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Mutters

Agenda

zweiten Band

10. September 1961

(Über den Tantra-Guru)

Hast du A. gesehen? Hat er es dir erzählt? Nein?... X sagte ihm, du wärest die Brücke zwischen ihm und mir gewesen. Er sagte es sogar auf Englisch: "Oh, Satprem was the bridge." (Mutter lacht) Nach einer kurzen Pause fügte er dann hinzu: "Aber jetzt brauchen wir sie nicht mehr!" (Mutter lacht sehr herzhaft) Das amüsierte mich sehr!

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(Etwas später, in Bezug auf das Buch über Sri Aurobindo)

... Alles, was man schreiben kann, wirkt so flach – so flach im Vergleich zu dem, was man spürt!

Ja, im Vergleich zum Kontakt mit Sri Aurobindo (die Schwingung, die von ihm ausgeht, wenn du so willst) erscheint es immer dürftig und flach. Sogar die Erklärungen, die am besten... nun, sogar die spirituellen Erfahrungen, von denen andere berichten, selbst wenn sie stärker, mächtiger, heller, vollständiger als diese hier sind, wirken so oberflächlich im Vergleich zum Kontakt mit Sri Aurobindo!

Nicht nur das. Das Geschriebene als Ausdrucksmittel ist... eine Mühsal, weißt du. Zu schreiben ist keine Freude. Es ist nicht wie die Musik oder die Malerei.

Genau!

Wirklich, ich versichere dir...

Es ist schwer.

Es ist schwer, und hätte ich die Wahl gehabt, wäre ich Musiker geworden. Hätte ich Musiker sein können, wäre mein Leben völlig anders gewesen. Ich habe immer den Eindruck, mir fehlt etwas, um die Leute zu öffnen...

Nein. Vielleicht...

Ich weiß nicht. Am Ende von The Secret of the Veda ist ein Kapitel über den Ursprung der Sprachen, und dort scheint er zu sagen, daß es besser wäre, wenn man zum Ursprung dieser Schwingungen zurückgeht. Im Grunde wurden die Sprachen erst mit zunehmender Intellektualisierung so hart und trocken.

Als es nur Laute gab ("ah" und "oh", besonders die "oh" sind sehr flexibel, das ganze Spektrum der "oh"), vielleicht war es da... anpassungsfähiger?

Jetzt spüre ich das sehr häufig. Wie soll ich sagen?... Ich bemühe mich immer, nicht zu sprechen – zu sprechen finde ich lästig. Ja, es ist lästig. Wenn ich jemandem begegne, bemühe ich mich als erstes, nicht zu sprechen. Wenn dann Die Schwingung kommt, ist es gut. Eine Art Verständigung findet statt, und wenn die Person auch noch so wenig empfänglich ist, so kommt es und... es ist subtiler als Musik: eine Schwingung, mit ihrem eigenen Gesetz der Harmonie. Nach einiger Zeit werden die Leute dann meistens ungeduldig und möchten etwas "Konkreteres" haben (!) und zwingen mich zu sprechen. Sie bestehen immer darauf. Ich bin in einer bestimmten Atmosphäre, in einer bestimmten Schwingung, und dann spüre ich immer, wie etwas augenblicklich so macht (Geste des Absinkens der Ebene), es verhärtet sich. Selbst wenn ich nur stammele (in der Bemühung, subtil zu bleiben, stammele ich), selbst mein Stammeln (lachend) wird vergleichsweise härter. Da sind so viele Dinge, die voller, gehaltvoller, von innerer Reichhaltigkeit sind, aber sobald es ausgesprochen wird...

Dazu fällt mir etwas ein: in der Nacht zwischen vorgestern und gestern, gegen drei Uhr morgens, befand ich mich in einem Ort mit vielen Leuten von hier (du warst auch dort), und ich versuchte, Musik zu spielen, genau um etwas zu SAGEN. Da standen drei Klaviere, irgendwie ineinander verschachtelt, und ich setzte mich schräg davor, um eines davon zu erreichen und darauf zu spielen... Oh, es war eine große Halle, und die Leute saßen sehr weit weg von mir, aber du befandest dich zu meiner Linken, mit einer symbolischen jungen Frau (das heißt ich könnte ihre Schwingung oder ihren Eindruck oder die Beziehung zu ihr mit vier oder fünf Personen hier verbinden, wie ein Amalgam – das ist etwas sehr Interessantes, das mir häufig passiert). Ich setzte mich also schräg davor und versuchte zu spielen. Ich wollte etwas erklären: wie dies sich durch jenes ausdrückt. Schließlich merkte ich, daß ich eine unnötige Gymnastik unternahm, und setzte mich gerade vor das Klavier. Eines der Klaviere war ein Flügel, und ich setzte mich mitten davor, anstatt halb stehend darüber gebeugt zu sein. Ich setzte mich hin. Aber das lustigste war, daß alle Tasten (es hatte zwei Tastaturen) wie dieses gemusterte Papier waren, das wir hier jetzt herstellen: ganz blau. In allen nur vorstellbaren Mustern! Alle Tasten: die schwarzen, die weißen, die oberen und die unteren, sie waren alle gleich groß, ziemlich breit, und wie überzogen mit diesem... es war kein Papier, aber mit diesem Blau überzogen. Vor diesem Klavier sagte ich mir dann: "Ah, endlich!... Das kann man nicht mit physischen Augen spielen: das muß man von DORT OBEN spielen."

Und während ich spielte, sagte ich mir: "Endlich das, was ich mein ganzes Leben lang mit der Musik tun wollte: auf dem blauen Klavier zu spielen!"

Das war wirklich amüsant.

Auf einmal kam ein TON! Kein physischer Ton, aber so vollkommen, so voll! Es war, als... als würde etwas bersten... ich weiß nicht, viel voller als ein Orchester, etwas, das barst, ungeheuer!

Es tat mir so leid, als es aufhörte, denn ich dachte (lachend): "Wenigstens ein Mal werde ich etwas Gutes gehört haben!" Es war ein solcher Ausbruch von Tönen! So außerordentlich und mächtig. Dann war es Zeit aufzustehen. Es war vier Uhr.

Aber vielleicht war es das, was du meintest. Vielleicht möchtest du das in deinem Buch ausdrücken. Denn ich sagte dir schon, daß ich in letzter Zeit immer in die Welt der Ausdrucksformen gehe, und dies war ein solcher Ort. Dort ist es sehr sehr weitläufig, sehr offen. Diesmal gab es auch keine Mauern – keine Decke und keine Mauern –, nur eine Art Fußboden, der sehr hell war, sehr hell und leuchtend und weitläufig... sehr leer. Die Leute saßen, aber ich sah keine Stühle. Man sah nur die Klaviere, die sehr seltsam waren. Das Klavier vor mir war ein großer Flügel, aber nur die verschachtelten Tasten waren davon deutlich erkennbar. Das eine war etwas größer, auf dem spielte ich zuerst. Das andere war verschoben, und dann dieser große Flügel, aber der Körper war nicht sichtbar, nur die Tasten! Schließlich sagte ich mir: "Warum setze ich mich denn nicht bequem hin!" Ich setzte mich, dann wurde alles blau – große blaue Noten. Ich fragte mich: "Wie soll ich spielen?" Ich versuchte, wie gewohnt zu spielen, dann dachte ich: "Das geht nicht... Aber man muß ja von oben spielen!" Dann legte ich die Finger auf die Tasten, konzentrierte mich, und brumm! Oh, es war wie... Nicht aggressiv, es machte nicht viel Lärm, aber so ungeheuer! Drei, vier... keine Noten, sondern Töne, Akkorde... ich weiß nicht.

Aber das muß es sein: du dachtest daran – damit würdest du gerne dein Buch formulieren. 1

Schön wäre es...

Das wird kommen. Oh, es wird kommen!

Jetzt muß ich gehen, es ist Zeit.

Ja, mein Kind, es wird kommen.

 

1 Interessanterweise hatte einige Jahre zuvor, als Satprem sein erstes Buch L'Orpailleur schrieb, eine nahe Bekannte eine Vision gehabt, wo sie Satprem an einer Schreibmaschine sitzen sah, aus der aber statt geschriebenen Worten Musik hervorkam.

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