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Mutters

Agenda

vierten Band

3. August 1963

Die physische Materie, die physische Substanz, dieses sehr elementare Bewußtsein in der physischen Substanz wurde so mißhandelt, daß es nur noch mit größter Mühe an eine Änderung glauben kann. (Ich vermute, dies geht auf die Anfänge der menschlichen Entwicklung auf der Erde zurück, denn vorher genügte die Selbstbewußtheit wahrscheinlich nicht, um sich der Mißhandlung bewußt zu sein; die Substanz war nicht ausreichend bewußt, um zwischen einem normalen friedvollen Zustand und widrigen Bedingungen zu unterscheiden – jedenfalls liegt es lange zurück.) Dieses Bewußtsein spürt eine Aspiration, vor allem nach einem LEUCHTENDEN Frieden, nach etwas anderem als dem dunklen Frieden der Unbewußtheit, den es nicht mag (ich weiß nicht, ob es ihn je mochte, aber es mag ihn nicht mehr). Es sehnt sich nach einem leuchtenden Frieden, keineswegs nach einem Bewußtsein voller verschiedener Dinge, sondern einfach einem friedvollen Bewußtsein, sehr friedvoll, sehr ruhig und leuchtend. Gleichzeitig fällt es ihm schwer, an diese Möglichkeit zu glauben. Ich konnte das wiederholt beobachten: Das Bewußtsein erlebt einen konkreten und fühlbaren Eingriff der höchsten Macht, des höchsten Lichts und der höchsten Güte – es hat diese Erfahrung und empfindet jedesmal dieselbe Verwunderung –, und in diesem Staunen erkenne ich so etwas wie: "Ist das wirklich möglich?"

Man hat den Eindruck eines Hundes, der so oft geschlagen wurde, daß er nur noch Schläge erwartet.

Das ist traurig.

Dennoch häufen sich die Beweise: Könnten sich der Glaube und das Vertrauen auf beständige Weise festigen, wäre die Schwierigkeit wahrscheinlich überwunden.

(Schweigen)

Dieses Bewußtsein lebt fast in Angst vor der mentalen Kraft. Sobald sich eine mentale Kraft manifestiert, reagiert es so (Geste des Zurückweichens): "Oh, nein! Genug davon! Genug!" Als wäre sie die Ursache all seiner Qualen. Es empfindet die mentale Kraft als äußerst hart, trocken, starr, erbarmungslos und vor allem trocken, schroff, leer, bar der wahren Schwingung.

Das wird deutlich erkennbar: Besteht zum Beispiel gerade keine Notwendigkeit, äußerlich zu handeln, und kommt die Aktivität zum Stillstand, so entsteht Ruhe und eine Sehnsucht und Aspiration nach diesem leuchtenden Frieden. Er kommt dann auch und scheint sich sogar noch zu festigen. Gibt diese Ruhe aber auf einmal nach und wird durch einen Übergriff der alten mentalen Tätigkeit unterbrochen (des Mentals der Zellen, des materiellsten Mentals), reagiert das Bewußtsein sofort mit einem Ruck, einem plötzlichen Zusammenzucken: "Oh nein, nicht das, bloß das nicht!" Dadurch wird die mentale Bewegung sofort abgebrochen, und die Aspiration nach der Gegenwart stellt sich ein. – "Das nicht, das nicht!"

Heute morgen erlebte ich das zweimal: eine völlig unscheinbare mentale Aktivität, und fast unverzüglich: "Oh nein, das nicht!" Das Bewußtsein möchte sich lieber bewegen, handeln, egal was tun, als da hineinzufallen – es scheint das Mental als Feind zu betrachten.

(Schweigen)

Heute morgen erschien mir eine Art Vision oder Wahrnehmung der Kurve, die vom Tier zum Menschen führte – eine spiralförmige Kurve, die dann zu einem Zustand oberhalb des Tieres zurückläuft, wo das Leben, die Handlung, die Bewegung nicht das Produkt des Mentals sind, sondern einer Kraft, die als die Kraft eines Lichtes OHNE SCHATTEN empfunden wird, eines in sich selbst leuchtenden Lichts, das keine Schatten wirft und das absolut friedvoll ist. In diesem so harmonischen, so sanften Frieden... ach, das ist die höchste Ruhe. Nur die Disharmonie und Härte verursachen die Müdigkeit im Leben.

Ich spreche vom Bewußtsein der Zellen.

Endlich aus diesem Chaos der Ideen, der Launen, der Anschauungen hinausgelangen! – All dies wirkt so kleinlich, so trocken, so hohl und gleichzeitig so irritierend in seiner Instabilität.

Das scheint sich auch in den Umständen auszudrücken: Alle scheinen, wenn nicht auf dem Maximum, so doch auf einer ziemlichen Höhe ihrer Schwierigkeiten angekommen zu sein. Die Störung, der Konflikt, das Chaos scheinen ihr Maximum erreicht zu haben (ich hoffe, dies nimmt nicht noch mehr zu, denn es ist kaum noch zu ertragen). Von morgens bis abends pausenlos: Streitigkeiten, Ärger, Beschwerden und... ach, Unzufriedenheiten, Murren – ununterbrochen, ununterbrochen, mit einer Art bebender Unordnung und Unzufriedenheit (Mutter deutet auf ein Paket von Briefen): all das... und natürlich muß ich alles beantworten.

*
*   *

(Etwas später geht Mutter in Meditation, und Satprem folgt ihr)

Spürst du immer noch eine "Herabkunft", eine Herabkunft von Kraft?

Ich selbst fühle sie nicht mehr herabkommen: sie ist hier (Geste um sich herum und überall). Mit anderen Worten, ich habe nicht den Eindruck von "etwas, das herabkommt", sondern es ist ständig hier – meinst du nicht auch?

Ich spüre es nur selten herabkommen, außer wenn die Kraft manchmal von den Schultern aus nach unten schießt.

Ja, in den Körper.

Dann fühle ich sie herabkommen.

Es war sehr gut (die Meditation), sehr reglos und leuchtend, nichts störte. Sehr gut.

Das Bewußtsein scheint sich aber nicht weiterzuentwickeln – das Bewußtsein, verstehst du.

Weil es sich nicht mentalisieren will!

Darüber sollte man sich nicht beunruhigen.

Ich erinnere mich (es machte einen starken Eindruck auf mich), wie der Swami mir eines Tages sagte: "Sie sollten sich aber dieses oder jenes vorstellen..."

Oh!

Ich erwiderte: "Nein, das will ich nicht! Ich will, daß ES KOMMT." Darauf sagte er mir (mit großem Nachdruck): "Dies war Ihr Fehler in all Ihren Leben."

Sich nichts vorstellen zu wollen?

Ja, mich nicht der mentalen Vorstellungskraft zu bedienen.

Das ist aber völlig... Ich mußte im Gegenteil immer gegen diese Manie kämpfen, sich Dinge vorzustellen, nicht nur in mir, sondern überall. Deswegen habe ich auch einen so... (wie soll ich sagen?) erholsamen und angenehmen Eindruck [in den Meditationen mit Satprem], weil es reglos bleibt.

Wenn man die Wahrheit empfangen will, müssen all diese Einbildungen aufhören.

Ich verstehe... Ich beklage mich eher darüber, daß sich diese Ruhe beispielsweise nicht durch ein klareres Bewußtsein ausdrückt.

Das wird kommen.

Nein, diese Gewohnheit, sich Dinge vorzustellen, ist äußerst... ich halte sie für sehr schädlich.

Früher neigte ich sehr stark dazu. Ich nannte es "Geschichten erzählen" – alles, aber auch alles verwandelte sich in Geschichten: jegliche Arbeit, alles, was getan werden mußte. Ich stellte das vollkommen ab, wie etwas Gefährliches – es bringt eine große materielle Macht (deswegen riet dir der Swami sicher, es zu tun), es vermittelt eine materielle Macht, ist aber SEHR schädlich, denn es verfälscht alles, was von oben kommt.

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