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Mutters

Agenda

vierten Band

19. März 1963

Nach einer Meditation mit Mutter:

Bist du dir des Übergangs von einem Zustand in den anderen bewußt, wenn du meditierst?... Nicht?

Am Anfang besteht nämlich diese Schwingung mit all den Farben, wobei jedoch das Blau deutlich vorherrscht (die Farbe, die ich als "tantrische Macht in der Materie" bezeichne), dies stellt sich bei dir sehr schnell ein, wie ein normaler Konzentrationszustand. Danach ist es, als ob du dich zurückziehst oder in einer großen Unendlichkeit aus einem sehr ruhigen silbrigen Weiß entfaltest – sehr ruhig und sehr einheitlich, wie eine Art Rückzug vom äußeren Leben und ein Entfalten in diesem Zustand. Schließlich steigt ein sehr intensives goldenes Licht herab – buchstäblich –, sehr intensiv, fast... (wie soll ich sagen?) ein farbiges Gold, tief golden, äußerst intensiv und wie zerstäubt – ein Puderregen. Die drei folgen aufeinander. Fühlst du es nicht so?

Ich fühle die zweite Bewegung: den Eindruck, daß es sehr weit ist, weiß und offen.

Genau. Es ist weiß und sehr intensiv. Sehr weit, sehr ruhig.

Gut!

Bei der letzten Bewegung steigt es herab und umhüllt deinen Kopf.

Diese blaue Kraft, dieses blaue Licht kenne ich schon lange, aber ich hatte es nicht definiert, es war einfach eine Kraft des Bewußtseins – eine MACHT –, die Kraft des Bewußtseins in der Materie. Als ich X kennenlernte (erst den Swami und dann X) erfuhr ich, was es genau war. Von dem Augenblick an konnte ich, wenn ich jemanden traf, eindeutig sagen, ob er Tantrismus praktizierte oder nicht. Wenn ich jetzt eine Fotografie sehe, ist es dasselbe. Ja, gestern brachte man mir das Foto von jemandem, und ich hatte denselben Eindruck von Kraft. Ich sagte nichts und fragte, was dieser Mann tue (im äußeren Leben ist er vielleicht ein Geschäftsmann, ich erinnere mich nicht mehr), aber dann zeigte man mir einen Brief von ihm, in dem er schrieb, daß er seit mehreren Jahren dem Yoga der tantrischen Methode zu folgen versuche – das amüsierte mich. Es war mir auf seinem Foto ins Auge gestochen.

Ich kannte noch einen Mann, der dieses blaue Licht um sich hatte... und den fand ich ungeheuer. Er war zuständig für alle religiösen Riten und alle Priester im Staate B. Er kam hierher und bat, mich zu sehen. Ich sah ihn, glaube ich, an einem 9. Dezember, als ich das Grundstück in Aryankuppam besuchte. Als ich durch die Gärten ging, fühlte ich plötzlich ein Ziehen – es zog ziemlich unsanft. Ich drehte mich um und sah einen großen Mann dort stehen, der mich anschaute. Ich wußte nicht, wer er war, man hatte mir nichts gesagt, deshalb sah ich ihn einfach an und "erwiderte" seine Dreistigkeit. Und, pfft! fiel es in sich zusammen, einfach so. Ich war erstaunt. Später bat er, mich zu treffen (man hatte mir immer noch nicht gesagt, wer er war). Als er ins Zimmer trat, spürte ich... ein solides Wesen. Ich weiß nicht, wie ich es definieren soll, so etwas hatte ich noch nie vorher bei einem Menschen gefühlt – er war solide. Er war so fest, daß er unerschütterlich war. Eine außergewöhnliche Festigkeit: geballt, stabil. Oh, war der mächtig! Nicht im Sinne eines nach oben schießenden Pfeiles, sondern alles war hier, um ihn herum. Das war wirklich amüsant, denn sicherlich muß er einen ungeheuren Eindruck auf die Leute machen, unmittelbar, ohne Worte oder sonstige äußere Zeichen, und ich antwortete... auf meine Art, mit etwas anderem!

Dieser Mann, der eine Art religiösen Kopfschmuck trug, betrat das Zimmer mit der Absicht, sehr arrogant zu sein. Er trat ganz steif vor mich, und dann machte er plötzlich ein Pranam 1 – er tat einen Schritt zurück, nahm seinen Hut ab und machte ein Pranam. In dieser Stellung blieb er ungefähr eine Viertelstunde lang. Das war interessant, eine interessante Reaktion. Dann fing er an zu sprechen (man übersetzte es mir – er sprach Hindi, glaube ich) und bat mich, für B Sorge zu tragen. Ich entgegnete ihm etwas, worauf ich sehr eindringlich dachte: "Jetzt ist Schluß, das kann nicht ewig andauern!" (Er war schon seit mehr als einer Viertelstunde da.) Plötzlich sehe ich, wie er sich versteift, seine Mütze wieder aufsetzt und weggeht.

In meinem ganzen Leben ist er der einzige Mann, der mir ein solches Gefühl gab.

Nach seiner Rückkehr in den Staat B scheint er allen gesagt zu haben, daß er noch nie so etwas erlebt habe. Man könne sich darauf verlassen, daß ich wirklich die Mutter sei! Eine solche Wirkung hatte unsere Begegnung also auf ihn: etwas, das ihm Paroli bieten konnte.

Amüsant war auch, daß er tags zuvor N getroffen hatte, und N sagte mir: "Als dieser Mann ins Zimmer trat, schaute er mich an, und ich spürte ein Verbot zu sprechen – ich wollte etwas sagen und konnte nichts herausbringen! Er legte mir ein Redeverbot auf, und ich konnte nicht mehr sprechen."

Für diesen Mann sind solche Dinge nichts Außergewöhnliches. Er ist der gefestigtste Mann, den ich je sah – das heißt, eine außerordentlich abgestimmte Individualität. Er muß sich wirklich mit eiserner Faust unter Kontrolle haben.

Bei Sri Aurobindo... hatte man immer das Gefühl, in eine Unendlichkeit einzutreten – so mild, so sanft! Es war immer soft [weich], ich weiß nicht. Schwingungen, die einen ganz im Gegensatz dazu immer erweiterten, Frieden vermittelten – der Eindruck, an etwas Grenzenloses zu rühren.

Aber dieser Mann war eine MASSE, puh, härter als Eisen! Wirklich interessant.

Und er war blau. Seine Aura war blau, mit blauen Pulsationen – nicht ausstrahlend, nicht nach oben gerichtet, sondern überall um ihn herum geballt. Ein Blau wie das Meer, wenn es sehr tief und sehr ruhig ist, aber leuchtend. Ein prächtiges Blau.

 

1 Pranam: tiefe Verbeugung.

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