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Mutters

Agenda

sechsten Band

6. März 1965

(Mutter betrachtet einen ungeöffneten Brief) Ich hatte K etwas geschrieben, und er muß mir geantwortet haben... wahrscheinlich sehr ungehalten!

Was hattest du ihm denn gesagt?

(Mutter holt eine Notiz)

"Wir haben Vertrauen in Sri Aurobindo, er repräsentiert etwas für uns, was wir für uns selbst in den Worten formulieren, die uns am geeignetsten scheinen, unsere Erfahrung auszudrücken. Diese Worte sind offensichtlich für uns die beste Formulierung unserer Erfahrung. Betrachten wir sie aber in unserem Enthusiasmus als den einzigen angemessenen Ausdruck für Sri Aurobindo und die Erfahrung, die er uns vermittelte, werden wir dogmatisch und sind im Begriff, eine Religion zu gründen."

Oh ja, wie wahr!...

Ich hatte ihm auf etwas geantwortet, das er in White Roses gelesen hatte; daraufhin schrieb er mir ziemlich ungehalten: "Wie können Sie behaupten, daß Sri Aurobindo nicht den GANZEN Herrn zum Ausdruck bringt, daß Sri Aurobindo nur ein Teil des Höchsten ist!" Ich antwortete nicht direkt, sondern sagte ihm: "Hüten Sie sich davor, dogmatisch zu werden ..." Er hat gar nichts verstanden.

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Etwas später

Ich fand einige Zitate von Sri Aurobindo... Fabelhaft!

Gestern schrieb ich etwas an jemand anderen (auf englisch). Zuerst war da ein Zitat von Sri Aurobindo: The Power that governs the world is at least as wise as you... (Mutter lacht – kennst du dieses Zitat von Sri Aurobindo nicht? Es ist wunderbar), and you need not be consulted for its organisation, God looks to it. 1 Ungefähr so. Darunter schrieb ich dann meine Botschaft für den 21. Februar: "Über allen Komplikationen der angeblichen menschlichen Weisheit steht die leuchtende Einfachheit der göttlichen Gnade, bereit zu handeln, wenn wir es zulassen." Auf die andere Seite schrieb ich auf englisch (Mutter holt eine Notiz):

In bewußter Vereinigung mit dem Höchsten Herrn erkläre ich, daß ich ausführe, was der Herr von mir wünscht, um Seiner Wahrheit und Seiner Liebe auf Erden zu dienen!

Er hatte (lachend) einige meiner Vorbehalte gegen gewisse Leute mißbilligt, besonders gegenüber der katholischen Religion (obwohl er gar kein Katholik ist – er ist ein eingefleischter Hindu), er fand es unklug in rechtlicher Hinsicht und meinte, daß ich mir damit Unannehmlichkeiten zuziehen könnte. Ich sagte ihm mündlich: "Wissen Sie, was alle Leute auf der ganzen Welt über mich denken mögen, ist null und nichtig, das ist mir absolut egal." Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Darauf sagte ich ihm: "Jetzt meditieren Sie in aller Bescheidenheit darüber!", und ich gab ihm, was du gerade gelesen hast.

Aber ich möchte nicht, daß es in Umlauf kommt. Es kam mit großem Nachdruck in diesem Zusammenhang, wie eine Notwendigkeit, ich mußte es sagen, aber die Zeit ist noch nicht gekommen, es öffentlich zu verkünden.

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(Dann fragt Satprem, ob er seinen tantrischen Lehrer "formell" benachrichtigen solle, daß er diese Disziplin aufgegeben hat und von nun an der tantrischen Haltung persönlichen Bemühens jene der Hingabe an die Kraft von oben vorzieht.)

Es ist besser, nichts zu sagen, denn er kann es nicht verstehen.

Weißt du, er ist noch in dem Stadium, wo er denkt, daß man die Spiritualität aufgibt, wenn man seinen Weg verläßt... Warum willst du ihn verärgern?

Vielleicht wird er eines Tages in seinem Innern verstehen... Aber ich habe das Problem gründlich erwogen, und ich denke, daß er auf dem Gipfel seiner jetzigen Entwicklung angekommen ist – erst in einem anderen Leben wird er weiterkommen. Um ihn weiterzubringen, wäre eine innere Katastrophe vonnöten – das wünsche ich ihm nicht. Es ist wohl besser, ihn in Ruhe zu lassen.

 

1 Die Macht, die die Welt regiert, ist mindestens so weise wie du, und für ihre Organisation brauchst du nicht um Rat gefragt zu werden, Gott kümmert sich darum.

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