Mutters
Agenda
dritten Band
(Zu Beginn des Gesprächs läßt Mutter Pavitra rufen, um einige Briefe und bestimmte Streitigkeiten im Zusammenhang mit einem Lehrer der Ashram-Schule zu besprechen:)
Ihr wißt ja... Wenn die Kinder miteinander Gericht oder Schule oder Armee spielen – ihr wißt, wie ernst sie das nehmen.
(Pavitra:) Ja, Mutter.
Ja: Wenn man einen Fehler macht, wird man bestraft... Ihr kommt mir vor wie diese Kinder! Das ist lachhaft, da kann ich euch einfach nicht ernst nehmen. Ihr seid so ernst, daß ich euch nicht ernst nehmen kann. Wie peinlich!
Ich nahm eure Papiere sehr ernst, wollte all das hinter mich bringen. Ich wollte das erledigen und sah es mir an. Beim Lesen eurer Briefe und Berichte sah ich sofort einen Hof mit Kindern (Mutter nimmt einen feierlichen Ton an): "Jetzt spielen wir Gericht... Jetzt werden wir Schule spielen ..." Das also sah ich. "So ist es und NICHT anders. Wer einen Fehler macht, wird bestraft! Paßt gut auf!"
(Pavitra:) Mutter, ich hatte überhaupt nicht vor, einen Entschluß zu fassen. Wenn S aber einen Brief schickt, dann noch einen, und dann von Mutter eine Antwort erwartet, muß ich mich notgedrungen an dich wenden.
Mutter WILL aber keine Entscheidung treffen, weil... weil das nicht von meiner Entscheidung abhängt. Ich kann euch sagen, was es ist (ihr habt mich nicht danach gefragt, das spielt keine Rolle, ich sage es euch trotzdem): S hat andere Interessen; ihn interessieren andere Dinge – das ist seine Sache, ich weiß es, wir wissen es. Er betrachtet seinen Unterricht als eine Pflicht, um etwas "für den Ashram" zu tun – er tut es so, wie er es mit seinem Wissen vermag (er weiß genug), mit aller Ernsthaftigkeit, aber starr, das heißt, "wenn man arbeitet, dann arbeitet man und vergnügt sich nicht". Darüberhinaus zeigt er keine Sympathie, kein Interesse für die Schüler, für ihre Aufnahmefähigkeit, für ihren Fortschritt. So ist es. Seine Klasse wird mit dem Stock geführt – das ärgert die Schüler.
(Pavitra:) Ja, Mutter, das ist wahr.
Es geht nicht darum, was er lehrt, sondern wie er lehrt. Wie wollt ihr das ändern?
(Pavitra:) Ich werde die Dinge so lassen, wie sie sind, und nur sagen, daß du wünschst, wie bisher fortzufahren.
Nein, ich finde, was er vorschlägt, ist vernünftig, wenn man nämlich sagt: it's optional [es ist wahlfrei], kommt niemand.
(Mutter erklärt verschiedene Einzelheiten)
Wenn ihr ihm das sagt, müßte es eigentlich gehen. Nur zu, und bewahrt euren Glauben! (Mit einem belustigten Lächeln:) Gott segne euch!
(Pavitra geht:) Ja, Mutter.
(Zu Satprem:) Ich kann sie einfach nicht ernst nehmen, das ist schade!
(Mutter verteilt Blumen) Diese ist herrlich!... Deinen Tauben geht es gut? (in Satprems Garten leben weiße Tauben) Jetzt interessiere ich mich auch für deine Tauben.
Sie sind sehr lieb.
Mein Kind, X kommt erst nach dem 14. April. Er hat sein Programm geändert. Er ist krank, und es scheint ernst zu sein.
Ja, schon lange.
Natürlich wird es schlimmer – diese stundenlangen Pujas sind einfach zu viel. Sie sollten wenigstens durch eine Stunde Laufen ausgeglichen werden.
Aber jetzt an die Arbeit!...