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Mutters

Agenda

dritten Band

18. Juli 1962

(Über die Schwingung der höchsten Liebe in Mutters Erfahrung am 13. April:)

Eine gründliche Vorbereitung der Materie ist nötig, damit sie stark genug ist, diese Schwingungen ertragen zu können, und... es ist, als würde einem eine kleine Dosis davon gegeben, um zu sehen, wie weit man es aushalten kann. Aber sofort erleuchtet in allen Zellen, im Herzen und den Organen eine solch intensive Freude, als würde alles bersten.

Als ob es einem sagen wollte: "Siehst du, so ist es."

Ich kann es jederzeit kommen lassen – ich brauch mich nur in einen gewissen Zustand zu versetzen, damit es kommt. Aber ich stelle fest, daß jemand ("jemand" ist eine Redensart) dies einteilt – den Kontakt für eine gewisse Zeit oder in einer gewissen Menge, einer gewissen Dosis gestattet – und daß es ein Auftrag von ganz oben ist. Folglich ist nichts zu machen. Die geringste Ungeduld würde alles verderben – wahrscheinlich würde die Macht, den Kontakt herzustellen, verloren gehen. Ich tat es niemals und beabsichtige es auch nicht.

(Schweigen)

Es ist wie ein Bild... Siehst du, der Körper ist auf der Chaiselongue ausgestreckt, etwa so, wie wenn man Versuche an Tieren ausführt. Der Körper ist das "Versuchsobjekt". Dann ist da mein Bewußtsein, jener Teil des Bewußtseins, der auf die irdische Erfahrung und die gegenwärtige Transformation ausgerichtet ist (wenn ich von "ich" spreche, ist das gemeint). Und dann der Herr... Ich sage "der Herr", ich benutze dieses Wort, denn es ist die beste Art, es auszudrücken, für mich ist es das Passendste. Aber NIEMALS denke ich an ein Wesen. Für mich ist es ein gleichzeitiger Kontakt mit der Ewigkeit, der Unendlichkeit, der Ganzheit von allem – von allem, was ist, allem, was war, allem, was sein wird – eben allem. All diese Worte verderben es, aber es ist automatisch "das", mit einem Bewußtsein, einer Süße und... FÜRSORGE. Mit allen Qualitäten, die eine vollkommene Persönlichkeit ausmachen (ich weiß nicht, ob du mich verstehst, aber es ist so). Und "Das" (ich benutze all diese Worte, um es auszudrücken, und doch muß ich dreiviertel auslassen) ist eine spontane, fortlaufende und unmittelbare Erfahrung. Dieses "Ich", von dem ich spreche, verlangt für den Körper die Erfahrung oder einen kleinen Anfang oder Schatten der Erfahrung dieser Liebe. Jedesmal kommt sie SOFORT, wenn man darum bittet. Aber ich sehe die drei zusammen 1 – die drei sind im Bewußtsein und in der Wahrnehmung beisammen –, und ich sehe, wie diese Liebe genau im Verhältnis, das der Körper aushalten kann, dosiert und aufrechterhalten wird.

Der Körper weiß es, und das stimmt ihn ein bißchen traurig. Aber augenblicklich kommt da etwas, das ausgleicht, beruhigt und ihn unermeßlich werden läßt. Sofort hat er dann das Gefühl der Unermeßlichkeit, und er findet seine Ruhe wieder.

Ich beschreibe die Erfahrung, denn es ist genau das, was gestern geschah. (Es ereignet sich täglich, aber gestern war es sehr klar.) Es ist noch gegenwärtig (ich habe es noch vor Augen, es ist noch da). Im Grunde ist es immer da; es ist nur augenfälliger, wenn der Körper bewegungslos beim Yoga ausgestreckt ist. Beim Gehen ist es nicht dasselbe, denn er ist tätig. Beim Gehen handelt er für alles, was mit ihm in Beziehung steht, so wird es zu etwas Umfassendem und Mächtigem. Wenn er liegt und den Herrn bittet, Besitz von ihm zu ergreifen, tut er das mit seiner ganzen Aspiration: er bittet darum. In dieser Intensität der Aspiration bleibt gerade noch eine kleine Möglichkeit einer Gefühlsbewegung. Aber die versinkt sofort in einer... unbewegten Unermeßlichkeit der Materie, die das göttliche Herabkommen spürt, wie das Ferment, das den Teig aufgehen läßt – genau das ist es: In dieser irdischen Unermeßlichkeit der Materie läßt die göttliche Herabkunft den Teig aufgehen... Das sind Schwingungen von einer Intensität, die alles Gewohnte übersteigen – das Vital erscheint flach und farblos daneben. Aber was für eine Weisheit! Sie weiß sich der Zeit zu bedienen – das heißt, sie drückt sich in Zeit aus, um... das Risiko des Schadens zu vermindern.

Man sieht wohl: Wäre diese Flamme der Aspiration, die Flamme von Agni in ihrer vollen Transformations- und Fortschrittsmacht sich selbst überlassen, würde sie wenig Rücksicht auf das Ergebnis des Vorgangs nehmen – für sie ist das Ergebnis, daß das Feuer brennt. Es könnte zu Funktionsstörungen der Organe kommen. Sie müssen sich alle einer Umwandlung unterziehen, aber wenn die Transformation zu schnell und zu plötzlich stattfände, dann würde alles fehlgehen. Der Apparat würde einfach explodieren. Dies ist nicht die Weisheit des universellen Bewußtseins (ich glaube, es ist nicht sehr weise) sondern etwas unendlich Höheres: die Höchste Weisheit. Das ist etwas so Wunderbares! Dinge, die die universellen Kräfte wegen ihres universellen Spiels vernachlässigen würden, sieht Er voraus – ein Wunder!

(Schweigen)

Man darf nicht in Eile sein.

Es ist schwer vorstellbar, wie ein physischer Körper sich zum Beispiel ausdehnen oder erweitern kann; all dies kommt mir unvorstellbar vor.

Es ist unvorstellbar, weil der Körper es noch nicht tun kann.

Nein, du kannst es nicht sehen. Wenn die Erscheinung meines Körpers seinem Bewußtsein gliche (er ist ja bewußt), wenn das, was die Augen sehen, mit dem übereinstimmte, was er fühlt, wäre es vermutlich grotesk, abscheulich... oder erschreckend.

Was die Augen sehen, ist so trügerisch, so trügerisch!

Aber er fühlt sich INNERHALB der Dinge, IN den Personen oder IN der Handlung – er selbst fühlt sich wirklich darin. Er hat keine Grenzen mehr, nichts mehr davon (Mutter berührt die Haut ihrer Hände, als wäre die Trennung verschwunden). Wenn mich zum Beispiel jemand versehentlich mit einem Gegenstand oder einem Körperteil anstößt (das kommt vor), ist es NIEMALS etwas, das von außen kommt, sondern es geschieht stets INNEN – das Bewußtsein des Körpers ist eben viel größer als mein Körper. Gestern verschob jemand den Tisch, und das Tischbein stieß gegen meinen Fuß. Da kam die gewöhnliche äußere Reaktion (denn das geschieht automatisch auf eigenartige Weise), das heißt der Körper zuckt zusammen. Aber das Bewußtsein des Körpers – ich spreche hier vom Bewußtsein des Körpers – sah INNERHALB SEINER SELBST, daß innen ein ungewolltes und unerwartetes Zusammentreffen zweier Dinge stattfand und daß eine gewisse Bewegung der Konzentration an dieser Stelle innerhalb seiner selbst einen Schmerz oder Schaden bewirken würde, wenn er aber die andere Bewegung (wie soll ich sagen?) der Vereinigung oder der Aufhebung der Trennung machte... (er kann es tun, er kann es sehr wohl tun), so wäre die Folge des Ereignisses ausgelöscht – das ist auch eingetreten. Ich tat es. Ich saß da und ließ meinen Körper mit der Sache fertig werden (ich selbst beobachtete mit großem Interesse), und ich bemerkte, daß er genau fühlte, daß der Stoß innerhalb und nicht außerhalb geschah. Es war nicht etwas, das von außen kam und stieß, sondern innerhalb seiner selbst stießen zwei Dinge unerwartet oder vielmehr unvorhergesehen und ungewollt aufeinander. Ich verfolgte sehr genau, wie der Körper eine Bewegung vollkommener Identifikation machte (jemand hatte den Tisch im Gesinnungszustand der Trennung bewegt, und dieses Gefühl der Trennung begleitete den Stoß, verstehst du, dazu kam natürlich das Bedauern 2 usw.) Der Körper trat einfach in seinen normalen Zustand ein, in dem es kein Gefühl der Trennung gab, und die Wirkung verschwand au-gen-blick-lich. Das heißt, hätte man mich gefragt: "Wo haben Sie sich gestoßen, an welcher Stelle?", hätte ich es nicht sagen können, ich wußte es nicht. Aufgrund der Äußerungen der anderen wußte ich lediglich, daß das Tischbein gegen meinen Fuß stieß. Aber wo? Ich wüßte es nicht mehr zu sagen – zehn Minuten nach dem Vorfall wußte ich es nicht mehr: es war völlig verschwunden. Es verschwand durch eine WILLENTLICHE Bewegung.

Das Bewußtsein des Körpers verfügt über einen Willen. Immerfort ruft es den Willen des Herrn: "Herr, ergreife Besitz von diesem, ergreife Besitz von jenem, ergreife Besitz ..." Es geht nicht um das Besitzergreifen des Willens, denn das geschah vor langer Zeit, sondern: "Nimm diese Zellen in Besitz, jene Zellen, dieses, jenes ..." Das ist die Aspiration DES KÖRPERS. Der Stoß rührte nicht von diesem Willen her, der im Körper tätig war, sondern von etwas, das nicht "das" war, das durch ein unbewußtes Element eingetreten war. Da löschte der Körper all das einfach aus, er absorbierte und verarbeitete das Element der Unbewußtheit – und so verschwand es vollkommen.

Weißt du, wie er ist? Sofort fragte er sich (ich beobachtete es von oben, ich blieb schön ruhig), er fragte sich: "Aber wenn ..." (das "wenn" ist immer dumm, doch es ist eine alte körperliche Gewohnheit), "wenn es ein scharfer Gegenstand gewesen wäre, hätte sich die Auswirkung dann ebenso leicht beheben lassen?" (Mutter lacht) Da hörte ich die sehr klare Antwort von jemandem: "Dummkopf! Es hätte sich gar nicht erst ereignet!" Das heißt, der notwendige Schutz wäre dagewesen. Der Schutz greift nur ein, wenn es wirklich notwendig ist, nicht nur zum Spaß, um zu zeigen, daß er existiert. So war es (ich übersetze): "Idiot! Wie dumm du bist! Es hätte sich gar nicht erst ereignet."

Das ist eine ganze Welt der Erfahrungen. Das Bewußtsein weilt irgendwo hoch oben, sieht aber sehr genau und beobachtet all das mit Interesse.

Man kann es sich nicht vorstellen – man KANN NICHT... Wenn ich versuche, das Leben nach Art der Leute zu sehen (das wird immer schwieriger, aber was soll's), wie die Leute es gewöhnlich sehen, wird es ein Riesendurcheinander! Ich verstehe nichts mehr, es hat keinen Sinn – nichts hat mehr einen Sinn. Um der praktischen Notwendigkeiten willen wurde ich lediglich vorgewarnt, daß niemand – NIEMAND – verstehen kann, wie sehr der Herr in alle Dinge vermengt, in allen Dingen gegenwärtig ist und in allen Dingen handelt.

In allen Dingen!

(Schweigen)

Wenn Er mir zum Beispiel "sagt" (das geschieht nicht äußerlich, es ist ein äußerst empfindlicher Automatismus, und zwischen dem Auftrag und der Ausführung vergeht keine Zeit, es sind nicht zwei Bewegungen sondern eine einzige), wenn Er sagt: "Sprich!" oder "Sei ruhig!", wie neulich, als ich, wie du bemerktest, mitten in einem Satz innehielt, ist es mit einem Mal... (Mutter macht eine Bewegung, als ob sie unfähig wäre zu sprechen oder sich plötzlich das Schweigen in ihr ausbreitete). In einem anderen Augenblick sprudelt es wie jetzt heraus. Ich "höre" keinen Auftrag, ich "fühle" keinen Auftrag, sondern ich LEBE den Auftrag. Für mich ist es so offensichtlich, daß das der Herr ist, daß es mir albern erscheint, darüber zu sprechen.

Ach, es geschehen so lustige Dinge... Neulich empfing ich T. Ihre alte Mutter ist in Moskau, und sie ist sehr alt, sie liegt im Sterben, und sie bat T, zu ihr zu kommen. Sie wird also dorthin reisen. Das ist ein nicht ungefährliches Abenteuer. Sie schrieb mir daraufhin mit der Bitte, mich vor ihrer Abreise zu sehen (ich empfange niemanden und hatte nicht die Absicht, sie zu empfangen, aber es wurde so entschieden, also ließ ich sie kommen). Man hatte ihr aufgetragen, nicht zu sprechen, aber das ist unmöglich, sie ist eine Schnatterliese. Dann begann sie mit Klagen (sie glaubte wahrscheinlich, das gehöre zum guten Ton) über meine "so schwere Krankheit" und ich weiß nicht, was noch – ich hörte nicht hin. Ich sagte ihr einfach: "Nein, das ist es nicht, es gehört zum Yoga". Mit dem Eifer eines unwissenden kleinen Kindes erwiderte sie: "Yoga! Aber du darfst keinen Yoga betreiben! Du darfst nicht ..." In dem Moment erschien die Gestalt des Herrn (die Gestalt des Herrn nimmt sehr oft Sri Aurobindos Erscheinung an – ein idealisierter Sri Aurobindo, nicht ganz so, wie er physisch war). Er erschien hier (vor Mutters Gesicht), er war blau. Er sprach zu der Kleinen und ließ mich ihre Wange mit dem Finger berühren, etwa so (Mutter tätschelt die Wange von T): "Die kleinen Kinder sprechen von Dingen, die sie nicht verstehen." Das war so sehr Er! Er sprach, und ich sah nur noch Ihn, seine Erscheinung: "Die kleinen Kinder sprechen von Dingen, die sie nicht verstehen."

Ich weiß nicht, wie ich ihr erschien (mich amüsierte das sehr), aber sie muß etwas gespürt haben (sie sagte nichts), sie muß zumindest etwas Seltsames empfunden haben, denn eine Art Schauer ging durch ihr Wesen. Als sie fortging, sagte sie: "Vielleicht werde ich vor meiner Abfahrt nochmal kommen, aber ich werde nicht darum bitten, Mutter zu sehen"! (Mutter lacht)

Aber Das, diese Sache, war ganz blau – blau. Und Es sagte: "Die kleinen Kinder sprechen von Dingen, die sie nicht kennen."

Gut, ich glaube, es ist Zeit!

 

1 Der Körper, das "Ich" und der Herr.

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2 "Das Bedauern dessen, der mich stieß", präzisierte Mutter. "Der Bewußtseinszustand dieser Person drang mit dem Stoß in den Körper ein. Dieses Bedauern, einen Stoß versetzt zu haben, war eine Bewegung des Egos. All das, all diese Vibrationen begleiteten den Stoß, und der Körper mußte das auslöschen, um das Ergebnis auszulöschen."

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