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Mutters

Agenda

vierten Band

27. November 1963

Die ganze letzte Nacht verbrachte ich mit Sri Aurobindo, das war wirklich sehr interessant... Nur erinnere ich mich nicht mehr.

Etwas bleibt, aber nicht wie eine mentale Erinnerung, überhaupt nicht, eher wie ein Eindruck der Atmosphäre – sehr interessant.

Es ging um China, um Amerika, um... die ganze Zeit und überall. Als hätte er durch meine Erfahrung etwas Bestimmtes auf der Erde verwirklicht und setzte dementsprechend eine Aktion in Gang, deren Auswirkungen sich jetzt überall zeigen.

Eine Unmenge von Dingen – sehr interessant.

(Schweigen)

Man will, daß ich mich zu Kennedys Tod äußere – ich weigere mich.

Ein armer, sehr liebenswürdiger Schwarzer lebte vorübergehend hier (er hatte sein ganzes Studium in Amerika absolviert), und damals schrieb er mir täglich einen, manchmal zwei Briefe. Jetzt ist sein Land unabhängig geworden, eines dieser Länder... Nigeria glaube ich, und nun ist er vom Ehrgeiz erfüllt, sein Land als eines der ersten der Transformation zugänglich zu machen – ein beachtlicher Ehrgeiz. Genau am selben Tag, als Kennedy ermordet wurde, erhielt ich ein Telegramm von ihm mit der Bitte, ihm bei seinem Vorhaben zu helfen. Das ist sehr ergreifend.

Dadurch wurden alle möglichen Dinge ausgelöst – eben das war einer der Gründe, warum mir diese lange Anwesenheit von Sri Aurobindo und diese langanhaltende Arbeit zuteil wurde; als hätte dieses Ereignis eine der Transformationsbewegungen der Erde ausgelöst.

Solche Anhaltspunkte werden einem gezeigt... Ich erzählte dir schon, wie dieser große Asura (der im Grunde der Erstgeborene war; ihm gab ich damals einen feinstofflichen Körper) mir erklärte, er gehe nach China, und die chinesische Revolution sei das Zeichen für den Anfang der Arbeit der Transformation auf der Erde 1 (das liegt nun schon lange zurück). Diese Dinge sind wie Meilensteine auf dem Weg, und die chinesische Revolution war wie der erste Meilenstein, der den Weg eröffnete. Jedenfalls ist die Ermordung Kennedys eines der Zeichen, eine der Etappen – soviel wurde mir gesagt.

(Schweigen)

Ich erinnere mich noch, gesagt zu haben: "Ist die Erde, die menschliche Erde, denn noch so träge, daß sie solche dramatischen Ereignisse benötigt, um zum Bewußtsein zu erwachen?..." Die Antwort lautete: "Noch viel träger, als du glaubst."

Die Intelligenzen, die sich zu einem höheren Licht erheben konnten, sind wie verstreute Sterne an einem völlig finsteren Himmel – völlig finster.

Das "Signal", von dem du im Zusammenhang mit Kennedys Tod sprachst, wird das die Dinge im Sinne eines "Wachrüttelns" beschleunigen?

Ja, das wirkt wie ein elektrischer Schlag, der das Tamas wachrüttelt, die Trägheit wachrüttelt.

Wie in Savitri, dort spricht er von dem "Bewußtsein, das im Staub einschlief"... das göttliche Bewußtsein, das im Staub seiner Schöpfung einschlief (ich improvisiere). Das göttliche Bewußtsein, die ewige Mutter, schlief im Staube ihrer Schöpfung ein; man weckt Sie, und da stellt Sie fest (das ist nicht von Sri Aurobindo!), Sie stellt fest, (lachend) daß es ja der höchste Herr ist, der sie wachrüttelt! Nun unternimmt sie alles nur Erdenkliche und fängt an, ganz außergewöhnliche Dinge zu tun, damit Er ja nicht wieder fortgeht! (Mutter nimmt Savitri)

She reposes motionless in its dust of sleep.2

Dann:

For him she leaped forth from the unseen Vasts

To move here in a stark unconscious world.3

Und weiter:

In beauty she treasures the sunlight of his smile.

Ashamed of her rich cosmic poverty....4

Das ist wunderbar!

And woos his large-eyed wandering thoughts to dwell

In figures of her million-impulsed Force.

Only to attract her veiled companion

And keep him close to her breast in her world-cloak

Lest from her arms he turn to his formless peace,

Is her heart's business and her clinging care.5

(II.VI.181)

(Schweigen)

Erinnerst du dich noch an die Russin, die hinaus in die Stratosphäre flog 6 (sie umflog die Erde mehrmals, ich weiß nicht wie oft), sie kam zu einem Besuch nach Indien und hielt irgendwo einen Vortrag über ihre Reise. Sie sagte (wie es schien auf sehr hübsche Art, ich kenne die genauen Worte nicht), sie habe die Erde von dort oben betrachtet, und sie sei so schön gewesen, so wunderbar! Und sie stellte die Überlegung an: "Von dort oben aus gibt es keine Grenzen zwischen den Ländern, sie bilden eine so harmonische Einheit, daß es undenkbar scheint, daß Menschen sich streiten könnten." Wie schön... Ja, sobald man hoch genug steigt, herrscht Einheit, alles ist ein Ganzes, so schön und ohne Zerstückelung – "Warum bekämpfen sie sich?" Das hat die Leute sehr beeindruckt.

(Schweigen)

Die Menschen brauchen immer noch Tote, Dramen und Krankheiten – schade.

*
*   *

Ein wenig später

Seit einiger Zeit stieß ich bei N auf einen Widerstand gegen das höhere Wirken. Sobald er in die Atmosphäre eindrang, (Mutter macht eine Geste, als ob sie gegen eine Mauer stieße) kam es zu heftigen Widerständen. Da ich keine andere Absicht hatte, als das zum Nachgeben zu bewegen, beschränkte ich mich ausschließlich auf das innere Wirken (Geste der wirkenden Kraft). Daraufhin wurde er krank. Gestern kam er dann wie jeden Tag, fühlte sich aber unwohl. Deshalb riet ich ihm: "Gehen Sie hinunter, schließen Sie sich zu Hause ein, treten Sie für mindestens eine Stunde ins Sat-Chit-Ananda ein, und rühren Sie sich nicht mehr." (Er ist durchaus imstande dazu.) Am Abend, als der Arzt kam, sagte er mir, N habe hohes Fieber: He is restless [er ist unruhig]. Das Fieber war zu hoch. Ich dachte: "Der Widerstand war also doch stärker, als ich angenommen hatte." Als ich abends zu Bett ging, begann ich mich darauf zu konzentrieren und sah, wie er von einer schwarzen Kruste umgeben war, die natürlich von daher rührt, daß er noch nicht gelernt hat, sich im gleichen Maße zu reinigen, wie die Dinge ihn von außen befallen (zum Beispiel wäre auch ich umgeben von einer schwarzen Kruste, so vollkommen schwarz wie Kohle, würde ich nicht ständig, ständig, ständig meine Arbeit der Reinigung verrichten). Ich sah das und tat alles Notwendige. Heute morgen war das Fieber gefallen. Interessant daran ist, daß er heute morgen kam und mir folgendes sagte: "Letzte Nacht hatte ich eine Vision: Ich fand mich plötzlich ganz umgeben von einer Kohleschicht, einer dicken Kohlekruste, und ich mußte mich davon befreien, ich mußte da herauskommen. Ich betrachtete meine nackten Hände und fragte mich: "Wie soll ich dies nur anpacken? Ich habe keine Werkzeuge", da sah ich auf einmal, wie es anfing, zu Puder zu zerfallen, immer feiner, und... weg war es! Heute morgen fühle ich mich zwar schwach und müde, aber es ist vorbei."

Er sah es wirklich mit einer nur minimalen Verzerrung.

Von Zeit zu Zeit erlebe ich solche Beispiele, wo die Erfahrung fast genau übereinstimmt; das heißt, daß die Eigenheit der Person oder die individuelle Verzerrung nicht dazwischenkommt (jedes Individuum hat seine eigene Verzerrung)... Wie heißt das Wort dafür?... Ich weiß nur die Endung des Wortes: "...synkrasie" (innerlich höre ich idiot-synkrasie, aber ich glaube nicht, daß dies das Wort ist! [Idiosynkrasie])

Hier war die Verzerrung minimal. Ständig studiere ich den Unterschied zwischen der wahren Sache und der Art, wie sie sich im Körper überträgt. Das ist hochinteressant und äußerst subtil – äußerst subtil. Ein Nichts genügt, und schon ist es nicht mehr die Wahre Sache.

 

1 Siehe Agenda vom 15. Januar 1962, Band 3, S. 37.

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2 Reglos ruht sie in ihrem schlafenden Staub. (II.VI.180)

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3 Um seinetwillen ist sie einst den unsichtbaren Weiten entsprungen, um hier in einer nackten, unbewußten Welt voranzuschreiten.

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4 In Schönheit hegt sie wie einen Schatz das sonnige Licht seines Lächelns. Beschämt über ihre reiche kosmische Armut...

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5... und wirbt darum, daß seine weitäugigen schweifenden Gedanken in Formen ihrer Kraft verweilen, die in Millionen von Impulsen wirkt. Allein um den verhüllten Lebenskameraden zu sich hinzuziehen und ihn in ihrer Welt-Gewandung nah an ihrer Brust zu halten, damit er nicht aus ihren Armen zu seinem formenlosen Frieden heimkehrt, geschieht die Herzensarbeit ihres Lebens und ihr anhängliches Sorgen. [in Anlehnung an die dt. Ausgabe von Savitri, a.a.O., S. 191]

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6 Valentina V. Tereskowa, am 6. Juni 1963.

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