, was sogar die meiste Zeit über das gesamte frontale Bewusstsein in Beschlag legt, statt den rechten Platz in einer vernünftigen spirituellen Harmonie einzunehmen.

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Du kannst es versuchen (eine Novelle) zu schreiben, wenn du willst. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Handlung einer Novelle meist dem äußeren Bewusstseinsbereich angehört, so dass leicht ein Absinken oder Veräußerlichen [des Bewusstseins] stattfinden kann, abgesehen von der Schwierigkeit, das innere Gleichgewicht zu bewahren, wenn das Mental mit einer nach außen gerichteten Arbeit beschäftigt ist. Wenn du ein gefestigtes inneres Gleichgewicht bewahren kannst, ist es möglich, jede Arbeit zu tun, ohne das Bewusstsein zu beunruhigen oder absinken zu lassen.

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Es hängt von der Plastizität des Bewusstseins ab. Es gibt Menschen, die derart absorbiert werden, dass sie sich nicht davon frei machen oder etwas anderes tun wollen. Man muss eine gewisse Ausgewogenheit bewahren, in der das grundlegende Bewusstsein fähig bleibt, sich von einer Konzentration mit Leichtigkeit einer anderen zuzuwenden.

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Versunkensein in die Arbeit ist nichts Unerwünschtes, und die Schwierigkeit, sich nach innen zu wenden, kann nur vorübergehend sein. Eine gewisse Plastizität im physischen Bewusstsein, die mit Sicherheit kommt, macht es dann einfach, von einem Bewusstsein in ein anderes zu wechseln.

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Der Widerstand, von dem du sprichst, die ungenügende Empfangsbereitschaft und die Unfähigkeit, während der Arbeit den Kontakt zu bewahren – all dies ist wohl auf einen Teil des physischen Bewusstseins zurückzuführen, der für das Licht noch nicht offen ist – vermutlich etwas im Vital-Physischen und dem stofflichen Unterbewussten, welches das physische Mental daran hindert, insgesamt frei und empfänglich zu sein.

Es schadet nicht, das Streben von unten zu erheben, damit es der Macht von oben begegnet. Du hast nur darauf zu achten, dass nicht die Schwierigkeit von unten sich erhebt, bevor die herabkommende Macht bereit ist, sie aus dem Weg zu räumen.

Es ist nicht notwendig, während der Meditation das Bewusstsein zu verlieren. Es ist das Weiten und Verändern des Bewusstseins, was wesentlich ist. Wenn du die Wende nach innen meinst, so kannst du sie vollziehen, ohne das Bewusstsein zu verlieren.

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Eine gewisse Trägheit im physischen Bewusstsein bindet dieses an das gewohnte Geleise dessen, was es immer tut, so dass es fixiert und nicht frei ist, sich [des Göttlichen] zu erinnern.

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All die Schwierigkeiten, die du beschreibst, sind ganz natürliche Dinge, denen die meisten Menschen ausgesetzt sind. Es ist verhältnismäßig einfach, sich [des Göttlichen] zu erinnern und bewusst zu sein, solange man ruhig meditiert; es ist jedoch schwierig, sobald man mit der Arbeit beschäftigt ist. Dieses Erinnern und dieses Bewusstsein während der Arbeit stellen sich nach und nach ein, und du darfst nicht alles auf einmal erwarten; niemand kann alles auf einmal haben. Es kommt auf zwei Arten – erstens, man versucht, an die Mutter zu denken und ihr jede Arbeit darzubringen, die man gerade verrichtet (man tut nicht immer etwas, doch zu Beginn der Arbeit oder wann immer man daran denken kann); dies wird dann für die menschliche Natur allmählich etwas Einfaches und Gewohntes. Zweitens, durch die Meditation beginnt sich ein inneres Bewusstsein zu entwickeln, das nach einiger Zeit – nicht sofort oder plötzlich – mehr und mehr von selbst anhält. Man empfindet dieses als vom äußeren, arbeitenden Bewusstsein getrennt. Zuerst wird das abgetrennte Bewusstsein bei der Arbeit nicht empfunden, doch fühlt man, sobald die Arbeit beendet ist, dass es die ganze Zeit über gegenwärtig war und aus dem Hintergrund beobachtete; später beginnt man, es selbst während der Arbeit zu fühlen, so als würde man aus zwei Teilen bestehen – ein Teil, der aus dem Hintergrund beobachtet und hilft, der sich der Mutter erinnert und ihr [die Arbeit] darbringt, und der andere, der die Arbeit tut. Sobald dies geschieht, wird es immer einfacher, im wahren Bewusstsein zu arbeiten.

Mit allem übrigen ist es das gleiche. Durch die Entwicklung des inneren Bewusstseins werden alle Dinge, von denen du sprichst, ins rechte Lot gebracht. Ein Wesensteil zum Beispiel hat Freude an der Arbeit, utsāha, ein anderer fühlt den Druck der Ruhe und ist auf Arbeit nicht eingestellt. Deine Stimmung hängt davon ab, was sich gerade durchsetzt – so geht es allen. Die beiden zu verbinden ist schwierig, doch kommt eine Zeit, in der sie in Einklang gebracht werden – ein Wesensteil bewahrt die Ausgeglichenheit in innerer Konzentration, während der andere in seinem Impuls zur Arbeit von jenem gestützt wird. Die Umwandlung der Natur, die Harmonisierung all dieser nicht aufeinander abgestimmten Dinge im Wesen – das ist die Arbeit der Sadhana. Daher brauchst du dich nicht entmutigen zu lassen, wenn du all dies in dir feststellst. Es gibt kaum jemanden, der diese Dinge nicht in sich beobachtet hat. Durch das Wirken der inneren Kraft sowie die fortwährende Zustimmung und den Ruf des Sadhaks kann es in Ordnung gebracht werden. Er selbst wäre vielleicht dazu nicht fähig, doch mit der Göttlichen Kraft, die innerlich wirkt, kann alles geschehen.

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Es ist zunächst ein wenig schwierig, die innere Verfassung mit der Aufmerksamkeit auf die nach außen gerichtete Arbeit in Einklang zu bringen oder sie im Verkehr mit anderen aufrechtzuerhalten; es kommt aber eine Zeit, in der das innere Wesen in voller Einung mit der Mutter zu sein vermag, während aus dieser konzentrierten Einung die Tätigkeit hervorgeht und in all ihren Einzelheiten genauso leicht gelenkt werden kann; auf diese Weise ist es einem Teil des Bewusstseins möglich, sich allem Äußeren zuzuwenden, sich sogar darauf zu konzentrieren und dennoch zu fühlen, wie die innere Konzentration auf die Mutter gerichtet ist.

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Es ist ein sehr gutes Zeichen, dass trotz der vollen Arbeit das innere Wirken dahinter gefühlt und das Schweigen gefestigt wurde. Für den Sadhak kommt einmal eine Zeit, in der auch während der vollen Arbeit oder im Schlaf, während des Sprechens oder bei jeder Art von Tätigkeit das Bewusstsein und die tiefere Erfahrung erhalten bleiben.

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Es ist zunächst nicht einfach, sich der [Göttlichen] Gegenwart während der Arbeit zu erinnern; wenn man aber das Gefühl der Gegenwart unmittelbar nach der Arbeit beleben kann, genügt es. Mit der Zeit wird das Gefühl der Gegenwart auch in der Arbeit etwas Automatisches werden.

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Unglücklich zu sein ist in der Sadhana weder notwendig noch unvermeidlich; bei dir ist es deine innere Natur, die die Berührung mit der Göttlichen Gegenwart als etwas Unerlässliches empfindet und beunruhigt ist, wenn sie diese nicht fühlt. Eine Art immerwährender innerer Loslösung ist notwendig, die es dir erlaubt, nach innen gewandt zu bleiben und alles von innen her zu tun. Dies kann bei ruhigen Beschäftigungen und ruhigen Kontakten leichter geschehen. Denn Ruhe und Innerlichkeit lassen einen die [Göttliche] Gegenwart fühlen.

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Du musst lernen, immer von innen her zu handeln – von deinem inneren Wesen her, das in Kontakt mit dem Göttlichen ist. Das äußere sollte zu einem reinen Instrument werden, und du darfst ihm keinesfalls erlauben, deine Rede, dein Denken oder dein Handeln zu nötigen oder zu beherrschen.

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Alles sollte ruhig von innen her geschehen – Arbeiten, Sprechen, Lesen, Schreiben – als Teil des wirklichen Bewusstseins und nicht mit der zerstreuten, unruhigen Bewegung des gewöhnlichen Bewusstseins.

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Man kann arbeiten und dennoch innerlich ruhig bleiben. Ruhe bedeutet nicht, ein leeres Mental zu haben oder keinerlei Tätigkeit auszuüben.

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Der Druck der Kraft [sich nach innen zu wenden] ist schon recht, doch gibt es wirklich nichts Unvereinbares zwischen dem inneren Schweigen und dem Tätigsein. Auf diese Kombination muss die Sadhana hinsteuern.

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IV. Das Sich-Öffnen für die Kraft

Man bedarf eines ruhigen Mentals, um den Göttlichen Willen zu erkennen. In das ruhige, dem Göttlichen zugewandte Mental kommt die Intuition aus dem Göttlichen Willen und auch der rechte Weg, ihn zu erfüllen.

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Sobald das Mental geläutert und die Seele hervorgetreten ist, spürt man den Göttlichen Willen und auch das, was sich ihm widersetzt.

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Hat man einmal das mentale Schweigen erreicht, dann können in ihm, was die Arbeit anbelangt, die mentalen Gedanken durch die innere Schau und Intuition ersetzt werden.

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Es ist gut, dass du fähig warst, dich die ganze Zeit über zu beobachten und deine Bewegungen zu betrachten, und dass das neue Bewusstsein häufig und automatisch aufkam. Zu einem späteren Zeitpunkt wirst du zweifellos auch eine Führung im Mental erhalten, die dich erkennen lässt, wie die Dinge zu tun sind, die du getan haben willst. Ganz offensichtlich war dein Mental zu aktiv, ebenso wie das der anderen – weshalb du dein Ziel verfehlt hast....

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Damit die Tätigkeiten seelisch werden, muss die Seele hervortreten. Der beobachtende puruṣa kann sich loslösen, doch kann er die Prakriti nicht verändern. Der beobachtende puruṣa zu sein, ist aber nur ein erster Schritt. Nachher muss der puruṣa-Wille als Instrument für die Kraft der Mutter wirken. Und dieser Wille muss auf einem richtigen Bewusstsein gründen, welches sieht, was falsch und unwissend, was selbstsüchtig, egoistisch und vom Verlangen in der menschlichen Natur geprägt ist, und er muss dies ins rechte Lot bringen.

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Wenn du das Bewusstsein der wahren Tätigkeit sehr ersehnst und danach strebst, kann es auf verschiedene Weise kommen:

1. Du kannst die Gewohnheit oder Fähigkeit, deine Bewegungen zu beobachten, auf solche Weise erlangen, dass du den Impuls zur Tat kommen siehst und auch seine Natur erkennen kannst.

2. Ein Bewusstsein kann erlangt werden, das beunruhigt wird, sobald im Hinblick auf die Tätigkeit ein falscher Gedanke oder Impuls oder ein falsches Gefühl aufkommt.

3. Etwas in dir kann dich warnen und daran hindern, wenn du im Begriff bist, eine falsche Tat zu tun.

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(Immer vom Göttlichen beherrscht zu werden:) Ein fortwährendes Streben danach ist das erste; als nächstes eine Art innerer Stille und ein Zurücktreten von der äußeren Tätigkeit in diese Stille sowie eine Art lauschender Erwartung, nicht eines Klanges, sondern des spirituellen Fühlens oder Befehls des Bewusstseins, der über die Seele erfolgt.

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Was das innere Fühlen anbelangt, so hängt es davon ab, ob man fähig ist, sich nach innen zu wenden. Manchmal kommt es von selbst mit der Vertiefung des Bewusstseins durch bhakti oder durch etwas anderes, manchmal kommt es durch Übung – gleichsam indem man auf etwas hinweist und dann auf die Antwort hört; “hören” ist natürlich eine Metapher, doch ist es schwierig, es anders auszudrücken; es bedeutet nicht, dass die Antwort notwendigerweise in Form von gesprochenen oder ungesprochenen Worten kommen muss – obwohl auch dies manchmal geschieht –, sie kann jede Form annehmen. Die Hauptschwierigkeit für die meisten besteht darin, der rechten Antwort sicher zu sein. Hierfür ist es notwendig, mit dem Bewusstsein des Guru innerlich Kontakt aufnehmen zu können – am besten durch bhakti. Andernfalls kann der Versuch, das rechte Fühlen von innen zu erlangen, eine heikle und schwierige Angelegenheit werden. Folgendes steht ihm im Wege:

1. die übliche Gewohnheit, sich für alles auf äußere Mittel zu verlassen; 2. das Ego, das seine Vorschläge als die richtige Antwort suggeriert; 3. die mentale Aktivität; 4. eindringende Störungen. Ich glaube, du solltest nicht danach trachten, sondern dich auf das Wachsen des inneren Bewusstseins verlassen. Das Obige war nur als eine Art allgemeiner Erklärung gedacht.

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Offenheit in der Arbeit bedeutet das gleiche wie Offenheit im Bewusstsein. Die gleiche Kraft, die während der Meditation in deinem Bewusstsein wirkt und Düsterkeit und Wirrnis beseitigt, wann immer du offen für sie bist, kann auch deine Tätigkeit aufnehmen und dich nicht nur die Mängel in ihr wahrnehmen lassen, sondern dir bewusst machen, was zu geschehen hat, und dein Mental und deine Hände lenken, es zu tun. Wenn du dich ihr in deiner Arbeit öffnest, wirst du diese Führung mehr und mehr zu fühlen beginnen, bis du schließlich hinter all deinen Tätigkeiten die Kraft der Mutter wahrzunehmen vermagst.

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Um die Göttliche Macht empfangen zu können und sie durch dich in den Dingen des äußeren Lebens wirken zu lassen, gibt es drei erforderliche Voraussetzungen:

1. Ruhe und Gleichmut – sich durch kein Ereignis beunruhigen zu lassen, ein festes und stilles Mental zu bewahren, das Spiel der Kräfte zu betrachten, doch selbst ruhig zu bleiben.

2. Ein absoluter Glaube – ein Glaube, dass das, was zum besten ist, geschehen wird; aber auch der Glaube, aß der durch das Göttliche Licht erhellte Wille das zu Geschehende erkennt – kartavyaṃ karma –, insofern man sich zu einem wahren Instrument machen kann.

3. Empfangsbereitschaft – die Fähigkeit, die Göttliche Kraft zu empfangen, ihre Gegenwart und die Gegenwart der Mutter darin zu fühlen und ihrem Wirken stattzugeben, damit sie das eigene Sehen, Wollen und Tun lenke. Wenn diese Macht und Gegenwart gefühlt und diese Plastizität zur Gewohnheit des tätigen Bewusstseins wird – Plastizität aber nur gegenüber der Göttlichen Kraft, ohne irgendein fremdes Element hineinzumischen –, ist das Ergebnis schließlich sicher.

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Was dir geschah, zeigt die Voraussetzungen für jenen Zustand an, in dem die Göttliche Macht die Stelle des Egos einnimmt und Mental, Leben und Körper zu ihren Instrumenten macht. Ein empfangsbereites Schweigen des Mentals, ein Auslöschen des mentalen Egos und die Zurückführung des mentalen Wesens auf den Platz eines Betrachters, ein enger Kontakt mit der Göttlichen Macht und die Offenheit des Wesens gegenüber diesem einen Einfluss und keinem anderen sind die Bedingungen dafür, ein Instrument des Göttlichen zu werden, von ihm und nur von ihm bewegt zu werden.

Das Schweigen des Mentals als solches bringt nicht das supramentale Bewusstsein mit sich; es gibt viele Stadien oder Bereiche oder Ebenen des Bewusstseins zwischen dem menschlichen Mental und dem Supramental Das Schweigen öffnet das Mental und das übrige Wesen für größere Dinge, manchmal dem kosmischen Bewusstsein, manchmal der Erfahrung des schweigenden Selbstes, manchmal der Gegenwart oder Macht des Göttlichen, manchmal einem höheren Bewusstsein als jenem des menschlichen Mentals; das Schweigen des Mentals ist die günstigste Voraussetzung dafür, dass irgendeines dieser Dinge geschieht. Und in diesem Yoga ist es die günstigste Voraussetzung (nicht die einzige) für die Herabkunft der Göttlichen Macht in das individuelle Bewusstsein, damit sie dort ihre Arbeit tut, nämlich das Bewusstsein umzuwandeln und ihm die notwendigen Erfahrungen zu verleihen, seine ganze Einstellung und seine Bewegungen zu ändern und es von Stufe zu Stufe zu führen, bis es für die letzte (supramentale) Wandlung bereit ist.

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Dies geschieht häufig so und deinem Bericht zufolge ging es auch in deinem Fall in den üblichen Stadien vor sich. Als erstes hattest du dich zum Gebet niedergesetzt – das bedeutet ein Ruf nach oben, um es so auszudrücken. Als nächstes trat der erforderliche Zustand ein, in dem eine Erwiderung auf das Gebet wirksam wird; “nach und nach trat eine Art Ruhe ein” – in anderen Worten, die Ruhe des Bewusstseins, die notwendig ist, bevor die wirkende Macht tatsächlich wirken kann. Dann das Strömen der Kraft oder Macht, “eine Flut von Energie und das Gefühl der Macht und Glut” und dann die natürliche Konzentration des Wesens auf die Inspiration und den Ausdruck, auf das Wirken der Macht.

Das Vital ist das Hilfsmittel für die Ausführung auf der physischen Ebene; sein Wirken und seine Energie sind daher für jede Arbeit notwendig; wenn nur das Mental antreibt, ohne mit dem Vital zusammenzuwirken und es als Instrument zu haben, gibt es harte, unangenehme Arbeit und eine Bemühung mit Ergebnissen, die durchaus nicht von der besten Art zu sein brauchen. Der ideale Zustand für die Arbeit ist der, wenn eine natürliche Konzentration des Bewusstseins auf die spezielle Energie stattfindet, begleitet von der gelösten Entspannung und Ruhe des Bewusstseins als Ganzes. Die Ablenkung des Mentals durch andere Aktivitäten stört dieses Gleichgewicht von Entspanntheit und konzentrierter Energie; Müdigkeit stört es ebenfalls oder zerstört es. Das erste, was daher zu geschehen hat ist, die förderliche Ruhe zurückzuerlangen; dies geschieht am besten, indem man aufhört zu arbeiten und ausruht. In deiner Erfahrung wurde dies ersetzt durch die Ruhe, die als Erwiderung deines Gebetes von oben kam, und eine Energie, die ebenfalls von oben kam. Es ist das gleiche Prinzip wie in der Sadhana und der Grund, warum wir wollen, dass die Menschen ihr Bewusstsein beruhigen, damit der höhere Friede und – auf der Grundlage dieses Friedens – eine neue Kraft von oben kommen können.

Nicht die Bemühung brachte die Inspiration. Inspiration kommt von oben als Erwiderung eines Zustandes der Konzentration, der in sich ein Ruf danach ist. Im Gegensatz hierzu ermüdet die Anstrengung das Bewusstsein und ist aus diesem Grund einer guten Arbeit nicht förderlich; es ist allerdings möglich, dass manchmal – keinesfalls immer – die Anstrengung in einem Herabziehen der Inspiration gipfelt, was eine gewisse Reaktion bringt; es ist jedoch meist keine so gute und wirksame Inspiration wie jene, die kommt, wenn die leichte und intensive Konzentration der Energie auf die Arbeit stattfindet. Anstrengung und Verbrauch von Energie sind notwendigerweise nicht das gleiche, der beste Verbrauch von Energie ist derjenige, der leicht fließt, ohne jede Anstrengung, wenn die Inspiration oder Kraft (jede Kraft) von selbst wirkt, wenn Mental, Vital und sogar der Körper glühende Instrumente sind und die Kraft in ein glückliches und intensives Wirken hinausströmt – eine fast mühelose Arbeit.

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Es stimmt, die Kraft kann ohne jede Bemühung deinerseits wirksam arbeiten. Es ist nicht die Anstrengung, sondern die Zustimmung des Wesens, die sie für die Arbeit braucht.

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Nun, das ist die Idee des Yoga – dass man durch die richtige Passivität sich etwas Größerem als dem eigenen begrenzten Selbst öffnet, und eine Anstrengung dient allein dazu, dass dieser Zustand erreicht wird. Selbst im gewöhnlichen Leben ist der einzelne nur ein Instrument in den Händen einer universalen Energie, obwohl sein Ego aus allem, was er tut, den Nutzen zieht.

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Da du dich der Kraft geöffnet und zu einem Kanal für die Energie der Arbeit gemacht hast, ist es ganz natürlich, dass die Kraft fließt und auf die Weise wirkt, die gewünscht oder benötigt wird oder für den Erfolg erforderlich ist. Sobald man sich zu einem Kanal gemacht hat, ist die Kraft zwangsläufig nicht mehr an die Begrenzungen oder Unfähigkeiten des Instrumentes gebunden; sie kann diese außer acht lassen und in ihrer eigenen Macht wirken. Sie kann das menschliche Instrument einfach als Mittler gebrauchen und es, sobald die Arbeit beendet ist, als das zurücklassen, was es zuvor war – also seiner gewöhnlichen Veranlagung nach unfähig, eine derart gute Arbeit zu verrichten; doch sie kann durch ihr Wirken das Instrument auch verbessern und es an die notwendige intuitive Erkenntnis und Bewegung gewöhnen, so dass es nach Belieben das Wirken der Kratt lenken kann. Was die Technik anbelangt, so gibt es zwei verschiedene Dinge, nämlich das intellektuelle Wissen, das man anwendet, und die intuitive Kenntnis, die selbständig wirkt, auch wenn sie der Arbeitende in Wirklichkeit nicht besitzt. Viele Dichter zum Beispiel wissen wenig von der metrischen oder sprachlichen Technik und vermögen nicht zu erklären, auf welche Weise sie schreiben oder welches die Eigenschaften oder Elemente ihres Erfolges sind, doch nichtsdestoweniger schreiben sie all dies in Rhythmus und Sprache Vollendete. Natürlich hilft die intellektuelle Kenntnis der Technik, vorausgesetzt man macht aus ihr kein reines Schema oder eine starre Fessel. Es gibt einige Künste, die man nicht gut ohne technisches Wissen ausüben kann, zum Beispiel Malen, Bildhauern usw..

Deine Schriftstellerei ist in dem Sinn dein eigen, als sie sich durch dich als Instrument offenbart – das ist mit jedem Künstler oder Arbeitenden so; in der Sadhana hingegen hat man zu erkennen, dass die wirkliche Macht nicht du selbst bist, sondern nur das Instrument, auf dem sie ihre Melodie spielt.

Der ānanda des schöpferischen Schaffens ist nicht das Vergnügen des Egos daran, selbst etwas gut gemacht zu haben oder eine Persönlichkeit zu sein – das ist etwas Äußerliches, das sich an die Freude des Arbeitens und Erschaffens klammert. Der ānanda kommt durch das Einströmen einer größeren Macht, durch den Schauder des Wesens, von ihr besessen und benutzt zu werden, durch den Jubel, āveśa, über das Aufsteigen des Bewusstseins, durch die Erleuchtung mit ihrem erweiterten und erhöhten Wirken – und auch durch die Freude an der Schönheit und Macht und Vollendung, die erschaffen wurden. Inwieweit man dies so empfindet, hängt von dem Zustand des Bewusstseins zu diesem Zeitpunkt ab sowie vom Temperament und der Aktivität des Vitals; der Yogi natürlich (oder selbst Menschen mit starkem und ruhigem Mental) wird vom ānanda nicht fortgerissen, er bewahrt und betrachtet ihn und keine bloße Erregung mischt sich mit seinem Fließen durch Mental, Vital oder Körper. Natürlich ist der Ananda des samarpaṇa, der Hingabe, der spirituellen Verwirklichung oder der göttlichen Liebe etwas weit Größeres, doch der ānanda des schöpferischen Schaffens hat seinen Platz.

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Erkenne, ob du es wirklich gut gemacht hast oder nicht und fühle den ānanda der Arbeit, die für die Mutter geschieht. Befreie dich vom “Ich”. War es gut gemacht, dann ist es die Kraft, die es tat, und dein einziger Anteil war, ein gutes oder schlechtes Instrument gewesen zu sein.

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Der rasa, der Geschmack an der Arbeit, muss vorhanden sein, doch kommt er, wenn das dynamische Herabkommen der Macht stattfindet.

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Was du erlebt hast, ist eine allgemeine Erfahrung bei jeder Arbeit. Die Mutter sagt, die Ursache sei in der Tatsache zu suchen, dass zu Beginn der Arbeit eine Inspiration für das, was geschehen soll, vorhanden ist, und das Mental zunächst als Kanal hierfür wirkt und alles gut geht. Nachher beginnt das Mental selbständig zu arbeiten – meist ohne dass man es merkt, außer man ist sehr bewusst und daran gewöhnt, sich zu prüfen – und die Sache ohne die ursprüngliche Inspiration und mit Hilfe seiner üblichen Hilfsmittel zu tun. Dies wird sehr deutlich bei einer Arbeit wie der Dichtung und Musik empfunden, denn dort fühlt man, wie die Inspiration kommt, wie sie dann versagt und sich mit dem gewöhnlichen Mental vermischt. Solange die Inspiration anhält, wird alles leicht und gut getan, sobald aber das Mental beginnt, sich hineinzumischen oder an Stelle der Inspiration zu wirken, wird die Arbeit weniger gut. Bei einer Tätigkeit wie dem Kochen fühlt man die Inspiration nicht so unmittelbar und lebhaft; man fühlt eine Klarheit, ein Wahrnehmungsvermögen, vielleicht eine Sicherheit – man bemerkt daher auch nicht, wenn das physische Mental aktiv wird. Eine Sache wie Dichten kann man unterbrechen, bis die Inspiration zurückkehrt, doch beim Kochen kann man es nicht, dort muss die Arbeit beendet werden. Vermutlich kann dies nur dadurch gelöst werden, dass man innerlich bewusster und fähig wird, die falsche Bewegung einer niedrigeren mentalen Aktivität zu erkennen und ihr entgegenzuwirken, indem man aus eigenem Willen die rechte Inspiration und Wahrnehmung wiederum herabbringt.

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Die Mutter kann Hinweise geben und Möglichkeiten aufzeigen, doch wenn das Mental sich einmengt und man ihnen nicht folgt – was kann dann getan werden?

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Warum solltest du das gleiche wie andere versuchen? Das, wozu man sich inspiriert fühlt, ist das Beste für einen.

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V. Das Wirken der Kraft bei der Arbeit

Im Laufe der Sadhana kann man lernen, die universale Lebenskraft herabzuziehen und daraus die Energien zu ergänzen. Doch das Beste ist meist, wenn man lernt, sich der Kraft der Mutter zu öffnen und sich bewusst zu werden, wie diese das Wesen stützt und bewegt, wie sie in dieses einströmt und die notwendige Energie für die Arbeit verschafft, sei sie mental, vital oder physisch. Natürlich gibt es eine höhere Energie über den gegenwärtigen universalen Kräften, und durch sie wird die menschliche Natur umgewandelt, die mentalen, vitalen und physischen Energien aufgegriffen und in ihr Ebenbild umgeformt werden.

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Es ist eine Kraft, die kommt und zur Arbeit drängt, und sie ist so rechtmäßig ein Teil des spirituellen Lebens wie irgendetwas anderes auch. Es ist eine besondere Energie, die das Wesen des Arbeitenden erfasst und sich durch ihn erfüllt. Mit einer vollen Energie wie dieser zu arbeiten, ist durchaus förderlich. Wichtig dabei ist, sie nicht übermäßig zu beanspruchen, um eine Erschöpfung oder ein Zurückfallen in physische Trägheit zu vermeiden. Was die Weihung des Wesens anbelangt, so fasse immer den Entschluss, saṅkalpa, der Darbringung, erinnere dich [der Mutter] und bete, wenn du kannst (ich meine in Verbindung mit der Arbeit). Dies wird eine bestimmte Haltung festigen. Dann kann die Kraft diesen Schlüssel benützen, um die tiefere, innere Weihung aufzutun.

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Die Kraft von oben ist die Kraft des Höheren Bewusstseins. Die Kraft aus dem Hintergrund wirkt als die mentale, vitale oder physische Kraft, je nach dem Erfordernis. Wenn ihr das Wesen geöffnet ist und eine gewisse Passivität ihrem Wirken gegenüber besteht, nimmt sie die Stelle der persönlichen Tätigkeit ein, und die Person wird zum Betrachter ihres Wirkens.

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Ich sprach nicht von der Kraft, die von oben herabkommt, sondern von der Kraft im Hintergrund, die durch Mental und Körper als ihre Instrumente wirkt. Sehr häufig sind Mental und Körper träge und dennoch gehen ihre Tätigkeiten durch diesen Druck aus dem Hintergrund weiter.

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Im gewöhnlichen Verlauf des Yoga wird die physische Stärke durch yogische Stärke oder yogische Lebenskraft ersetzt, die den Körper aufrechterhält und seine Arbeit tut; doch wenn diese Kraft fehlt, ist der Körper der Macht beraubt und wird träge und tamasisch. Dem kann allein dadurch abgeholfen werden, dass sich das ganze Wesen auf jeder seiner Ebenen der Yoga-śakti öffnet – der yogischen Mental-Kraft, der yogischen Lebens-Kraft, der yogischen Körper-Kraft.

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Ja, wenn das rechte Bewusstsein immer vorhanden wäre, gäbe es keine Ermüdung.

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Als du diese Arbeit tatest, wirkte die Kraft in dir, und das rechte Bewusstsein erfüllte Vital und Körper. Nachher kam mit der Entspannung das gewöhnliche physische Bewusstsein auf und brachte die üblichen Reaktionen zurück – Ermüdung, Ischias usw..

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Wenn du müde bist, überanstrenge dich nicht, sondern ruhe aus – tue nur deine normale Arbeit! Immerfort rastlos das eine oder andere zu tun, bringt keine Erleichterung. Wenn das Gefühl der Ermüdung auftritt, ist es notwendig, äußerlich und innerlich ruhig zu sein. Es ist immer eine Kraft um dich, die du in dein Inneres hereinrufen kannst und die diese Dinge entfernen wird, doch musst du lernen, ruhig zu werden, um sie empfangen zu können.

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Ja, es ist ein Fehler, sich zu überanstrengen, weil daraufhin eine Reaktion eintritt. Wenn Energie vorhanden ist, darf man sie nicht ganz verausgaben, sondern muss etwas speichern, um die dauernde Stärke des menschlichen Systems zu mehren.

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Überanstrengung bringt Trägheit mit sich. Jeder Mensch hat Trägheit in seiner Natur, die Frage ist nur, ob sie in größerem oder kleinerem Umfang wirkt.

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Wenn zuviel Arbeit getan wird, mindert sich trotz des Eifers des Arbeitenden die Qualität der Arbeit.

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Die Trägheit muss natürlich verschwinden – ich habe jedoch manchmal das Gefühl, du hast zu sehr in die andere Richtung gezogen. Mit voller Energie zu arbeiten ist notwendig, doch fähig zu sein, nicht zu arbeiten, ist ebenfalls notwendig.

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Wenn der Körper in diesem Zustand ist und die Arbeit derartige Reaktionen in ihm hervorruft, ist es sinnlos, ihn mit Gewalt dazu zu zwingen und zu überanstrengen. Es ist besser, das äußere natürliche Wesen langsam zu erziehen und zu üben, indem man Stille und Frieden, Licht und Stärke beharrlich in das Nervensystem und die Zellen des Körpers bringt. Einen gewaltsamen Zwang auf den Körper auszuüben, kann durchaus sein Ziel verfehlen. Wahrscheinlich war deine Sadhana zu ausschließlich innerlich und subjektiv – doch wenn es so war, kann man dem nicht innerhalb eines Augenblicks abhelfen. Es ist daher besser für dich, gegenwärtig nicht zu schwere physische Arbeit zu leisten.

*

Die Ursache der Ermüdung ist vermutlich in einem Begehren oder einer vitalen Vorliebe zu suchen – Neigungen und Abneigungen im Vital. Alle Arbeit, die dir gegeben wird, muss als der Mutter gehörend empfunden und mit Freude getan werden; öffne dich der Kraft der Mutter, damit sie durch dich wirke!

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VI. Die Einmischung des Mentals

Natürlich hast du Fortschritte gemacht, doch was die Mutter dir sagte und was sie jedem sagt, ist richtig – um ein wahrer Künstler zu sein, bedarf es vieler Jahre harter Arbeit. Dein Fehler jedoch ist, dass du diesen Dingen zu großes Gewicht beimisst und durch jedes Hemmnis und jede Schwierigkeit entmutigt wirst. Das einzig Wichtige ist, dein Bewusstsein für das zu öffnen, was herabkommt und die Wandlung wirken zu lassen, damit es ein Bewusstsein des Friedens und Lichtes, der Macht und Freude und voll der göttlichen Gegenwart werde. Wenn dies geschehen ist, wird das, was das Göttliche durch dich getan oder entwickelt haben will, mit einer Schnelligkeit und Vollkommenheit getan oder entwickelt werden, die gegenwärtig noch unmöglich ist. Das eine Notwendige zuerst – alles übrige ist jetzt nur ein Übungsbereich für die Entwicklung dieser einen erforderlichen Sache.

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Was das Schreiben in Französisch anbelangt, so solltest du nicht soviel daran denken, etwas auszudrücken – es ist gleichgültig, ob andere die gleichen Dinge geschrieben oder es besser gemacht haben. Dein Ziel sollte es sein, einfach vollkommenes Französisch schreiben zu lernen, um den vollen Nutzen der französischen Sprache als Instrument zu erlangen. Ob die Kraft später durch dich etwas ausdrücken will oder nicht, solltest du dem Göttlichen Willen überlassen; und hast du dich ihm einmal mit dem wahren Bewusstsein überantwortet, weiß er selbst, was durch dich zu tun oder nicht zu tun ist; er wird den vollen Nutzen aus jeder Instrumentierung ziehen, die du ihm zur Verfügung stellen kannst.

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Ich sagte es bereits, wenn du Vollkommenheit willst, ist in allen Dingen, in der Arbeit, im Studium und im inneren Fortschritt des Yoga das gleiche vonnöten – die Ruhe des Mentals, das Gewahrwerden der Kraft, das Sich-Öffnen für sie, die Zustimmung zu ihrem Wirken in dir. Vollkommenheit zu erstreben, ist in Ordnung, doch führt nicht die Rastlosigkeit des Mentals dorthin. Deine Unvollkommenheiten hervorzukehren und immer zu denken, wie etwas und was zu tun ist, ist ebenfalls kein Weg. Bleibe ruhig, öffne dich, erlaube dem Bewusstsein zu wachsen – rufe die Kraft, damit sie wirke. In dem Maße wie das Bewusstsein wächst und die Kraft wirkt, wirst du nicht nur die Unvollkommenheiten erkennen, sondern auch die Bewegung, die dich (nicht auf einmal, sondern nach und nach) aus der Unvollkommenheit herausführen wird, so dass du dann nur noch dieser Bewegung zu folgen hast.

Wenn du dich durch zu langes oder rastloses Arbeiten überanstrengst, stört oder schwächt dies das Nervensystem, das Vital-Physische, und es liefert dich dem Wirken von falschen Kräften aus. Zu arbeiten, doch ruhig, um einen steten Fortschritt zu erreichen – das ist der rechte Weg.

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Die Schwierigkeit rührt daher, dass du dir immer mentale Sorgen machst und denkst: “Dieses und jenes ist falsch in mir oder in meiner Arbeit” und folglich, “ich bin unfähig, ich bin schlecht, nichts kann mit mir geschehen”. Deine Stickerei, deine Lampenschirme waren immer sehr schön, und dennoch denkst du ständig: “Das ist schlechte Arbeit, das ist falsch”, und gerätst hierdurch in Verwirrung und in ein Durcheinander. Natürlich machst du hie und da einen Fehler, besonders dann, wenn du dich derart beunruhigst und die Dinge nicht einfach und vertrauensvoll tust.

Es ist besser, ruhig voranzuschreiten, sei es mit der Arbeit oder der Sadhana, dem Wirken der Kraft zuzustimmen und alles zu tun, um sie richtig wirken zu lassen, doch ohne dich in jedem Augenblick derartig zu quälen und ohne diese ständigen rastlosen Zweifel. Welche Fehler du auch immer hast, sie verschwänden viel rascher, wenn du sie nicht fortwährend hervorheben würdest; indem du sie derart betonst, verlierst du das Vertrauen in dich und in deine Fähigkeit, dich der Kraft zu öffnen – die trotz allem immer vorhanden ist –, und legst ihr unnötige Hemmnisse in den Weg ihres Wirkens.

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Beunruhige dich nicht über Fehler in der Arbeit! Oft glaubst du, du hättest etwas nicht gut gemacht, obwohl es doch tatsächlich sehr gut war; doch selbst wenn du Fehler machst, hast du keinen Grund, niedergeschlagen zu sein. Lass das Bewusstsein wachsen – nur im göttlichen Bewusstsein ist die letzte Vollendung! Je mehr du dich dem Göttlichen überantwortest, desto größer ist die Möglichkeit der Vollendung in dir.

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Messe solchen Fehlern nicht zu große Bedeutung bei und rege dich nicht über sie auf! Es liegt in der Natur des Mentals, derartige Fehler zu machen. Allein ein höheres Bewusstsein kann sie in Ordnung bringen – das Mental kann erst nach langer Übungszeit in jeder einzelnen Tätigkeit seiner sicher sein, und selbst dann geschieht, sobald es einmal abwesend ist, sofort etwas Missliches. Mache es so gut du kannst, im übrigen lass das höhere Bewusstsein wachsen, bis es alle Bewegungen des physischen Mentals zu erleuchten vermag!

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Geschicklichkeit in der Arbeit wird kommen, sobald die Öffnung im physischen Mental und im Körper stattgefunden hat. Man braucht sich deswegen jetzt keine Sorgen zu machen. Tue dein Bestes und mach dir keine Sorgen!

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Denke an die Arbeit nur zu der Zeit, während der sie verrichtet wird, weder zuvor noch hinterher.

Erlaube deinem Mental nicht, sich zu einer Arbeit, die beendet ist, zurückzuwenden. Sie gehört der Vergangenheit an, und sich wieder damit zu beschäftigen, ist eine Vergeudung von Kraft.

Erlaube deinem Mental nicht, sich im voraus mit einer zu verrichtenden Arbeit zu beschäftigen. Die Macht, die in dir wirkt, wird sich zur rechten Zeit darum kümmern.

Diese beiden Gewohnheiten des Mentals gehören einer vergangenen Arbeitsweise an, welche die umwandelnde Kraft zu entfernen sucht; das Beharren deines physischen Mentals auf ihnen ist die Ursache deiner Anstrengung und Ermüdung. Wenn du darauf achten kannst, dass dein Mental nur dann tätig ist, wenn seine Tätigkeit erforderlich ist, wird die Anstrengung sich vermindern und verschwinden. Tatsächlich ist dies die Übergangsbewegung, bevor das supramentale Wirken vom physischen Mental Besitz ergreift und in dieses Mental das spontane Wirken des Lichtes bringt.

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VII. Die Läuterung durch die Arbeit

Ja, das ist offensichtlich der große Nutzen der Arbeit, dass sie die menschliche Natur prüft und den Sadhak die Fehler seines äußeren Wesens erkennen lässt, die er sonst übersehen könnte.

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Tätigkeit ist nur insofern wichtig, da sie ausdrückt, was sich in der menschlichen Natur befindet. Du musst dir dessen bewusst werden, was in deinen Taten nicht mit dem Yoga harmoniert, und dich davon befreien. Doch hierfür brauchst du dein eigenes Bewusstsein, die Seele, die von innen beobachtet und abwirft, was sie als nicht wünschenswert erkennt.

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Es wäre besser, die Arbeit als Sadhana zu tun, um sich von den Mängeln zu befreien, als die Mängel als Vorwand dafür zu benützen, keine Arbeit zu tun. Anstatt diese Reaktionen als ein unveränderliches Gesetz deiner Natur hinzunehmen, solltest du dich entschließen, sie nicht länger zu dulden – du solltest die Kraft der Mutter zu Hilfe rufen, damit sie das Vital läutern und die Mängel insgesamt ausmerzen möge. Wenn du glaubst, dass im Körper Störungen auftreten müssen, werden sie natürlich kommen; besser wäre es, in deinem Mental die Vorstellung und den Willen zu festigen, dass sie nicht kommen müssen und nicht kommen werden. Wenn sie dennoch aufzutreten versuchen, weise sie zurück und schüttle sie ab.

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Es ist ein großer Fehler des menschlichen Vitals, Verlangen nach Komplimenten um ihrer selbst willen zu hegen und, wenn es sie nicht erhalten kann, sich niederdrücken zu lassen und zu glauben, es würde an Fähigkeiten fehlen. Was immer man in dieser Welt tut, beginnt man mit Unwissenheit und Unvollkommenheit – man muss seine Fehler entdecken und aus ihnen lernen, man muss Irrtümer begehen und, indem man sie korrigiert, herausfinden, wie die Dinge auf die richtige Art zu tun sind. Niemand auf der Welt kann sich von diesem Gesetz befreien. Daher sollte man von anderen keine Komplimente erwarten, sondern einfach ein Lob für das, was gut und richtig, und eine Kritik über das, was irrig und falsch ist. Je mehr man Kritik zu ertragen und seine Fehler zu erkennen vermag, desto wahrscheinlicher ist es, zur Vollendung seiner Fähigkeiten zu gelangen. Besonders wenn man jung ist, vor der Reife, ist es nicht einfach, vollkommene Arbeit zu leisten. Was man das Jugendwerk von Dichtern und Malern nennt, die Arbeit ihrer frühen Jahre, ist immer unvollkommen – es ist ein Versprechen und hat gute Eigenschaften –, doch die wirkliche Vollendung und der volle Gebrauch ihrer Kräfte kommen erst später. Sie selbst wissen dies sehr gut und schreiben oder malen dennoch weiter, da sie ebenfalls wissen, dass sie hierdurch ihre Fähigkeiten entwickeln.

Man sollte sich nicht mit anderen vergleichen. Jeder hat seine eigene Lektion zu lernen, seine eigene Arbeit zu verrichten und sollte sich allein hiermit befassen und nicht mit der Frage, ob der Fortschritt von anderen dem seinen überlegen oder unterlegen ist. Auch wenn man jetzt noch nicht so weit ist, kann man seine volle Fähigkeit später erlangen, und hat nur auf diese künftige Vollkommenheit der Kräfte hinzuarbeiten. Du bist jung und hast erst noch alles zu lernen, deine Fähigkeiten knospen erst und du musst warten und an ihrer vollen Entfaltung arbeiten; dabei solltest du dich nicht darum kümmern, ob es Monate und gar Jahre beansprucht, zu etwas Befriedigendem und Vollendetem zu gelangen. Alles wird zur rechten Zeit kommen, und die Arbeit, die du jetzt tust, ist immer nur ein erster Schritt darauf zu.

Lerne aber, Kritik und das Aufzeigen deiner Fehler willkommen zu heißen – umso schneller wirst du voranschreiten.

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Jemand, der malen, schreiben oder musizieren lernt und es nicht schätzt, wenn diejenigen, die es bereits können, ihm seine Fehler zeigen – wie will er überhaupt lernen oder gar Vollendung in der Technik erreichen?

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Wir können deine Idee nicht billigen. Es gibt bereits genug Intellektuelle im Ashram, und der das Zimmer hütende Intellektuelle ist nicht der Typ, den übermäßig zu fördern wir geneigt sind. Die äußere Arbeit ist genau das, was notwendig ist, um das Gleichgewicht der Natur zu bewahren, und sie ist bestimmt auch für dich nötig. Ebenso ist deine Anwesenheit im D. R. [Dining Room] unerlässlich. Und statt dich über X oder Y zu ärgern, solltest du die Ursache dieser Dinge in dir selbst suchen – das ist die wahre Regel für einen Sadhak. Manchmal ist man in einer hervorragenden Verfassung, und dann laufen die Dinge wunderbar; manchmal ist man jedoch ganz und gar nicht in der besten Verfassung, und dann ergeben sich Missverständnisse. Die Lösung besteht darin, immer in der besten Verfassung zu sein – und nicht, sich in seinem Zimmer aufzuhalten –, immer in der bestmöglichen Form und daher immer sein wahres Selbst zu sein.

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Die Schwierigkeit rührt her aus einem Übermaß an hoher Empfindlichkeit in der vitalen Natur, die jedes Fehlen von Harmonie oder einen Widerstand in der Arbeit oder jedes missliche Ereignis sehr stark empfindet; und wenn diese Dinge kommen, ist man geneigt, sie als einen persönlichen Widerstand zu empfinden, während auf der Gegenseite sich ein ähnliches Gefühl erhebt, was die Schwierigkeit vergrößert und schließlich zum Konflikt führt. Tatsächlich wird die Schwierigkeit auch häufig durch die gegebenen Umstände verursacht; so hat zum Beispiel der B. S. (Gebäude Dienst) mit seiner stark verminderten Belegschaft ein Übermaß an Arbeit, die alle Leute in Anspruch nimmt; daher ist es möglicherweise schwieriger als früher dich unterzubringen. Oder sie [die Schwierigkeit] entsteht, weil die Menschen gemäß ihrer eigenen Auffassung einer Sache handeln, die mit der deinen nicht übereinstimmt; oder aber durch jemanden, der seinen eigenen Vorstellungen oder Ansichten über das, was angenehm und nützlich ist, folgt, die mit den deinen zusammenprallen. Es braucht kein persönliches Gefühl in all dem enthalten zu sein, und es ist auch besser, nicht danach Ausschau zu halten und es von diesem Standpunkt aus zu betrachten. Man bedarf immer einer ruhigen Ansicht und klaren Schau der Dinge, und zwar nicht nur unter Berücksichtigung des eigenen Standpunktes – der letzten Endes richtig sein mag, unter Umständen aber der Veränderung in einer Einzelheit bedarf –, sondern einer Schau, die auch den Standpunkt der anderen miteinbezieht; dieses weite Sehen, ruhig und unpersönlich, ist für das volle yogische Bewusstsein erforderlich. Wenn man dies erlangt hat, kann man mit Festigkeit auf dem beharren, worauf man beharren muss, doch gleichzeitig unter Berücksichtigung des anderen und mit Verständnis für ihn, und dann können keine persönlichen Gefühle mehr zusammenprallen. Wenn der andere natürlich unvernünftig ist, ist es immer noch möglich, dass er grollt; es ist aber dann seine eigene Schuld, und sie wird auf ihn zurückfallen. In diesem Punkt solltest du dich unserer Meinung nach ändern. Ehrlichkeit, Treue, Befähigung, Willensstärke und andere gute Arbeitseigenschaften hast du genug, doch musst du noch die volle Ruhe und Gleichmütigkeit erlangen, nicht nur im inneren Wesen, wo sie bereits vorhanden sein mögen, sondern auch in den äußeren, nervlichen Teilen.

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Es werden immer auf beiden Seiten Fehler gemacht, die zu solchem Missklang führen. Du hast die Neigung, andere zu hart zu beurteilen, und ihre Fehler, Mängel und schwachen Seiten zu sehen und hervorzuheben und ihre guten Seiten nicht genügend zu erkennen. Das verhindert ein freundliches Auftreten, das doch vorhanden sein sollte, und gibt den Eindruck von Härte und kritischer Strenge; es schafft die Neigung zu Widerspruch und Aufruhr, die in den anderen, wenn nicht durch ihr Mental, so durch deren Unterbewusstsein wirkt und all diese missstimmigen Bewegungen schafft. Sich das Gute in anderen zunutze zu machen, sein Augenmerk immer darauf zu richten und taktvoll mit ihren Fehlern, Verschulden und Mängeln umzugehen – das ist der beste Weg; er schließt Festigkeit und die Aufrechterhaltung der Disziplin nicht aus und ebensowenig die Strenge, wenn Strenge notwendig ist; letztere aber sollte selten angewandt und von den anderen nicht als eine ständig gegenwärtige Einstellung empfunden werden.

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Die Erfahrung eines Unterschiedes zwischen deinen inneren Gefühlen und deinen Oberflächenreaktionen zeigt, dass du dir der verschiedenen Teile deiner Natur bewusst wirst, von denen jeder einzelne seine eigene Prägung hat. Tatsächlich ist jedes menschliche Wesen aus verschiedenen Persönlichkeiten zusammengesetzt, die auf verschiedene Weise fühlen und sich benehmen, und sein Tun wird durch die Persönlichkeit bestimmt, die sich gerade im Vordergrund befindet. Die eine, die gegen niemand schlechte Gefühle hegt, ist entweder das seelische Wesen oder das emotionale Wesen im Herzen, während die andere, die voller Ärger und Strenge, ein Teil der äußeren vitalen Natur an der Oberfläche ist. Dieser Ärger und diese Strenge sind ein falscher Ausdruck von etwas, das an sich wertvoll ist, nämlich eine gewisse Willensstärke, eine Kraft des Handelns und der Beherrschung im vitalen Wesen, ohne die keine Arbeit getan werden kann. Das Erforderliche ist, sich vom Ärger zu befreien, die Kraft und den festen Willen jedoch zu bewahren, zusammen mit einer reifen Beurteilung dessen, was in allen Gegebenheiten das Richtige zu tun ist. Zum Beispiel kann man den Menschen erlauben, die Dinge auf ihre Weise zu handhaben, wenn dies der Arbeit nicht schadet und wenn es nur ihre eigene Art ist, die Sache zu tun; wenn hingegen ihre Art gegen die Disziplin der Arbeit verstößt, dann müssen sie überwacht werden, doch sollte es ruhig und freundlich und ohne Ärger geschehen. Wenn man die schweigende Macht entwickelt hat, die Kraft der Mutter mit dem eigenen Willen als Instrument auf die Arbeit zu lenken, ist das als solches sehr häufig genug, und man braucht dem Betreffenden nichts mehr zu sagen, da er seine Art von selbst ändert, so als würde es auf seine eigene Initiative hin geschehen.

Das Gefühl, man könne nichts essen oder es sei überflüssig zu essen, ist eine Art Suggestion, der verschiedene Menschen unterliegen. Sie sollte zurückgewiesen und aus dem menschlichen System eliminiert werden, da ungenügendes Essen zu einer Schwächung des Körpers führen kann. Zunächst fühlt man sich meist nicht schwach, denn es stellt sich eine vitale Energie ein, die den Körper stützt, doch später wird der Körper geschwächt. Dieses Gefühl entsteht zuweilen, wenn man sehr tief in sich geht und der Körper nicht auf seinen Erfordernissen beharrt; doch sollte man dem nicht nachgeben. Man sollte es zurückweisen, worauf es vermutlich verschwinden dürfte.

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Jemanden zu entmutigen, ist falsch, doch jemandem falsche Ermutigung zu geben oder zu etwas Falschem zu ermutigen, ist ebenso unrecht. Strenge muss manchmal angewandt werden (doch keine übertriebene), wenn ohne sie das hartnäckige Beharren auf dem Falschen nicht geändert werden kann. Sehr häufig ist, sobald eine innere Verbindung hergestellt wurde, ein schweigender Druck wirkungsvoller als alles andere. Es gibt keine feststehende Regel; man muss in jedem einzelnen Fall nach seinem besten Wissen handeln.

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Dies ist durchaus nötig für die Arbeit; Tatkraft und Disziplin sind unerlässlich. Sie können jedoch durch äußere Mittel nur teilweise aufrechterhalten werden – im gewöhnlichen Leben hängen sie tatsächlich von der vorgesetzten Persönlichkeit ab, von ihrem Einfluss auf die Arbeitenden, ihrer Festigkeit, ihrem Takt, ihrer Freundlichkeit im Umgang mit ihnen. Der Sadhak hingegen verläßt sich auf eine tiefere Kraft, auf die seines inneren Bewusstseins, und die Kraft, die durch ihn wirkt.

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Die Disziplinierung der Arbeitenden muss in der richtigen Einstellung durchgeführt werden, und die Arbeitenden müssen fühlen können, dass dem so ist, das heißt, dass sie voller Aufrichtigkeit behandelt werden und von einem Menschen, der Freundlichkeit und Einsehen besitzt und nicht nur Strenge und Tatkraft. Es ist eine Frage des vitalen Taktes: ein starkes und großes Vital findet immer die rechte Weise, mit anderen umzugehen.

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Wir freuten uns sehr über deine Briefe mit all den Einzelheiten, die zeigen, wie groß und rasch dein Fortschritt in der Sadhana ist. Alles, was du schreibst, weist auf ein klares Bewusstsein und eine Neuausrichtung im niederen Vital hin. Den Instinkt der Herrschsucht und den Stolz des Instrumentes klar zu erkennen, bedeutet, dass dieser Teil des Wesens auf dem richtigen Weg ist, sich zu ändern; diese Mängel müssen jetzt durch ihre wahren Entsprechungen ersetzt werden, das heißt, durch die Macht, selbstlos auf andere für die Wahrheit und das Rechte einzuwirken, sowie durch die Macht, ein starkes, vertrauensvolles, aber unegoistisches Instrument des Göttlichen zu sein. Es ist auch zu erkennen, dass sich das Physische wirksam öffnet, doch müssen seine instinktiven physischen und vital-physischen Regungen, wie Furcht, Schwäche und die Neigung zu Krankheit, ebenfalls verschwinden. Was die Diät anbelangt, so ist leichtes Essen für die Kraft und Erhaltung des Körpers das beste für dich – Fleisch ist nicht ratsam.

Lass das weite Sich-Öffnen, das dir zuteil wurde, sich entfalten, lass es dein ganzes Wesen bis hinunter zum Stofflichen mit dem wahren Bewusstsein und der wahren Macht erfüllen.

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Du weißt, was das Richtige ist – die erforderliche innere Haltung einzunehmen und zu bewahren; sobald das Offensein für die Kraft vorhanden ist sowie die Stärke, der Mut und die Macht im Handeln, die aus ihm hervorgehen, kann man den äußeren Umständen begegnen und sie ins rechte Lot bringen.

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Sobald sich etwas Missliches ereignet, ist es wesentlich, einer Schwingung von Störung oder Unrast weder im physischen Mental noch im Nervensystem stattzugeben. Man muss ruhig und offen gegenüber dem Licht und der Kraft bleiben, dann wird man auf die rechte Weise handeln können.

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Vom Standpunkt der Sadhana aus darfst du dich nicht im geringsten von diesen Dingen beunruhigen lassen. Was du zu tun hast und was das Richtige zu tun ist, sollte in vollkommener Stille mit Hilfe der Göttlichen Kraft geschehen; alles, was für ein erfolgreiches Ergebnis notwendig ist, kann getan werden, was mit einschließt, dass man sich die Unterstützung jener sichert, die fähig sind, dir zu helfen. Wenn aber diese äußere Unterstützung nicht erfolgt, darfst du dich nicht beunruhigen lassen, sondern musst deinen Weg ruhig fortsetzen. Rege dich über Misserfolg oder Schwierigkeiten nicht auf, die ohne dein Verschulden entstehen. Stärke, unbewegte Stille, ein ruhiger, aufrechter und richtiger Umgang mit allen Dingen, mit denen du umzugehen hast, sollte das Gesetz deines Handelns sein.

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Gleichmut zu bewahren, Reaktionen auszuschalten und von dieser stillen Grundlage aus die Yoga-Kraft auf Dinge und Personen zu lenken (nicht für egoistische Zwecke, sondern für die Arbeit, die zu geschehen hat) – das ist die Haltung des Yogi.

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Bleibe unbewegt, ungekränkt, tue deine Arbeit, ohne dich entmutigen zu lassen, rufe die Kraft, damit sie für dich wirke! Es ist ein Bereich für deine Erprobung – das innere Ergebnis ist wichtiger als das äußere.

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Ein doppeltes Wirken wird benötigt, nämlich die Abneigung der Untergeordneten zu überwinden und die Einstellung der Vorgesetzten zu ändern – es ist ein unsichtbares Wirken, denn im Bereich des Sichtbaren scheinen sie zu sehr von den Kräften der Unwissenheit beherrscht zu werden.

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Du musst dich zu einem Instrument der unsichtbaren Kraft machen, gleichsam fähig sein, sie zum richtigen Ort und Zweck hinzulenken. Doch sollte hierfür die samatā vollkommen sein, denn ein stilles und lichtvolles Handhaben der Kraft ist notwendig. Andernfalls kann der Gebrauch der Kraft, wenn er von Ego-Reaktionen begleitet wird, einen entsprechenden Widerstand des Egos und damit Kampf hervorrufen.

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Das Anwachsen der samatā ist nur eine erste Voraussetzung. Erst wenn auf der Grundlage der samata eine sinnvolle Kraft angewandt wird, um die Angriffe zunichte zu machen, werden diese unmöglich werden.

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(Äußere Angriffe von feindlichen Mächten auf mitarbeitende Personen) Das ist immer ein Teil ihrer Taktik auf der stofflichen Ebene. Diese Angriffe können nur durch eine höhere Kraft abgewendet werden, die gegen sie eingesetzt wird.

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Dies ist die richtige innere Haltung des Gleichmuts – unberührt zu bleiben, was immer auch äußerlich geschehen mag. Was jedoch für den Erfolg im äußeren Bereich benötigt wird (wenn du nicht menschliche Mittel, wie Diplomatie oder Taktik, anwendest), ist die Macht, auf ruhige Weise eine Kraft zu übermitteln, die die Haltung der Menschen und die Umstände ändern kann und jede äußere Tätigkeit sofort richtig lenkt und wirksam werden lässt.

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Für den Sadhak sind äußere Kämpfe, Sorgen und Misslichkeiten lediglich ein Mittel, das Ego und rajasische Begehren zu überschreiten und vollkommene Hingabe zu erlangen. Solange man sich an den Erfolg klammert, tut man die Arbeit zumindest teilweise für das Ego; Schwierigkeiten und äußere Fehlschläge kommen, um einen zu warnen, dass dem so ist, und um den vollkommenen Gleichmut herbeizuführen. Dies bedeutet nicht, dass die Macht zu siegen nicht erlangt werden soll, doch ist nicht der Erfolg in der jeweiligen Arbeit das wichtigste; es muss die Macht entwickelt werden, eine immer vollkommenere Schau und eine innere Kraft zu empfangen und weiterzugeben, und dies muss kühl und geduldig geschehen, ohne durch einen unmittelbaren Erfolg oder Fehlschlag aufgebläht oder gestört zu werden.

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Du musst erkennen, dass dein Erfolg zuerst und immer darauf beruht, die richtige Haltung und eine seelische und spirituelle Atmosphäre zu bewahren und der Kraft der Mutter zu erlauben, durch dich zu wirken...

Soweit ich es aus deinen Briefen beurteilen kann, nimmst du deren Hilfe zu sehr als etwas Gegebenes hin und legst den hauptsächlichen Nachdruck auf deine eigenen Ideen, Pläne und Ansichten über die Arbeit; diese jedoch, ob gut oder schlecht, richtig oder falsch, müssen notgedrungen fehlschlagen, wenn sie nicht Instrumente der wahren Kraft sind. Du musst immer konzentriert sein, immer die Lösung aller Schwierigkeiten der Kraft anvertrauen, die dir von hier gesandt wird, du musst sie immer wirken lassen und nicht durch dein eigenes Mental und deinen gesonderten vitalen Willen oder Impuls ersetzen...

Fahre mit deiner Arbeit fort und vergiss niemals die Bedingungen für den Erfolg. Verliere dich nicht in der Arbeit oder in deinen Ideen oder Plänen und vergiss nicht, in ständiger Fühlung mit der wahren Quelle zu bleiben. Weder ein mentaler noch ein vitaler Einfluss noch der Einfluss der umgebenden Atmosphäre noch deine gewöhnliche menschliche Mentalität dürfen sich zwischen dich und die Macht und Gegenwart der Mutter stellen.

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Es ist sehr befriedigend, dass du die Arbeit, die du für die Mutter unternommen hattest, so gut zu Ende geführt und alle Schwierigkeiten überwunden hast, wodurch sich ein so besonders zufriedenstellendes Resultat ergab. Deine Arbeit für die Mutter jedoch soll immer gleich sein, gründlich, bewusst, geschickt, inspiriert durch einen festen Glauben und das Offensein gegenüber ihrer Kraft; wo diese Dinge vorhanden sind, ist der Erfolg sicher.

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VIII. Ordnung und Disziplin bei der Arbeit

Geordnete Harmonie und Organisation in physischen Dingen sind ein notwendiger Teil der Leistungsfähigkeit und Vollkommenheit und machen das Instrument für jede gegebene Arbeit tauglich.

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Physisches Leben ohne Ordnung und Rhythmus gibt es nicht. Wenn diese Ordnung verändert wird, muss es unter dem Druck eines inneren Wachsens sein und nicht um einer äußeren Neuheit willen. Ein bestimmter Teil der niederen vitalen Natur an der Oberfläche sucht immer eine äußere Veränderung und etwas Neues um seiner selbst willen.

Das fortwährende innere Wachsen ist es, was das Leben immer neu und unerschöpflich interessant erscheinen lässt. Es gibt keinen anderen befriedigenden Weg.

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Ungeduld, wenn die Dinge schief laufen, ist auf die Unvollkommenheit einer [an sich guten] Eigenschaft zurückzuführen, nämlich dem Beharren auf Genauigkeit und Ordnung. Wichtig ist, die Eigenschaft zu bewahren und sich von der Unvollkommenheit zu befreien.

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Um mit ganz physischen Dingen umzugehen, musst du ein festes Programm haben, sonst wird alles zu einem einzigen Meer der Verwirrung und Zufälligkeiten. Es müssen für die Handhabung von stofflichen Dingen auch feste Regeln aufgestellt werden, solange die Menschen nicht genügend entwickelt sind, um ohne diese Regeln auszukommen. Doch was die innere Entwicklung und Sadhana anbelangt, ist es unmöglich, einen festen Plan in allen Einzelheiten auszuarbeiten und zu sagen: Hier oder dort musst du jedes Mal Halt machen, und zwar auf diese oder jene Weise und nicht anders. Die Dinge würden derart gebunden und starr werden, dass nichts geschehen könnte; es könnte keine wahre und wirksame Bewegung stattfinden.

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In der Arbeit muss es Regeln und Disziplin geben und soviel Pünktlichkeit wie möglich.

Was ist gute Arbeit und was ist schlechte oder weniger gute Arbeit? Alles ist die Arbeit der Mutter, und es gibt in ihren Augen keinen Unterschied.

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Die Fähigkeit, geregelt zu leben, ist eine große Kraft, denn man wird Herr seiner Zeit und Regungen.

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Mit Vorsatz ist der Wille gemeint, der versucht, eine Sache in der festgesetzten Zeit zu erledigen. Es ist kein bindendes “Versprechen”, dass die Sache in dieser Zeit tatsächlich getan wird. Selbst wenn es nicht möglich ist, wird man die Bemühung fortsetzen müssen, geradeso als wäre kein Zeitpunkt ausgemacht.

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IX. Die richtige Handhabung der Dinge

Mutwilliges Verschwenden und achtloses Zugrunderichten von stofflichen Dingen in unglaublich kurzer Zeit, gleichgültige Unordnung sowie der Missbrauch des Dienstes oder der Dinge durch vitale Gier oder tamasische Trägheit, schaden dem Gedeihen und können die Macht des Wohlstandes vertreiben oder entmutigen. Diese Dinge haben seit langem in der Gesellschaft überhandgenommen, und wenn es so weitergeht, könnte ein Anwachsen unserer Mittel durchaus ein entsprechendes Anwachsen von Verschwendung und Unordnung mit sich bringen und den materiellen Vorteil zunichte machen. Dem muss abgeholfen werden, wenn ein gesunder Fortschritt erzielt werden soll.

Asketizismus um seiner selbst willen ist nicht das Ideal dieses Yoga, doch sind Selbst-Kontrolle im Vital und die rechte Ordnung im Stofflichen ein sehr wichtiger Bestandteil von ihm; jedoch ist eine asketische Disziplin für unseren Zweck besser als das gleichgültige Fehlen einer echten Kontrolle. Die Meisterung des Stofflichen bedeutet nicht, viel zu besitzen und es verschwenderisch zu vergeuden oder so schnell wie es kommt – oder gar noch schneller – zugrundezurichten. Meisterung bezieht die rechte und vorsichtige Benutzung der Dinge mit ein und ebenso die Selbstkontrolle bei ihrem Gebrauch.

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Stoffliche Dinge dürfen nicht verachtet werden; ohne sie kann keine Manifestation in der stofflichen Welt stattfinden.

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In jedem physischen Ding gibt es ein Bewusstsein, mit dem man in Verbindung treten kann. Alle Dinge, Häuser, Wägen, Möbel usw., haben eine gewisse Individualität. Früher wussten die Menschen dies und sahen einen Geist oder “Genius” in jedem stofflichen Ding.

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Dein Gefühl für stoffliche Dinge ist richtig – es gibt ein Bewusstsein in ihnen, ein Leben, das nicht das Leben und Bewusstsein von Mensch und Tier ist, das wir kennen, das aber dennoch im geheimen vorhanden und wirklich ist. Daher müssen wir Achtung vor physischen Dingen haben und sie richtig handhaben, sie nicht missbrauchen oder verschwenden, beschädigen oder mit achtloser Grobheit behandeln. Dieses Gefühl, dass alles bewusst oder lebendig ist, entsteht, wenn unser eigenes physisches Bewusstsein – nicht nur das Mental – aus seiner Dunkelheit erwacht und den Einen in allen Dingen, das Göttliche überall wahrnimmt.

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Es ist durchaus richtig, dass physische Dinge ein inneres Bewusstsein haben, welches die Sorgfalt fühlt und auf sie reagiert und das empfindsam gegenüber achtloser Berührung und rauer Handhabung ist. Es ist ein großer Fortschritt des Bewusstseins, dies zu wissen oder zu fühlen und zu lernen, vorsichtig mit ihnen umzugehen.

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Das rohe Handhaben und achtlose Brechen oder Verschwenden und Missbrauchen von stofflichen Dingen ist eine Leugnung des yogischen Bewusstseins und ein großes Hemmnis, die Göttliche Wahrheit auf die stoffliche Ebene herabzubringen.

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Allein dem Gesichtspunkt der stofflichen Nützlichkeit zu folgen und alle anderen Wahrnehmungen und Motive nicht zu beachten, war vermutlich eine Idee des physischen Mentals. Du hast auf der Hut zu sein vor diesen Vorstellungen und Eingebungen des physischen Mentals und darfst keine von ihnen wahllos annehmen und ohne sie einem höheren Licht auszusetzen.

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