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Mutters

Agenda

dritten Band

8. August 1962

(Satprem liest Mutter einen Abschnitt aus seinem Manuskript vor:)

Das ist sehr gut.

Ausgezeichnet.

Ach, es ist eintönig, platt...

Was gibt dir diesen Eindruck? Hast du etwa einen von diesen Kritikern in dir? Sri Aurobindo sagt, daß man immer jemanden mit sich führt, der alles kritisiert, was man tut. Er ordnet diesen Herrn einfach unter die gegnerischen Kräfte ein, in einer individuellen Form. Ja, du sagst immer "das geht nicht, das ist schlecht"...

Weil die Dinge für mich mit einer anderen Kraft gesagt werden müßten. Hier scheint mir, man könnte es genauso gut anders sagen, verstehst du, es ist ganz und gar nicht zwingend... Ich könnte es in dieser Form sagen oder anders...

Mein Kind, ich habe dir schon zwanzigmal gesagt, und ich wiederhole es: Wenn es "zwingend" wäre, könnte es niemand verstehen.

Ich weiß nicht, für mich ist dies ganz und gar keine wahre Ausdrucksform.

Ja, ja, ich weiß sehr wohl, du denkst an eine Offenbarung, aber die Welt ist nicht bereit für die Offenbarung – das wird später kommen, in zehn Jahren.

Zehn Jahre?

Ja, zehn Jahre.

(langes Schweigen)

Ich mache interessante Entdeckungen. Keine Entdeckungen, aber jetzt sind all diese Dinge nicht mehr theoretisch, ganz und gar nicht mental (das Mental ist angenehm ruhig): sie sind im wesentlichen praktisch. Es nimmt seltsame Formen an... Als ich neulich auf und ab ging, kehrte plötzlich eine alte Formation zurück, etwas, das sich schon einmal zu materialisieren versuchte (zur Zeit von Sri Aurobindo, und Sri Aurobindo hinderte es daran, sich zu materialisieren), eine der unzähligen Möglichkeiten, die sich in der Existenz dieses Körpers zu manifestieren versuchte – ich werde nicht sagen, was es ist.

Es war eines der traurigsten Dinge, die sich im Zusammenhang mit dem spirituellen Leben physisch manifestieren konnten.

Damals versuchte es herabzukommen. Ich sagte nichts, absolut nichts, aber Sri Aurobindo wußte es (obwohl wir nie darüber sprachen, sah er es), und er tat einfach... (Mutter fegt es mit einer Geste weg), was er tun mußte. Brushed it aside, fegte es beiseite. Ich hatte seit mehr als zehn Jahren nicht mehr daran gedacht: mit seiner Geste war es verschwunden.

Es kam wieder.

Ich fragte mich: "Warum kommt es wieder?" Dann sah ich, daß dieser Körper instinktiv, nach der Art, wie er gebaut und konstruiert ist, die Prüfungen – ordeals –, schmerzhafte Erfahrungen ANZIEHT. Angesichts dieser Formationen ist er stets passiv, zustimmend, annehmend, mit einem so totalen Vertrauen in die Zielsetzung, mit einer so großen Gewißheit, daß er im Augenblick der größten Schwierigkeit Hilfe finden und gerettet werden wird und daß hinter all dem der Wille steht, schnell voranzugehen, Zeit zu gewinnen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen – nicht unbedingt die schlechten Möglichkeiten, aber jene, die hindern, die Unannehmlichkeiten bringen, die aufhalten, die das Ziel zu leugnen scheinen –, damit sie in die Vergangenheit gedrängt werden und den Fortschritt nicht behindern.

Ich sah das. Dann verschwand es. Es kam nur, um mir das zu zeigen. Der Körper gab erneut seine ewige Zustimmung – was man ihm auch auflädt, er wird immer bereit sein, es zu empfangen und zu ertragen.

Ich dachte überhaupt nicht, daß es Konsequenzen haben würde, aber es hatte eine Konsequenz 1! – Etwas mußte wahrscheinlich erschöpft werden. Gestern war in physischer Hinsicht ein reichlich schlechter Tag. Nur rein äußerlich, tatsächlich war der Körper sehr klar bewußt, zutiefst glücklich, freudig, so daß alles Leiden unwesentlich wird, keine Bedeutung hat. Damit war es für die Umgebung wirklich die Gelegenheit, einen Fortschritt zu erzielen. Das hilft.

Von einem oberflächlichen Standpunkt aus gesehen, könnte man es [diese Besonderheit des Körpers, die Prüfungen anzuziehen] eine Art Karma nennen, aber das ist es nicht. Es ist wirklich wie einer der Angelpunkte, kein zentraler, aber ein Angelpunkt der unsichtbaren Aktion des Körpers, seines Bewußtseins, und das zieht bestimmte Umstände an. Eine ganze Ansammlung von Dingen des physischen Körpers wurde dadurch sehr klar, präzise – dafür wurde er ja gebaut: die Entwicklungsstufen zu durcheilen.

In intellektueller Hinsicht glaube ich ganz und gar nicht an die Idee, das Unglück anderer auf sich zu nehmen – all das sind Albernheiten. Aber bestimmte Vibrationen in der Welt müssen angenommen, erschöpft und transformiert werden. Für das Innere vollzog sich diese Arbeit mein ganzes Leben lang auf bewußte, strahlende Weise, aber jetzt geschieht es in rein physischer Hinsicht, unabhängig von allen Realitäten anderer Welten, körperlich. Das gab mir einen Schlüssel, einen der notwendigen Schlüssel für die Arbeit.

Ein anderes Mal wird es vielleicht etwas anderes sein.

Wie eine Tür, die sich öffnete. Das war eine Offenbarung.

Immer dosiert diese Fürsorge alles – sie ist immer da, immer.

Ich erkannte jetzt... Während einer Zeit verhielt sich der Körper wie ein kleines Kind: Er beklagte sich, wenn die Dinge nicht so liefen, wie sie sollten – er revoltierte nicht, aber er stöhnte. Doch diesmal war seine einzige Reaktion: "Warum bin ich nicht transformiert? Warum bin ich nicht transformiert? Ich will transformiert werden, ich will transformiert werden, ich will ..." Nicht mit Worten, denn diese Angelegenheit hatte nichts Mentales an sich, einfach eine Spannung – wie man sie hat, wenn das Tor zum psychischen Wesen verschlossen ist und man sich immerfort dagegen stemmt, um auf die andere Seite zu gelangen. Dieselbe Spannung: stoßen, stoßen, stoßen... gegen was? Ich weiß es nicht. Man nennt es "Transformation", weil man nicht weiß, was es ist – wenn man es wüßte, hätte man schon angefangen, sie zu verwirklichen... Man erhält einen vagen Eindruck, wie der Zustand sein könnte (nur äußerst vage), und das Gefühl der Spannung, des Drängens – der inbrünstigen Fürbitte. Diesmal war das die einzige Reaktion, nichts anderes, überhaupt nicht mehr diese Art Kummer (vor fünfzig Jahren gab es eine Zeit, wo solche Dummheiten kamen wie "womit habe ich das verdient?", das ist jetzt längst verschwunden). Später war da ein Bedauern über Störungen, Unharmonisches, Häßlichkeiten, aber auch das ist verschwunden. Neuerdings, seit der letzten Erfahrung vom 13. April, existiert das nicht mehr. Jetzt heißt es nur noch: Transformation, Transformation, Transformation. Es bleibt nur noch diese Idee, nur noch dieser Wille.

(Schweigen)

In den letzten Tagen vor diesem Zwischenfall war etwas anderes gekommen, eine Art erfinderische und schöpferische Vision der zukünftigen materiellsten physischen Möglichkeiten.

Seit meiner frühen Kindheit besaß ich immer eine große Formationsmacht, aber ich hatte sie in eine bestimmte Richtung gelenkt und unterbunden, denn ich hielt sie für unnütz. In letzter Zeit kam sie aber mit dem sicheren Kennzeichen ihres Ursprungs zurück – von ganz oben: "So ist es, so wird es sein." Doch das ist noch für später. Dem äußeren Verstand erscheinen diese Dinge völlig unrealistisch, sie werden sich aber verwirklichen lassen... vielleicht in einigen Jahrhunderten, ich weiß es nicht. Sie bereiten die Zukunft vor, mit einer ungeheuren Kraft der Schöpfung, der Verwirklichung. Immer im Physischen (der Rest ist sehr ruhig), immer im Physischen. Das führte zu einer sehr schnellen Bewegung des physischen Bewußtseins (für den materiellsten Teil, die materiellste Substanz) und bewirkte eine Verschiebung. Dann 2 kehrte vorgestern diese alte Formation plötzlich zurück und ließ mich einen Teil der Natur, einen Teil des AUFBAUS des physischen Körpers und die Nützlichkeit dieses Aufbaus verstehen. Jetzt ist alles in Ordnung. Wieder wurde etwas hinzugefügt.

Aber werden diese schlechten Vibrationen, die deinen Körper stören 3, durch die Tatsache, daß du sie annimmst, abgebaut?

Es ist nicht so, daß ich schlechte Vibrationen "empfange", sondern die ganze physische Substanz... (wie soll ich sagen?) folgt nicht der Bewegung oder dem Rhythmus, in dem sie sein sollte. Zum Beispiel besteht zwischen der Vision der alten Formation, von der ich sprach, und diesen... (ich kann es nicht Zahnschmerzen nennen, aber jedenfalls ging etwas schief) kaum eine sichtbare Verbindung. Das wurde nicht von einer bestimmten Vibration erzeugt, vielmehr ist es... als ob die eine oder andere Sache Gelegenheit gäbe, eine bestimmte Menge oder eine gewisse Art zu absorbieren (es ist mehr eine Menge als eine Art – wahrscheinlich beides), einen SchwingungsMODUS, um ihn mit DEM göttlichen Schwingungsmodus in Beziehung zu bringen.

Aber ich verstehe deine Frage. Du fragst, ob es sich auf alle identischen Vibrationen in der Welt auswirke?... Im Prinzip ja. Aber man kann nicht sagen, daß die Wirkung sofort sichtbar wäre. Vor allem haben wir kein Beobachtungsfeld – was wissen wir schon materiell? Nur das, was uns unmittelbar umgibt: das ist nichts. Aber ich hatte zum Beispiel 1920, glaube ich (ja es war 1920), eine solche Erfahrung, die sich durch eine symbolische aber irdische Aktion ausdrückte. Ich erinnere mich nicht mehr genau an die Details, die es interessant machen würden, aber in dieser Vision waren alle Nationen durch eine symbolische Einheit repräsentiert. Da gab es ein gewisses Grauen – einen Schrecken, und in dieser Versammlung aller Nationen wollte sich ein Wille des Schreckens manifestieren. Ich beobachtete das. Ich erinnere mich, daß es eine sehr bewußte, ziemlich langwierige und detaillierte Angelegenheit war, mit einer intensiveren Realität, als sie physischen Dingen eigen ist (es geschah im Subtilphysischen). Nachher, als es beendet war, als ich das Nötige getan hatte (ich erzähle es nicht, denn ich erinnere mich nicht mehr an alle Details, und ohne Präzision verliert es seinen Wert), aber als ich da herauskam, konnte ich mit TOTALER Überzeugung sagen: "Der Schrecken ist in der Welt überwunden worden." – Das stimmt nicht, denn es gibt noch unzählige Leute, die Schrecken empfinden, aber einer gewissen Art von Schrecken war seine Basis ENTZOGEN worden. Das bereits Manifestierte setzt sich fort und erschöpft sich allmählich, aber dieser Schrecken, der wachsen und das Leben der Nationen dominieren wollte, wurde definitiv gestoppt.

Ich hatte andere analoge Erfahrungen, zum Beispiel als Sri Aurobindo noch lebte, an Durgas Tag (du weißt, der Tag, an dem sie einen Asura überwältigt: sie tötet ihn nicht, sondern bringt ihn in ihre Gewalt), und jedesmal, jedes Jahr wurde irgend etwas ausgelöscht (meine Erfahrungen waren niemals mental: die Erfahrung kam plötzlich, und NACHHER wurde mir klar, daß es gerade Durgas Tag war). Jedesmal sagte ich Sri Aurobindo: "Sieh an, heute wurde dies oder das an seiner Wurzel abgeschnitten." Für die gegnerischen Kräfte ist es so – ja, es ist wie etwas, das aus der Welt entwurzelt wird. Das, was sich schon ausgebreitet hat, fährt fort und folgt seinem Karma, aber die schöpferische QUELLE ist versiegt. Das geschah auch, als dieser Asura des Bewußtseins und der Dunkelheit sich unterwarf (ich glaube, es war 1904) – er wurde bekehrt, er sagte mir: "Die Milliarden Wesen, die meine Emanationen sind, werden ihr Leben fortführen, aber die Wurzel, die Quelle ist versiegt." 4 Wieviel Zeit wird es brauchen, um alles zu erschöpfen? – Das läßt sich nicht sagen, aber die Quelle ist versiegt. Dies ist ein äußerst wichtiger Punkt. Dieser Schrecken von 1920 wollte sich in der Welt ausbreiten und wirklich katastrophal werden. In dieser inneren Vision erkannte ich aber, daß eine ganze Bewegung in ihrer Quelle versiegt war. Das bedeutet, daß das Karma sich erschöpft, Schritt für Schritt, Schritt für Schritt, Schritt für Schritt...

Für diese kleinen physischen Bewegungen ist es dasselbe. Es ist, als gebe es die "Initiation" der Dinge nicht mehr, das heißt, sie entstehen nicht mehr, aber alles, was schon in der Welt da ist, muß sich noch erschöpfen.

Ich sehe schnellere Mittel, aber die gehören im wesentlichen der supramentalen Welt an.

Um Karma zu ändern, um Karma anzuhalten, um eine gewisse Anzahl von Vibrationen sozusagen aus dem Verkehr zu ziehen, ist noch eine andere Bewegung vonnöten. Das ist eine ganz andere Sache. Diese Macht ist noch nicht da. Das wird sichtbare, offenkundige Ergebnisse bewirken. Das andere erzeugt auch sehr konkrete, offenkundige Resultate, aber nicht sichtbare (nicht für die menschliche Beobachtung, die viel zu beschränkt, viel zu oberflächlich ist). Doch es hat Resultate, das ist ganz klar. Diese Vision des Schreckens änderte sehr klar die Kurve, in die die Nationen gestoßen wurden. Aber das ist nur für den sichtbar, der eine innere Vision hat.

(Schweigen)

Ist es elf Uhr?

Gut, mach weiter mit deinem Buch! Es ist gut, viel besser, als du glaubst. (Satprem macht eine Geste der Verneinung) Doch, doch! Mit den endgültigen Dingen geht es wie mit meinen endgültigen Transformationen: Man muß warten können. Das wird später kommen.

Etwas wie ein Mantra wäre besser.

Ich verstehe! Aber ich verstehe sehr gut. Doch man muß warten können. Wenn du jetzt auf diese Art schreiben würdest, wäre es für das Publikum völlig unnütz: es würde nichts verstehen.

Dein Buch ist sehr gut – sehr gut, sehr nützlich.

Auf Wiedersehen, mein Kind!

 

1 Mutter hat eine sehr geschwollene Backe wegen eines Abszeßes... Es ist anzumerken, daß Satprem gedacht hatte, dieses "Konsequenzen haben" beziehe sich auf das Erscheinen der alten Formation. Mutter berichtigte: "Es ist subtiler! Ich dachte nicht, daß DIESE ERFAHRUNG Konsequenzen haben würde, denn die alte Formation hat jetzt keine Bedeutung mehr: sie war mit Sri Aurobindo verbunden. Ich wollte es nicht sagen, aber sie war an Sri Aurobindos physische Gegenwart geknüpft, also hat sie jetzt keine Bedeutung mehr. Sie kann sich nicht mehr verwirklichen. Er tat das Nötige, so daß es für sie völlig unmöglich war, sich zu verwirklichen. Aber diese Erfahrung ist wie eine ERINNERUNG dessen, was war. Ich dachte nicht, daß es Konsequenzen haben würde, aber es hatte eine!" (Mutter berührt ihre Wange)

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2 Später fragte Satprem, ob "dann" an das Vorhergehende anknüpfe. Mit anderen Worten, ob diese alte Formation mit der zukünftigen Vision verbunden sei. Antwort: "Ich glaube, sie ist damit verbunden. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube schon. Ich habe den Eindruck, daß diese Kurve der zukünftigen Verwirklichung mich in Kontakt mit den alten Formationen brachte, die vorher auf mich zukamen (die Formationen der schöpferischen Vorstellung). Das brachte mich in Kontakt mit einer Gewohnheit des Körpers, und diese Gewohnheit des Körpers löste die Zahnschmerzen aus."

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3 Der Zahnabszeß

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4 Vermutlich handelt es sich um das Wesen, das Mutter 1906 in Tlemcen mit einem Körper versah und das nach China ging, um die Revolution vorzubereiten.

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