SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 02 Bande

Mutters

Agenda

zweiten Band

16. September 1961

(Satprem beschwert sich über die Schwierigkeiten, die er beim Verfassen des Buches über Sri Aurobindo verspürt. Insbesondere sagt er, er habe das Gefühl, "blockiert" zu sein.)

Ich bat Sri Aurobindo, dir zu helfen.

Weißt du, man ist von Komplikationen umgeben, und dann gibt es immer eine Stelle, wo sich das ganz einfach und direkt öffnet – das ist meine Erfahrung. Man wendet sich hierhin und dorthin, sucht, tut dies und jenes, und man hat den Eindruck, festgefahren zu sein. Dann kommt ein kleiner Auslöser der inneren Haltung, und plötzlich öffnet es sich – ganz einfach.

Diese Erfahrung hatte ich sehr häufig. Deshalb bat ich Sri Aurobindo, sie dir zu geben.

Immer wieder betonte er: Be simple, be simple, say simply what you feel. Be simple, be simple. [Sei einfach, sei einfach, sage einfach, was du fühlst]. Er betonte es. Dies sind nur die Worte, aber als er sie aussprach, war es wirklich wie ein leuchtender Weg, der sich öffnete, so einfach: "Oh, man braucht ja nur einen Schritt nach dem anderen zu tun!" Das war mein Eindruck.

Es ist seltsam, als stammten alle Komplikationen von hier (Mutter berührt ihre Schläfen), dort war es sehr kompliziert und schwer einzustellen. Als er dann sagte: "Be simple", war es seltsamerweise, als käme ein Licht von den Augen, als landete man plötzlich in einem Garten aus Licht.

Das war der Eindruck.

Es war wie ein Garten voller Licht.

Eine sehr große Betonung auf des Einfache: einfach sagen, was man sieht oder weiß – einfach, einfach. Eine Einfachheit... ganz und gar der Eindruck eines freudigen Gartens.

Be simple, be simple...

Die Komplikationen liegen hier (dieselbe Geste), dort ist es hart und kompliziert – und dann öffnete sich gleichsam ein Tor: be simple.

Als wäre die mentale Spannung zu groß: etwas dort, in den Schläfen.

(Schweigen)

Auf einer anderen Ebene werde ich mit einer ähnlichen Schwierigkeit konfrontiert: eine so ungeheure Ansammlung von Leuten zu empfangen, Dingen zu tun, Fragen zu regeln – alles. Die Ansammlung ist so GEDRÄNGT – gedrängt, als wäre alles verdichtet! Zu dicht für das Leben eines gewöhnlichen Körpers (für seine verfügbare Zeit und Kräfte). Dahinter besteht ständig eine Art "aktive Unbewegtheit", im Sinne, daß das Bewußtsein den Eindruck hat, unbewegt zu sein und vom Strom des Fortschritts – das heißt von der Evolution – mitgetragen zu werden. Aber diese Unbewegtheit... Wenn ich versuchen will, all das zu tun, was ich zu tun habe, dann wird es unmöglich, die Dinge verkrampfen sich und es wird schmerzhaft. Da gibt er mir dieselbe Antwort: be simple, be simple...

Als ich heute morgen auf und ab ging, erschien das Tagesprogramm und die Arbeit so ungeheuer, daß ich es für unmöglich hielt. Gleichzeitig bestand in mir diese innere HALTUNG, diese Unbewegtheit, und sobald ich in meiner Bewegung des Schaffens und Handelns innehalte, wird es wie ein Freudentanz: alle Zellen schwingen (das ergibt eine außerordentliche Musik und Bewegung) – die Zellen selber schwingen in der Freude der Gegenwart, der Göttlichen Gegenwart. Aber wenn das Äußere kommt und angreift und ich schaue, dann verschwindet diese Freude zwar nicht, aber sie weicht zurück. Das Ergebnis ist, daß ich mich ständig hinsetzen und ruhig bleiben möchte – wenn ich das tue, ist es wunderbar. Natürlich kommen auch all die Suggestionen von außen: Kraftlosigkeit, hohes Alter, Verschleiß, Schwinden der Macht, all das – ich weiß sehr genau, daß es nicht stimmt. Aber die Gelassenheit des Körpers ist unerläßlich. Da ist Sri Aurobindos Antwort stets dieselbe, auch für mich: be simple, be simple, very simple.

Ich weiß, was er damit sagen will: nicht dieses Denken eintreten lassen, das ordnet, organisiert, befiehlt, urteilt, all das – das will er nicht haben. Was er simple nennt, ist eine freudige Spontaneität: in der Handlung, im Ausdruck, in der Bewegung, im Leben – be simple, be simple, be simple. Eine freudige Spontaneität. In der Evolution den Zustand wiederfinden, den er göttlich nannte, ein spontaner und glücklicher Zustand. Er will, daß wir dies wiederfinden. Seit Tagen sagt er mir das (und für deine Arbeit gilt dasselbe): be simple, be simple, be simple. In dieser Einfachheit war eine leuchtende Freude.

Eine freudige Spontaneität.

Das Schreckliche ist dieses ordnende Mental! Schrecklich. Es hat uns so gründlich überzeugt, daß wir ohne es nichts ausrichten können, daß es sehr schwer ist, ihm zu widerstehen. – "Überzeugt": es hat die gesamte Menschheit überzeugt! Die ganze sogenannte Elite der Menschheit hat es überzeugt, daß man ohne die organisierende Macht des Mentals nichts Rechtes bewirken kann. Sri Aurobindo möchte, daß wir mit derselben einfachen Freude leben wie eine erblühende Rose: be simple, be simple, be simple. Wenn ich ihn höre oder sehe, ist es wie ein herabrieselndes goldenes Licht, ein wohlduftender Garten- alles, alles ist offen. Be simple.

Das ist es, mein Kind.

Und seit zwei oder drei Tagen sehe ich das auch für dich, die ganze Zeit. Heute morgen kam dasselbe für mich, weil die Arbeit sich so ungeheuer aufgestaut hat, daß ich zehnmal soviel Zeit bräuchte, nur um die überfälligen Dinge nachzuholen. Ich steckte etwas in der Klemme, denn auf der anderen Seite kam eine Kraft, daß ich mein Gehen abbreche, um mich zu ENTSPANNEN, und ich widersetzte mich mit allem Willen. Dann merkte ich, daß ich eine Dummheit beging. Es war dasselbe, er sagte mir dasselbe. Also entspannte ich mich – alles ging sofort sehr gut.

Im Grunde leben wir zu angespannt. Stimmt das nicht?...

Das ist meine Botschaft für diese Woche, mein Kind.

Was tun!... Oh, es wird kommen. Aber es stimmt, wir leben immer zu angespannt – immer. Ich kenne das: solange man in diesem prächtigen Mental lebt, glaubt man, wenn man sich entspannte, würde man ins Tamas oder in Unbewußtheit fallen – das ist ein Überbleibsel dieser alten Gewohnheit. Da ist etwas wie ein Rest einer dieser großartigen Kritiker, der euch sagt: "Aha, Vorsicht! Tamas, Tamas! Achtung, du schläfst ein – sehr schlecht, sehr schlecht." Aber das ist idiotisch, denn das Tamas ist weder freudig noch leuchtend, während hier sofort Freude und Licht ist.

*
*   *

Etwas später

Ich bin weiterhin unfähig, auch nur eine einzige Zeile zu schreiben! Mit der einzigen Ausnahme, wenn jemand eine Antwort braucht, dann kommt es sehr direkt, ohne nachzudenken, in wenigen Zeilen – das gelingt vorzüglich. Aber eine Frage zu lesen und dann zu beantworten, uff!... Das ist keine Mattheit, sondern eine Weigerung sich zu rühren.

Du wirst aber auch von Leuten belästigt, die wirklich nicht...

Ach, mein Kind, es ist eine Schande!

Ja, wirklich.

Eine Schande.

Ich weiß nichts im Detail, ich höre nur einiges von Sujata, aber ich habe den Eindruck, daß ein Großteil deiner Zeit nutzlos in Beschlag genommen wird.

Oh, es ist schrecklich! Stell dir vor, diese Tage komme ich erst gegen halb sieben, sieben Uhr abends wieder nach oben.

Ja, das sagte mir Sujata. Das ist nicht gut.

Es ist schrecklich. Und WOZU?

In einem der Briefe in On Himself sagt Sri Aurobindo: "Sie verlangen doch wohl nicht, daß wir unsere Zeit damit verbringen, den Familienvorstand zu spielen und Ihre dummen Streitereien zu schlichten..."

Genau!

"... und uns um Ihre idiotischen Angelegenheiten zu kümmern." Er sagte es sehr offen, er scheut sich nicht vor den Worten, er sagt deutlich: It is idiotic. Das tröstete mich enorm! (Mutter lacht)

Hier, hör dir das an, ich habe den Schullehrern einen Brief geschrieben:

"Wir sind nicht hier, um nur ein wenig besser zu machen, was die anderen tun, sondern um das zu tun, was die anderen nicht tun KÖNNEN, weil ihnen nicht einmal bewußt ist, daß es getan werden kann. Wir sind hier, um den Kindern, die der Zukunft angehören, den Weg in die Zukunft zu öffnen. Alles andere wäre nicht der Mühe wert und wäre Sri Aurobindos Hilfe unwürdig."

Natürlich steht er dahinter, weil es auf Englisch kam.

(Mutter steht auf, um zu gehen)

Also gut, mein Kind. Wenn ich dir diese Vision vermitteln kann, wird dein Buch sehr leicht kommen.

in French

in English