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Mutters

Agenda

dritten Band

4. August 1962

Möchtest du einen Abschnitt von dem hören, was du das letzte Mal gesagt hast?

Du hast nichts von mir, was erzählst du da!

Ich dachte: "Endlich habe ich einmal nichts gesagt!"

Ja, seit einiger Zeit sagst du nicht viel...

(Mit einem ironischen Lächeln) Das ist das Ergebnis eines bewußten Willens!

Es geht voran, aber es wird erst dann interessant, wenn eine ganze Kurve vollendet ist. Auf halbem Weg ist es besser, nicht darüber zu sprechen.

Jetzt lies mir vor!

*
*   *

(Satprem liest Mutter einen Abschnitt aus seinem Manuskript vor, der das Vital und den Mechanismus des Eindringens der Vibrationen betrifft.)

Was du über den Eintritt all der Dinge durch die Zentren sagst, ist völlig richtig.

Gerade in den letzten Tagen studierte ich die verschiedenen Vibrationen im Detail: wie sie sich nähern, wie sie in die verschiedenen Zentren eindringen... Ich weiß nicht, wie ich es erklären kann, da gibt es Unterschiede von Vibrationen, die Unterschieden im Geschmack ähneln. Es ist eine ganze Palette, und all dies sind Vibrationen, nichts als Vibrationen, aber unter ihnen gibt es Unterschiede des Geschmacks, der Farbe, der Intensität, vielleicht auch Unterschiede der Kraft – natürlich im wesentlichen Unterschiede der Qualität.

All das wird im neuro-physischen Bereich beobachtet, das heißt im Subtilphysischen – aber es ist noch physisch – und mit einem völligen mentalen Schweigen, in dem alle Wertschätzungen (besonders die "Beurteilungen") und auch eine gewisse Art der Beobachtung verschwunden sind. Deshalb kann ich nichts darüber sagen.

Diese Vibrationen haben verschiedene Qualitäten. Würden sie sich durch eine mentale Beobachtung ausdrücken, geschähe es durch all diese Dinge: Geschmack, Farbe usw., alles, was ich gerade sagte 1 – aber sie drücken sich nicht so aus. Sie sind fast ausschließlich wie Empfindungen, aber... Manche Schwingungen haben abgerundete Winkel. Manche kommen horizontal (hier geht es besonders um alles, was horizontal kommt). Manche sind das Ergebnis des Bewußtseinszustands (vertikale Bewegung von oben nach unten). Gleichzeitig sind da welche... es ist, als würden sie mit einem sehr stark vergrößernden Mikroskop betrachtet: manche sind abgerundet, andere spitz, manche sind dunkler, manche heller. Einige stören den Körper sehr, manche werden sogar als gefährlich empfunden. Manche versetzen den Körper im Gegenteil in einen Zustand, der empfänglich ist für die Schwingung, die wir die "Schwingung des Herrn" nennen, das heißt die höchste Schwingung. Das alles ist das Ergebnis einer Disziplin oder Tapasya, um den Körper vorzubereiten, die Schwingungen des Herrn zu empfangen (zuerst muß er sie empfangen können, dann bewahren und schließlich verwirklichen). Diese sind unmistakable [unverkennbar], ganz anders. Aber einige helfen, einige begünstigen, andere stören und einige widersprechen.

Alle haben ihre eigene Natur. Einige kommen von den Gedanken der Leute (nicht ins Mental sondern in meinen Körper: die materielle Auswirkung ihres psychologischen Zustandes und sogar ihres Gesundheitszustandes). Manche Dinge sind allgemeiner, dauerhafter. Andere sind momentan, für einige Augenblicke. Das beginnt in erster Linie mit einer Studie der verschiedenen Merkmale – man könnte fast Schaubilder aufstellen. Wenn wir uns eine Maschine vorstellen, die subtil genug wäre, das alles aufzuzeichnen, ergäbe es alle möglichen Kurven. 2 Gewisse Schwingungen hören sofort auf, ändern sich, werden aufgelöst oder zurückgesandt. Manche werden sozusagen angenommen und transformiert. Die Mehrzahl wird einfach ferngehalten, und die Handlung findet auf Distanz statt – in einer genügend großen Distanz. Ich halte sie fern. (Mutter lacht) Sehr wenige werden zugelassen. Aber einige werden um der Erfahrung willen zugelassen, und man sieht, daß sie den Körper sehr stören. Auch die beständige Aura der Leute hat eine Wirkung: Durch die Wirkung auf den Körper weiß ich, daß jemand eintritt, denn (lachend) diese Schwingung verursacht eine bestimmte Einwirkung auf den Körper – ganz prosaische Dinge, wenn man so will, die aber zu untersuchen sind. Man sieht, daß all das seine eigenen Gesetze hat.

Der Austausch der Vibrationen zwischen den Leuten ist ungeheuerlich, und darin lebt man ständig, ständig, ständig – selbst wenn man allein ist, denn diese Dinge kreisen. Es genügt zum Beispiel, daß ein Gedanke von jemandem kommt und auf den euren trifft und daß ihr an ihn denkt (das ist eine Antwort), damit sich sofort das körperliche Ergebnis seiner Vibration fühlbar macht. Folglich ist die Idee der Einsamkeit, um den Yoga zu erleichtern, eine KINDEREI.

Die einzige Möglichkeit ist, sich so vollkommen mit der höchsten Schwingung zu vereinen, daß alles automatisch unter Seinen Einfluß gebracht wird. In dem Fall ist es einfacher, sich größer, höher, weiter zu fühlen als die Welt (um lediglich die Erde zu nehmen: die irdische Welt) denn als Individuum 3 . Weil es einfacher ist, so zu machen (umfassende Geste), alles zu nehmen, alles zu umhüllen und es zu verändern, indem man draußen bleibt, als wenn man darin bleibt. Zur Zeit sind die beiden Dinge gleichzeitig, und das "darin bleiben" war 4 das Resultat der ganzen Erfahrung dieser Jahre, um die höchste Gegenwart in die materiellste Welt zu bringen – dafür muß man (wie soll ich sagen?...) die körperliche Identität akzeptieren.

Vorher war der Vorgang anders (wenn ich "vorher" sage, heißt das vor dem 13. April), jetzt ist alles verändert. Der Körper ist nur noch ein Erfahrungsfeld, er ist keine Individualität – überhaupt nicht. Aber er ist ein Erfahrungsfeld von sehr gutem Willen (das wahre Wort wäre willing – fügsam). Tagsüber spielt sich das in einem gewissen Bereich ab und nachts in einem anderen – das beginnt, das ganze Unterbewußtsein zu klären. In dieser Hinsicht geht es sehr schnell.

Aber all das sind nur unzählige Erfahrungen, die sich aneinanderreihen, eine nach der anderen, einfach so. Es gibt keine Koordination und kein "Ganzes" – ich weiß nicht einmal, ob das möglich ist. 5 Das wird jedenfalls erst viel später sein.

Also gut.

Es sind Millionen kaum wahrnehmbarer Beobachtungen, die sich aneinanderreihen.

(Schweigen)

Durch gewisse Dinge sehe ich die Richtung sehr deutlich, sehr präzise, sehr absolut, gerade vom Höchsten kommend. Er ordnet alle diese Dinge genau, wie es sein muß – die Formen, verschiedene Formen der Einstellung. Denn da (Geste zur Schädelspitze), selbst dort (etwas tiefer) bis hier (Stirn) bleibt es unbewegt... All diese Vibrationen kommen, gehen vorbei, drehen sich, sie kommen von überall her, aber hier ist nichts (Kopf), keine Reaktion. Doch ich sah: Damit das Wirken des Yogas eine genaue Orientierung erhält, gibt es in intellektueller Hinsicht mehrere... was Sri Aurobindo frame [Rahmen] nennt, im Französischen ist es nicht das Wort "cadre", mehrere Arten der Organisation. 6 Eine – die stärkste – ist Die Synthese des Yoga, meine Arbeit an der Übersetzung. Ich übersetze ungefähr eine Seite am Tag, und auf dieser Seite steht immer eine Idee oder ein Satz, der GENAU der Ausdruck des Erfahrungsfeldes ist, das ich während der vorhergehenden Nacht oder des Tages erlebte. Dort gibt es Details... Interessant ist, daß du mir heute deine Seiten vorgelesen hast und darin Stellen waren, die GENAU den Rahmen für eine gewisse Erfahrungsgruppe bildeten, die ich erlebte – fast mit denselben Worten. 7 Solche Dinge. All das ist wie eine Ansammlung intellektueller Formen, um das Erfahrungsgebiet zu präzisieren, denn hier (Geste zur Stirn) ist nichts mehr, Leere. Es muß also eine Form kommen. Die vorherrschenden Formen sind die Sri Aurobindos, aber was du schreibst, hat auch eine Bedeutung, es ist eine sehr präzise, sehr interessante Art zu denken. Ich sehe also, daß es mit mehr oder weniger großer Intensität, mehr oder weniger großer Präzision ein ungeheures Feld der intellektuellen Denkweise, der intellektuellen Formulierung ist, das als SIEB dient, um diesen Willen des Höchsten eintreten zu lassen. Das Sieb, diese Art von ungeheurem universellen Sieb ergibt die Präzision. 8 Das ist höchst interessant. Auf diese Weise ist das Mental völlig ruhig – es braucht nichts zu tun, alles wird für es getan. Es ist nur ein Spiegel, ein lebendiger Spiegel, auf dem sich alles einschreibt und der sein Bild wiedergeben kann, ohne in Aktion zu treten.

Die Nächte ändern ihren Charakter, die Tage ändern ihren Charakter.

Dann ist dort ein sehr kleiner Anfang, noch sehr klein, der anzeigt, wie die Macht funktionieren wird. Aber das... (Mutter macht eine Geste ins Weite) es ist einfach eine kleine Färbung.

Erst wenn das funktioniert, werden wir weiterkommen.

Gut!

Ich habe wieder geschwatzt und dir Arbeit gemacht.

Nein, das ist keine Arbeit!

Dann bis Mittwoch. Auf Wiedersehen, mein Kind!

 

1 Es ist interessant anzumerken, daß Mutter alle Wahrnehmungen, die wir dem physischen, materiellen Bereich zuordnen (Geschmack, Farbe usw.), dem Mental zuordnet – welcher Natur ist dann die wahre physische Wahrnehmung?

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2 Wie die Nadel eines Barographen.

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3 Mutter kommentiert diesen Satz weiter in der Unterhaltung vom 11. August.

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4 Satprem bemerkte später zu Mutter, daß es ist heißen müßte und nicht war, denn "die beiden Dinge sind gleichzeitig": Die beiden Dinge sind gleichzeitig, folglich "IST das "darin bleiben" ..." oder? (Mutter lacht) Das macht nichts, das macht nichts! Unsere Zeiten, Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sind offensichtlich... (Lachend) Ich habe den Eindruck, in meinem Yoga so schnell wie ein Düsenflugzeug voranzuschreiten – das liegt schon weit zurück!

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5 In der Tat sollte sich das koordinierte "Ganze" erst 1975 zu entwickeln suchen, als ich die Trilogie "Mutter" schrieb. Bis zum Schluß wird es "eine Sache nach der anderen" sein, ohne Verbindung: der Urwald.

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6 Man könnte vielleicht sagen "Bezugspunkte" oder "Koordinaten".

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7 Einige Tage später fügte Mutter hinzu: "Das beweist, daß du auf derselben "Linie der Herabkunft" bist und daß deine intellektuelle Tätigkeit ausreicht – ich bemühe mich ja sehr, meinen Intellekt ruhig zu halten... also (lachend) arbeitet deiner!"

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8 Mutter kommentierte diesen Absatz einige Tage später im Gespräch vom 11. August.

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