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Mutters

Agenda

zweiten Band

30. September 1961

(Mutter gibt Satprem eine neue Blumenart, die sie "Gewißheit ohne Angeberei" nannte – Platycodon grandiflorum)

Dies ist das genaue Gegenteil der Angeberei. Ich finde das sehr schön. Als ich diese Blume sah, fühlte ich etwas sehr Tiefes, sehr Ruhiges – und absolut gewiß: es wankt nicht. Ich weiß nicht warum, aber je länger ich sie ansah, um so mehr machte sie diesen Eindruck auf mich. Als man mich nach ihrer Bedeutung fragte, sagte ich: "Eine Gewißheit ohne Angeberei." Man könnte es als den äußersten "guten Geschmack" im Bereich der spirituellen Erfahrung bezeichnen: es hat mehr Inhalt, als es nach außen zeigt.

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(Über Satprems Brief an Mutter vom 28.)

Ich hatte eine deutliche Vision dieser zwei Gegensätze in der Natur (und auch im Leben), die beinahe jeder in sich trägt: der eine ist die Möglichkeit der Verwirklichung, und der andere ist der Weg, den man wählt, um sie zu erreichen. Dabei gibt es immer (wahrscheinlich ist das unvermeidlich) den Weg des Kampfes und den sonnigen Weg. Nach langem Forschen und Studieren hatte ich etwas wie einen "spirituellen Ehrgeiz", der Welt einen sonnigen Weg zu bringen, um die Notwendigkeit des Leidens und Kämpfens zu beseitigen: etwas mit der Aspiration, daß diese Phase der universellen Evolution von einer weniger schmerzlichen Phase abgelöst werde.

Als ich deinen Brief laß, interessierte mich das sehr. Ich versuchte zu sehen, warum du so große Schwierigkeiten hast – zweimal benutzt du das Wort "Leiden" [über das Schreiben], und dies ist ein Wort, das du sehr oft geschrieben und ausgesprochen hast und das in einem Teil deines Wesens zu dominieren scheint, während in anderen Teilen diese Pracht von höchster Freude ist, die die eigentliche Substanz der zukünftigen Verwirklichung wäre.

Dies sind die beiden Aspekte, nicht deines Wesens, aber man könnte sagen, die beiden Seinsarten deiner Seele.

(Schweigen)

Sri Aurobindo sagte mir: He has all the necessary stuff [er hat das Zeug dazu].

Dieses Buch hat seine unabhängige Existenz, und du brauchst ihm nur mit Einfachheit zu folgen, wie man einem Pfad folgt, den man nicht bauen muß, der VORHANDEN ist, der von der Offensichtlichkeit des Bedürfnisses automatisch geschaffen wurde (Mutter blickt lange ins Weite)... Erschrecke nicht, ich sehe gerade!

Aber ich behaupte: man soll nicht leiden, es ist nicht notwendig.

Alle Schwierigkeiten stammen daher, daß du denkst, sie existieren.

Auf Wiedersehen, mein Kind. Möchtest du mich einen Tag vorher sehen?

Ich will nicht deine Zeit unnötig vergeuden.

Mein Kind, ich tue absolut nichts! Ich habe einen solchen Berg von Briefen, die ich nicht beantworte. Ich habe kein einziges Wort geschrieben. Ich tue nichts, außer Leute zu empfangen, was weder sehr wichtig noch interessant ist.

 

 

 

 

 

 

 

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