SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 01 Bande

Mutters

Agenda

ersten Band

August 1954

(Weitere Erfahrungen des körperlichen Bewußtseins 1)

Wenn man in seinem Leben zurückschaut, hat man fast immer den Eindruck, daß man es unter diesen oder jenen Umständen hätte besser machen können, selbst wenn in jeder Minute die Handlung von der inneren Wahrheit diktiert wurde; das kommt daher, daß das Universum sich in unaufhörlicher Bewegung befindet und das, was früher vollkommen richtig war, es heute nur noch teilweise wäre. Oder genauer gesagt, die Handlung, die im Augenblick ihrer Ausführung notwendig war, ist es im gegenwärtigen Augenblick nicht mehr und eine andere Handlung könnte an ihrer Stelle nutzbringender sein.

*
*   *

Wenn wir von Transformation sprechen, hat das Wort für uns noch einen verschwommenen Sinn. Es gibt uns den Eindruck von etwas, das geschehen muß und dann wird alles gut sein. Die Vorstellung läßt sich ungefähr darauf zurückführen: wenn wir Schwierigkeiten haben, werden die Schwierigkeiten verschwinden; wenn jemand krank ist, wird die Krankheit geheilt; wenn der Körper Gebrechen oder Unfähigkeiten hat, werden die Gebrechen und Unfähigkeiten verschwinden, und so weiter... Aber wie gesagt, es ist sehr verschwommen, nur ein Eindruck. Es ist sehr bemerkenswert, daß das körperliche Bewußtsein etwas nur genau und in allen Einzelheiten wissen kann, wenn es kurz davor steht, sich zu verwirklichen. Wenn also der Vorgang der Transformation klar wird, wenn wir wissen können, durch welche Folge von Bewegungen und Änderungen die vollkommene Transformation stattfinden wird, in welcher Anordnung, auf welchem Wege, was zuerst kommt und was darauf folgt, wenn alles in allen Einzelheiten bekannt ist, dann wird das ein sicheres Anzeichen sein, daß der Augenblick der Verwirklichung naht; denn jedesmal wenn ihr eine Einzelheit mit Präzision wahrnehmt, bedeutet es, daß ihr bereit zur Ausführung seid.

Für den Augenblick können wir die Vision des Gesamten haben. Es ist zum Beispiel ganz und gar gewiß, daß unter dem Einfluß des supramentalen Lichtes die Transformation des körperlichen Bewußtseins zuerst stattfinden wird, daß ein Fortschritt in der Beherrschung und Kontrolle über alle Bewegungen und Funktionen aller körperlichen Organe danach kommen wird, daß diese Beherrschung sich nach und nach in eine radikale Umgestaltung der Bewegung und dann in eine Veränderung der Beschaffenheit der Organe selbst verwandeln wird. Das alles ist gewiß, wenn auch noch ungenau wahrgenommen. Aber was am Ende stattfinden wird – wenn die verschiedenen Organe durch Konzentrationszentren von Kräften ersetzt wurden, die in Qualität und Natur verschieden sind und alle gemäß ihrer speziellen Art handeln –, das ist bis jetzt nur eine Vorstellung und der Körper versteht es nicht recht, weil das noch sehr weit von der Verwirklichung entfernt ist und für den Körper nur verständlich ist, was er fast schon verwirklichen kann.

*
*   *

Der supramentalisierte Körper wird geschlechtslos sein, weil keine Notwendigkeit für die animalische Fortpflanzung mehr besteht.

*
*   *

Nur in seiner äußeren Form, nur in seiner oberflächlichsten Erscheinung, die für die neuesten Entdeckungen der heutigen Wissenschaft genauso illusorisch ist wie für die Erfahrung der ehemaligen Spiritualität, ist der Körper nicht göttlich.

*
*   *

Höchste Realität, Supramentale Wahrheit, dieser gesamte Körper vibriert mit einer intensiven Dankbarkeit. Du gabst ihm eine nach der anderen alle die Erfahrungen, die ihn am sichersten zu Dir führen können. Er erreicht den Punkt, wo die Identifikation mit Dir nicht nur das einzig Wünschenswerte ist, sondern auch das einzig Mögliche und Natürliche.

Wie diese Erfahrungen beschreiben, die sich an zwei entgegengesetzten Extremen befinden? Auf der einen Seite kann ich sagen:

"Ist es nicht so, Herr, um Dir wahrhaft nah und Deiner wirklich würdig zu sein, muß man den Kelch der Demütigung bis zur Neige leeren und sich nicht gedemütigt fühlen. Die Verachtung der Menschen macht wahrhaft frei und bereit, nur Dir anzugehören."

Am anderen Ende würde ich sagen: "Es ist wahr, Herr, um Dir wahrhaftig nah und Deiner wirklich würdig zu sein, muß man auf den höchsten Gipfel der menschlichen Würdigung getragen werden und doch keinen Stolz empfinden. Wenn die Menschen euch göttlich nennen, spürt ihr am stärksten eure Unzulänglichkeit und das Bedürfnis, wahrhaft und ganz mit Dir Eins zu sein."

Diese beiden Erfahrungen sind gleichzeitig, die eine hebt die andere nicht auf, im Gegenteil: sie scheinen sich zu ergänzen und dadurch noch intensiver zu werden. In dieser Intensität wird die Aspiration ungeheuer intensiv; und als Antwort darauf wird Deine Gegenwart in den Zellen offenbar und gibt dem Körper den Anschein eines vielfarbigen Kaleidoskops, dessen unzählige leuchtende Teilchen sich in ständiger Bewegung befinden und durch eine unsichtbare und allmächtige Hand meisterhaft neugestaltet werden.

 

1 Diese Texte wurden alle von Mutters Hand geschrieben.

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English