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Mutters

Agenda

fünften Band

8. August 1964

...Es gibt merkwürdige Dinge. Als ich in Japan war, traf ich dort einen Mann, der das exakte Ebenbild meines Vaters war – im ersten Moment fragte ich mich, ob ich träumte. Ich glaube, mein Vater war damals schon gestorben, aber ich bin nicht sicher, ich erinnere mich nicht mehr genau (mein Vater starb, während ich mich in Japan aufhielt, das ist alles, was ich weiß). Aber er war gleich alt wie mein Vater, d.h. sie kamen gleichzeitig auf die Welt; mein Vater wurde in der Türkei geboren und dieser in Japan – jedenfalls WAR es mein Vater! Dieser Mann entwickelte eine außerordentliche väterliche Leidenschaft für mich! Er wollte mich die ganze Zeit sehen und überhäufte mich mit Geschenken... Wir konnten kaum miteinander sprechen, da er das Englische nur schlecht beherrschte. Aber diese Ähnlichkeit! Als sei der eine das exakte Abbild des anderen: dieselbe Größe, dieselben Gesichtszüge, derselbe Teint (er war ungewöhnlich weiß für einen Japaner, und mein Vater war nicht weiß in der Art der Menschen des Nordens sondern wie die des Mittleren Ostens, genau wie ich).

Das überraschte mich stets von neuem. Weißt du, die Leute sagen oft: "Oh, schau mal, wie die sich gleichen", aber das war es nicht, nein, er war das exakte Ebenbild meines Vaters.

Auch innerlich, auf einer okkulten Ebene?

Es bestand eine gewisse Verwandtschaft.

Er war ein erfinderischer Mann – auch mein Vater hatte eine sehr lebhafte Vorstellungskraft. Allerdings war mein Vater ein erstklassiger Mathematiker, bei diesem Mann hingegen weiß ich nicht so recht... Er hatte einen "Meditationsapparat" erfunden! Wirklich sehr interessant, ich brachte ihn sogar mit zurück, nur funktionierte er mit elektrischen Batterien, die ich nicht ersetzen konnte, somit ist er zu nichts mehr nutze. Er muß noch irgendwo sein. Aber es ist eine Maschine... wie ein Gebetsrad, so etwas Ähnliches, aber es war ein "Meditationsapparat"! Sehr interessant.

Es gibt merkwürdige Dinge.

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(Im Zusammenhang mit einem italienischen oder spanischen Leser von Satprems Buch "Das Abenteuer des Bewußtseins":)

Das Beste für sie wäre, selber zu übersetzen. Das ist die beste Art zu lesen; wenn man ein Buch wirklich verstehen will, muß man es übersetzen.

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(Mutter nimmt die Sichtung ihrer zerstreuten Papiere wieder auf und stößt dabei auf zwei Blätter, die zwei recht ähnliche Wiedergaben derselben Erfahrung zu sein scheinen. Die erste Fassung lautete so:)

"Erstickt von der Bedürftigkeit der menschlichen Natur streben wir nach einem Wissen, das wahrhaft weiß, nach einer Macht, die wahrhaft kann, nach einer Liebe, die wahrhaft liebt."

24.4.64

Dieselbe Erfahrung erlebte ich später noch einmal; es handelt sich dabei nicht um eine andere "Version", sondern um eine andere Ausdrucksweise, d.h. die Erfahrung kam plötzlich auf zugespitztere, intensivere Art (Mutter liest die Notiz vor):

"Die Menschenwesen sind so machtlos, so unvollkommen und so unvollständig!"

Das "unvollständig" war das stärkste von den dreien – und so unvollständig!

"Einzig eine allmächtige Herrschaft der Wahrheit und der Liebe auf Erden kann das Leben hier erträglich machen."

Das erscheint wie eine Fortsetzung – es kam aber nicht als Fortsetzung, sondern die Erfahrung stellte sich noch einmal ein. Als ob etwas im Bewußtsein der ERDE ein dringendes und unwiderrufliches Bedürfnis nach diesem Wandel hätte, nach dem Wandel, der neuen Schöpfung. Als ob das Bewußtsein der Erde... Weißt du, die Aspiration wird so intensiv, so zugespitzt, konstant und konzentriert – unter Druck –, daß etwas bersten muß.

All das sind armselige Worte. Zu einem gegebenen Zeitpunkt drückt es sich in Worten aus; zuerst die Intensität der Erfahrung, dann, ganz spontan – spontan – nimmt es die Form von Worten an, und ich schreibe mir das auf. Aber die Worte sind dünn und flach, armselig. Es ist... als ob man unmittelbar davorstünde, mit seinem psychischen Wesen in Kontakt zu treten, und die Behinderung des Egos spürt; es gibt einen Moment, wo das stößt und stößt, um den Durchgang zu finden, und es fühlt sich so akut an, als ob alles in die Luft fliegen würde. Und tatsächlich explodiert auch etwas.

Für die Erde ist es dasselbe, dieselbe Erfahrung.

Das Bewußtsein der Erde selbst ist so, es stößt und stößt, und es ist absolut angewidert von dem, was ist, und es besteht ein Bedürfnis... daß die SACHE kommt.

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Kurz danach reiht Mutter eine andere Notiz ein:

"Ihr wollt die Geschichte ihres Todes – es gibt aber Tote, die keine Geschichte haben. Es ist der ruhige Übergang von einem Bewußtseinszustand in den andern, ein Eintreten in eine stille Ruhezeit in Erwartung einer nächsten Periode der Aktivität."

Dinge dieser Art habe ich geschrieben und nie abgeschickt. Ich erinnere mich, das waren Leute, die mich mit Briefen bombardierten, worauf ich sofort dies schrieb, aber nicht abschickte.

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Ein anderes Blatt:

"Ich glaube nicht an Zeremonien und Riten."

in French

in English