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Mutters

Agenda

vierten Band

9. Januar 1963

...Wie die Leute doch gerne geschäftig sind! Wie sie in ständiger Bewegung sein müssen, um sich lebendig zu fühlen!

Aber so ist es eben.

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(Mutter spricht über das Bulletin und insbesondere das Entretien vom 3. Juli 1957, in dem sie ihre symbolische Vision des ständig im Umbau befindlichen "Großen Hotels" beschreibt 1:)

All das erscheint mir jetzt nebensächlich. Ich verstehe, daß es manche Leute interessieren kann, aber es gehört immer noch zu den Dingen, über die ich lächeln muß. All das macht diesen Eindruck auf mich. Sogar diese Vision.

Jede Nacht habe ich drei oder vier solch große Visionen mit allen Komplikationen 2, allen Symbolen und Erklärungen. Ich begegne Leuten..., die nicht das sind, was sie zu sein glauben.

Unglaublich! Unglaublich, was man in einigen Stunden der Nacht alles bewirken kann...

(Schweigen)

Wie viele Dinge man erfahren kann, die wir nicht wissen (keine äußerlichen Dinge)...

(langes Schweigen)

Aber dem Körper fällt es sehr schwer, sich zu ändern, denn er lebt nur gemäß seiner Lebensgewohnheit. Sobald etwas von der wahren Art zu leben eindringt – ohne zu denken, ohne Überlegung, ohne irgend etwas, das einer Idee ähnelt, fast ohne Empfindung, fast automatisch –, werden die Zellen jedesmal von einer Angst vor dem Neuen ergriffen. Verstehst du, ALLES muß geändert werden. Es ist nicht mehr das Herz, das das Blut antreibt und die Kraft empfängt. Der Magen muß nicht mehr verdauen, das alles ist überholt – alles läuft auf andere Weise ab. Die Basis muß verlagert, die Funktionsweise völlig verändert werden – während alle Zellen noch darauf bedacht sind, daß alles WIE GEWOHNT abläuft...

(Schweigen)

Schrecklich. Eine sonderbare Schwierigkeit.

Wenn das innere Wesen – das wahre Wesen – regiert, handelt der Körper automatisch durch die Kraft des wahren Wesens. Aber dann wird er sich seiner Umwandlung nicht bewußt und arbeitet nicht mit daran; so könnte es Jahrtausende dauern, bis die Transformation abgeschlossen ist. Das wahre Wesen muß sich so halten (Geste zum Hintergrund), und der Körper muß es SELBST tun, sozusagen selbst den Höchsten enthalten, den Höchsten empfangen, sich dem Höchsten hingeben, der Höchste SEIN. Er hat eine Aspiration, ja, intensiv! Sie ist glühend – das ist sehr gut. Aber der Höchste (lächelnd) folgt nicht der üblichen Gewohnheit! Sobald Er die eine oder andere Funktion in Besitz nehmen will, selbst nur teilweise, verändern sich plötzlich alle Gewohnheiten, alle Beziehungen, alle Bewegungen – panischer Schrecken. Sofortiger panischer Schrecken. Resultat: man wird ohnmächtig oder steht kurz davor, oder man spürt einen furchtbaren Schmerz, oder etwas geht ANSCHEINEND völlig schief. Was tun?... Geduldig warten, bis die kleine oder große Anzahl Zellen, der kleine Bewußtseinswinkel seine Lektion gelernt hat. Das dauert einen Tag, zwei Tage, drei Tage, und dann beruhigt und klärt sich das "große", chaotische und umwerfende Ereignis, und die betroffenen Zellen sagen sich: "Gott, sind wir dumm!..." Nach einiger Zeit begreifen sie.

Doch es gibt Tausende und Abertausende davon!

Man darf die Dosis auch nicht übertreiben, denn der Körper soll ja nicht zerbrechen! Ich habe das in diesen letzten Tagen gesehen. Als du das letzte Mal kamst, war ich in tiefem Aufruhr 3 .

Das Bewußtsein ist da (Geste zum Hintergrund), aber... es greift nur ein, wenn es unbedingt notwendig ist. Es versucht nur, ihnen örtlich beizubringen... (nicht zu verstehen, es geht nicht um "Verständnis", denn dort gibt es kein Mental), die wahre Empfindung, die wahre Erfahrung zu haben, bis die Zellen anfangen zu sagen: "Ach!..."

Einige regen sich sehr auf. Andere hatten schon Erfahrungen, sie wissen es besser und sehen klarer, arbeiten daran, sich an die neue Schwingung anzupassen. Aber andere müssen verstehen lernen. Sie fühlen sich so dumm, so dumm! Und etwas sieht all dies von oben und amüsiert sich gleichzeitig sehr (beides zugleich), denn es ist wirklich äußerst lächerlich, aber auch so traurig. Es ist so traurig zu sehen, daß ALLES so ist: die GANZE Erde, die GANZE Erde! Dieser Körper ist das Ergebnis einer speziellen Konzentration, einer besonderen Anstrengung, einer besonderen AUFGABE, einer Aufmerksamkeit und Fürsorge – dieser ganz kleine, winzige Winkel –, und andrerseits die ganze Erde, die ganze Erde... Sie hält sich für so wunderbar, für so klug!...

Ich könnte stundenlang Geschichten erzählen.

Später.

Im Augenblick müssen wir immer noch sehr sanft und allmählich voranschreiten – nicht zu sehr die Zügel schießen lassen. Ich bin umgeben von Leuten, die sagen: "Ach, sie ist schwer krank! Was wird geschehen?..." Damit erschweren sie die Sache, weil ich all das wieder mit der Kraft beiseite schieben muß: "Bleibt ruhig! Schafft keine Formationen, die die Schwierigkeiten verschärfen!"

Siehst du, wir sind weit entfernt von den romantischen Transformationen, wo die Leute verjüngt, schön, leuchtend aus ihren Meditationen treten, oh, du meine Güte! Dies wird ein Kinderspiel sein. Am Ende ist es nichts: man macht so (Mutter bläst in die Luft), und es ist geschehen.

Das übrige ist schwierig.

 

1 Siehe Agenda, Band I, Seite 102.

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2 Die kollektiven Schwierigkeiten des Yogas.

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3 Während der letzten Begegnung hatte Mutter plötzlich innegehalten, als würde sie gleich ohnmächtig.

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