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Mutters

Agenda

dritten Band

12. Oktober 1962

Was sollen wir tun? Hast du einen anderen Aphorismus mitgebracht?

79 – Gott ist unbegrenzte Möglichkeit. Deshalb hält die Wahrheit niemals inne, und deshalb ist auch der Irrtum bei seinen Kindern gerechtfertigt.

80 – Wollte man gewissen frommen Leuten glauben, könnte man sich vorstellen, daß Gott niemals lache. Heine war der Wahrheit näher, als er in Ihm den göttlichen Aristophanes entdeckte.

Ja, er meint, was in einem Moment wahr ist, ist es nicht mehr im nächsten. Das rechtfertigt auch die Kinder des Irrtums.

Er will vielleicht sagen, daß es keinen Irrtum gibt!

Ja, das ist eine andere Art, dasselbe auszudrücken. Das heißt, was wir Irrtum nennen, war zu einem gegebenen Zeitpunkt Wahrheit.

Irrtum ist ein Begriff in der Zeit.

Manche Dinge können einem wirklich wie Irrtümer erscheinen.

Vorübergehend.

Das ist genau der Eindruck: Alle unsere Urteile sind vorübergehend. Jetzt sind sie so, im nächsten Moment anders. Für uns sind es Irrtümer, weil wir die Dinge eins nach dem anderen sehen, aber dem Göttlichen kann es nicht so erscheinen, weil alles in Ihm ist.

Stell dir einfach vor (lachend), du seiest das Göttliche, für einen Moment! Alles ist in dir. Du amüsierst dich einfach damit, es in einer gewissen Reihenfolge hervortreten zu lassen, aber für dich, in deinem Bewußtsein, ist alles zugleich gegenwärtig: es gibt keine Zeit, weder Vergangenheit noch Zukunft noch Gegenwart – alles ist zusammen. Alle möglichen Kombinationen. Er amüsiert sich damit, dieses und jenes auf die Art hervorzubringen. Die armen Kerle, die unten sind und nur ein kleines Stück sehen (sie sehen nur so viel), sagen: "Oh, das ist ein Irrtum!" Wie kann es ein Irrtum sein? Einfach weil sie nur einen kleinen Ausschnitt sehen.

Das ist klar, es ist leicht zu verstehen. Diese Vorstellung des Irrtums ist mit Zeit und Raum verbunden.

Das ist wie der Eindruck, eine Sache könne nicht gleichzeitig SEIN und NICHT SEIN. Dennoch ist es wahr, sie ist, und sie ist nicht. Der Begriff der Zeit führt zum Begriff des Irrtums – Zeit und Raum.

Wie meinst du das, daß eine Sache zugleich ist und nicht ist?

Sie ist, und zugleich besteht ihr Gegenteil. Für uns kann es nicht zugleich ja und nein sein. Für den Herrn ist es STÄNDIG ja und nein gleichzeitig.

Auch unsere Wahrnehmung des Raumes ist so. Wir sagen: "Ich bin hier, folglich bist du nicht hier." Ich bin hier, und du bist hier, und alles ist hier. (Mutter lacht) Man muß nur aus der Wahrnehmung von Raum und Zeit hinaustreten können, um zu verstehen.

Man kann es sehr konkret fühlen, aber nicht mit unserer Anschauungsweise.

Sicherlich wurden viele dieser Aphorismen in einem Augenblick geschrieben, als das höhere Mental plötzlich das Supramental erreichte. Es hat noch nicht vergessen, wie es die Dinge betrachtete, aber nun sieht es, wie die supramentale Weise sie betrachtet. Das ergibt diese Art Aussagen, diese paradoxe Form. Denn das eine wurde noch nicht vergessen, und das andere wird schon wahrgenommen.

(langes Schweigen)

Im Grunde, wenn man aufmerksam beobachtet, wird man zum Schluß geführt, daß der Herr sich selbst eine ungeheure Komödie vorspielt. Daß die Manifestation eine Komödie ist, die er sich selbst vorspielt, mit sich selbst.

Er hat die Stellung eines Zuschauers eingenommen und betrachtet sich dann. Um sich jetzt zu betrachten, muß er den Begriff von Zeit und Raum annehmen, sonst kann er sich nicht betrachten. Damit beginnt die ganze Komödie. Aber es ist eine Komödie, nicht mehr!

Wir nehmen sie ernst, weil wir die Marionetten sind, nicht wahr? Aber sobald wir aufhören, Marionetten zu sein, sehen wir wohl, daß es eine Komödie ist.

Für manche ist es auch eine wirkliche Tragödie.

Ja, wir lassen sie tragisch werden. WIR lassen sie tragisch werden.

In letzter Zeit habe ich das sehr aufmerksam beobachtet. Ich betrachtete den Unterschied zwischen ähnlichen Ereignissen, die Menschen und Tieren zustoßen. Wenn man sich mit Tieren identifiziert, sieht man deutlich, daß sie es keineswegs tragisch nehmen – ausgenommen diejenigen, die mit dem Menschen in Berührung kamen (dann sind sie nicht in ihrem natürlichen Zustand sondern im Übergang, sie sind Übergangswesen zwischen Tier und Mensch). Das erste, was sie vom Menschen übernehmen, sind natürlich seine Fehler, das übernimmt man immer am leichtesten. Sie werden unglücklich – wegen nichts.

Viele Dinge, viele Dinge... Der Mensch hat aus dem Tod eine schreckliche Tragödie gemacht. Aufgrund all der letzten Erfahrungen sah ich, wie viele, viele arme Menschenwesen von genau den Leuten zerstört wurden, die sie am meisten liebten. Unter dem Vorwand, daß sie tot seien.

Man fügte ihnen viel Leid zu.

Man vernichtete sie?

Ja, verbrannte sie. Oder man sperrte sie in eine Kiste, ohne Luft, ohne Licht – VÖLLIG BEWUSST. Da sie sich nicht mehr Ausdruck verschaffen konnten, sagte man: "Sie sind tot." – Es ist rasch gesagt: "Sie sind tot"! Sie sind aber noch bewußt. Sie sind bewußt. Stell dir jemanden vor, der weder sprechen noch sich bewegen kann – nach menschlichem Ermessen ist er "tot". Er ist tot, aber er ist bewußt. Er ist bewußt, sieht also die Menschen: Manche weinen, manche... Wenn er ein bißchen hellsichtig ist, sieht er auch jene, die sich freuen. Aber er sieht sich auch in eine Kiste gesperrt, zugenagelt, einfach so und eingeschlossen: "So! Nun ist es zu Ende, Erde darüber!" Oder man bringt ihn dorthin [zur Verbrennungsstätte] und entfacht Feuer in seinem Mund – VÖLLIG bewußt.

Ich durchlebte das in den letzten Tagen. Ich sah es. Denn letzte Nacht oder die Nacht zuvor verbrachte ich mindestens zwei Stunden in einer Welt des Subtilphysischen, wo die Lebenden und die Toten nebeneinander wandeln, ohne einen Unterschied zu fühlen – dort macht es nicht den geringsten Unterschied. Nimm Mridu 1, als sie in ihrem Körper war, sah ich sie vielleicht einmal im Jahr nachts (wenn überhaupt). Während vieler Jahre war sie nicht in meinem Bewußtsein gegenwärtig – seitdem sie gegangen ist, sehe ich sie fast jede Nacht. Sie ist da, wie sie war (ausladende Geste), aber nicht mehr gequält, das ist alles. Nicht mehr besorgt. Dort waren die Lebenden und die... jene, die wir "Lebende" nennen, und jene, die wir "Tote" nennen, waren dort zusammen, aßen zusammen, bewegten sich zusammen und unterhielten sich miteinander. All das fand in einem sehr schönen, ruhigen Licht statt, sehr angenehm. Ich sagte mir: So läuft das! Die Menschen vollzogen eine Trennung und sagten "Jetzt ist er tot." – Tot! Das Ärgste ist, daß man den Körper wie etwas Unbewußtes behandelt, während er doch bewußt ist.

Man behandelt ihn wie einen Gegenstand: "So, jetzt wollen wir ihn möglichst schnell loswerden. Das ist unangenehm, er ist lästig!" Selbst jene mit dem größten Kummer wollen ihn nicht sehen, weil es schmerzlich ist.

(Schweigen)

Wo liegt der Irrtum? Wo liegt denn der Irrtum?

Das heißt, es gibt keinen Irrtum. Nur dem Anschein nach sind manche Dinge unmöglich, weil wir nicht wissen, daß der Herr alle Möglichkeiten darstellt und daß er alles tun kann, was Er will und wie Er will. Das können wir einfach nicht in den Kopf bekommen, wir sagen immer: "Ja, dies geht und jenes nicht." Aber das ist nicht wahr! Wegen unserer Dummheit "geht das nicht", alles ist jedoch möglich.

Schwierig, etwas Vernünftiges für unser Bulletin zu sagen.

(Schweigen)

Siehst du, nur derjenige, der das Spiel betrachtet, macht sich keine Sorgen, denn er kennt alles, was geschehen wird, und hat das absolute Wissen von allem – von allem, was geschieht, von allem, was geschah und was geschehen wird –, es ist alles da, EINE Gegenwart für ihn. Nur die Schauspieler, die armen Schauspieler kennen nicht einmal... kennen nicht einmal ihre Rolle! Sie quälen sich sehr, weil man sie etwas spielen läßt und sie nicht wissen, was es ist. Dies empfinde ich sehr stark: Wir spielen alle die Komödie, aber wir wissen nicht welche Komödie, weder wohin sie geht, noch woher sie kommt, noch ihr Ganzes. Zur Not wissen wir gerade (und auch das nur ungenügend), was wir in der Gegenwart tun müssen. Wir wissen es kaum, und so quält man sich. Aber wenn man alles weiß, macht man sich keine Sorgen mehr, man lächelt – Er muß sich sehr amüsieren, wir aber... Dabei ist uns die VOLLE MACHT gegeben, uns so zu amüsieren wie Er.

Nur weil wir uns nicht die Mühe machen, ist es so.

Es ist nicht leicht!

Ach, wenn es leicht wäre... Wenn es leicht wäre, würde man sich schnell langweilen.

Man fragt sich manchmal auch, warum dieses Leben nur so tragisch ist? Aber wenn es wie ein ewiges Entzücken wäre, würde man es nicht einmal zu schätzen wissen, denn es wäre völlig natürlich – vor allem das: man wüßte es nicht zu schätzen, weil es ganz natürlich wäre –, und es ist nicht gesagt, daß man zur Abwechslung nicht ein wenig Tohuwabohu liebt. Das wäre durchaus möglich.

Vielleicht will die Geschichte vom irdischen Paradies das besagen... Im Paradies hatten sie das spontane Wissen, das heißt, sie lebten, hatten dasselbe Bewußtsein wie die Tiere, gerade genug, um sich des Lebens ein wenig zu erfreuen, aber sie wollten wissen warum, wie, wohin man geht, was man tun muß usw., und damit begannen die Sorgen – sie hatten es satt, in Frieden glücklich zu sein.

(Schweigen)

Ich glaube, Sri Aurobindo wollte sagen, daß der Irrtum eine Illusion ist wie alles übrige. Daß es keinen Irrtum gibt, daß alle Möglichkeiten vorhanden sind, die oft... die NOTWENDIGERWEISE widersprüchlich sind, wenn sie alle zugleich da sind. Widersprüchlich in ihrer Erscheinung. Aber es genügt, sich selbst anzusehen, um zu sagen: "Was nenne ich denn Irrtum?" Wenn man der Sache ins Gesicht sieht und sagt: "Was nenne ich Irrtum?", erkennt man sofort, daß es eine Dummheit ist – es gibt keinen Irrtum, es entzieht sich einem.

All dies kann ich den Leuten im Bulletin nicht sagen, mein Kind, sie würden ja verrückt. Man darf ihnen keine zu starke Nahrung vorsetzen, die sie nicht verdauen können.

Jemand, den ich nicht nennen will, der die Bücher von Sri Aurobindo gelesen hat und glaubt, sie verstanden zu haben, folgte einer yogischen Disziplin (zum mindesten "dachte" er, er mache Yoga) und zog dann die Kraft herab. Die Kraft antwortete... (Mutter lacht) Er bekam Kopfschmerzen! Er fürchtete sich. Er schreibt mir folgendes: "Diese Kraft ist die Kraft des Herrn ..." (das ist wahr, das ist völlig wahr), und diese Kraft verwandelte sich in ihm in Furcht. (Mutter lacht) "Die Furcht ist die Hauptperversion des Herrn." Denn er las in allen Büchern, daß der Herr hinter allem steht, daß es nichts gibt, was nicht Er wäre. Folglich ist der Herr in seiner Manifestation eine Perversion geworden. Die Kraft des Herrn kam, um ihm zu helfen und verwandelte sich in Furcht: "Die Hauptperversion des Herrn ist die Furcht." (!)

Du liest das und denkst, er werde verrückt.

Ja, auf die Art kann man alles Beliebige folgern.

Aber ja! Genau das passiert, wenn man den Leuten eine zu schwere Nahrung gibt, die sie nicht verstehen, die sie nicht verkraften können: Es ergibt eine Zusammenhanglosigkeit im Gehirn.

Deshalb kann man all das nicht veröffentlichen, es ist gut für die Agenda. Wie soll man den Leuten all das sagen?

(Schweigen)

Ich habe den Eindruck, bei Sri Aurobindos Aufstieg durchbrach das intuitive Mental gerade eine Öffnung und trat in Kontakt mit dem Supramental, so kam es, pluff! wie ein Aufbruch in seinem Denken, und da schrieb er diese Dinge. Wenn man der Bewegung folgt, sieht man den Ursprung.

Das wollte er offensichtlich sagen: Der Irrtum ist eine von unzähligen, unendlichen Möglichkeiten ("unendlich" heißt, daß absolut nichts außerhalb der Möglichkeiten des Seins steht). Wo bleibt da der Irrtum? WIR nennen es Irrtum, das ist völlig willkürlich. Wir sagen: "Das ist ein Irrtum" – in bezug auf was? Unserem Urteil nach ist das "wahr", aber sicherlich nicht in bezug auf das Urteil des Herrn, denn es ist ein Teil seiner selbst.

Nicht viele Leute können dieses weitere Verständnis ertragen.

Wenn ich es beobachte (Mutter schließt die Augen), gibt es zugleich zwei Dinge: genau dieses Lächeln, diese Freude, dieses Lachen, und dann... einen Frieden, einen Frieden! Einen so VOLLEN, so leuchtenden, aber so totalen Frieden, wo sich nichts mehr streitet, wo es keine Widersprüche mehr gibt. Nichts streitet sich mehr. Es ist eine EINZIGE leuchtende Harmonie, und demnach ist all das, was wir Irrtum nennen – Leiden, Elend – all das gegenwärtig. ES LÖSCHT NICHTS AUS. Eine andere Art zu sehen.

(langes Schweigen)

Es gibt nichts zu sagen – wenn man aufrichtig da hinauskommen will, ist es wirklich nicht so schwierig: es gibt nichts zu tun, als alles dem Herrn zu überlassen. Und er tut es alles. Er tut es alles, Er ist... es ist so wunderbar! So wunderbar!

Er nimmt alles, sogar das, was wir eine ganz gewöhnliche Intelligenz nennen, und dann zeigt er dir einfach, wie du diese Intelligenz beiseite legen, sie zur Ruhe bringen kannst: "Bleib jetzt ruhig, rühr dich nicht, belästige mich nicht; ich brauche dich nicht." Und dann öffnet sich eine Türe – du hast nicht einmal das Gefühl, du müßtest sie öffnen; sie steht weit offen, und du wirst hinüber zur anderen Seite geführt. Jemand anders tut dies alles, nicht du. Und dann... der andere Weg wird einfach unmöglich.

Ach, diese ganze schreckliche Mühe, die Anstrengung des Verstandes zu verstehen. Kämpfen, sich den Kopf zerbrechen – puh!... Absolut nutzlos, absolut nutzlos. Es führt nirgendwohin, außer zu noch mehr Verwirrung.

Du findest dich mit einem sogenannten Problem konfrontiert: "Was soll ich nur sagen? Was soll ich nur tun? Wie sollte ich mich verhalten?..." Es gibt nichts zu tun! Nichts als dem Herrn zu sagen: "Du siehst, so ist die Situation." Das ist alles. Und dann bleib ganz ruhig. Und spontan, ohne darüber nachzudenken, ohne zu berechnen, ohne irgend etwas zu tun, was auch immer es sei... ohne die geringste Anstrengung... tust du, was zu tun ist. Aber es ist der Herr, der es tut, nicht mehr du. Er tut es, Er arrangiert die Umstände, die Leute, Er legt dir die Worte in den Mund oder in die Feder – Er tut alles, alles, alles, alles, und dir bleibt nichts mehr zu tun, nichts, als ein Leben in Seligkeit geschehen zu lassen.

Langsam komme ich zur Überzeugung, daß die Menschen es gar nicht wirklich wollen.

Aber die notwendige Vorarbeit zu leisten, ist schwierig: die Arbeit, den Weg freizuräumen.

Ihr braucht nicht einmal das zu tun! Er tut es für euch.

Aber man wird unaufhörlich bestürmt: das alte Bewußtsein, die alten Gedanken...

Ja, aus Gewohnheit versucht es, wieder anzufangen. Da müßt ihr nur sagen: "Herr, sieh es Dir an – sieh, sieh, so ist es!" Das ist alles. "Herr, sieh es Dir an, sieh diesen Dummkopf da!" – und schon ist es vorbei. Sofort... Denn es verändert sich automatisch, mein Kind. Ohne die geringste Anstrengung. Einfach... einfach aufrichtig sein, das heißt, WAHRHAFTIG wollen, daß es gut sei. Ihr seid euch völlig bewußt, daß ihr nichts vermögt, daß ihr keinerlei Fähigkeiten habt. Ich habe mehr und mehr den Eindruck, daß dieses gegenwärtige Amalgam der Materie, der Zellen, all das jämmerlich ist. Es ist jämmerlich. Ich weiß nicht, ob es Umstände gibt, in denen sich die Menschen machtvoll, wunderbar, leuchtend, fähig fühlen... aber für mein Empfinden fühlen sie das nur, weil sie ihren Zustand nicht wirklich kennen. Wenn wir wirklich sehen, wie wir beschaffen sind, ist es wirklich nichts. Aber es ist zu allem fähig, vorausgesetzt... vorausgesetzt, wir lassen den Herrn handeln. Doch immer will etwas selbst handeln, dies ist das Ärgerliche. Andernfalls...

Leute kommen, man erhält Briefe, oder Umstände treten auf, Probleme... (jetzt ist es vorbei, doch zu einer Zeit – noch vor einem Jahr – waren das manchmal Probleme), aber sofort war es so: (Mutter hält ihre Hände offen vor die Stirn, mit den Handflächen nach oben, als bringe sie das Problem dem Herrn dar) "Da, schau Herr, hier!" Ich kann nur das tun (dieselbe Geste): "Ich reiche es Dir dar." Und dann ruhig sein. Ich bleibe ruhig: "Ich bewege mich nur, wenn Du mich bewegst; ich spreche nur, wenn Du mich sprechen läßt, andernfalls ..." Dann denkt man nicht mehr daran. Man denkt nur eine Sekunde lang daran, um dies zu tun (dieselbe Geste). Es kommt und macht so (Mutter zeigt, wie das Problem horizontal auf sie zukommt und wie sie es nach oben lenkt). Später, ohne es überhaupt zu bemerken, spricht man plötzlich oder handelt oder trifft eine Entscheidung, man schreibt einen Brief usw. – Er hat alles getan.

Nein, man kann voller gutem Willen sein, und dann WILL MAN es tun. Das kompliziert alles. Oder man hat keinen Glauben, man meint, der Herr könne es nicht tun, und man müsse es selbst tun, denn Er wisse es nicht. (Mutter lacht) Diese Dummheit ist sehr verbreitet: "Wie kann Er diese Dinge verstehen? Wir leben in einer Welt der Lüge, wie kann Er die Lüge sehen und verstehen? ..." – Er sieht die Angelegenheit genau so, wie sie ist.

Ich spreche nicht von Leuten ohne Intelligenz sondern von intelligenten Leuten, die es versuchen; irgendwo bleibt da immer noch die Überzeugung – selbst bei jenen, die wissen –, daß wir in einer Welt der Unwissenheit und der Lüge leben und daß es zwar einen Herrn gibt, der All-Wahrheit ist, aber sie sagen: "Gerade weil er All-Wahrheit ist, versteht Er das nicht (Mutter lacht). Er versteht unsere Lüge nicht, ich muß mich selber darum kümmern." Das ist sehr stark verbreitet.

Manchmal gibt man sich sogar viel Mühe, um es Ihm zu erklären: "Siehst Du, es ist so und so", und wenn man damit fertig ist, erkennt man, daß... Ja, ich erinnere mich an eine Erfahrung, die ich vor zwei Jahren hatte, nachts. Es war als das Supramental zum ersten Mal in die Zellen meines Körpers eingedrang, und es war bis zum Gehirn gestiegen. Das Gehirn fand sich also in Gegenwart von etwas, (lachend) das erheblich machtvoller war als das, was es üblicherweise empfing. Dumm, wie es ist, geriet es in Aufregung. Ich (Geste eines höher oder anderswo befindlichen Bewußtseins) sah das und merkte, wie es sich aufregte. Ich versuchte ihm zu sagen, es sei ein Idiot und solle sich ruhig verhalten. Es verhielt sich ruhig, aber es war wie... es brodelte innen, als würde es platzen. Da sagte ich: "Gut, suchen wir Sri Aurobindo auf, um ihn zu fragen, was zu tun ist!" Sofort wurde alles völlig ruhig... dann erwachte ich in Sri Aurobindos Haus, im Subtilphysischen – sehr materiell, und alle Dinge waren sehr konkret. Ich kam dort an, das heißt nicht ich, sondern das Bewußtsein des Körpers kam dort an 2 und begann, Sri Aurobindo zu erklären, was passiert war. Es war sehr aufgeregt und erzählte und erzählte. Er lächelte nur rätselhaft, und dann... nichts. Er betrachtete das: ein undefinierbares Lächeln – kein Wort. Allmählich verebbte die Aufregung. Ein Gesichtsausdruck der Ewigkeit. Die Aufregung legte sich weiter. Dann sollte Sri Aurobindo frühstücken, es war die Zeit seines Frühstücks (denn man ißt dort auch – auf eine andere Art). Um ihn nicht zu stören, ging ich ins Zimmer nebenan. Etwas später kam er (ich hatte Zeit gehabt, mich zu beruhigen – es war mein physisches Wesen, mein physisches Bewußtsein), er stand aufrecht vor mir, da kniete ich mich hin und nahm seine Hand (mein Kind, die Wahrnehmung war SEHR VIEL klarer als eine physische Wahrnehmung!), ich küßte seine Hand. Er sagte einfach: Oh, this is better! [Oh, das ist besser!] (Mutter lacht)

Ich übergehe die Einzelheiten (es dauerte lange, eine ganze Stunde), aber plötzlich verließ er das Zimmer, er ließ mich allein (nachdem er mir durch eine Geste, die ich verstand, erklärt hatte, was er sagen wollte). Und dann schien ich einfach einen solchen Schritt zu tun (Mutter macht eine Geste, als ob sie eine Stufe überschreite), und ich fand mich wieder ausgestreckt in meinem Bett. In dem Augenblick sagte ich mir: "Was schaffen wir uns bloß für Komplikationen! Dabei ist es ganz einfach: Man muß nur so machen, und man ist dort (dieselbe Geste). Macht man so, ist man wieder hier." (Dieselbe Geste in die andere Richtung)

(Schweigen)

Jetzt ist das alles eine alte Geschichte, SEHR alt. Es ist ganz und gar nicht mehr so.

Ach, wir schaffen unnütze Komplikationen.

Du wirst nichts damit anfangen können, es ist nur für die Agenda.

Ich habe mich oft gefragt: Wenn man ein Gebet an den Herrn richtet, um Ihm verständlich zu machen, daß etwas nicht gut geht, habe ich immer das Gefühl, mich sehr stark konzentrieren zu müssen, um etwas weit Entferntes zu rufen. Stimmt das? Oder ist in Wirklichkeit...

Das hängt von uns ab!

Ich fühle Ihn jetzt überall, die ganze Zeit, die ganze Zeit über, sogar mit einem physischen Kontakt (es ist subtilphysisch, aber dennoch physisch), in den Dingen, in der Luft, in den Menschen, in... so (Mutter drückt ihre Hände gegen ihr Gesicht). Ich brauche nicht weit zu gehen. Ich muß nur so tun (Mutter kehrt ihre Hände leicht nach innen), eine Sekunde der Konzentration, und Er ist da! Denn Er ist hier, Er ist überall.

Er ist nur fern, wenn wir denken, Er sei weit weg.

Wenn wir anfangen, an all diese Ebenen zu denken, an alle Ebenen des universellen Bewußtseins, und daß Er dort am äußersten Ende ist, dann wird es natürlich sehr, sehr weit! (Mutter lacht) Aber wenn wir denken, daß Er in allen Dingen ist, daß Er überall ist, daß Er alles ist und nur unsere Wahrnehmung uns daran hindert, Ihn zu sehen und zu fühlen, daß wir aber nur so machen müssen (Mutter neigt ihre Hände nach innen) – diese Bewegung (Mutter dreht ihre Hände abwechselnd nach innen und außen). Das wird sehr konkret: Macht man so (Geste nach außen), wird alles künstlich, hart, trocken, falsch, verlogen, künstlich. Macht man so (nach innen), wird alles weit, ruhig, leuchtend, freundlich, unermeßlich, freudig. Lediglich so und so (Mutter wendet ihre Hände abwechselnd nach innen und außen). Wie? Wo? Das läßt sich nicht beschreiben, aber es ist wirklich nur eine Bewegung des Bewußtseins, nichts anderes. Der Unterschied zwischen dem wahren Bewußtsein und dem falschen Bewußtsein wird immer... präziser und zugleich DÜNN: man muß nichts "Großes" unternehmen, um da hinauszukommen. Vorher hatte man das Gefühl, in etwas zu leben, wo eine große Verinnerlichung, Konzentration und Versenkung erforderlich sind, um den Ausweg zu finden. Jetzt ist es der Eindruck von etwas, das man vorübergehend akzeptiert (Mutter hält ihre Hand wie einen Schirm vor ihr Gesicht), wie eine dünne, sehr harte Haut – sehr hart, aber biegsam, doch sehr, sehr trocken, äußerst dünn, als ob man eine Maske aufsetze – dann macht man so (Geste), und es verschwindet.

Der Augenblick wird vorhersehbar, wo es nicht mehr nötig sein wird, sich der Maske bewußt zu sein; sie wird so dünn sein, daß man durch sie sehen, fühlen, handeln kann, ohne die Maske wieder aufsetzen zu müssen.

Das fängt an, sich zu verwirklichen.

Aber diese Gegenwart in allen Dingen... Es ist eine Schwingung... eine Schwingung, die alles enthält. Eine Schwingung, die eine unbegrenzte Macht, eine unbegrenzte Freude, einen unbegrenzten Frieden enthält und eine Unendlichkeit, UNENDLICHKEIT, UNENDLICHKEIT, es hat keine Grenzen... Nur eine Schwingung, die nicht... O Herr! Man kann es nicht denken, folglich kann man es nicht aussprechen. Wenn man denkt, sobald man anfängt zu denken, sitzt man wieder im Schlamm. Deshalb kann man nicht darüber sprechen.

Nein, Er ist nur sehr fern, wenn du Ihn dir entfernt denkst. Weißt du, könntest du Ihn dir hier denken (Bewegung zum Gesicht), dich berührend... wenn du das fühltest... Es ist nicht wie die Berührung einer Person, nein, nichts Fremdes, nichts Äußeres, es kommt nicht von außen herein – das ist es nicht! Es ist... überall.

Es gab eine Zeit, als ich mich wie eine Kugel darin zusammenrollte. Sobald es eine Schwierigkeit gab, war es ganz so, als würde ich zu einem Kreis. Dann rollte ich mich darin wie eine Kugel zusammen.

Man fühlt es überall, überall, überall, überall – innen, außen, überall, überall. Ihn, nichts als Ihn – Ihn, seine Schwingung.

Nein, man muß Schluß damit machen (mit dem Kopf). Solange man das nicht tut, kann man das Wahre nicht sehen – man sucht nach Vergleichen, man sagt: "Das ist so und so ...", ach!

(Schweigen)

Sehr oft der Eindruck... Es gibt keine Formen – es besteht eine Form und doch wieder nicht; man kann es nicht aussprechen. Der Eindruck eines Blickes, aber es sind keine Augen. Ein Blick, ein Lächeln, und... kein Mund, kein Gesicht. Dennoch ist da ein Lächeln und ein Blick und... (Mutter lacht) man kann nicht umhin zu sagen: "Ja, Herr, ich bin dumm!" Aber Er lacht – und man lacht und ist zufrieden.

Man kann es einfach nicht erklären. Es läßt sich nicht aussprechen. Man kann nichts darüber sagen. Alles, was man sagt, ist nichts, nichts.

Gut.

Wenn du daraus eine halbe Seite ziehen kannst, die für das Bulletin geeignet wäre...

Nein, ich kann nicht sprechen, ich kann nichts sagen, das sich veröffentlichen ließe, es ist unmöglich, unmöglich. Alles, was man sagen kann, erscheint mir so künstlich, so künstlich. Es verursacht Kopfschmerzen.

So bleibt die Arbeit dir überlassen. Du kannst ein wenig sammeln: einen Satz hier, einen Satz dort...

Gut, mein Kind.

Ich bin zu nichts mehr nütze.

Bring mir dein Buch am 16.!

Zu schreiben ist gerade das Schwierige.

Aber nein, mein Kind! Ruf einfach den Herrn, und sag: "Hier ist das Programm!" Das genügt – und es kommt.

Es kommt.

Wenn es sich darum handelte, Märchen oder Poesie zu schreiben, ginge das noch. Aber etwas zu schreiben, das einen Zusammenhalt haben soll...

Das macht nichts! Es wird durch einen unsichtbaren Faden zusammengehalten, der viel interessanter sein wird.

 

1 Sri Aurobindos alte Köchin, rund wie eine Tonne.

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2 Es ist wirklich bemerkenswert, daß das Bewußtsein des Körpers Sri Aurobindos Wohnstätte entdeckte... neun Jahre nach seinem Abschied (Erfahrung vom 24. auf den 25. Juli 1959). Es handelt sich folglich um eine materielle und keine sogenannte "innere" Welt – die andere Materie, die wahre! Erinnern wir an Mutters letzte Klasse auf dem Sportgelände, wo sie am 28. November 1958 sagte: "Durch jede individuelle Existenz entwickelt sich die physische Substanz weiter, und eines Tages wird sie fähig sein, die Brücke zwischen dem gegenwärtigen physischen Leben und dem kommenden supramentalen Leben zu bilden."

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