Mutters
Agenda
fünften Band
Nun, wie geht's?
Und dir?
Erfahrungen...
Ich habe nichts zu sagen. Es ist zugleich zuviel und zuwenig – zuviele Dinge, zuviele Einzelheiten, zahllose kleine Beobachtungen, zahllose kleine Veränderungen, aber nichts Sensationelles, nichts, was ein "schönes Bild" ergäbe, nein.
Aber zuerst hatte ich dich gebeten, mir zu berichten, falls du etwas gesehen hast.
Ich habe etwas gesehen, aber ich glaube, daß es nicht sehr interessant ist und auch nicht von allgemeiner Bedeutung. Es war, als ob ich mich in einem riesigen, mächtigen Flugzeug befände, dem es gelang zu starten (übrigens gab mir dieser Start eine sehr angenehme Empfindung). Es startete, aber es flog im Tiefflug, es war gefährlich. Trotzdem war der Raum vor uns zuerst frei, aber wir flogen sehr niedrig und streiften die Bäume; dann stellten sich uns plötzlich zahlreiche Bauten in den Weg; insbesondere war da ein riesiger Turm, wie ein Kirchturm, von tiefschwarzer Farbe. Ich weiß nicht, wie das vor sich ging, aber das Flugzeug (oder die Kraft) fand darin Einlaß – es ist recht merkwürdig –, und innen war es völlig dunkel; es gab nur so etwas wie einen Durchbruch in einer Wand, und hinter diesem Loch einen Fleck blauen Himmels. Es klingt unwahrscheinlich, aber das Flugzeug versuchte, dort hindurchzufliegen, und in dem Moment, als wir hindurchfliegen wollten, wurde diese Art Luke durch ein sehr dickes Glas abgeschlossen, das uns am Durchkommen hinderte. Ich erinnere mich, daß ich mit einem spitzen Instrument die ganze Glasscheibe zerbrach, um hindurchfliegen zu können. Wir flogen dann auch hindurch, aber die Öffnung war für ein solch riesiges Flugzeug zu eng. Nachher ist alles sehr unklar; ich erinnere mich nur, daß es an einem versteckten Ort einen riesigen Kelch gab, der sehr schön war – er war versteckt. Aber der ganze Rest ist sehr konfus.
Ah! Das ist aber wirklich interessant...
(Schweigen)
Ich habe nur eine Erfahrung mitzuteilen: Am Vormittag des 29. Februar wachte ich im Bewußtsein dessen auf (nein, ich stand auf), was die vedischen Rishis das "gerade Bewußtsein" nannten, jenes, das direkt vom Herrn kommt – eigentlich das Wahrheitsbewußtsein. Es war absolut still und ruhig, aber mit einer Art Superempfindung eines absoluten Wohlbehagens. Wohlbehagen, Sicherheit – ja, eine Sicherheit – ein unbeschreiblicher Friede, ohne den Kontrast der Gegensätze. Das dauerte fast drei Stunden, auf eine ununterbrochene, festbleibende, mühelose Art (ich unternahm keinerlei Anstrengungen, um diesen Zustand zu bewahren). Ich hatte nur die bestimmte Empfindung, daß dies das war, was man das Wahrheits- und Unsterblichkeitsbewußtsein nennt, mit einer ziemlich klaren, präzisen Wahrnehmung (eher einer Beobachtungsweise) der Art, wie es zu "crookedness" 1 wird (du kennst ihr Wort).
Ich hatte nicht versucht, diese Erfahrung zu erlangen, ich hatte an nichts dergleichen gedacht – es kam als etwas Massives, und es blieb. Aber ich hatte den Eindruck, daß es individuell war: es schien mir nicht, daß es etwas war, das auf die Erde herabkam. Ich hatte den Eindruck, daß es etwas war, das mir gegeben wurde, das diesem Körper gegeben wurde; deswegen maß ich dem auch keine große Bedeutung bei. Der Eindruck, daß es sich um eine diesem Körper geschenkte Gnade handelte. Und es ging nicht weg – es ging nicht weg, aber nach und nach wurde es durch dieses... ja, dieses Chaos an Arbeit, das noch nie so chaotisch und gehetzt zugleich war, verschleiert. 2 Während fast zwei Wochen war es fürchterlich. Ich bin da noch nicht ganz heraus. FÜR MICH verschleierte dies den Zustand. Aber ich fühlte klar, daß es etwas diesem Körper GESCHENKTES war.
Während der Meditation am 29. bemerkte ich (ich beobachtete), daß die Atmosphäre angefüllt war mit einem Funkeln weißer Sternchen, wie Staub – ein Gestäub von weißen Sternchen. 3 Ich merkte, daß es seit drei Tagen so war. Und im Moment der Meditation wurde es extrem intensiv. Aber dies war verbreitet, es war überall.
Es schien nichts anderes da zu sein als funkelnde Pünktchen, glänzende, diamantene Pünktchen. Wie Diamanten, die überall funkelten und glitzerten; es kam hauptsächlich von oben nach unten. Dies dauerte nicht nur stunden–, sondern tagelang. Andere sahen es auch (ohne daß ich darüber gesprochen hätte) und fragten mich, was es war.
Es hatte jedoch nichts Überwältigendes, Großartiges oder Erstaunliches an sich. Nichts davon, nichts Spektakuläres, nichts, was den Eindruck einer "großen Erfahrung" hätte geben können – sehr ruhig, aber sehr, sehr siegessicher. Sehr ruhig.
Als es dann vorüber war, als ich vom Balkon zurückkam 4, sagte ich spontan: "Nun gut, dann halt in vier Jahren 5 ."
Etwas in mir erwartete... ich weiß nicht was, etwas, das sich nicht zeigte – vielleicht etwas, das dicke Luft verursacht hätte.
Es war sehr ruhig, sehr friedlich – sehr ruhig, vor allem sehr ruhig, nichts Wunderbares, Übernatürliches, nichts dergleichen.
Und so sagte ich: "Gut, warten wir halt vier weitere Jahre", worauf, weiß ich jedoch nicht... wohl auf etwas, das ich erwartete, das aber nicht passierte.
Aber das äußere, materielle Leben war sehr schwierig geworden – 3000 zusätzliche Personen waren von außen gekommen. Somit schuf dies eine Art Verworrenheit in der Atmosphäre, die immer noch andauert.
(Schweigen)
Ich hörte von gewissen Personen, daß sich eine große Anzahl kleiner Wunder ereignet hatte, aber ich hörte nicht hin, es interessierte mich nicht (man erzählt es mir, worauf ich an anderes denke). Es ist schon möglich, denn die Atmosphäre war sehr geladen. Es ist möglich, daß sich dies im Bewußtsein der Leute in Form kleiner Phänomene zeigte – eine Fülle kleiner Phänomene, die sie "übernatürlich" nennen, die aber für mich von einer kindlichen und elementaren Einfachheit sind: es ist "einfach so".
(Schweigen)
Deine Vision... es sind dies offensichtlich mentale Konstruktionen, die sich dem Flug in den Weg stellen – das ist offensichtlich. Aber es ist keine individuelle Erfahrung, nein, es ist eine kollektive Angelegenheit.
Es war tiefschwarz, eine Kirche... wie ein Kirchturm. Aber was bedeutet der Goldkelch? Er war übrigens sehr hübsch; er war schön, aber versteckt.
Aber es ist wahr, so ist es wirklich.
Das muß die supramentale Verwirklichung sein, die versteckt ist und noch im Unbewußten verborgen liegt.
In dem Augenblick, als ich den Goldkelch erblickte, war der Traum sehr konfus, aber es war jemand bei mir (ich weiß nicht wer, ich sah ihn nicht), und ich sagte ihm: "Aber Sie haben diesen Kelch doch sicher gesehen!" Er verneinte dies, aber ich WUSSTE, daß er ihn gesehen hatte. Darauf realisierte ich, daß sich etwas Schlimmes ereignen würde 6, wenn er sagte, daß er ihn gesehen habe. Leute würden kommen, oder was weiß ich, jedenfalls durfte man nicht wissen, daß er ihn gesehen hatte.
Man durfte nicht wissen, daß er da war.
(langes Schweigen,
anschließend Meditation)
Der Eindruck, daß die Zellen des Körpers ununterbrochen einer Art Behämmerung ausgesetzt sind, ständig, Tag und Nacht. Seitdem ich dir letztes Mal davon erzählte, ist es die ganze Zeit so.
Es scheint eine Arbeit ohne Ende zu sein.
(langes Schweigen)
Heute geht der Arzt für eine Gehirnoperation 7 nach Amerika. Es ist durchaus keine sichere Angelegenheit, die Operation ist allzu neu, es bleiben noch viele unbekannte Faktoren.
Es gab eine ganze Menge wirklich sehr interessanter Dinge im Zusammenhang mit ihm, aber es ist wie eine mikroskopische Arbeit, und somit läßt sich nichts davon erzählen... Die Art und Weise zum Beispiel, wie die Auren, die Schwingungen, miteinander vermischt sind, ist sehr interessant.
Hoffentlich kommt er durch?
Er sagte mir, daß er keine Angst habe.
Aber im Grunde ist es ganz und gar ein Abenteuer im Bereich des Unbekannten, denn es kann sehr wohl sein, daß man eine Sache auf Kosten der anderen heilt. Verstehst du, wenn sie am Gehirn zu operieren beginnen!
Es ist offensichtlich, daß ein Tag kommen wird, wo diese Eingriffe zur Gewohnheit geworden sind, doch für den Moment gibt es immer noch viele Unbekannte.
Aber da wir dauernd miteinander lebten, bestand eine Vermischung der Atmosphären (seine und die von Mutter), und als er versuchte, die seine wegzuziehen (weil er es noch nicht versteht, überall zugleich zu sein – es gibt nicht viele Leute, die dazu imstande sind, und somit trennen sie ihre Atmosphäre ab, was eine Art Auseinanderreißen vieler Dinge verursacht und...). Er gesteht es sich selbst nicht ein, aber er ist sehr erschüttert.
Es ist ein Abenteuer.
1 Unehrlichkeit, das Betrügerische.
2 Zum 21. und 29. Februar erschienen 3 000 Besucher.
3 Dies erinnert an den von Sujata gesehenen weißen Sternenregen; siehe das Gespräch vom 29. Januar.
4 Am Abend des 29. Februar erschien Mutter auf dem Balkon.
5 Zum dritten Jahrestag der supramentalen Manifestation.
6 Vielleicht besteht eine Beziehung mit diesem Etwas, das, wie sich Mutter ausdrückte, "dicke Luft" verursachen würde.
7 Die Operation besteht in der Einführung einer "Nadel" an einen spezifischen Ort des Gehirns, um eine Ansammlung erkrankter Zellen zu zerstören.