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Mutters

Agenda

dritten Band

18. Mai 1962

Neulich sagtest du: "Das, was ich als "Mich" ganz oben bezeichne, mein Bewußtsein, liegt vollkommen außerhalb des Körpers." Dann sagtest du am 3. April auch noch etwas, das für mich wie ein Schock war: "I am no more in this body" [Ich bin nicht mehr in diesem Körper]. Warum?... Hast du denn den Körper verlassen?

(sehr langes Schweigen)

Wie soll ich das erklären?...

(langes Schweigen)

Ich kann es nicht erklären...

Als Scherz könnte ich beinahe sagen: Schon seit Jahren hatte ich das Gefühl, mein Bewußtsein sei außerhalb dieses Körpers – ich sagte immer, es sei dort (Geste über dem Kopf). Ich fühlte, daß mein Bewußtsein nicht in meinem Körper war. Seit der ersten Erfahrung [am 3. April], als der Arzt sagte, das Herz sei physisch in Mitleidenschaft gezogen worden und ich müsse achtsam sein, sonst würde es nicht mehr schlagen, da fühlte ich ..., daß mein Körper außerhalb von mir war! Das hört sich wie ein Scherz an, aber es ist so.

Um mich verständlich zu machen, sagte ich deshalb: "Ich bin nicht mehr in meinem Körper." Das ist es aber nicht. Schon seit langem bin ich nicht mehr in meinem Körper, ist mein Bewußtsein außerhalb meines Körpers. Es bestand aber eine Beziehung, durch die es "mein Körper" war (wenn ich jetzt unbedacht redete, könnte ich sagen: "das, was mein Körper war", dabei weiß ich sehr wohl, daß er lebt!). Aber seit dem 3. April, als alle erklärten, ich sei schwer krank, und man mir untersagte, mich auf den Beinen zu halten, hatte ich den Eindruck, daß das, was man "meinen Körper" nennt, außerhalb von mir ist.

Ich hatte eine Beziehung aufrechterhalten, sogar eine gute Beziehung. Das hielt einige Tage an (ich weiß nicht mehr, wie viele Tage, denn lange hatte ich kein Zeitgefühl mehr), aber nach einigen Tagen (vielleicht nach zehn oder zwanzig Tagen, ich weiß es nicht) handelte der Wille, der Körper war wieder unter der Kontrolle des Willens – allerdings nicht sofort: Während einiger Tage war der Wille über den Körper aufgehoben (ich lebte und war völlig bewußt, aber nicht in meinem Körper), dieser Körper wurde nur noch von denen bewegt, die sich um mich kümmerten. Er war nicht abgetrennt, aber ich konnte nicht einmal mehr sagen: "Das ist ein Körper" – es war nichts mehr! Etwas... Aufgrund all meiner Vorbereitungen durch die Universalisierung des Körperbewußtseins hatte ich nicht einmal den Eindruck einer fremdartigen Erfahrung (dies ist sicherlich das Resultat). Der Körper war "etwas", eine Ansammlung von Substanz, die durch den Willen der drei Personen geführt wurde, die sich materiell um ihn kümmerten. Nicht, daß ich dessen nicht bewußt war, aber... Ich beschäftigte mich auch nicht sehr mit ihm, aber soweit ich ihn beachtete, das heißt insoweit die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war, betrachtete ich ihn als ein körperliches Gebilde, das durch den Willen dieser Personen bewegt wurde. Der Höchste Wille war damit einverstanden – der Körper war ihnen wie anvertraut (ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll...) ja, er war ihnen anvertraut, und ich beobachtete das – ich weiß nicht, wie viele Tage ich das ohne große Anteilnahme betrachtete.

Die einzige sehr konkrete Verbindung war der Schmerz. So hielt er den Kontakt aufrecht.

Ich glaubte, als du sagtest: "I am no more in this body", aufgrund der Notwendigkeit der Arbeit habe sich etwas von dir zurückgezogen.

Nein, nein! Nichts zog sich zurück, denn es hatte sich bereits seit langem zurückgezogen. Das Bewußtsein war überhaupt nicht mehr im Körper zentriert. Wenn ich zum Beispiel "ich" sagte, kam mir NIE in den Sinn, daß es dies sei (Mutter zeigt auf ihren Körper). Ich, das "ich", das sprach, war immer ein vom Körper VOLLKOMMEN unabhängiger Wille, vollkommen unabhängig.

Aber dort [seit dem 3. April] war es ein eigenartiges Phänomen... Vorher sagte ich immer: "Ich bin außerhalb meines Körpers." Während es hier so war, als sei der Körper übergeben oder anvertraut worden – eher anvertraut.

Nach und nach kam er zurück, insofern er aktiv... Nein, nicht einmal das kann ich sagen, das ist nicht wahr – zurück kam nur die immer genauer werdende Erinnerung, wie ich das Leben dieses Körpers organisiert hatte: die ganze Formation der Organisation, die ich gemacht hatte, selbst in den kleinsten Details, bezüglich der Dinge, die ich gebrauchte, wie ich sie benutzte, wie ich diese Objekte um den Körper organisierte, all das. Diese Erinnerung (ist es eine "Erinnerung"?), dieses Bewußtsein kehrte zurück, sozusagen als würde ich den Kontakt dieser beiden wiederherstellen. Anstatt alle Verantwortung den Anderen zu überlassen, kehrt die Formation zurück, die ich vorher gemacht hatte – mit Änderungen, Verbesserungen, Vereinfachungen (es geschah nicht mit dieser Absicht, auch kein Wille in diesem Sinne, aber die Dinge kommen verändert ins Bewußtsein zurück). Es ist also eine Art bewußte Formation, die sich wieder um diesen Körper kristallisiert.

Ich habe den Eindruck (es ist wirklich ein Gefühl) von etwas, das überhaupt nicht ich bin, sondern das mir anvertraut ist. Es ist mehr und mehr der Eindruck von etwas, das mir anvertraut wurde, das mir in der universellen Organisation für einen ganz bestimmten Zweck anvertraut wurde. Das ist jetzt wirklich mein Gefühl (das Denken ist sehr still, deswegen ist es schwierig, es auszudrücken: ich "denke" all das nicht, sondern es sind gewisse Erkenntnisse), aber keine Empfindung, wie man sie gewöhnlich hat, denn die EINZIGE (das betone ich), die EINZIGE Empfindung, die in der alten Weise verbleibt, ist der physische Schmerz. Das... ich habe wirklich den Eindruck, das sind die SYMBOLISCHEN STELLEN dessen, was vom alten Bewußtsein verbleibt: der Schmerz.

Nur den Schmerz empfinde ich so, wie ich ihn vorher empfand. Zum Beispiel sind die Nahrung, der Geschmack, der Geruch, das Sehen, das Hören, all das, vollkommen verändert. All dies gehört einem anderen Rhythmus an. Es kam allmählich, wie eine Kristallisierung von etwas, das dahinter ist, nicht von hier: Geschmack, Geruchssinn, Sehen und Hören, Berühren (das Berühren ist jetzt auch anders)... Einzig dieser Punkt, DER SCHMERZ...

Der Schmerz ist die alte Welt.

Es ist sehr eigenartig, der Schmerz ist wie ein etwas zu konkretes symbolisches Zeichen des Lebens in der Unwissenheit.

Selbst da geschah es mehrere Male (aber wie ein Blitz, der Blitz einer neuen Erfahrung), daß der Schmerz in etwas anderes überging (das geschah drei–, viermal). Plötzlich wurde dieser Schmerz... zu etwas völlig anderem (kein angenehmes Gefühl, überhaupt nicht): ein anderer Bewußtseinszustand.

Wenn das bliebe, wäre ich wirklich frei von der Welt, so wie sie ist.

Dennoch hört man mich, wenn ich spreche. Und ich kann sehen, wenn auch auf eine eigenartige Art. In manchen Augenblicken sehe ich mit größerer Genauigkeit, als ich je kannte (vor ein paar Tagen beschrieb ich dir, wie alles gleichsam ständig hinter einem Schleier ist). So höre ich auch. Manche Töne... Ich bemerkte aber auch einen kaum wahrnehmbaren Ton, der hundert Meter entfernt erklang, und hatte den Eindruck, daß es ganz nah war. All das ist verändert. Das heißt, die Funktionen der Organe... Haben sich die Organe oder ihre Funktion verändert? Ich weiß es nicht. Jedenfalls gehorcht alles einem völlig anderen Gesetz.

Ich habe ganz und gar den Eindruck, daß diese sogenannte Krankheit die ILLUSORISCHE äußere Form des unerläßlichen Prozesses der Transformation ist. Daß es ohne diese angebliche Krankheit keine Transformation geben kann, daß es... keine Krankheit ist. Ich WEISS es, und wenn die Leute "Krankheit" sagen, lacht etwas. Etwas sagt: "Diese Dummköpfe!"

Das ist keine Krankheit.

Ein Loslösen?

Vielleicht.

Vielleicht.

Es war ein wenig heftig! (Mutter lacht)... Übrigens doch nicht so heftig, denn da ist noch etwas, das ich bis jetzt niemandem gesagt habe. Als man den Arzt rief... Ich wurde nämlich ständig ohnmächtig: Kaum tat ich einen Schritt, plumps! Daraufhin rief man den Arzt. Er untersuchte mich (angeblich war alles schlecht dran, alle Organe, alles war gestört). Als er erklärte, daß ich krank sei und im Bett bleiben müsse, mich nicht bewegen dürfe (während einer Zeit durfte ich nicht einmal sprechen!), gab es etwas (nicht genau das, was man als mein Bewußtsein bezeichnen könnte: es war weitaus ewiger als mein Bewußtsein – mein Bewußtsein ist das Bewußtsein einer der Formen der Offenbarung –, dies war viel mehr, es ging darüber hinaus), das JA sagte. Wenn "Das" nicht zugestimmt hätte, hätte ich beinahe wie gewohnt weiterleben können. "Das" verfügte, "Das" beschloß – ich habe es noch niemandem erzählt.

Sonst hätte ich nicht zugestimmt. Wenn "Das" nicht einverstanden gewesen wäre, hätte ich meinem Körper gesagt: "Geh, mach weiter, lauf!", und er hätte weitergemacht. Er hörte auf, weil "Das" zustimmte. "Das" sagte: "Ja, so ist es!" Da verstand ich, daß diese angebliche Krankheit für die Arbeit erforderlich war. Deshalb ließ ich sie ihren Lauf nehmen. Dann geschah das, was ich dir erzählte: Dieser Körper wurde drei Personen überantwortet, die sich übrigens wunderbar um ihn kümmerten (ich war wirklich voller Bewunderung), mit einer Opferbereitschaft, einer Pflege, einfach wunderbar! Ich sagte dem Herrn ständig: "Wirklich, Herr, Du hast die materiellen Bedingungen und alles bestens angeordnet, damit die erforderlichen Dinge vereint sind, und Du hast mich mit Leuten umgeben, die man gar nicht genug loben kann." Ungefähr vierzehn Tage lang hatten sie eine sehr schwere Zeit. Der Körper war eine Jammergestalt! (Mutter lacht) Sie mußten an alles denken, alles entscheiden, für alles Sorge tragen. Und sie behüteten ihn wirklich sehr gut.

Es ist eine wunderbare Geschichte (aus der Sicht, wie ich sie sehe). Ich beobachtete dies sehr sorgfältig: Es ist keine gewöhnliche Geschichte, die mit einem außergewöhnlichen Wissen betrachtet wird, sondern ein wahres Wissen und Bewußtsein wohnen einer außergewöhnlichen Geschichte bei. Die Leute wissen vielleicht nicht, daß sie außergewöhnlich ist, aber nur weil ihr Bewußtsein nicht wach genug ist. Doch auch sie waren und sind außergewöhnlich.

Die ganze Geschichte ist ein Märchen.

Das einzige, was materiell konkret in dieser Welt verbleibt – in dieser Welt der Illusion –, ist der Schmerz. Das scheint mir die eigentliche Essenz der Lüge zu sein.

Das, was ihn fühlt, fühlt ihn allerdings sehr konkret!... Ich sehe sehr wohl, daß es falsch ist, doch das hindert den Körper nicht daran, ihn zu fühlen – es gibt einen Grund. Es gibt einen Grund: dort ist das Schlachtfeld.

Mir wurde sogar untersagt, mein Wissen, meine Kraft und meine Macht einzusetzen, um damit den Schmerz aufzulösen, wie ich es vorher tat (ich konnte das sehr gut). Nein, das wurde mir völlig untersagt. Ich sehe aber, daß etwas anderes in Sicht ist. Etwas anderes ist in Vorbereitung... Das ist noch... Man kann nicht von Wunder reden, weil es kein Wunder ist, es ist aber das Wunderbare, das Unbekannte... Wann wird es kommen? Wie wird es kommen? Ich weiß es nicht.

Es ist jedenfalls interessant.

(Schweigen)

Es ist wirklich etwas sehr Radikales geschehen, denn... Ich versuchte es einmal, nur um mir klarzumachen, ob ich es noch könnte. Mir wurde aufgetragen, es nicht zu versuchen, was klug war, denn es gelang mir nicht: Ich kann nicht zur alten Verbindung zurückkehren, das ist unmöglich.

Nur die gewohnte Organisation der Gegenstände, der Gesamtheit der materiellen Substanz, die die Umgebung dieses Körpers ausmachte, kommt zurück – mit kleinen Änderungen (all das, ohne durch den Kopf zu gehen, der Kopf hat nichts damit zu tun). Eine gewisse Formation konkretisiert sich wieder für die äußere Organisation des Lebens.

Die alte Beziehung existiert überhaupt nicht mehr.

(Schweigen)

Man könnte wirklich sagen, daß der Körper für eine gewisse Zeit vollkommen aus meinem Bewußtsein getreten war. Nicht ich bin aus meinem Körper getreten, sondern der Körper trat aus meinem Bewußtsein.

Ich hoffe, du kommst damit klar, denn ich erkläre diese Sache zum ersten Mal. In der Tat ist es das erste Mal, daß ich sie betrachte. Das ist interessant. Ein interessantes Phänomen.

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