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SRI AUROBINDO

Briefe über den Yoga

Band 3

ANHANG

Zu den Briefen Sri Aurobindos

Nachdem Sri Aurobindo sich 1926 nahezu völlig von der Außenwelt und auch von dem persönlichen Kontakt mit seinen Jüngern zurückgezogen hatte, forderte er diese auf, sich mit ihren Fragen und Problemen schriftlich an ihn zu wenden. Das taten sie und „schrieben ihm über alles, über ihre Heimsuchungen und Hoffnungen, ihre dunklen Nächte und verhangenen Tage, über plötzlichen Jubel, seltsame Ängste und bleierne Depressionen – oder sie stellten Fragen über Probleme der Philosophie, der Yogatechnik, über poetische Inspiration usw. usw.; und die Antwort kam und brachte den wahren Balsam spiritueller Hilfe, sie kam in Form einer Botschaft oder freundlicher Worte, sie kam als lange oder kurze Epistel, heiter oder ernst, doch immer dem Herzen oder der Wahrheit entspringend und in jeder Weise der Art der Anfrage sowie der Natur und Stimmung des Fragenden angemessen.“ So entstand in den Jahren zwischen 1927 und 1938 das gewaltige Werk und Lehrgebäude der „Briefe“, die in die Tausende gehen und jeden nur erdenklichen Aspekt des Integralen Yoga behandeln. Sie sind eine wahre Fundgrube Vielfältigster Unterweisung und in ihrer Unmittelbarkeit von größtem praktischen Wert für alle, die seinen Yoga ausüben und die Arbeit, zu der Sri Aurobindo aufruft, leisten wollen.

Briefwechsel mit Sri Aurobindo

von {{0}}Nirodbaran[[Diese Betrachtung wurde dem Vorwort zu dem Buch „Correspondence with Sri Aurobindo“ (First Edition 1969) von Nirodbaran entnommen. Sie bezieht sich auf den Briefwechsel Sri Aurobindos mit Nirodbaran, der einen besonders humorvollen und innigen Ton aufweist.]]

Die Geschichte dieses Briefwechsels geht zurück auf die frühen dreißiger Jahre, jener Zeit als der Ashram meine ständige Heimat wurde. Ich war zu meinem ersten darshan hierhergekommen, um etwa einen Monat zu bleiben. Bevor ich abfuhr, schrieb ich Sri Aurobindo einen Brief, der sich auf die künftige Entwicklung meines Lebens bezog, und deutete ihm an, dass meine Neigung mehr in Richtung des Karmayoga als eines Lebens der Meditation ginge; ich stellte ihm auch die Frage, wie die Ausübung des Yoga überhaupt mit dem Leben in der Welt vereinbar sei, und auf welche Weise ich mich vorbereiten könne, um zu einem späteren Zeitpunkt den Yoga voll aufnehmen zu können. Seine Antwort bestand in einem langen Brief, in welchem Sri Aurobindo mir erklärte, wie das äußere Leben zu einem Bereich des Yoga gemacht werden könne, und wie Arbeit, in der richtigen Einstellung verrichtet – als Teil des Karmayoga –, ein gutes Training für das volle yogische Leben sein könne. Von diesem Rat jedoch wurde nur sehr wenig in die Praxis umgesetzt: die Dunkelheit der Welt draußen verhüllte rasch das flackernde Licht, das im Ashram entzündet worden war.

Als ich im Jahre 1933 zurückkehrte und mich entschloss, im Ashram zu bleiben, bemerkte ich, dass der Briefwechsel der Jünger mit der Mutter und Sri Aurobindo zu einem charakteristischen Merkmal jener Zeit geworden war. Die Mutter und Sri Aurobindo saßen Nacht für Nacht, Monat um Monat über Stößen von Notizbüchern und Briefen und beantworteten alle Arten von Fragen der Sadhaks und Sadhikas – schwierige und lächerliche. Das ging etwa 8 Jahre lang so. Für einige Sadhaks war das Schreiben Pflicht, andere taten es freiwillig, doch niemand wollte sich eine derartige Gelegenheit entgehen lassen; all die alten Sadhaks jener Zeit hüten den Briefwechsel mit Sri Aurobindo wie einen kostbaren Schatz, der jetzt noch hundertmal kostbarer für sie geworden ist. Auch ich begann ihm zu schreiben und seine Antworten waren etwa ein Jahr lang ziemlich kühl und sachlich. Nicht in meinen kühnsten Träumen wäre es mir eingefallen, dass diese Beziehung bald einen vertrauten und persönlichen Charakter annehmen würde. Und dennoch war es so, und auf überraschend plötzliche Weise. Eines Tages, als mein Notizbuch von Sri Aurobindo zurückkam und ich zu lesen begann, stieß ich zu meiner höchsten Verwirrung auf den Satz: „Nun, mein Lieber, hast du es jetzt verstanden?“ Ich war so verblüfft, dass ich meinen Augen nicht traute. „Ist dies ein Scherz oder ein Versehen seiner Hand?“, fragte ich mich, denn ich kannte niemanden, für den er jemals die Anrede ‚mein Lieber‘ gebraucht hätte. Ich konnte ihn aber auch nicht darüber befragen. Doch ließ er mich nicht lange im Zweifel, denn von diesem Tag an änderte der ganze Briefwechsel mit ihm seinen Ton und enthielt nun für mich den rasa himmlischen Entzückens, den allein Sri Aurobindos Feder erstehen lassen und seine vielschichtige Persönlichkeit vermitteln konnte – denn für mich war er schlechthin die Verkörperung des raso vai sah (‚Er ist wahrhaft das Entzücken‘).

Von nun an wurde das Leben ein einziger Gesang! Jeden Morgen wartete ich voller Spannung auf die Ankunft der ‚Göttlichen Post‘, wie wir sie zu nennen pflegten. Wie groß war die Erregung, wenn ich sah, dass Seiten – in unglaublicher Geschwindigkeit geschrieben – mit seiner feinen, engen Handschrift gefüllt waren. „Oh, wie viel er doch wieder geschrieben hat“, war dann mein erster Gedanke. Und der Inhalt glich tatsächlich einem Göttermahl, obwohl ich zugeben muss, dass es eines Gottes Wirken bedurfte, um in einer einzigen Nacht so viele Fragen zu beantworten. Manchmal, wenn es am wenigsten erwartet wurde, waren die Antworten ausführlich und wenn es am meisten erwartet wurde, absolut spärlich – aber immer hatten sie eine anfeuernde Wirkung auf mich. Der aufblitzende Humor, das brillante Wortgefecht, die vorgebrachten Argumente, welche die völlige Hohlheit meiner unreifen Schlussfolgerungen bloßlegten, waren Dinge, die meine übliche menschliche Kost überschritten. Voller Freude pflegte ich zu Dilip Roy [ein Jünger Sri Aurobindos, der ihm besonders nahe stand] zu rennen, um mit ihm den üppigen Schmaus zu teilen. Wir bogen uns vor Lachen und genossen all die Prügel, die mir für meine holzköpfige Logik zuteil wurde. Dilip pflegte zu sagen: „In dem Briefwechsel mit dir hat sich Sri Aurobindo in einem völlig neuen Licht gezeigt. Welch‘ Glück für uns, solch einen Guru zu haben!“ Meine Freunde wunderten sich, wie ich es wagen konnte, mir derartige außergewöhnliche Freiheiten Sri Aurobindo gegenüber herauszunehmen – manchen erschien es als ein Sakrileg. Ich wurde oftmals gefragt: „Hast du keine Angst, wenn du ihm während des darshans gegenübertrittst?“ Angst? Wo konnte von Angst die Rede sein, wenn sein Gesicht, seine Augen sagten: ‚ma bhai‘ (hab keine Furcht), seine Lippen sich in zärtlichem Lächeln öffneten und sein Körper, ganz Liebe und Süße, sich niederbeugte, um den Kopf zu segnen, der zu seinen Füßen lag.

Auf diese Weise setzten wir, Guru und Schüler, unsere täglichen schriftlichen Gefechte fort – der Guru zu dem Angriff auf allen Fronten ermutigend und sich ihm preisgebend und zuletzt den dreisten Gegner mit einem gütigen Lachen zu Boden werfend. Der Schüler aber pflegte den Staub abzuschütteln und sich für eine neue Kontroverse bereit zu machen und, „obgleich besiegt, immer noch weiter argumentierend.“ Der Leser mag die Fragen manchmal etwas einfältig finden; in jenen Tagen aber, als die kleineren Bücher [wie ‚Grundlagen des Yoga‘ usw.] noch nicht veröffentlicht waren, konnten wir nur auf den Arya zurückgreifen, der aber für viele von uns schwer verständlich war – wir wussten daher nicht viel über diesen Yoga. Außerdem war die Versuchung Sri Aurobindo eine Äußerung zu entlocken so unwiderstehlich, dass wir die Weisheit unserer Fragen nicht weiter wogen. Er hatte uns dieses außergewöhnliche Privileg eingeräumt und wir wandten jede List und Geschicklichkeit an, um ihm etwas von dem unermesslichen Reichtum seines Wissens zu entreißen. Das Ergebnis ist eine große, kostbare Folge von Briefen über alle Arten von Themen – Briefe, die für immer leuchten werden wie Juwelen auf dem Brustpanzer der Zeit.

Die Kunst, einen indirekten Kontakt mittels Briefen so eng und lebendig, gleichsam berührbar zu machen, ist etwas, dessen Geheimnis Sri Aurobindo allein zu kennen schien. Eine Redewendung wie ‚mach weiter, mach weiter‘, wenn der Sadhak in einer Stimmung von Verzweiflung war, oder ‚vorwärts, vorwärts‘, wenn er wissen wollte, ob er überhaupt Fortschritte mache, oder ein einfaches Ausrufezeichen am Rand, sind Dinge, über die man sich, wenn man den Zusammenhang kennt, unglaublich freuen kann. Außerdem stellte seine Art mit verschiedenen Sadhaks gemäß ihrem psychologischen ‚make-up‘ umzugehen und das gleiche Thema von verschiedenen Ebenen des Bewusstseins her zu behandeln – dem geistigen Format jedes einzelnen angemessen – eine große Meisterschaft seiner Federführung dar. Und so wie Sri Krishna die Herzen der Menschen mit seiner Flöte bestrickte, hat Sri Aurobindo ihre Herzen und ihren Geist mit der Zauberkraft seiner Feder gewonnen.

Dies ist in Kürze die Geschichte unseres Briefwechsels. Erinnerungen der versunkenen Vergangenheit steigen bei seiner Betrachtung auf und verleihen meinem inneren Horizont die Farbe ihrer Regenbogen-Töne. Vieles hat sich seither ereignet, viele Umwälzungen haben die Erde erschüttert, ihren dunklen Schatten hinterlassend und sich wieder zurückziehend, wenn Seine [Yoga-] Macht eingriff. Auch unser eigenes Leben erfuhr viele Erschütterungen, aber in all diesem Fluten und Ebben sind die Dinge unserer inneren Welt tatsächlich sehr weit gediehen. Nur wenige wissen etwas von der Herkulesarbeit, die Sri Aurobindo und die. Mutter vereint und getrennt verrichteten indem sie, den Dringlichkeiten der Zeit entsprechend, subtile oder rasch wirkende oder langsame Methoden anwandten und wieder verwarfen, um andere aufzunehmen und neue Brücken zu öffnen, alte zu schließen oder zu blockieren und sogar ihr eigenes Leben für das Göttliche Ziel einzusetzen. Diese noch nie dagewesene symbolische Geschichte wird in der Zukunft geschrieben werden; es wird unser Epos sein – wie ‚Savitri‘ das Epos Sri Aurobindos ist – und unser Briefwechsel mit Ihm wird seinen gebührenden Platz darin finden.

Noch einen Augenblick will ich in erinnerungsträchtiger Stimmung bei der Betrachtung unserer Korrespondenz verweilen. Das Bild der Vergangenheit tritt wieder vor meine Augen: Ich blicke von der Ecke meines Zimmers zu dem Seinen hinüber und stelle mir vor, dass er jetzt an unseren Briefen schreibt. Und, durch die Korridore des Traumes wandelnd, wache ich schließlich auf, um an der Schwelle der Morgenstunden auf die Göttliche Post zu warten. Hier kommt sie – und himmlischer Odem, der Hauch des Spirits, haftet ihr an. Ich versenke mich darin und einen Augenblick lang ist es, als würde ich Seine Hände selbst berühren, die Hände, die jene wohlklingenden Saiten anschlugen. Die Augenblicke gehen vorüber, und noch immer koste ich die seltsame Frucht dieser Ekstase. Der Duft Seiner nicht-körperlichen Gegenwart lässt den darshan vor meiner inneren Schau wiedererstehen – ruhig und heiter, golden und majestätisch, Augen, die das Unergründliche widerspiegeln, Lächeln und Ernst auf den Lippen, wenn Bekannte und Unbekannte an ihm vorüberziehen. Sind dies die Hände, die von den Weingärten seines erleuchteten Geistes die köstlichen Früchte des Wissens gelesen haben, um unsere sterblichen Gefäße mit ihrem funkelnden Wein zu füllen? Sind das die Augen, die in schlaflosen Nächten wachten über unseren täglichen Geschichten von Freud und Leid, unserem Stammeln und einfältigen Argumentieren? Ist das der Mund, der mit Hilfe einet überzeugenden Feder Seiten der Rede von sich gab, nur um einen einzigen Menschen von seiner spirituellen Bestimmung zu überzeugen, oder um jede nur denkbare Hilfe und Unterstützung auf dem Schlachtfeld des Yoga zu versprechen?

Viele andere intensive Assoziationen lassen den Kontakt der Seele mit ihrem verborgenen höchsten Ursprung wiedererstehen. Wer könnte diese funkelnden Erinnerungen tilgen, wer ihre Feuer löschen? Weihung und Gebet, Arbeit und der tiefe Wunsch nach der Erfüllung Seiner Sendung – die Dinge, mit denen er unsere Seelen inspirierte und der Pfad, den er durch den unbetretenen Wald unseres Lebens schlug, sind eine Geschichte, die erst in ihren Anfängen offenbar ist, deren Ende aber noch darauf harrt von der künftigen Entwicklung der Dinge enthüllt zu werden. Doch wieviel seines inneren Bewusstseins er mit Hilfe dieses Briefwechsels tatsächlich in unser Blut übertragen hat, ist niemandem bekannt. Nur diejenigen, die die Empfänger dieser verjüngenden Energie des Göttlichen Bewusstseins waren, werden sein Wirken verstehen – langsam, im allmählichen Prozess ihrer Selbst-Entfaltung. Unser Herz wiederholt das Wunder Seines Namens und erwartet Seine Rückkehr auf eben jenem Pfad, den er mit soviel Mühsal der Liebe und des Mitleids gebaut hat.

Zeittafel

1872 – 15. August, Aravinda Ghose wird in Kalkutta geboren.

1877-79 – Besuch der Loretto-Schule in Darjeeling.

1878 – 21. Februar, Mira Richard – DIE MUTTER – wird in Paris geboren.

1879 – Aravinda wird zur Ausbildung nach England geschickt.

1884-89 – Besuch der St. Paul‘s Schule in London. 1889 macht er dort das Abitur.

1890-92 – Studium in Cambridge.

1892 – Tritt in den Staatsdienst des Maharaja Gaekwar von Baroda ein.

1893 – 12. Januar, er verläßt England und kehrt mit der S. S. Carthage nach Indien zurück. 6. Februar, Ankunft am Apollo Bunder in Bombay. Eine „weite Stille“ senkt sich über ihn als er seinen Fuß auf indischen Boden setzt.

1895 – Herausgabe der „Songs to Myrtilla“, eine Sammlung von Gedichten.

1896 – Vermutliches Jahr der Herausgabe von „Urvasie“, einem erzählenden Gedicht.

1898 – Professor für Englisch am College von Baroda. Benützt seine freie Zeit ab 1902 für die Organisation, revolutionärer Tätigkeit und Propaganda in Bengalen.

1901 – Heirat mit Mrinalini Bose.

1904 – Anfänge im Yoga.

1906 – Betätigt sich politisch in Kalkutta. Schreibt für die Zeitung „Bande Mataram“.

1908 – Begegnung mit dem Yogi Vishnu Bhaskar Lele in Baroda. Empfängt von ihm Unterweisungen und vermag die vollständige Stille in seinem Mental zu errichten. Erfahrung des Schweigenden Brahman. Nach kurzer Zeit trennt er sich freundschaftlich von Lele. Inhaftierung im Gefängnis von Alipore unter der Anklage der Aufwiegelung.

1908-09 – Im Gefängnis von Alipore; Verwirklichung des Kosmischen Bewusstseins und des Göttlichen (Sri Krishna) in allen Wesen und allem Dasein.

1909 – Freispruch und Entlassung; die Uttarpara-Rede; Herausgabe der Zeitschrift „Karmayogin“; Wiederaufnahme der politischen Tätigkeit.

1910 – Zieht sich von der Politik zurück und verläßt Kalkutta; 4. April, Ankunft in Pondicherry, wo er sich fortan ganz dem Yoga widmet.

1914 – 29. März, erste Begegnung von Mira Richard und Sri Aurobindo; Gründung der Zeitschrift „Arya“.

1914-21 – In regelmäßiger Folge erscheinen im „Arya“ Sri Aurobindos Hauptwerke.

1915 – Herausgabe von „Ahana and Other Poems“. 21. Februar, Mira Richard feiert zum ersten Mal ihren Geburtstag in Pondicherry. 22. Februar, Mira Richard reist nach Frankreich ab.

1916 – Mira Richard verläßt Frankreich, um einige Jahre in Japan zu verbringen.

1918 – Tod von Mrinalini Ghose in Kalkutta.

1920 – 24. April, Mira Richard – DIE MUTTER – lässt sich, aus Japan kommend, in Pondicherry nieder.

1921 – 15. Januar, letzte Ausgabe des „Arya“.

1922 – DIE MUTTER übernimmt die Führung von Sri Aurobindos Haushalt; Gründung des Ashrams.

1926 – 24. November, Tag der siddhi: die Herabkunft von Krishna, der Obermental-Gottheit, in das Stoffliche. Sri Aurobindo zieht sich von allen Kontakten mit der Außenwelt und seinen Jüngern zurück, um sich einer konzentrierten Sadhana zu unterziehen.

1928 – Herausgabe des Buches „The Mother“ (DIE MUTTER).

1930-38 – Die beschränkte Korrespondenz, die Sri Aurobindo nach 1926 mit seinen Jüngern aufgenommen hatte, nimmt während dieses Zeitraumes sehr großen Umfang an. Die meisten dieser Briefe wurden später unter dem Titel „Letters on Yoga“ (Briefe über den Yoga) veröffentlicht. In all diesen Jahren arbeitet Sri Aurobindo an seinem poetischen Werk, besonders an dem Epos „Savitri“.

1933 – Veröffentlichung von „The Riddle of this World“ (Das Rätsel dieser Welt), eine Auswahl aus den Briefen.

1935 – Veröffentlichung von „Lights on Yoga“, eine Auswahl aus den Briefen.

1936 – Veröffentlichung von „Bases of Yoga“, eine Auswahl aus den Briefen.

1938 – Durch einen Sturz verletzt sich Sri Aurobindo sein rechtes Bein und der regelmäßige Briefwechsel mit den Sadhaks findet ein Ende.

1939-40 – Herausgabe des Werkes „The Life Divine“ (Das Göttliche Leben).

1942 – Herausgabe von „Collected Poems and Plays“.

1943 – 2. Dezember, die Ashram-Schule wird gegründet.

1946 – Herausgabe von „Hymns to the Mystic Fire“.

1947 – 15. August, Indien erlangt die Unabhängigkeit an Sri Aurobindos 75. Geburtstag.

1948 – Herausgabe von „The Synthesis of Yoga“ (Die Synthese des Yoga).

1950 – 5. Dezember, Sri Aurobindos Mahasamadhi. 9. Dezember, Sri Aurobindos Körper wird im Hof des Ashrams beigesetzt.

1950-51 – Herausgabe seines Epos „Savitri“.

1958 – Herausgabe der beiden Briefbände „On Yoga“.

1968 – 28. Februar, die Gründung von Auroville.

1972 – Herausgabe der Sri Aurobindo Centenary Edition in 30 Bänden.

1973 – 17. November, Mahasamadhi DER MUTTER. 20. November, der Körper DER MUTTER wird im Hof des Ashrams beigesetzt.

Glossar

Zur deutschen Übersetzung

Sri Aurobindo verwendet für Sanskritworte häufig eine etwas freiere Transkription, die sich der international üblichen Schreibweise weitgehend anpasst; ebenso gebraucht er manchmal die Großschreibung, die das Devanagari-Alphabet an sich nicht kennt, zum Beispiel purusa - Purusha oder prakrti - Prakriti usw. Im Glossar werden beide Schreibweisen angeführt, zuerst der Original-Sanskritausdruck und in Klammern die Transkription.

Der Plural von Sanskritworten wurde Sanskrit abweichend – wie im englischen Originaltext durch Anfügung eines s gebildet.

Einige wenige Sanskritworte wie Sadhana, Sadhak, Yoga usw. wurden ihres häufigen Gebrauches wegen eingedeutscht, ebenso die Eigenschaftsworte sattvisch, rajasisch und tamasisch (von sattva, rajas, tamas). Alle übrigen Sanskritworte sind kursiv hervorgehoben, wobei auf diakritische Transkriptionszeichen verzichtet wurde. Bei sehr speziellen Sanskritausdrücken wurde die deutsche Übersetzung oft unmittelbar angefügt, um auf diese Weise ein flüssiges Lesen zu ermöglichen.

Sri Aurobindo macht von der in der englischen Sprache gegebenen Möglichkeit, Worte groß zu schreiben, um ihre Bedeutung hervorzuheben, häufig Gebrauch. Im Deutschen bietet sich bei den Hauptworten lediglich eine Hervorhebung typographischer Art an, auf die jedoch in dieser Übersetzung verzichtet wurde. In der Hervorhebung von Eigenschaftsworten, Fürworten usw. durch die Großschreibung, folgt die deutsche Übersetzung dem englischen Text.

Eckige Klammern bezeichnen Einfügungen des Übersetzers die des besseren Verständnisses wegen als angebracht erschienen.

Da das Wort „Geist“ in der deutschen philosophischen, religiösen und mystischen Überlieferung sowie in der Umgangssprache in ganz unterschiedlichem Sinn gebraucht wird – das Deutsche Enzyklopädische Wörterbuch führt 14 verschiedene Bedeutungen für „Geist“ an –, musste für diesen zentralen Begriff in der Terminologie Sri Aurobindos das englische Wort „Spirit“ ins Deutsche übernommen werden. Es bezeichnet das Absolute, die alles durchdringende, allgegenwärtige Realität des Universums; es bezeichnet weiterhin den Atman, das Selbst, das wahre Wesen des einzelnen, das rein und unberührt von den Wünschen und Makeln des Ego und der Welt der Unwissenheit ist.

abhī – furchtlos;

abhyāsa – das fortwährende üben (einer Methode);

ādeśá (ādeś) – Stimme, Impuls, innerer Befehl;

ādhāra (ādhār) – Gefährt, Gefäß, Stütze; das worin das Bewusstsein jetzt enthalten ist; Mental, Leben, Körper;

adhikārī – jemand der adhikāra (eine Fähigkeit) für einen bestimmten Yoga-Weg hat;

Agni – vedische Gottheit des Feuers; psychologisch: der göttliche Wille, der vollständig durch göttliche Weisheit inspiriert und tatsächlich eins damit ist, und der die aktive und wirkende Macht des Wahrheits-Bewusstseins darstellt;

aham – Ich;

ājñācakra – das Zentrum zwischen den Augenbrauen, welches das dynamische Mental, den dynamischen Willen, die innere Schau, die mentale Gestaltung beherrscht;

akāla – zeitlos;

ākāśa – Äther;

ākāśa brahman – der ätherische Brahman;

amṛta – 1. Unsterblichkeit; 2. der Nektar der Unsterblichkeit, Ambrosia, die Nahrung oder der Trank der Götter;

ānanda – Seligkeit, Entzücken, Glückseligkeit, spirituelle Ekstase; das essentielle Prinzip des Entzückens; ein Selbst-Entzücken, aus dem die eigentliche Natur des transzendenten und unendlichen Daseins besteht;

ananta – unendlich; ein Name der Schlange Sesa, auf deren gewundenem Körper Vishnu nach der zyklischen kosmischen Auflösung ruht;

anīśa – untertan;

anumantṛ – derjenige, der die Zustimmung erteilt;

apravṛtti – Trägheit (das Gegenteil von pravṛtti);

āsana – (im Hatha-Yoga:) eine starre, festgelegte Haltung des Körpers;

asura – der HERR; das Wort wurde im Veda und Avesta für deva gebraucht; nur in einigen Hymnen wird es für die finsteren Titanen verwandt; später: der Starke und Mächtige, der Titan; ein feindliches Wesen des mentalisierten Vitals; ātmabodha – die Wahrnehmung des Selbstes;

ātman (Atman) – das Selbst, der Spirit; die ursprüngliche und essentielle Natur unseres Daseins;

ātmasaṃyama – Selbst-Disziplin; die Macht und Gewohnheit das zu kontrollieren, was immer in den Bewegungen der Natur der Kontrolle bedarf;

avidyā – die Unwissenheit; das Bewusstsein der Vielheit;

bhajana – ein andächtiger, verehrungsvoller Gesang;

bhakta – jemand, der Gott liebt und verehrt;

bhakti – Liebe für das Göttliche, Hingabe an das Göttliche;

bhāva – 1. ein Seins-Zustand, 2. ein Werden;

bhoga – Freude, Besitz;

bindu – Punkt;

brahmacarya – vollständige geschlechtliche Reinheit;

brahman (Brahman) – Im Veda: das heilige oder inspirierte Wort, Ausdruck des Herzens oder der Seele; das vedische mantra in seinem tiefsten Aspekt als Ausdruck der Intuition, die aus den Tiefen der Seele oder des Wesens aufsteigt; das Wort der schöpferischen Macht. Im Vedanta: die Wirklichkeit, das Ewige, das Absolute, der Spirit, das Höchste Wesen; der Eine, neben dem nichts anderes besteht; in seiner Beziehung zum Universum ist Brahman der Höchste, die eine Wirklichkeit, die nicht nur die spirituelle, materielle und bewusste Substanz aller Ideen und Kräfte und Formen des Universums ist, sondern ihr Ursprung, ihre Stütze, ihr Besitzer, der kosmische oder überkosmische Spirit;

brahmarandhra – im Yoga: das Öffnen am Scheitelpunkt des Kopfes;

buddhi – verstandesmäßiger Wille; Verstehen, Intellekt, Vernunft, Denken, Mental;

cakra (chakra) – Rad. Kreis, feinstoffliches Zentrum, ganglionisches Zentrum im Nervensystem;

cit (chit) – Bewusstsein;

cit śakti (chit Shakti) – Bewusstseins-Kraft, bewusste Kraft, die göttliche Energie, die Mutter;

citta (chitta) – das fundamentale Bewusstsein, die Mental-Substanz, die allgemeine Substanz des mentalen Bewusstseins;

darśana (darshan) – schauen, sehen, die Selbstenthüllung der Gottheit gegenüber dem Anbetenden; (in Indien: eine Gelegenheit, eine spirituelle Persönlichkeit zu sehen);

dhyāna – Meditation, Kontemplation, mentale Konzentration;

guṇa – 1. Eigenschaft, Charakter, Merkmal; 2. die drei guṇas, die drei Erscheinungsformen der Natur, sattva, rajas, tamas;

haṃsa – Gans oder Schwan, „er, der aufwärts fliegt oder sich entfaltet“;

iḍā nāḍī – einer der Haupt-Nervenkanäle im feinen Körper, der sich auf der linken Seite des Zentral-Kanals befindet;

īśvara (Ishvara) – Herr, Meister, das Göttliche, Gott;

japa – die Wiederholung eines mantra oder eines Namens Gottes;

jīvātman – das individuelle Selbst, das zentrale Wesen, der ātman, der Spirit oder das ewige Selbst des lebenden Wesens; das vielfache Göttliche, das hier als individualisiertes Selbst manifestiert ist;

jyoti – das (wahre, spirituelle) Licht;

kāmavāsanā – unterbewusster Eindruck (vāsanā) der Lust oder des Begehrens;

karma – die Tat, die Arbeit, die Arbeit oder Aufgabe eines Menschen; die Macht, die als subjektive und objektive Kraft die Natur und Möglichkeiten der Seele bestimmt;

kevala – wesentlich, absolut;

kṛṣṇa (Krishna) – eine Gottheit, der Herr des ānanda, der Liebe und bhakti; eine der 10 Inkarnationen Vishnus;

kuṇḍalinī – die zusammengerollte und schlafende Schlange der Energie im Inneren;

laya – Auflösung, Verschwinden;

līlā – Spiel, das kosmische Spiel;

mahākālī Mahakali – die Gottheit der höchsten Kraft, eine der vier führenden Personalitäten und Mächte der Mutter;

mahālakṣmī Mahalakshmi – die Gottheit der höchsten Liebe, des höchsten Entzückens, eine der vier führenden Personalitäten und Mächte der Mutter;

mahāsarasvatī Mahasarasvati – die Gottheit des göttlichen Geschicks und der Werke des Spirits; eine der vier führenden Personalitäten und Mächte der Mutter;

manana – Denken;

manomaya puruṣa – die mentale Person, das mentale Wesen;

māyā (Maya) – bedeutete ursprünglich im Veda das umfassende und schöpferische Wissen, die alte Weisheit, und erhielt später die Bedeutung von List, Zauber, Illusion; das Bewusstsein der Erscheinungsformen;

mokṣa (moksha) – spirituelle Befreiung;

mukta – frei;

mukti – Befreiung;

mūlādhāra – das Zentrum des physischen Bewusstseins;

nābhi padma – das Nabel-Zentrum;

nididhyāsana – festgesetzte Kontemplation, das verinnerlichte Verharren des Mentals auf einem Objekt;

nirvāṇa – Auslöschung, nicht notwendigerweise des gesamten Seins, doch des Seins wie wir es sehen, die Auslöschung des Egos, des Begehrens, der egoistischen Tat und Mentalität;

ojas – essentielle Energie;

piśāca (pishacha) – Dämon, ein feindliches Wesen der niederen Vital-Ebene;

prakṛti (Prakriti) – Natur, Natur-Kraft, Natur-Seele, ausführende oder arbeitende Kraft;

prāṇa – die Lebens-Energie, das Leben, der Atem des Lebens;

praṇāma (pranam) – sich vor einer spirituellen Persönlichkeit verneigen, ihr zu Füßen fallen;

prāṇāyāma – die Beherrschung und Kontrolle der Atmung, die durch Atemübungen regulierte Lenkung und Anhaltung der vitalen Energieströme im Körper;

puruṣa (Purusha) – die Person, das Bewusste Wesen, die Bewusste Seele, die Seele, das essentielle Wesen, welches das Spiel der prakṛti stützt; ein Bewusstsein im Hintergrund, welches das Göttliche ist, der Zeuge, der Wissende, der Genießende, der Erhalter und Ursprung der Zustimmung zum Wirken der Natur;

rajas – eine der drei guṇas: das Prinzip der Tat, des Wünschens, der Leidenschaft, die Kraft der Kinetik, die sich als Kampf, Bemühung, Leidenschaft und Tat ausdrückt;

rasa – 1. Saft, Essenz; 2. Geschmack, Vergnügen, Neigung und Abneigung;

ṛṣi (rishi) – ein Seher;

saccidānanda (Sachchidananda) – Die Dreiheit des Seins = sat, Bewusstsein = cit und Entzücken = ānanda; das Göttliche Wesen;

sādhaka – jemand, der den Yoga ausübt;

sādhanā – die Ausübung des Yoga, spirituelles Selbsttraining;

sahasradala (sahasrāra) – der tausendblättrige Lotos, das Zentrum des höheren Bewusstseins;

śakti (Shakti) – Energie, Kraft, Stärke, Wille, Macht; die selbstbestehende, selbst-erkennende, selbst-wirkende Macht Gottes, die sich in dem Wirken der prakṛti ausdrückt;

samādhi – yogische Trance;

śama (Shama) – die Göttliche Ruhe, der Göttliche Frieden;

samarpaṇa – Hingabe;

saṃkīrtana – ein Gesang zur Verherrlichung Gottes;

saṃskāra – Assoziation, Eindruck, feste Vorstellung, gewohnheitsmäßige Reaktion, die von der eigenen Vergangenheit gebildet wurde;

śānti – spirituelle Ruhe, spiritueller Friede;

sannyāsin – jemand, der sannyasa (Entsagung des Lebens und der Tat) ausübt, ein Asket;

sattva – eine der drei gunas, das Prinzip des Lichtes, des Gleichgewichts und Friedens, die Kraft des Gleichgewichts, die sich als Harmonie, Glücklichkeit und Licht ausdrückt;

satyam – wahr, die Wahrheit;

siddha – eine vollendete Seele; jemand, der siddhi (eine yogische Vollendung) erreicht hat;

śiva – gut; der Glück bringende, der Gesegnete, der Herr der tapas; in der göttlichen Dreiheit (trimūrti) verkörpert er den zerstörerischen Aspekt;

śrāddha – Glaube;

śravaṇa – Hören;

stambha – Säule;

śuddhā – rein;

śuddhā bhakti – reine Liebe;

sūkṣma – fein;

sūkṣma śarīra – feinstofflicher Körper;

sūkṣma dṛṣṭi – die feine (innere) Schau;

svapna – der Traum-Zustand, ein Bewusstsein, das den feineren jenseitigen Lebens-Ebenen und Mental-Ebenen entspricht;

svapna samādhi – Traum-Trance;

tamas – eine der drei gunas: das Prinzip der Unwissenheit und Trägheit, die Kraft der Unbewusstheit, die sich als Unfähigkeit und Untätigkeit ausdrückt;

tāmasika (tamasisch) – aus tamas bestehend;

trāṭaka – Konzentration der inneren Schau auf einen einzelnen Punkt oder Gegenstand, besonders auf ein leuchtendes Objekt;

udāsīna – darüber befindlich und unberührt;

Vaishnavas – Vishnuiten, Anhänger der Lehre Vishnus;

vāhana – Fahrzeug oder Reittier einer Gottheit;

vaidyuta – Agni, Gott des Blitzes und Feuers;

vairāgya – Abneigung, Ekel vor der Welt, Abkehr von der Welt, vollkommenes Aufhören von Begehren und Verhaftetsein;

veda – ein allgemeiner Name für das älteste und heiligste Schrifttum Indiens;

viṣṇu Vishnu – die allesdurchdringende Gottheit, die Gottheit, welche die Kräfte des Aufstiegs erweckt. In der Göttlichen Dreiheit verkörpert er den erhaltenden Aspekt;

vijñāna – der freie spirituelle oder göttliche Verstand;

yoga – Verbindung, Einung; die Einung der Seele mit dem Entzücken und Bewusstsein des Göttlichen; eine methodische Bemühung um Selbst-Vervollkommnung;