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Mutters

Agenda

dritten Band

11. August 1962

(Satprem bittet um eine Erklärung dieses Satzes vom 4. August: "Es ist leichter, sich größer, höher, weiter zu fühlen als die Welt, denn ALS EIN INDIVIDUUM. Weil es einfacher ist, alles zu nehmen, zu umhüllen und zu verändern, wenn man außen bleibt, als darin.)

Ja, es ist leichter, sich größer als die Erde zu fühlen (für ein Wesen oder eine Kraft oder ein Bewußtsein) denn als ein Individuum. 1

Als ein Individuum?

(Mutter lacht) Für mich ist es sehr klar!...

Es ist eine Antwort auf etwas, das ich gerade in der Synthese des Yoga übersetze. Es gibt diese drei Aspekte, die man stets in seinem Bewußtsein vereint bewahren soll: das Jiva (Individuum), die Shakti und den Ishwara (den Höchsten). Er beschreibt wunderbar, wie man die drei in einer Art innerer Hierarchie vereinigt. Wenn ich übersetze, habe ich immer alle die Erfahrungen, sie kommen einfach so, und während ich das sah, sagte ich mir immer: "Nein, dieses Jiva stört mich. Dieses Jiva schränkt mich ein! Das ist nicht natürlich für mich." – Für mich ist das Natürliche... wohl die Mahashakti. Es ist immer diese Empfindung der schöpferischen Macht und des Herrn. Diese unendliche, wunderbare, mannigfaltige Freude des Höchsten. Dann vermischen sich die beiden so sehr – man kann wohl fühlen, daß da der Herr ist, aber man kann sie nicht unterscheiden, nicht von einander trennen. Das ergibt ein köstliches Spiel. Das Jiva dort einzuführen, verdirbt demnach alles, verkleinert es!

All das wollte ich mit meinem Satz sagen.

Ich sagte es, denn diejenigen, die es mit ihrer eigenen Erfahrung lesen, haben natürlich den Eindruck eines individuellen Wesens, das mit Dem vereint ist – das geht bei mir nicht. Ich kann das nicht! Das andere ist natürlich, spontan und bewundernswert – es ist die Seinsfreude und die Lebensfreude. Sobald das [das Jiva] kommt, ach, man fühlt sich ganz klein 2 .

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(Dann kommentiert Mutter einen Abschnitt desselben Gesprächs vom 4. August, wo sie von "dieser Art unendlichem universalen Sieb, aus dem sich die Präzisionen ergibt", spricht)

Das ist sehr interessant! Es wird gleichsam durch das Gewebe eines Siebes gefiltert, und daraus ergibt sich die Präzision.

Das herabkommende Licht... Ich SEHE es – wie von außen, von innen, von oben, von unten, von überall zugleich: diese ungeheure wunderbare, ewige, universelle Schwingung, und an einer Stelle ist es dann fein und leicht. Es ist von einem silbernen Grau – es umgibt die Welt, die Schöpfung. Die Schwingung durchdringt das... und wird zu Ideen. Nicht Ideen: höher als Ideen – der Ursprung der Ideen. Sie nimmt Form an. Das Netz ist fein, fein, fein, so fein, so dünn, aber überall (Geste, wie das Netz die Erde umhüllt).

Die ganze Zeit: Ich sah es neulich, ich sehe es jetzt – es scheint eine permanente Sache zu sein. Es ist der Ursprung aller intellektuellen Formulierungen (jene, die der Wahrheit am nächsten liegen, keine Entstellung). Sehr interessant!

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(Mutter hatte vom ständigen Austausch der Vibrationen gesprochen, so daß die Idee der Einsamkeit, um den Yoga zu erleichtern, eine "Kinderei" sei. Sie hatte hinzugefügt: "Die einzige Möglichkeit besteht darin, sich so vollkommen mit der höchsten Schwingung zu vereinen, daß automatisch alles unter Seinen Einfluß gebracht wird.")

Ich hatte diese Erfahrung während mehrerer Stunden am Morgen. Sie begann mitten in der Nacht und dauerte über mehrere Stunden bis zum Morgen an. Bis ich... von Leuten bestürmt wurde. Als es nachts begann, war es ungeheuerlich. Es geschah im Körper (all das geschieht im Körper), mit einem Gefühl von ungeheurer Macht. Während ich die Erfahrung hatte, sagte ich mir sogar plötzlich: "Halt, morgen muß ich das Satprem erzählen" – mitten in der Erfahrung! Dann dieser Eindruck, daß DIE Schwingung so vollkommen gegenwärtig war ("gegenwärtig": ich habe das Gefühl, daß sie immer hier ist, dort wurde sie aber wahrgenommen, und das verleiht ihr eine andere Wirksamkeit – eine Art, die uns zugänglich ist). Während des ganzen Morgens bis acht, halb neun Uhr war es so. Nach acht Uhr verblaßte die Erfahrung langsam. Sie begann gegen elf Uhr nachts und dauerte bis dahin. Folglich... Ja, es ist genau, was ich dort sagte: automatisch wird damit alles an seinen Platz gerückt.

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(Etwas später, über das Gespräch vom 8. August, in dem Mutter sagte, daß in dieser inneren Freude der Gegenwart "alles Leiden unbedeutend wird":)

Ja, heute morgen während dieser Stunden der Gegenwart wurde das so offensichtlich, was ich da sage, so offensichtlich! Weißt du, es ist ganz und gar... Es gibt nur noch den Herrn: den Herrn, der alles sieht – der Körper ist nur eines unter all den Dingen, die Er sieht. Er sieht die Dinge und lacht. Er lacht – immer sein Lachen über diese Tragödie... diese Tragödie des Daseins. Aber diese Gegenwart war da, ich sah Ihn, es gab nur Ihn – unermeßlich, wunderbar und zugleich in der Dimension der Erde. Man könnte fast sagen, in der Dimension dieses Zimmers. Er war da – in allem, in aller Vergangenheit, in aller Zukunft, überall. Alles war so. Er lächelte, Er lächelte mit dem Bewußtsein dieser Freude – Freude ist nicht das richtige Wort (Freude ist armselig). Jedenfalls gab es keine Erregung, nicht all das, was das menschliche Bewußtsein in diese Dinge legt, sondern... die ewige Gewißheit, diese so klare Schau der GERINGSTEN Details. All das zugleich, mit einem Lächeln. Und... ich kann nicht mehr sagen, was Er ist, was ich bin, und dennoch empfinde ich diese Freude, Ihn wahrzunehmen – das verschwindet nicht. Ich bin nirgends, aber ich empfinde diese Freude: die Freude, Ihn wahrzunehmen.

Das ist schwierig zu beschreiben. Es dauerte von Mitternacht bis acht Uhr.

Alles geschah natürlich, einfach so. Man konnte nicht einmal sagen, daß es "irgendwo" war: es geschah einfach. Das ist eine andere... eine andere Seinsweise.

Ohne Zweifel wird es eines Tages so sein: Nichts wird die Macht haben, das Wesen in die alte Bewegung zurückfallen zu lassen.

Denn ich stand auf, ging umher, machte meine Toilette – nichts bewegte Das. Alles vollzog sich reibungslos, meine Tätigkeiten beanspruchten keinen Platz (lachend), sie geschahen irgendwo und störten nicht.

Ich sehe nur Das – dieses Bewußtsein. Es ist ein Bewußtsein, eine Gegenwart. Alles, alles ist da, die Macht, die Gegenwart, das Bewußtsein, die Freude, eine Liebe... All das erweckt den Eindruck... fast einer Form, diese Schwingung des goldenen Lichts – karmin-golden, das materiellste Licht des Supramentals –, eine Form. Eine Form und keine Form, und doch ist es eine Form!

(Schweigen)

Gut, mein Kind.

Darin kommen interessante Dinge vor.

All das zusammen wird etwas Interessantes ergeben [diese Agenda].

Aber sicher! Es ist eine Fundgrube, eine Welt!

Gut.

Es ist gut, mein Kind. Mehr und mehr weiß ich, daß ich dir deinen wahren Namen gab (das scheint hier nicht hinzupassen, aber...). Je mehr ich in bewußten Kontakt mit der Zukunft trete – die DA ist, die einfach drängt herabzukommen, so wie wir drängen voranzugehen... Ja, es ist gut.

Mach dir keine Sorgen – mach dir keine Sorgen, laß dich einfach SEIN, was du wahrhaftig bist!

 

1 Zweifellos wollte Mutter sagen: "als sich als ein Individuum zu fühlen".

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2 Erinnern wir uns an Sri Aurobindo (The Cosmic Spirit): I have broken the limits of embodied mind And am no more the figure of a soul The burning galaxies are in me outlined... (Cent. Ed. V. 151) Ich habe die Grenzen des verkörperten Mentals durchbrochen Und bin nicht mehr ein Bild der Seele Die brennenden Galaxien zeichnen sich in mir ab.

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