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Mutters

Agenda

vierten Band

23. November 1963

Kennedy wurde ermordet, das bedeutet die Möglichkeit eines Krieges.

Er war eines der Instrumente, um den Frieden zu begründen – das bedeutet einen Rückschritt für die gesamte politische Geschichte der Erde.

Aber wahrscheinlich waren die Dinge im Grunde noch nicht bereit: gewisse Teile wären vernachlässigt worden.

Das wurde mir letzten Monat gesagt, als ich mir einen Überblick verschaffte; ich hörte jemanden sagen ("jemand" ist eine Redensart, ich weiß wer): Kennedy won't be able to do it [Kennedy wird es nicht schaffen]. Zunächst dachte ich, das Instrument sei zu klein, aber mit so etwas hätte ich nicht gerechnet.

Außerdem kamen fünf unserer Luftwaffenchefs bei einem Hubschrauberunfall ums Leben – Hubschrauber haben fast nie Unfälle, und es waren die besten Piloten, die es gibt. Hier handelt es sich um Sabotage – die Kommunisten sabotieren viel. Das macht gleich zwei Unfälle hintereinander.

Diese Unfälle passieren immer zur Zeit von Kali, im November: Oktober-November.

Im November und Februar.

Februar auch?

Revolutionen, große Streiks, gefährliche INNERE Ereignisse finden immer unmittelbar vor dem 21. Februar statt. Und Katastrophen dieser Art im November – immer.

Auch Sri Aurobindo sagte, die schwierigste Periode des Jahres sei von November bis Februar.

(Schweigen)

Man muß weit werden und durchhalten, das ist alles. Das ist die einzige Lektion, die es zu lernen gilt: Ausweitung und Durchhaltevermögen – durchhalten, durchhalten, durchhalten.

Was den hiesigen Unfall betrifft (der fünf Armeebefehlshaber), waren es erstklassige Piloten, die umkamen. Dies weist deutlich darauf hin, daß es sich dabei um Sabotage handelt. Wieder das gleiche.

Die Kommunisten sabotieren hier überall (sie sabotieren auch die Post, das ist ärgerlich), sie sabotieren viel, überall.

Nun, wir müssen abwarten, durchhalten und immer weiter werden.

(Schweigen)

Kennedy won't be able to do it... gemäß der amerikanischen Verfassung wird der Vizepräsident automatisch Präsident, und zwar gleich in der nächsten Minute. Dieser Vizepräsident aber war genau das Symbol für die gegen Kennedy gerichtete Opposition. Außerdem war seine eigene Partei, die Demokraten, bereits gespalten.

Nun gut.

Was bringst du mir?

Nichts, liebe Mutter, außer den Agendatexten.

Bald wird das wie Geschwätz erscheinen – die Dinge entwickeln sich so schnell.

(Schweigen)

Gestern ging es dir besser, oder?

Ja, das stimmt.

Ich fühlte sogar, daß etwas weggehoben wurden: ich preßte sehr stark, und hoppla, wich es!

Aber ich fühle mich von einem ziemlich schwarzen Schatten verfolgt.

Immer noch?

Nicht wie früher.

Nein. Weißt du, was den Widerständen Kraft verleiht, ist eine abergläubische Unwissenheit – abergläubisch im Sinne eines Vertrauens, zumindest eines Glaubens an das Schicksal, an dessen Zwangsläufigkeit. Das ist ingrained [eingefleischt], in die menschliche Substanz eingewoben. Die Leute haben denselben Aberglauben an das, was ihnen wohlgesonnen ist, wie an das, was ihnen übelgesonnen ist; an die göttliche Kraft ebenso wie an die feindliche Kraft – die Einstellung ist DIESELBE. Aus diesem Grund kann die göttliche Kraft nicht ihre volle Macht entfalten, und aus genau demselben Grund hat die feindliche Kraft so viel Macht über die Leute; denn dies basiert absolut auf einer Bewegung der Lüge, der Unwissenheit – einer totalen Unwissenheit.

In den letzten Tagen verfolgte ich dies in der Mentalität der Leute bis in die kleinsten Einzelheiten. Selbst bei jenen, die Sri Aurobindo studiert und verstanden haben, die Zugang zu diesem Bereich des Lichts hatten, ist das noch vorhanden – es bleibt. Das ist sehr... ja, sehr eng mit dem äußerlichsten, materiellsten Teil des Bewußtseins verwoben. Es gleicht einer Schicksalsergebenheit, die zwar sehr rebellisch sein kann, aber unter dem Eindruck einer Art Zwang oder Schicksalshaftigkeit lebt, die auf Kopf und Schultern lastet.

Daraus schließt man dann, daß es ein gutes und ein schlechtes Schicksal gibt, sowie eine göttliche Kraft, die man als etwas ganz und gar Unverständliches betrachtet, das völlig unerklärliche Absichten und Ziele verfolgt; dann besteht die Hingabe, das "surrender", in einer blinden Akzeptanz all dessen, was kommt. Die Natur lehnt sich zwar auf, aber sozusagen gegen eine Absolutheit, gegen die sie nichts ausrichten kann. All das ist reine Unwissenheit. Keine einzige von all diesen Regungen ist wahr – angefangen von der intensivsten Revolte bis hin zur blindesten Unterwerfung ist alles falsch, darin liegt keine einzige wahre Regung.

Ich weiß nicht, ob sich dies in Sri Aurobindos Schriften findet (ich erinnere mich nicht), aber ich höre sehr deutlich (nicht für mich, sondern für die Menschheit):

ERWACHE UND WOLLE

Natürlich verstehen die Menschen unter "wollen" ihre eigenen Anwandlungen, die nichts mit Wollen zu tun haben: all ihre Impulse.

"Wolle" soll heißen: "Wolle den höchsten Willen". Das ist wie ein Schlüssel, der die Tore der Zukunft öffnet:

ERWACHE UND WOLLE

Und hüte dich, etwas Falsches zu wollen, denn das ist kein Wollen mehr, sondern Willkür – verwechsle das nicht! Wolle den höchsten Willen!

Man darf nicht den Rücken krümmen, das macht einen innerlich schrecklich brummig und nützt überhaupt nichts.

Ja (Mutter hebt ihren Kopf), dieses Gefühl: den Kopf aus all dem herauszuheben, dort oben aufzutauchen...

Man ist so sehr Sklave winzig kleiner Dinge – unscheinbare körperliche Dinge: Bedürfnisse (vermeintliche Bedürfnisse). Ich sehe all das Flehen von überall kommen, und es dreht sich immer um dasselbe (selbst bei jenen, die verstanden zu haben glauben, daß das Bewußtsein umfassend sein muß – nicht kollektiv, sondern weltweit –, auch sie sind Sklaven der Reaktionen ihres Körpers), es dreht sich nur um zwei Dinge: Schlaf-Nahrung-Schlaf-Nahrung-Schlaf-Nahrung... (Mutter zeichnet einen Kreis). Selbst auf jene, die "keinerlei Interesse" mehr für diese Dinge zeigen, übt das noch genügend Macht aus, um ihr Bewußtsein zu beeinflussen: eine Nacht ohne Schlaf oder eine Funktionsstörung im Verdauungssystem – und hoppla! Es hat die Macht, ihren Glauben in Frage zu stellen und seine Handlungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Das liegt an einem unwillkürlichen und mechanischen Festhalten an diesem Bedürfnis nach Schlaf und Nahrung. Ich spreche hier nicht einmal von der psychologischen Einstellung jener Leute, die gerne essen oder die faul sind und schlafen wollen – was sich auf unterster Ebene abspielt –, darum geht es nicht; selbst bei jenen, die sich überhaupt nicht für das Essen interessieren und die den Schlaf gern durch etwas anderes, Interessanteres ersetzen möchten, selbst bei diesen ist es so – bei allen, allen, allen.

Selbst mein Körper, der nun schon seit Jahren bearbeitet und geknetet wurde... Es steckt im Unterbewußtsein des Körpers. Da lautete also die Antwort, die sich an den Körper richtete:

ERWACHE UND WOLLE

(Schweigen)

Wie immer war es voller Humor; etwas sagte: "Du murrst die ganze Zeit, du jammerst die ganze Zeit, du beklagst dich ständig – was nützt das? ERWACHE UND WOLLE!"

Gerade diese Unterwürfigkeit, die Annahme des Schlimmsten aufgrund der Vorstellung, es komme vom Herrn! Und nicht nur das, sondern sich überdies das Schlimmste als Prüfung, als Probe vorzustellen, um zu sehen, ob man wirklich "surrendered" [hingegeben] ist – all das ist purer Schwachsinn! Wenn man solcher Prüfungen bedarf, um zu sehen, ob man wirklich nicht mehr rebellisch ist, zeigt dies nur, daß irgendwo in einem noch ein Keim oder ein Rest von Revolte steckt.

Die Angst, egoistisch zu sein, die Angst, rebellisch zu sein, bedeutet nichts anderes, als daß es noch fortbesteht, sonst hätte man diese Angst nicht.

(Schweigen)

Man ist ja so klein, so klein. Je kleiner man ist, desto mehr lehnt man sich auf. Man möchte alles zerschlagen, weil man so klein ist – wenn man weit ist, braucht man nichts zu zerschlagen. Man braucht nur zu SEIN.

ERWACHE UND WOLLE

in French

in English