Mutters
Agenda
fünften Band
(Im Zusammenhang mit Satprems tantrischem Guru, der seinen baldigen Besuch ankündigt:)
...Er hat mir seine übliche Botschaft geschickt: wie ein Bild mit sämtlichen Farben. Du weißt, daß der Tantrismus jeder Farbe eine besondere Bedeutung beimißt; sie erzeugen eine Art Kräftespiel mit allen Farben, je nachdem, was sie sagen und ausdrücken wollen – es sind Lichter, farbige Lichter mit sehr intensiven Farben. Etwas sehr Spezielles, als ich das zum ersten Mal sah, war es im Zusammenhang mit dem Tantrismus. Und kürzlich erschien mir... (in einem ironischen Ton) ein sehr schönes Bild, etwa so groß (ungefähr 30 cm x 15 cm); da wußte ich, daß es von ihm stammte und er sich freute!
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* *
Kurz danach
In der Nacht vom achten auf den neunten hatte ich eine Erfahrung, die nach normaler Uhrzeit mindestens zwei Stunden dauerte, vielleicht auch länger. Eine Erfahrung, wie ich sie noch nie zuvor hatte. Auch war es durchaus nicht die Erfahrung einer "Person", denn ich war mir der Rückkehr zum persönlichen Bewußtsein sehr bewußt, was übrigens sehr interessant war: alles fühlte sich als eine Verminderung an. Die Rückkehr dauerte fast eine halbe Stunde. Mit Worten läßt sich das nicht beschreiben.
Während zwei Stunden ging ich durch die Erfahrung der Allmacht – die Allmacht DES HERRN –, zwei Stunden lang, mit allen Entscheidungen, die zu dieser Zeit getroffen wurden, d.h. der Ausdruck dessen, was sich im irdischen Bewußtsein zeigen würde. Es war von einer solchen Einfachheit! Eine solche Offensichtlichkeit: das, was wir gewohnheitsmäßig als "natürlich" bezeichnen. So offensichtlich, einfach und natürlich, sogar ohne die Erinnerung an das, was eine Anstrengung sein könnte – diese Anstrengung, die im materiellen Leben dauernd besteht, nur um zu leben, nur um all diese Zellen zusammenzuhalten.
Und das Merkwürdige daran ist, daß (ich war sehr bewußt, völlig bewußt; das Bewußtsein des "Zeugen" tritt nie ganz zurück, aber es wirkt nicht behindernd) ich wußte und sah (die Augen waren jedoch geschlossen, und ich lag in meinem Bett), ich sah meinen Körper, wie er sich bewegte – Bewegungen von einem solchen Rhythmus!... Weißt du, jede Bewegung, jede Geste, jeder Finger, jede Haltung bedeutete eine Sache, die sich verwirklichte. Was ich dann, in der folgenden halben Stunde, sah und studierte (mit geschlossenen Augen, ich sah viel klarer als mit meiner gewöhnlichen Sicht), war der Unterschied im Körper – der Unterschied der Bewegungen des Körpers zwischen jenem Moment (mitten in der Erfahrung) und danach (als Mutter zum persönlichen Bewußtsein zurückkehrte). Die Bewegungen in jenem Moment waren... es war die Schöpfung selbst! Und mit einer solchen Exaktheit und Majestät! (Mutter streckt ihre Arme aus und bewegt sie in einem weiten Rhythmus.) Ich weiß nicht, was andere Leute hätten sehen können, ich habe keine Ahnung, ich jedenfalls sah mich selbst, vor allem meine Arme, denn meine Arme agierten: sie waren wie der ausführende Handlungsträger... ich finde keine Worte dafür. Aber es war weit wie die Welt. Es war die Erde (es ist immer das Bewußtsein der Erde), nicht das Universum: die Erde, das Bewußtsein der Erde. Allerdings war ich mir des Universums und der Aktion auf der Erde bewußt (beide miteinander), und zwar der Erde als einer kleinen Sache innerhalb des Universums (Mutter hält etwas wie eine kleine Kugel in den Händen). Ich weiß nicht, es ist schwierig zu erklären, aber als sich das zeigte, bestand auch eine Wahrnehmung des Unterschieds der Sichtweise zwischen jenem Augenblick (mitten in der Erfahrung) und danach... Aber all das ist unausdrückbar. Es ist jedenfalls ein absolutes Wissen – eine andere Weise des Wissens. Sri Aurobindo hat dies erklärt: er beschreibt jegliches mentales Wissen als ein Suchen, man sucht und tastet; dieses Wissen hingegen besitzt eine andere Qualität, einen anderen Geschmack. Und dann diese Macht der Harmonie, einfach wunderbar! (wieder zeichnet Mutter mit ihren ausgestreckten Händen einen umfassenden Rhythmus), so wunderbar, spontan und ein-fach.
Und Das verharrt, als ob Das die ganze Welt, so wie sie ist, stützte; es ist etwas wie eine innere Stütze der Welt – die Welt stützt sich darauf ab.
Aber äußerlich, diese Art Schicht – wie eine Schicht von Schwierigkeiten, von Komplikationen, die vom menschlichen Bewußtsein hinzugefügt werden (dies ist beim Menschen viel ausgeprägter als beim Tier; das Tier hat das nicht oder nur in einem sehr geringen Ausmaß; wenn überhaupt, dann mehr und mehr wegen des Menschen und der mentalen Funktion), und es ist etwas sehr Dünnes – dünn wie eine Zwiebelhaut, trocken wie eine Zwiebelhaut – und trotzdem verdirbt es alles. Es verdirbt alles AUSSCHLIESSLICH FÜR DAS MENSCHLICHE BEWUSSTSEIN. In jenem Moment [in der Erfahrung] war es ohne Bedeutung. Ohne Bedeutung, denn für das menschliche Bewußtsein macht es normalerweise alle Schönheit, alle Macht und Herrlichkeit zunichte. Für den Menschen ist es von kapitaler Bedeutung. Für die Aktion hingegen ist es beinahe vernachlässigbar. Im Grunde besteht diese Schwierigkeit, damit der Mensch bewußt wird und TEILNIMMT; ansonsten habe ich den Eindruck, daß der Moment nun wirklich gekommen ist, wo die Sache geschieht: diese Erfahrung war eine NEUE Herabkunft, d.h. etwas Neues ist in die irdische Manifestation eingetreten. Und ich wurde mir nicht etwa bewußt, wie es war, nein, ich WAR der Wille des Herrn, der in die Welt eintrat, um sie zu verändern. So war das. Und diese Aktion wird von dem idiotischen "Zwiebelhäutchen" der menschlichen Mentalität nur geringfügig beeinträchtigt – wenn überhaupt.
Was ich außerordentlich interessant fand, war folgendes: Wenn man von der anderen Seite zurückkommt (es ist nicht einmal ein "Zurückkommen von der anderen Seite", sondern eine merkwürdige Sache, die...), ich erinnere mich, als ich mir dieses Körpers wieder bewußt wurde, wirkten seine Gesten völlig trocken, steril und dürftig – idiotisch. Und trotzdem befand er sich immer noch in einer intensiven Glückseligkeit und im Zustand einer völligen Hingabe: seine Freude hätte nicht größer sein können, und dennoch erschien das, was er tat und war, dumm, ach, so dumm!
Diese Gegensätze vermitteln dem Bewußtsein ein wirklich interessantes Wissen. Ich habe nämlich den Eindruck, daß diese Aktion sich keineswegs auf den Moment beschränkte, wo das hier wirkende Bewußtsein daran teilnahm: die ganze Zeit war dies so; sobald ich eine einzige Sekunde verharre, ohne zu sprechen und zu handeln (Geste der Verinnerlichung), spüre ich diese goldene Glorie dahinter – "dahinter", nein, nicht dahinter, auch nicht darin, sondern... es stützt alles – es ist da.
Aber in dieser Erfahrung wurden mir zwei Stunden einer TOTALEN Teilnahme gewährt: es gab nur noch DAS, nichts existierte mehr als Das. Und all diese Zellen wurden mit einer unvergeßlichen Freude beschenkt: sie waren zu DEM geworden.
Ich frage mich, was ein Beobachter wohl gesehen hätte. Ich habe keine Ahnung.
Auf jeden Fall geht die Arbeit momentan sehr rasch vorwärts. Es ist wirklich das, was Sri Aurobindo "Die Stunde Gottes" nannte: sie geht sehr rasch vonstatten.
(Schweigen)
Ich erinnere mich, genau an dem Tag, als Janina 1 starb (ich glaube, sie starb gegen sechs Uhr morgens), gegen vier Uhr morgens lenkte plötzlich etwas meine Aufmerksamkeit auf diese Frage: Wie wird die neue Form sein, wie wird sie beschaffen sein? Ich betrachtete den Menschen und das Tier und sah, daß der Unterschied zwischen dem Menschen und der neuen Form viel größer sein würde als der zwischen dem Menschen und dem Tier. Ich betrachtete verschiedene Dinge, als plötzlich Janina anwesend war (in ihrem Denken, das allerdings recht materiell und konkret war). Ich fand das sehr interessant (es dauerte lange, an die zwei Stunden), denn ich erkannte die Zaghaftigkeit der menschlichen Konzeptionen, während sie mit etwas in Kontakt trat. Es war keine bloße Vorstellung, sondern eine Art Kontakt (mit einer zukünftigen Verwirklichung). Dabei hatte ich den Eindruck einer plastischeren, lichterfüllteren Materie, die auf eine unmittelbarere Art auf den Willen (den höheren Willen) ansprach und von einer solchen Plastizität war, daß sie in Form von wandelbaren, wechselnden Formen auf den Willen reagieren konnte. Ich bekam einige dieser Formen, die sie konzipiert hatte, zu Gesicht (ein wenig wie jene Wesen, die keinen Körper wie wir haben, aber Hände und Füße und einen Kopf annehmen und sich in ein leuchtendes Gewand hüllen können, wenn sie dies wollen – solche Dinge), ich sah das also, und ich erinnere mich, daß ich sie beglückwünschte; ich sagte ihr: "Du hattest eine sehr klare Teilwahrnehmung einer der Formen, die die neue Manifestation annehmen wird", was sie glücklich machte. Darauf sagte ich ihr: "Sieh, welch gute Arbeit du für die Zukunft geleistet hast." Dann sah ich plötzlich, wie ein blaßblaues Licht von der Form einer Flamme (mit einer recht breiten Basis) hell aufleuchtete, eine Art Blitz, und, pfft, löste es sich auf, und sie war nicht mehr da. Ich sagte mir: "Sieh mal an, wie sonderbar!" Eine Stunde danach sagte man mir: sie ist gestorben. Das bedeutet, daß sie die letzten Momente ihres Lebens bei mir verbracht hatte, und dann, pfft, brach sie auf... zu einem Leben an einem andern Ort.
Dies geschah sehr plötzlich. Weißt du, sie war so glücklich, und ich sagte ihr noch: "Welch gute Arbeit du für die Zukunft geleistet hast!" Und auf einmal ein Aufblitzen dieser hellen saphirblauen Flamme, pfft, und weg war sie – genau in dem Moment, als sie starb.
Dies ist einer der interessantesten Abgänge, den ich miterlebte – voll bewußt. Und sie war so glücklich, sich an der Arbeit beteiligt zu haben!... Ich selbst wußte nicht, warum ich ihr sagte: "Ja, du hast wirklich deinen Anteil an der Arbeit für die Zukunft geleistet, du hast die Erde mit einer der Formen der neuen Manifestation in Berührung gebracht."
(Schweigen)
Hast du etwas zu sagen?
(langes Schweigen)
Ich möchte so gerne bewußter sein.
Ja, natürlich!
Aber mein Kind, all diese Erfahrungen sind völlig neu für mich. Kürzlich schaute ich mir das an (es war gestern); aus einem bestimmten Grund und bei einer bestimmten Gelegenheit wurde ich mit gewissen Dingen in Kontakt gebracht, die ich vor erst zwei Jahren wußte, sah und sagte – es erschien mir eine Ewigkeit her! Ich erinnere mich, daß ich einen Satz las, den ich geschrieben hatte – der Eindruck, als ob das in einem anderen Leben gewesen sei! Und immerhin bin ich doppelt so alt wie du, nicht wahr? Oder mehr noch. Wie alt bist du?
Vierzig Jahre – einundvierzig Jahre!
Also, mehr als doppelt so alt wie du. Mit vierzig Jahren wußte ich noch nicht, was du da geschrieben hast (Mutter zeigt auf die amerikanische Ausgabe von Satprems Buch "Das Abenteuer des Bewußtseins"). Ich hatte zwar Erfahrungen, aber was das Wissen anbelangt, das du hast, nein!
Dieses stammt aber nicht von mir!
Und es war auch nie ich, die tat! Das ist es ja gerade. Nur, je nach Instrument... Eben das meine ich: wenn du ein Klavier mit drei Noten nimmst, kannst du nicht viel damit anstellen; die Noten müssen sich entwickeln.
Ja, aber mich überrascht nur, daß ich nicht bewußt bin – ich bin überhaupt nicht bewußt.
Du bist nicht bewußt? Wessen bist du dir nicht bewußt?
Dessen, was ich bin und was ich tue. Nein, ich bin mir dessen nicht bewußt, was sich abspielt, über den Fortschritt, den ich machen oder nicht machen kann.
Das ist völlig zweitrangig.
Aber in der Nacht zum Beispiel sehe ich nichts.
Du hast mir doch etwas erzählt, was du gesehen hattest... etwas sehr Interessantes, ich erinnere mich nicht mehr...
??
Ich glaube, in einem Winkel deines Wesens ist etwas... man könnte sagen, du seiest ein grumbler [Brummbär]. Das fiel mir auf – nicht nur in deinem Falle, sondern als eine der möglichen Manifestationsweisen dieser "Zwiebelhaut", von der ich eben sprach (!). Es gibt welche, die grumblers sind, und alles ist für sie eine Gelegenheit, aufzubegehren und sich zu beklagen. Weißt du, das ist sehr interessant, denn aufgrund der Arbeit, die ich ausführe, sind alle Seins- oder Reaktionsweisen eine Sache, die sich in mir abspielt, und ich ertappe mich dabei, dies oder jenes zu sein, dies oder jenes zu tun, hier zu sein... lauter Dinge, die man nicht sein sollte! Alles präsentiert sich mir in dieser Form: als ob es in mir selbst wäre. Ich ertappe mich, so zu sein, und sage mir: "Was?!"... Vor einiger Zeit wurde ich des längeren von diesem Zustand beherrscht: etwas, das stets die schlechte Seite der Dinge, das Schwierige daran sieht, ja, die Schwierigkeit sogar voraussieht, etwas, das mit dem in Kontakt ist, das protestiert, sich beklagt und unzufrieden ist – ich sah das sehr klar. Worauf ich mich wirklich an die Arbeit machte... Sobald ich zu arbeiten beginne, zeigt sich mir das in Form eines Gewahrseins der verschiedenen Orte oder Elemente, an der sich dieselbe Sache befindet, und zwar auf eine sehr offensichtliche Weise, und erst dann läßt sich etwas machen. Aber es ist eine endlose Arbeit, weißt du, die Arbeit einer jeden Minute und für eine beträchtliche Anzahl Menschen. Viele. Der größte Teil der Arbeit ist unpersönlich in dem Sinne, als ich nicht weiß, wem oder was sie gilt, aber oft ist es wie eine Illustration (weißt du, so wie man eine Geschichte erzählt, um eine Idee klarer ins Licht zu setzen; es sind Illustrationen, damit die Arbeit besser verstanden wird), und dann sehe ich die verschiedenen Seins- und Reaktionsweisen eines jeden. Nur ist diese Wahrnehmung so unendlich vielfältig und konstant, daß es schwierig ist, Worte dafür zu finden – man müßte eine Unmenge von Dingen auf einmal erwähnen, was unmöglich ist.
Nein, aber es fehlt offensichtlich das Verbindungsstück zwischen einer Sache, die ich im Hintergrund fühle, und etwas, das ich hier bin.
Ein Teil deines Wesens (nicht weit weg, sondern ganz nah) ist ganz im Gegenteil extrem bewußt, ja sogar LEUCHTEND bewußt, und nicht nur bewußt, sondern (ein barbarisches Wort) responsive: er empfängt und antwortet – er vibriert. Ich sehe ganz klar, daß du dir dessen nicht bewußt bist – oh, als erstes würdest du kein so verdrießliches Gesicht schneiden, du würdest die ganze Zeit strahlen, wenn du dir dessen bewußt wärest! Es ist nämlich sehr golden und leuchtend, sehr fröhlich. Ungefähr das Gegenteil eines Griesgrams! Aber es ist nicht fern, nicht kilometerweit weg, nein, es ist hier! Da ist aber so etwas wie eine kleine Schicht, eben dieses "Zwiebelhäutchen": all unsere Schwierigkeiten sind Zwiebelhäutchen. Wie du weißt, ist ein Zwiebelhäutchen extrem dünn, aber nichts geht hindurch.
Man muß geduldig sein.
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr sich im Maße des Fortschreitens und des Wachstums dieses ganzen Bewußtseins hin zu einem immer lebendigeren, wahreren und konstanteren Seinszustand der Eindruck verstärkt, man sei ein Fäulnisbündel aus Unaufrichtigkeit, Heuchelei, Mangel an Glauben, aus Zweifel und Dummheit. Denn in dem Maße (wie soll man das ausdrücken?...), wie das Gleichgewicht zwischen den Teilen sich verändert und das, was lichtvoll ist, an Intensität zunimmt, wird der Rest immer unzulänglicher und unerträglicher; dann ist man wirklich ganz und gar angewidert (es gab eine Zeit, wo mir das zu schaffen machte, vor langer Zeit, nein, nicht sehr lange, aber immerhin lange genug, einige Jahre), und immer mehr besteht eine sehr spontane und einfache, sehr umfassende Bewegung: "Ich kann nichts dafür. Es ist unmöglich, ich kann nicht, es ist eine so kolossale Arbeit, daß es unmöglich ist – Herr, erledige Du sie für mich!" Und wenn man dies mit der Einfachheit eines Kindes tut (Geste der Hingabe), einfach so, vollkommen davon überzeugt, daß man es nicht tun kann: "Es ist nicht möglich, ich werde es nie tun können – mach Du es für mich", ist es umwerfend!... Oh, Er tut es, mein Kind, man ist ganz perplex danach: "Wie denn nur?!..." Eine Unmenge von Dingen, die... prrt, einfach verschwinden und nicht mehr wiederkehren – aus, vorbei. Nach einiger Zeit fragt man sich: "Wie ist das möglich?! Es war da ...", und dann, prrt, weg, in einer Sekunde.
Aber solange eine persönliche Anstrengung besteht, ist es... uff, wie jener Mann, der sein Faß hügelaufwärts stößt, worauf dieses jedesmal wieder zurückrollt.
Und es muß spontan sein, nicht aus Berechnung, nicht mit der Idee im Hintergrund: "So wird es klappen." Es muß wirklich mit dem Gefühl einer völligen Machtlosigkeit geschehen, und die Arbeit muß einem so ungeheuerlich vorkommen, daß... "Oh, ich bitte Dich, tue es; ich kann wirklich nicht – es ist einfach nicht möglich."
Natürlich rümpfen sehr philosophische und gelehrte Leute die Nase darüber, aber mir ist das egal, es ist mir schlichtweg egal! Ich bin keine Philosophin, ich bin keine Gelehrte, und ich bin keine Wissenschaftlerin, und ich erkläre dies laut und eindeutig: keine Philosophin, keine Gelehrte, keine Wissenschaftlerin. Keinerlei Ambitionen. Auch keine Literatin und keine Künstlerin – ich bin nichts. Und davon bin ich wirklich überzeugt. Dies ist von keinerlei Bedeutung – dies ist nur Vollkommenheit auf der Ebene der Menschenwesen.
Es gibt keine größere Freude als die, zu wissen, daß man nichts tun kann und gar nichts vermag, und daß nicht ich tue und das Wenige, das getan wird – ob wenig oder mehr ist nicht von Belang – vom Herrn getan wird; mit der vollen Verantwortung auf Seiner Seite. Das macht einen glücklich. Damit ist man glücklich.
Voilà!
Aber eines mußt du wissen. Ich bin von Leuten umgeben, sogar welche, die man als große Yogis ansieht – aber ich kann nur mit dir reden. Dies soll dich nicht überheblich machen, ich sage dir das nur, damit du siehst, daß offensichtlich etwas da ist, das empfangen kann. Und wenn du dieses Vertrauen hast, das Vertrauen, daß etwas DA IST, und daß du DESWEGEN hier bist, dann wird alles gut gehen.
Es ist eine Frage der Abstimmung (Geste einer Verbindung).
Man darf es nicht eilig haben – keine Eile und keine Ungeduld, das führt zu nichts. Ungeduldig zu sein, dreht einem höchstens den Magen um – es führt zu gar nichts.
Wenn der Moment gekommen ist, wird er gekommen sein; wenn der Herr es will, wird Er es wollen: es wird sein, und das wär's dann. Man macht sich immer zu viele Sorgen – oder vielmehr, gerade all unsere Sorgen machen das Zwiebelhäutchen über Seiner Arbeit aus.
1 Eine Anhängerin polnischen Ursprungs, die Malerin war.