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Mutters

Agenda

dritten Band

24. Februar 1962

Etwas scheint sich verändert zu haben.

Die ganze Zeit über, während mehrerer Monate, standen die Dinge gefährlich auf Messers Schneide: Ich hatte den Eindruck, daß es so oder auch anders ausgehen könne. An meinem Geburtstag 1 nahmen die Dinge dann auf einmal eine neue Wendung. So als wäre auf einen Schlag eine Formation weggehoben worden – eine Formation, die obenauf lag und schrecklich drückte... ich sage nicht auf was, denn es schien auf allem zu sein – dann auf einmal: weggehoben, als hätte eine Hand die Sache ergriffen und aufgelöst, genau so, wie Sri Aurobindo einem die Krankheiten abnahm, genau dieselbe Bewegung 2 .

Für den Körper hier war es ein ungeheurer Wandel, als wäre ich auf einen Schlag aus einer sehr üblen Zwangslage befreit worden.

Am Nachmittag machte ich auf dem Sportplatz 3 eine lustige Erfahrung: Als ich aus dem Auto stieg, um hineinzugehen, hatte ich den Eindruck, daß... Seit sicher fast einem Jahr war ich mit einem Paar useless [unbrauchbarer] Beinen belastet (das heißt, es war mir auferlegt worden), Beinen, die nichts taugten, die schwach, ungeschickt, alt, ramponiert waren – unbrauchbar. Die ganze Zeit mußte ich meinen Willen einsetzen, um sie in Bewegung zu bringen, und auch dann geschah es auf eine mehr als ungeschickte Weise. All das wurde auf dieselbe Art weggehoben (Mutter streicht mit ihrer Hand darüber). Ich tanzte fast buchstäblich. Einfach befreit zu sein von einem Paar solcher Beine! AUGENBLICKLICH fühlten sich meine Beine, wie sie vorher waren (ich hatte immer starke Beine): diese flinke, feste, behende Kraft, und... ich mußte mich zurückhalten, um nicht Purzelbäume zu schlagen. Meine Beine fühlten sich an wie: "Ah, jetzt läßt sich's gehen!" Ich sagte ihnen: "Haltet euch still!", sonst hätten sie zu hüpfen und zu springen begonnen.

Das blieb, die Schwäche kam nicht wieder. Ich wartete ab, um zu sehen, ob es andauern würde – sie kam nicht wieder. Es ist wie etwas, das jetzt abgeschlossen ist.

Aber was war diese Formation?

Ich weiß nicht.

Es gibt nämlich immer mehrere Erklärungsarten, wie ich bemerkt habe. Aber eine sehr allgemeinverständliche Erklärungsweise wäre sicher die, daß es sich um eine Art bösen Zauber handelte, auch für meine Gesundheit.

Als X das letzte Mal kam, war ich am Tag seiner Ankunft sehr krank; man hatte ihn nach oben in mein Zimmer gerufen, aber eigentlich geschah es, weil ich aus mehreren Gründen wollte, daß er nach oben komme, um ihm gewisse Dinge zu zeigen... Aber er sah nichts, oder wenn er etwas sah, wollte er sich dazu nicht äußern. Er sagte: "Ach, es ist eine physische Krankheit." Das stimmte nicht, ich hatte keine physische Krankheit (möglicherweise wollte er nichts sagen). "Es ist eine physische Krankheit, vielleicht wirkt auch etwas von außen, aber es ist nichts Bedeutendes." Mir erschien es eher wie eine vor langer Zeit gemachte Formation – das Gefühl, einem Angriff ausgesetzt zu sein, hatte ich schon lange. Aber man hatte es sehr geschickt inszeniert. 4

Entweder war es das oder etwas für die Arbeit Notwendiges, wie ich oft dachte: eine für die Arbeit notwendige Vorbereitung, etwas, das getan werden mußte.

Nacheinander wurden dadurch systematisch alle Teile meines Körpers und alle Funktionen der Organe berührt – auf sehr methodische Weise.

Ist das wirklich nötig? Ist diese Störung notwendig? Vielleicht bezeichne ich es als eine Störung, und es ist gar keine?... Weißt du, in diesem Bereich wissen wir nichts. Wir haben unsere Standpunkte, die alten menschlichen Standpunkte, aber was die Funktion des Körpers betrifft, so wissen wir nicht, was gut oder nicht gut ist. Dasselbe trifft für das zu, was weh tut oder nicht weh tut: Der ursprüngliche Impuls des Körpers ist der, zu finden, daß es weh tut, aber wenn man darüber nachdenkt und aufmerksam hinschaut, ist es lediglich eine ungewohnt intensive Empfindung. Vielleicht war es das. Wenn man daran gewöhnt wäre (und vor allem, wenn es nicht mit der Vorstellung verknüpft wäre, daß es etwas Unangenehmes ist), hätte man ein ganz anderes Gefühl. Jedenfalls ist es nicht unerträglich – man kann viel ertragen, viel mehr, als man glaubt.

Ich bin mir nicht sicher. Wir tragen uns mit alten Vorstellungen, mit alten Routinen und alten Gewohnheiten, aber was wissen wir denn schon!

Jedenfalls war es etwas, das seinem Gang folgen und irgendwohin führen mußte.

Ich sollte noch erwähnen, daß drei oder vier Tage vor meinem Geburtstag etwas passierte, was dem Anschein nach schwerwiegend war oder es hätte sein können 5, und die Frage stellte sich: "Werde ich am 21. in der Lage sein, das Nötige zu tun?" Das mißfiel mir, und ich sagte: "Nein, ich kann diese Leute nicht im Stich lassen, wo sie sich von diesem Tag so viel versprochen haben, das geht einfach nicht." Tags zuvor blieb ich ausschließlich in einer sehr tiefen, inneren Invokation konzentriert, ganz und gar nicht oberflächlich, fern von allen Emotionen oder Gefühlen, wirklich am höchsten Punkt des Wesens. Ich blieb mit Dem in Kontakt, damit alles zum besten bestellt und von jeglicher falschen Bewegung in der Materie befreit sei. In der Nacht vom 20. auf den 21. wurde ich OFFENSICHTLICH geheilt; ich will damit sagen, daß ich der Aktion folgte und mich wirklich als geheilt sah. Als ich am Morgen aufstand, stand ich geheilt auf: Alles, was ich die ganze Zeit tun mußte, sämtliche Tapasyas, die ich befolgen mußte, um mich "auf Trab" zu halten – to keep going –, waren nicht mehr notwendig. Jemand hatte all dies erledigt – fertig, vorbei. Am nächsten Morgen, mit dieser Masse von zweitausend und einigen hundert Leuten, verlief alles völlig glatt, ohne das geringste Problem. Am Nachmittag hatte ich dann diese sehr besondere Erfahrung mit meinen Beinen.

So konnte ich am Morgen des 21. spontan und ohne zu zögern sagen: "Heute erhielt ich vom Herrn als Geschenk meine Heilung." (Ich erzählte auf Englisch, was mir die Leute alles gegeben hatten, und sagte: "... und vom Herrn erhielt ich das Geschenk meiner Heilung.")

Diese Erklärung ist einleuchtend, die Heilung war das Resultat der Tapasya. Das genügt. Etwas sagte nämlich sogar meinem Körper, der SUBSTANZ meines Körpers: "O ungläubige Substanz, jetzt kannst du nicht mehr sagen, daß es keine Wunder gibt", und dies während der ganzen Arbeit tags zuvor, am 20. Etwas sagte (ich weiß nicht wer – ich weiß es nicht mehr, weil es nicht mehr wie etwas Fremdes kommt; es scheint eine Weisheit zu sein, etwas, das weiß – nicht dieser oder jener sondern "etwas, das weiß", in welcher Form auch immer), etwas, das weiß, sagte dem Körper mit Nachdruck, indem es auf Dinge, Schwingungen, Bewegungen usw. hinwies: "O ungläubige Substanz, jetzt kannst du nicht mehr sagen, daß es keine Wunder gibt!" Besonders die Substanz ist nämlich daran gewöhnt, daß jedes Ding seine Auswirkung hat, daß die Krankheiten einem gewissen Verlauf folgen und daß sogar zur Heilung gewisse Dinge eintreten müssen (dies ist sehr subtil und rührt nicht von der Intelligenz her, die eine völlig andere Auffassung davon haben kann: Es ist eine Art Bewußtsein, das der physischen Substanz angehört). Dieser Substanz wurden ablaufende Bewegungen, Schwingungen, Dinge gezeigt: "Siehst du, jetzt kannst du nicht mehr sagen, daß es keine Wunder gibt!" Das heißt, es war ein direktes Eingreifen des Herrn, der nicht den ausgetretenen Wegen folgt, der die Dinge auf Seine Weise tut.

Es gab diesen Schlaganfall (einen recht gravierenden Anfall, der den Arzt sehr beunruhigte), der, glaube ich, am Tag vor der Verteilung der Saris stattfand 6 . Am Morgen der Verteilung schien die ganze Zeit über ein anderer sich meines Körpers bemächtigt zu haben, der den Körper das Nötige tun ließ und alle Schwierigkeiten bewältigte – ich war sorgenfrei, ruhig, in der Art eines Beobachters. Einfach der Eindruck, ein sorgenfreier Beobachter zu sein: Ich mußte mich um nichts kümmern, jemand... Was für ein "Jemand"? Jemand, etwas, ich weiß es nicht, es gibt keinen Unterschied mehr, es ist nicht mehr so zerstückelt, aber jedenfalls war es ein Wesen, eine Kraft, ein Bewußtsein – vielleicht war es etwas von mir selbst, ich weiß es nicht; all das ist nicht zerschnitten oder zerstückelt; es ist sehr präzise, aber ohne Trennung, sehr smooth (Mutter macht eine abgerundete Geste), keine Einschnitte. Es gab etwas, einen Willen oder eine Kraft oder ein Bewußtsein – offensichtlich eine Macht –, die vom Körper Besitz ergriffen hatte und ihn die ganze Arbeit tun ließ, die sich um alles kümmerte. Ich verfolgte das mit einem Lächeln. Aber jetzt ist es weg. Es kam nur, um diese Arbeit zu tun (ich war ziemlich schlecht dran), und als die Arbeit fertig war, löste es sich auf – es ging nicht abrupt weg, aber es war nicht mehr aktiv. Danach fühlte ich eine gewisse Zuversicht und sagte mir: "Nun, genau so etwas kann auch am 21. passieren, so wie es jetzt gerade passiert ist."

Der 19. war so-lala, und am 20. war ich den ganzen Tag über konzentriert: keine Kontakte mit niemandem mehr, nichts Äußeres, nur eine solche Intensität der Invokation wie... ebenso intensiv und konzentriert wie in dem Moment, da man sterbend mit dem Herrn verschmelzen will. So war das. Dieselbe Bewegung der Identifikation, aber im Kern ein Wille, daß hier [auf der materiellen Ebene] alles gut gehe – das heißt, ich sagte dem Herrn: "DEIN Gutes, das wahre Gute, nicht... Das wahre Gute, ein siegreiches Gutes, das einen echten Fortschritt gegenüber der üblichen Lebensweise darstellt." Den ganzen Tag über blieb ich konzentriert, ohne einen Mucks zu machen, die ganze Zeit, die ganze Zeit: Sogar wenn ich sprach, war es etwas rein Äußerliches, das sprach. Nachts, als ich mich schlafen legte, kam dieses Gefühl, daß sich etwas verändert hatte: Der Körper fühlte sich völlig anders. Und als ich am Morgen aufstand, waren alle Schmerzen, alle Beschwerden, alle Gefahren, alles – verschwunden. Da sagte ich: "Herr, Du hast mir das Geschenk der Gesundheit gegeben." So war es.

Diese Veränderung war die ganze Zeit begleitet von: "Jetzt kannst du nie mehr vergessen!" – an die Körpersubstanz gerichtet, an das, was die Zellen vereint. "Jetzt könnt ihr nie mehr vergessen, ihr werdet wissen, daß Wunder WIRKLICH möglich sind." Das heißt, daß die Dinge in der physischen Substanz überhaupt nicht mit den Naturgesetzen übereinstimmen müssen. "Ihr werdet es nicht vergessen." Es kam immer wieder wie ein Leitmotiv: "Jetzt werdet ihr gewiß nie mehr vergessen. So ist das." Und ich sah, daß es dringend nötig war, sie immer wieder daran zu erinnern: Sie vergessen alles augenblicklich und versuchen sofort, Erklärungen zu finden (wie dumm kann man nur sein!). Es ist eine Art Gefühl (keineswegs ein individueller Gedanke), eine Denkweise der Materie. Sie ist so gemacht oder gebaut, es gehört zu ihrem Aufbau. Wir nennen das "denken", weil wir kein Wort dafür haben, aber es ist nicht "denken" sondern die Art der Materie, die Dinge zu verstehen, eine Fähigkeit des Verstehens in der Materie.

Ach, genug geschwatzt!

*
*   *

Später:

Glaubst du, etwas spräche dagegen, daß ich vor der Arbeit Pranayama 7 übe?

Ich glaube, es würde dir gut tun, mein Kind.

Ich begann vor drei Tagen, aber die ganze Zeit überkam mich diese Formation, die sagt: "Oh, das ist gefährlich, da gilt es aufzupassen." Diese Formation der Tradition umgibt das Ganze. So sagte ich mir heute morgen, daß ich lieber mit dir darüber sprechen würde.

Machst du es ohne Anweisungen?

Es gibt eine traditionelle Übungsart, die Formel ist mir bekannt.

Wie lautet sie?

Die Zeit variiert. Man atmet durch das linke Nasenloch ein, sagen wir während 4 Sekunden, dann hält man den Atem unter Anheben des Zwerchfells und bei geschlossenen Öffnungen für 16 Sekunden an, anschließend atmet man 8 Sekunden lang auf der anderen Seite aus.

Sind das die "offiziellen" Zahlen?

Ja, zumindest was das Verhältnis betrifft: 4 einatmen, 16 anhalten, 8 ausatmen.

Sechzehn?

Es soll doppelt so lang sein wie die Ausatmung. Bei 8 macht das 8-16-32.

Ich machte das jahrelang und benutzte das gleiche System: einatmen, anhalten, ausatmen, die Lungen ganz leer lassen. Das letztere kann allerdings gefährlich sein, folglich rate ich es dir nicht. Ich machte es jahrelang. Sri Aurobindo und ich machten fast das gleiche, ohne daß wir es wußten, zusammen mit vielen anderen Dingen, die man eigentlich nicht tun sollte. Dies nur, um dir zu sagen, daß die Gefahr vor allem in dem liegt, was man denkt. Bei gewissen Bewegungen ließen wir beide die Luft aus dem Scheitel austreten – es scheint, daß man das nur tut, wenn man sterben will. (Mutter lacht) Uns hat es allerdings nicht umgebracht.

Nein, die Gefahr liegt VOR ALLEM in einer Gedankenformation.

Man kann damit eine ausgezeichnete Kontrolle über das Herz erlangen. Aber ich übte nie mit Gewalt, das heißt ich forcierte nicht. Ich glaube, ein Anhalten von 16 ist zu viel. Ich pflegte es so zu tun: langsam einatmen, wobei ich innerlich bis 4 zählte, dann 4 anhalten, so (ich tue es immer noch), unter Anheben des Zwerchfells und Senken des Kopfes 8 (Mutter neigt ihren Hals), das heißt man verschließt alles und komprimiert die Luft (das heilt jeden Schluckauf fast augenblicklich, sehr praktisch!). Und dann, während des Anhaltens, ließ ich die Luft mit der Kraft zirkulieren (die Luft enthält eine Kraft), ebenso mit dem Frieden, und wo immer ich eine körperliche Störung feststellte (einen Schmerz oder etwas, das nicht in Ordnung war), richtete ich sie konzentriert darauf. Das ist sehr wirksam. Ich machte es so: einatmen, anhalten, ausatmen und Leere – man ist völlig leer. Das ist sehr nützlich, zum Beispiel für Leute, die tauchen.

Es fiel mir allerdings schwer, langsam einzuatmen. Das ist recht schwierig. Ich hatte mit 4 begonnen und war bei 12 angelangt. Ich übte 12-12-12-12. Es brauchte Monate, bis ich soweit war, das geht nicht rasch. Es ist schwierig, sehr langsam zu atmen und all die Luft zu halten.

Jetzt, wo ich außer Übung bin, schaffe ich es kaum noch über 6. (Mutter zeigt es). Ich zähle so: 1-2-3-4... nicht schneller.

Und langsam ausatmen – das ist sehr schwierig –, wobei man darauf bedacht ist, die Lungenspitzen zu leeren; das ist nämlich ein Teil, der sich nicht leicht entleert und wo verbrauchte Luft zurückbleibt. Offenbar ist das eine der häufigsten Ursachen für Husten und Erkältungen: verbrauchte Luft. Das lernte ich, als ich eine Bronchitis hatte. Ich lernte, die Luft vollständig auszustoßen. Auch sang ich, und so wußte ich, wie das funktionierte: Man hält die Luft an, dann läßt man sie langsam raus, um ohne Unterbrechung singen zu können.

Ich empfehle dir, es zu tun.

Wie lange machst du es?

Acht oder zehn Minuten, dreimal täglich vor meinem Japa.

Ja, das ist sehr gut.

Ich weiß nicht warum, aber ich ließ mich von dieser traditionellen Formation beeinflussen, die sagt, daß es gefährlich sei.

Aber das hat jemand von außen auf dich geworfen, mein Kind.

Es hat mich beunruhigt.

Nein, es ist überhaupt nicht gefährlich, solange man nicht übertreibt. Wenn man es einfach... Ich glaube, manche Leute üben Pranayama mit der Vorstellung, "Kräfte" zu erlangen. Vor allem die Vorstellung, Kräfte zu erlangen, verdirbt alles. Aber wenn man es einfach tut, um Fortschritte zu machen, ist keine Gefahr dabei.

Auf jeden Fall taten Sri Aurobindo und ich viele Dinge, die als gefährlich gelten, und es schadete uns in keiner Weise. Man muß nicht unbedingt gefährliche Dinge tun (!), aber uns passierte jedenfalls nichts. Folglich hängt es davon ab, wie man es tut.

Ich glaube, du kannst dir diese Formation gefahrlos aus dem Kopf schlagen.

Aber vielleicht ist es besser, weniger lang einzuatmen und den Atem länger anzuhalten, anstatt mit den gleichen Zeiten zu üben – ja, den Atem anzuhalten ist sehr interessant! Nehmen wir an, du hast Kopfweh oder Halsweh oder Schmerzen im Arm, irgend etwas, dann nimmst du die Luft, wenn sie drinnen ist (Mutter demonstriert dies) und richtest sie auf den kranken Teil – sehr, sehr praktisch und angenehm und unterhaltsam. Man sieht nämlich die Kraft, wie sie an die betreffende Stelle geht, dort eindringt, verweilt, alles mögliche.

Das ist wirklich interessant, denn heute morgen... Bist du zum Balkon-Darshan gekommen?

Die letzten Tage bin ich gekommen, aber heute morgen nicht.

Ja, es schien mir, daß ich dich nicht sah. Aber als ich auf den Balkon hinaustrat, veranlaßte mich auf einmal etwas, Pranayama zu üben. Ich begann damit, es war lustig, und ich unterhielt mich bestens. Es war, als ob der Herr mit der Luft in mich einträte, und als dies anhielt (es spielte sich gleichzeitig auch auf der körperlichen Ebene ab), begann all die Luft sich nach außen zu verbreiten und in jedem einzelnen ihre Wirkung zu tun – mit einer so angenehmen Empfindung, einer so ruhigen Macht, ihrer selbst so sicher! Ein so angenehmer Friede!

Die Balkon-Darshans sind interessant.

Also tu das... je nach Lust und Laune.

Um welche Zeit?

Zur Zeit meines Japas am Morgen, Mittag und Abend...

*
*   *

(Dann läßt sich Mutter von Satprem das Entretien vom 28. März 1956 vorlesen, in dem ein Kind fragt: "Wie können wir unser Verständnis steigern?" Mutter hatte geantwortet: "Durch eine Steigerung des Bewußtseins, indem man über das Mental hinausgeht, sein Bewußtsein erweitert, es vertieft, und Regionen berührt, die jenseits des Mentals liegen.")

Heute würde ich noch folgendes hinzufügen: durch die Erfahrung. Indem man Wissen in Erfahrung verwandelt. Die Erfahrung führt einen automatisch zur nächsten Erfahrung.

Ich verstehe nämlich unter "Erfahrung" etwas ganz anderes, als man gewöhnlich darunter versteht. Es ist etwas, das fast... nicht neu im eigentlichen Sinn ist, sondern eine neue Realität annimmt. Es bedeutet nicht, "das zu erfahren, was man schon weiß", das versteht sich von selbst, das ist banal – sondern... Ein anderes Wort wäre nötig. Anstatt zu wissen oder zu kennen (sogar ein Wissen, das dem mentalen Wissen oder selbst einem sehr umfassenden Wissen weit überlegen ist), gilt es, die Macht zu werden, die bewirkt, daß DAS IST.

Im Grunde genommen bedeutet es, das Tapas [die Energie] der Dinge zu werden – das Tapas des Universums.

Es heißt immer, daß das Satchitananda am Anfang der Manifestation stand, und zwar in dieser Reihenfolge: zuerst das Sat, die reine Existenz; dann das Chit, die bewußte Erfahrung dieser Existenz; und schließlich das Ananda, die Freude an der Existenz, die ihr Fortbestehen bewirkt. Aber zwischen dem Chit und dem Ananda kommt das Tapas, das heißt das sich verwirklichende Chit. Und wenn man dieses Tapas wird, das Tapas der Dinge, dann hat man das Wissen, das einem die Macht verleiht, zu verändern. 9 Das Tapas der Dinge herrscht über ihre Existenz innerhalb der Manifestation.

Weißt du, ich drücke das zum ersten Mal so aus, aber seit geraumer Zeit habe ich es zu leben begonnen. Wenn man DORT ist, hat man dieses Gefühl (wie soll ich sagen?) einer solch phantastischen Macht, der universellen Macht selbst! Dann hat man das Gefühl der totalen Meisterschaft über das Universum.

Aber das kannst du nicht so wiedergeben.

Und ob!

Also, gut.

 

1 Am 21. Februar 1962 wurde Mutter 84.

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2 Wenn Sri Aurobindo jemanden heilte, sah man oft, wie Mutter sagte, eine feinstoffliche Hand mit einem blauen Kraftstrom erscheinen, welche die Schwingung der Krankheit oder der Störung sozusagen zwischen ihren Fingerspitzen ergriff.

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3 Am Nachmittag des 21. Februar wohnte Mutter einer Aufführung von Kindern bei.

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4 Seit dem okkulten Angriff im Dezember 1958.

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5 Ein Schlaganfall.

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6 Am 18. Februar verteilte Mutter Saris.

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7 Pranayama: Atemübungen.

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8 Uddiyana-bandha und Jalandhara-bandha

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9 Tapas: wörtlich Wärme. Die konzentrierte Energie, die alle Dinge ausmacht – eine Energie, die nicht durch irgendeinen Mechanismus sondern durch die konzentrierte Macht des Bewußtseins (Chit) erzeugt wird. Nach der indischen Tradition wurde die Welt durch das Tapas in Form eines Eies geschaffen – das Ur-Ei –, das aufbrach und die Welt durch die Brutwärme der Bewußtseins-Kraft aus sich gebar. "Das Tapas der Dinge zu werden", heißt, in der eigenen materiell-körperlichen Substanz diese selbe Grundlage der ungeheuren supramentalen Energie zu ent-decken (was die Physiker, nach Einstein, als Atomenergie bezeichnen: E = mc2), die die Steine, die Vögel und die Universen belebt – dann kann Gleiches auf Gleiches wirken. Diesen Punkt erreichte Mutter.

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