SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 01 Bande

Mutters

Agenda

ersten Band

April 1954

(Einige Erfahrungen des Körperbewußtseins 1)

Mit derselben Bestimmtheit läßt sich sagen, daß alles göttlich ist und daß nichts göttlich ist. Alles hängt vom Blickwinkel ab, unter dem man das Problem sieht.

Ebenso läßt sich sagen, das Göttliche ist ein ewiges Werden, wie auch, daß es für alle Ewigkeit unwandelbar ist.

Die Existenz Gottes zu verneinen oder zu bestätigen, ist gleich wahr, aber jedes ist nur teilweise wahr, und nur wenn man sowohl die Bestätigung als auch die Verneinung übersteigt, kann man sich der Wahrheit nähern.

Darüberhinaus kann man noch sagen, daß alles, was in der Welt geschieht, das Ergebnis des göttlichen Willen ist, aber auch, daß dieser sich in einer Welt ausdrücken und manifestieren muß, die ihm widerspricht oder ihn entstellt; dies sind zwei Einstellungen, die jeweils die praktische Folge haben, daß man sich mit Frieden und Freude allem unterwirft, was kommt, oder im Gegenteil unaufhörlich kämpft, um den Sieg von dem zu erringen, was sein soll. Um die Wahrheit zu leben, muß man sich über beide Einstellungen erheben können und sie verbinden.

*
*   *

Bewahrt eure Überzeugung, wenn sie euch hilft, euer Leben aufzubauen; aber ihr müßt wissen, daß es nur eine Überzeugung ist und daß die anderen ebenso gut und wahr sind wie die eure.

*
*   *

Die Toleranz ist voll von einem Gefühl der Überlegenheit; sie muß durch ein vollkommenes Verständnis ersetzt werden.

*
*   *

Weil die Wahrheit nicht linear, sondern global ist, und weil sie nicht sequentiell, sondern gleichzeitig geschieht, läßt sie sich nicht in Worten ausdrücken: sie muß gelebt werden.

*
*   *

Um das vollständige und vollkommene Bewußtsein dieser Welt in all ihren Einzelheiten zu erlangen, muß man zuerst keine persönliche Reaktion auf irgendeine dieser Einzelheiten mehr haben, nicht einmal eine spirituelle Vorliebe, wie sie sein sollten. Mit anderen Worten, eine vollkommene Annahme in völliger Neutralität und Gleichgültigkeit ist die unerläßliche Bedingung für ein Wissen durch uneingeschränkte Vereinigung. Wenn eine Einzelheit, so klein sie auch sein mag, der Neutralität entgeht, so entgeht diese Kleinigkeit auch der Vereinigung. Die Abwesenheit von persönlichen Reaktionen, zu welchem Ziel sie auch dienen, selbst zum höchsten, ist eine unerläßliche Voraussetzung für ein vollkommenes Wissen.

Paradoxerweise könnte man also sagen, daß wir nur das wissen können, was uns nicht interessiert, oder genauer, was uns nicht persönlich betrifft.

*
*   *

Jedesmal wenn ein Gott einen Körper annahm, geschah das mit der Absicht, die Erde zu transformieren und eine neue Welt zu schaffen. Aber bis heute wurde er immer gezwungen, seinen Körper aufzugeben, bevor er sein Werk vollenden konnte; und immer wurde gesagt, daß die Erde nicht bereit war und die Menschen nicht die erforderlichen Bedingungen erfüllten, damit das Werk vollendet werden konnte.

Aber es ist gerade die Unvollkommenheit des inkarnierten Gottes, die die Vervollkommnung derer, die ihn umgeben, unerläßlich macht. Wenn der verkörperte Gott die für den Fortschritt notwendige Vollkommenheit verwirklichte, wäre dieser Fortschritt nicht bedingt durch den Zustand der umgebenden Materie. In dieser Welt der äußersten Objektivierung ist jedoch die gegenseitige Abhängigkeit ohne Zweifel absolut, und ein gewisser Grad von Vollkommenheit in der gesamten Manifestation ist unerläßlich, damit ein höherer Grad von Vollkommenheit in dem inkarnierten göttlichen Wesen verwirklicht werden kann. Die Notwendigkeit einer gewissen Vollkommenheit in der Umgebung zwingt die menschlichen Wesen zum Fortschritt; die Unzulänglichkeit dieses Fortschrittes, wie sie auch sei, drängt das göttliche Wesen, seine Anstrengung für den Fortschritt in seinem Körper zu verstärken. So geschehen die beiden Bewegungen des Fortschrittes gleichzeitig und ergänzen sich.

 

1 Diese Texte wurden alle von Mutters Hand geschrieben.

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English