Mutters
Agenda
dritten Band
(Zu Beginn dieser Unterhaltung, die leider nicht aufgezeichnet wurde, war von gewissen menschlichen Häßlichkeiten die Rede. Insbesondere ging es um den Bruch mit X, der während der letzten Jahre mein Yoga-Lehrer war. Der Grund dafür wird vielleicht eines Tages offengelegt, aber schon jetzt unterstreiche ich, daß der Fehler nicht so sehr bei X lag, den ich respektierte, sondern bei der Intrigantengruppe im Ashram, die sich in der Hoffnung auf ich weiß nicht welche "Macht" an ihn hängte. Es ist vielleicht angebracht, daß die menschlichen "Häßlichkeiten", von denen hier die Rede ist, aus unseren Aufzeichnungen verschwunden sind, auch wenn sie sehr bald nach Mutters Abschied wieder ans Tageslicht traten, denn sie betrafen nur die Schüler. Mutters Betrachtungen und die Einzelheiten sind somit verloren, außer diesem letzten Fragment:)
Was für eine Welt!
Ach, du kannst dir nicht vorstellen, welche Entdeckungen ich machte, seitdem ich mich zurückgezogen habe und im Prinzip äußerlich nicht mehr existiere...
Ich bin schon über achtzig, habe bereits alle oder beinahe alle Länder der Welt besucht und alle möglichen Leute gesehen – trotzdem entdeckte hier ich noch so manches und tue es weiterhin.
Es gibt einen bemerkenswerten Satz in Die Synthese des Yoga (im "Yoga der Selbst-Vollendung"), wo er vier Dinge sagt – erinnerst du dich? –, die vier Dinge, die der Schüler benötigt (ich habe die Stelle gerade übersetzt). Ich kannte sie natürlich, aber in den letzten Tagen kam das wie gerufen, vor allem nach dieser letzten Erfahrung, die für das physische Wesen ein Erdbeben ist. Der vierte Punkt ist wunderbar. Wir kennen die ersten drei: Ausgeglichenheit, Friede und etwas Schwieriges, nämlich a spiritual ease in all circumstances [in allen Situationen eine spirituelle Gelassenheit]. Im Französischen gibt es nur das Wort "confort" für ease, er fügte "spirituell" hinzu, damit man nicht an ein physisches Wohlbehagen denkt – es geht um ein Wohlbehagen der Gefühle, der Empfindungen, in allem. Wenn man große Schmerzen hat, ist das natürlich schwierig. Wenn man nicht schlafen kann, weil es physisch schmerzt, wenn man keinen Appetit hat, weil man physische Schmerzen hat, wenn man durch einen ständigen physischen Schmerz erschöpft ist – "einen": eine Vielzahl physischer Schmerzen –, dann ist "ease" im Körper schwierig. Mir erschien nur dies schwierig; jedenfalls bin ich dabei, das zu untersuchen – ich glaube, es wurde mir geschickt, um es zu studieren.
Aber der letzte Punkt ist ein Wunder, er sagt: The joy and laughter of the soul [die Freude und das Lachen der Seele], das ist so wahr! So wahr! Immer, ständig, in allen Widrigkeiten, was auch immer geschieht, selbst wenn der Körper unglaubliche Schmerzen hat, lacht im Innern freudig die Seele. Das ist immer, immer so.
Wenn ich mich entspanne (weil man mir geraten hat – "man" ist der Höchste, Er hat mir empfohlen: relax, relax, relax! Er will nicht, daß die Handlung durch den Druck eines individuellen Willens geschieht, also relax – gut, relax), wenn man aber "relax" und plötzlich ein schrecklicher Schmerz auftritt, stutzt man: "huch!" – und gleichzeitig lache ich! Die Leute müssen denken... Ich schreie, und ich lache! (Mutter lacht)