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Mutters

Agenda

dritten Band

16. Oktober 1962

Das letzte Mal sagtest du: "Man verbrannte sie oder sperrte sie in eine Kiste, ohne Luft, ohne Licht – völlig bewußt ..."

Das ist erschreckend wahr.

Aber was müßte man denn tun? Müßte man warten?

Ich habe lange darüber nachgedacht... aber in sozialer Hinsicht ist es unmöglich, man kann nicht anders handeln. Die Lebenden nehmen den Standpunkt der Lebenden ein. Ich sah lediglich, daß es in diesem Zustand, wie immer, eine besondere Gnade geben muß, und wahrscheinlich sehen sie NUR, was sie sehen können, ohne beunruhigt zu werden.

Ich weiß es, denn als der Körper in einem solchen Zustand war – er war schon beinahe tot 1 – und die Leute mich pflegten (sie pflegten mich, kümmerten sich um alles), war ich völlig bewußt. VÖLLIG BEWUSST, aber ich konnte nicht... ich war wie eine Tote. Es war nicht so, daß ich mich nicht bewegen konnte, aber ich konnte mich nicht manifestieren – ich wollte nicht! Ich war in einem völlig glückseligen Zustand, und ich mokierte mich über alles, was geschehen könnte. So ist es. Ich denke, so ist es für jene... die in einem Zustand der Gnade sterben – es ist wahr, was man sagt, daß manche Leute gut sterben und andere nicht. Alles hängt vom Bewußtseinszustand ab, in dem man gerade ist.

Wenn man stirbt und sich dabei vom physischen Leben, vom gewöhnlichen physischen Bewußtsein löst und sich entweder mit der großen universellen Kraft oder mit der göttlichen Gegenwart vereinigt, dann sind alle diese kleinen Dinge... Nicht, daß man sich ihrer nicht bewußt wäre – man ist sich ihrer sehr bewußt, man ist sich der Handlungen der anderen und des Geschehens sehr bewußt –, aber... es hat keine Bedeutung.

Nur jene, die beim Sterben an die Menschen und die Dinge verhaftet bleiben, müssen höllische Qualen erleiden. Höllisch.

Ist es denn besser, sich beerdigen oder sich verbrennen zu lassen?

Hättest du mir die Frage vor einer Woche gestellt, hätte ich dir ohne zu zögern geantwortet: "Man muß sich begraben lassen", mit der Empfehlung an die Leute, es nicht zu schnell zu tun. Die äußeren Zeichen der Zersetzung abzuwarten.

Jetzt, wegen dieser Sache, kann ich es nicht mehr sagen. Ich kann es nicht mehr sagen.

Mir scheint, daß ich jetzt besonders in bezug auf diesen Übergang, den man als Tod bezeichnet, viele Dinge lerne. Es wird immer dünner und unwirklicher. Sehr interessant.

(Schweigen)

Man kann einen Bewußtseinszustand erreicht haben, wo der Körper nur noch eine Last ist, weil er träge oder zu sehr beeinträchtigt ist. Man kann nichts mehr mit ihm tun, oder man wurde nicht dazu geschaffen zu versuchen, ihn unsterblich werden zu lassen (das ist etwas sehr Außergewöhnliches). Bei der großen Masse der Menschen sind viele Körper zu nichts mehr nütze, und in diesem Fall kann es durchaus eine Erleichterung sein, wenn man sie plötzlich von ihm trennt, anstatt eine langsame Zersetzung abzuwarten. Da sagte ich mir: "Wieder einmal ein hastiges und vermessenes Urteil – das Urteil der Unwissenheit."

Ich kann es nicht sagen. Jeder muß es FÜHLEN und selber entscheiden, wenn er genügend bewußt ist.

Jedesmal, wenn ich meinen Körper frage, was ER will, sagen alle Zellen: "Nein, nein! Wir sind unsterblich, wir wollen unsterblich sein. Wir sind nicht müde, wir sind bereit, für Jahrhunderte zu kämpfen, wenn es nötig ist. Wir wurden für die Unsterblichkeit geschaffen, und wir wollen die Unsterblichkeit."

Das ist sehr interessant.

Sehr interessant. Pavitra sagte mir gerade in diesen Tagen, daß man jetzt ernsthaft und auf sehr fortgeschrittene Weise die Ursachen des Alterns und des Zerfalls studiert habe und zu sehr interessanten Entdekkungen gelangt sei: daß die Zelle nämlich unsterblich ist. Daß nur ein Zusammentreffen von Umständen dieses Altern bewirkt. Die Forschung tendiert zu dieser Schlußfolgerung, daß es nur eine schlechte Gewohnheit ist – das scheint wahr zu sein. Das heißt, wenn man im Wahrheitsbewußtsein LEBT, steht die Materie in keinem Gegensatz zu diesem Bewußtsein.

Das sehe ich jetzt (ich glaube nicht, daß es etwas Einzigartiges, Außergewöhnliches ist): je mehr man zur Zelle selbst vorstößt, desto mehr sagt die Zelle: "Aber ich bin unsterblich!" Sie muß allerdings bewußt sein. Das geschieht fast automatisch: die Zellen des Gehirns sind sehr bewußt, die Zellen der Hände, der Arme von Musikern sind sehr bewußt, die Zellen im ganzen Körper eines Athleten oder eines Turners sind alle wunderbar bewußt. Da sie bewußt sind, werden sich diese Zellen ihres Prinzips der Unsterblichkeit bewußt und sagen: "Aber warum denn! Nein, ich will nicht altern!" Sie wollen nicht altern. Das ist sehr interessant.

Alle diese Ideen, die ich über den Tod hatte, alles, was ich über den Tod sagte, fast alles, was ich bewußt TAT 2 – ach, mir wurde so klar: "Das gehört noch der Vergangenheit an, einer unwissenden Vergangenheit." Darüber werde ich wahrscheinlich später noch andere Dinge zu sagen haben.

Wenn ich jemals darüber spreche.

Sobald man spricht, entzieht sich einem der größte Teil des Wissens. Es wird, was Sri Aurobindo eine "Darstellung", ein Abbild nennt – es ist nicht DIE Sache.

 

1 Im letzten April

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2 Für Leute, die gestorben waren.

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