SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 04 Bande

Mutters

Agenda

vierten Band

24. Juli 1963

(Mutter liest einen unveröffentlichten Brief Sri Aurobindos vor:)

About the present civilisation, it is not this which has to be saved; it is the world that has to be saved and that will surely be done, though it may not be so easily or so soon as some wish or imagine or in the way that they imagine. The present must surely change, but whether by a destruction or a new construction on the basis of a greater truth, is the issue. The Mother has left... (lachend) this question hanging and I can only do the same. 1

Das ist wunderbar! (Mutter lacht) Wunderbar. Das wurde 1945 geschrieben, das heißt, während des Krieges – der Krieg war noch nicht beendet.

Es war das Ende 2 .

Das möchte ich am 15. August verteilen.

Is it still hanging? [Steht die Frage immer noch offen?]

(Mutter lacht und gibt keine Antwort)

Hier zwei weitere Briefe:

To bring the Divine Love and Beauty and Ananda into the world is, indeed, the whole crown and essence of our yoga. But it has always seemed to me impossible unless there comes as its support and foundation and guard the Divine Truth – what I call the supramental – and its Divine Power... 3

Hier ist es klar: Er sagt, das, was er das "Supramental" nenne, sei the divine Truth [die göttliche Wahrheit], die zuerst kommen müsse und dann erst alles andere.

Dennoch erhalte ich seit einiger Zeit immer häufiger eine sehr konkrete Antwort auf meine Aspiration (oder Anrufung oder Gebet), wenn ich den Herrn anflehe: "Höchster Herr, manifestiere Deine Liebe" (dies am Ende einer langen Invokation, in der ich Ihn bitte, der Reihe nach all seine Aspekte zu manifestieren). Bemerkenswerterweise wird die Antwort darauf immer klarer und stärker... Sri Aurobindo sagt allerdings, daß zuerst die Wahrheit begründet werden müsse, wobei er die höchste Wahrheit, die göttliche Wahrheit, als das Supramental bezeichnet. Das entspricht dem, was mir bei meiner Übersetzung des letzten Kapitels über "die Vervollkommnung des Wesens" im Yoga of Self-Perfection auffiel. Ich sagte mir: "Aber es geht immer um den Aspekt der Wahrheit. In all seinen Äußerungen stellt er den Aspekt der Wahrheit in den Vordergrund, immer und überall geht es um die Wahrheit; seine supramentale Aktion ist eine Aktion der Wahrheit."

Ich wußte nicht, daß er dies gesagt hatte, hier schreibt er aber deutlich:

... But it has always seemed to me impossible unless there comes as its support and foundation and guard the Divine Truth – what I call the supramental – and its Divine Power. Otherwise Love itself blinded by the confusions of this present consciousness may stumble in its human receptacles and, even otherwise, may find itself unrecognised, rejected or rapidly degenerating and lost in the frailty of man's inferior nature. But when it comes in the divine truth and power, Divine Love descends first as something transcendent and universal and out of that transcendence and universality it applies itself to persons according to the Divine Truth and Will, creating a vaster, greater, purer personal love than any the human mind or heart can now imagine. It is when one has felt this descent that one can be really an instrument for the birth and action of the Divine Love in the world. 4

Es ist kein Datum angegeben, ich finde das aber sehr interessant.

Und der letzte Brief:

The importance of the body is obvious; it is because he has developed or been given a body and brain capable of receiving and serving a progressive mental illumination that man has risen above the animal. Equally, it can only be by developing a body or at least a functioning of the physical instrument capable of receiving and serving a still higher illumination that he will rise above himself and realise, not merely in thought and in his internal being but in life, a perfectly divine manhood. Otherwise either the promise of Life is cancelled, its meaning annulled and earthly being can only realise Satchitananda by abolishing itself, by shedding from it mind, life and body and returning to the pure Infinite, or else man is not the divine instrument, there is a destined limit to the consciously progressive power which distinguishes him from all other terrestrial existences and as he has replaced them in the front of things, so another must eventually replace him and assume his heritage. 5 (The Life Divine, XVIII, 231)

Das ist interessant.

(Schweigen)

Und meine Frage?

Keine Antwort! (Lachen)

Nein, noch vor zwei, drei Tagen stellte mir jemand eine ähnliche Frage: "Wird es wieder zu einer großen Zerstörung kommen oder nicht?" – Über diese Dinge spricht man nicht.

(Schweigen)

Du weißt, daß X ständig wiederholt: "Es wird Krieg geben, es wird Krieg geben... selbst wenn ich es nicht will, wird es Krieg geben"! Er hatte ihn für April vorausgesagt – jetzt ist schon Juli.

Offensichtlich repräsentieren heute die Chinesen die aggressive Haltung in der Welt. Deswegen kamen sie sogar den Russen ins Gehege – ein ernsthafter Streit. Ich nehme an, du kennst die Geschichte.

(Schweigen)

Über diese Dinge spricht man besser nicht. 6

*
*   *

Dann kommt Mutter auf den zweiten Brief von Sri Aurobindo zurück:

Wenn die Liebe sich vor der Wahrheit manifestierte, gäbe es Katastrophen.

Eigenartig, seit langem, seit Monaten, ja fast Jahren, habe ich mich immer etwas zurückgehalten, wenn ich um die Manifestation der Liebe bat. Eine Art klarer Eindruck: "Nein, die Zeit ist noch nicht gekommen, die Zeit ist noch nicht reif..." Eines Tages trat das plötzlich in den Hintergrund, und es kam eine wunderbare Antwort. Das war bereits vor mehreren Monaten. Seitdem kommt eine Antwort – eine immer stärker werdende Antwort.

Ich kann allerdings nicht in aller Aufrichtigkeit sagen, daß sich die Wahrheit manifestiert hätte!

Vielleicht reicht die Vorbereitung aus?

Vielleicht ist das eine individuelle Frage – dennoch ist meine Arbeit nicht individuell, sie wird von einer ständigen Wahrnehmung der irdischen Atmosphäre begleitet.

Das spielt keine Rolle. Dies zu sagen, tut trotzdem gut!

(Schweigen)

Wie geht es dir gesundheitlich?

Es geht, liebe Mutter.

Gut. Darauf kommt es an, das ist wichtig, sehr wichtig: den Körper gesund zu erhalten, in einer Art Gleichgewicht. Es ist wichtig, das Gleichgewicht zu bewahren, sehr wichtig.

Alles übrige ist bedeutungslos!

(Mutter lacht, und Satprem lacht)

 

1 Nicht die gegenwärtige Zivilisation sondern die Welt muß gerettet werden, was sicher geschehen wird, obgleich dies nicht so leicht und schnell gelingen mag, wie sich einige das wünschen und vorstellen, und auch nicht auf die Art, wie sie es sich vorstellen. Das Gegenwärtige muß sich gewiß ändern, aber die Frage ist, ob dies durch eine Zerstörung oder durch einen neuen Aufbau auf der Grundlage einer größeren Wahrheit geschehen wird. Mutter hat... (lachend) die Frage offengelassen und ich kann nur das gleiche tun. (September 1945)

Rückwärts zum Text

2 Am 8. Mai 1945 in Europa und am 15. August in Japan.

Rückwärts zum Text

3 Göttliche Liebe, Schönheit und Ananda in die Welt zu bringen, ist tatsächlich die ganze Krönung und Essenz unseres Yogas. Dies schien mir aber immer unmöglich, außer wenn zu ihrer Unterstützung, Grundlage und ihrem Schutz die göttliche Wahrheit – die ich das Supramental nenne – und ihre göttliche Macht kommen. (XXIII.753)

Rückwärts zum Text

4... Es schien mir aber immer unmöglich, außer wenn zu ihrer Unterstützung, Grundlage und ihrem Schutz die göttliche Wahrheit – die ich das Supramental nenne – und ihre göttliche Macht kommen. Sonst kann selbst die Liebe, geblendet durch die Verwirrung des gegenwärtigen Bewußtseins, in ihren menschlichen Gefäßen zu Fall kommen, oder aber sie mag sich unerkannt, zurückgewiesen oder schnell degenerierend und verloren in der Gebrechlichkeit der niedrigen Natur des Menschen wiederfinden. Wenn die göttliche Liebe jedoch zuerst in ihrer göttlichen Wahrheit und Kraft auftritt, steigt sie zuerst als etwas Transzendentes und Universales herab und wendet sich aus dieser Transzendenz und Universalität zum Menschen, der göttlichen Wahrheit und dem göttlichen Willen entsprechend, indem sie eine weitere, größere, reinere persönliche Liebe schafft, als der menschliche Geist oder das menschliche Herz sich jetzt vorstellen können. Erst wenn man die Erfahrung dieser Herabkunft gemacht hat, kann man wirklich ein Instrument für die Geburt und das Handeln der göttlichen Liebe auf der Welt sein.

Rückwärts zum Text

5 Die Bedeutung des Körpers ist offensichtlich: Weil der Mensch einen Körper und ein Gehirn entwickelte oder bekam, die fähig sind, eine fortschreitende mentale Erleuchtung zu empfangen und ihr zu dienen, konnte er sich über das Tier erheben. In gleicher Weise kann er sich nur durch die Entwicklung eines Körpers oder wenigstens einer Funktionsweise des physischen Instrumentes, die fähig ist, eine noch höhere Erleuchtung zu empfangen und ihr zu dienen, über sich selbst erheben und nicht nur in seinen Gedanken und seinem inneren Wesen sondern im Leben selbst eine vollkommen göttliche Menschheit verwirklichen. Andernfalls wird entweder das Versprechen des Lebens zurückgenommen, sein Sinn annulliert, und das irdische Wesen kann das Satchitananda nur verwirklichen, indem es sich selbst auslöscht, sich seines Mentals, Lebens und Körpers entledigt und zur reinen Unendlichkeit zurückkehrt, oder der Mensch ist nicht das göttliche Instrument, es besteht eine festgelegte Grenze für die Macht des bewußten Fortschritts, der ihn vor allen anderen irdischen Schöpfungen auszeichnet, und so wie er diese an der Spitze der Evolution ablöste, muß ihn schließlich eine andere ablösen und sein Erbe übernehmen. (Das Göttliche Leben)

Rückwärts zum Text

6 In diesem Zusammenhang ist folgender Brief von Interesse, den Mutter wenige Tage vor dem oben wiedergegebenen Brief von Sri Aurobindo schrieb. Am 30.8.1945 schrieb sie Prithwi Singh, Sujatas Vater: "Ich glaube nicht, daß das Supramental so handeln wird, wie Sie es erwarten. Seine Wirkung wird darin bestehen, den Göttlichen Willen auf der Erde zu verwirklichen, was immer dieser Wille sein mag, und seine Wirkung auf die Menschen wird ihren Willen in jene Richtung lenken, die der Göttliche Wille wünscht, ob sie sich dessen bewußt sind oder nicht. Ich kann Ihnen jedoch nicht versichern, daß der Göttliche Wille die Erhaltung der gegenwärtigen menschlichen Zivilisation beinhaltet."

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English