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Mutters

Agenda

sechsten Band

14. Juni 1965

(Mutter sucht nach einer Karte als Antwort für einen Schüler. Auf einer ist ein großer Fisch abgebildet:)

Welche symbolische Bedeutung hat der Fisch?

Ich weiß es nicht. Die Buddhisten verwenden das Symbol zweier in entgegengesetzter Richtung schwimmender Fische. Ich glaube, es stellt die Vielfalt dar.

Ich habe oft Unterwasserträume. Neulich ging ich z.B. unter das Wasser (problemlos übrigens), wo es eine Menge Fische gab, ich fischte unter Wasser. Diese Fische waren jedoch schon tot oder gerade gestorben, eine Menge Fische, die zwar noch genießbar, aber tot waren, weil sie keine Luft oder kein Wasser mehr hatten.

Gewöhnlich stellen Fische im Meer die Vielfalt dar 1 . Aber es muß viele Bedeutungen geben. Ich habe dir gesagt, daß der Buddhismus oft das Symbol des Fisches verwendet.

Es gibt Hunderte und Aberhunderte von Symbolismen, mein Kind. Man konstruiert immer einen Widerspruch daraus, aber eigentlich sind es lediglich Ansichten ein und derselben Sache. Meiner Erfahrung nach hat jeder Mensch seine eigene Symbolik.

Mit Schlangen z.B. ist das sehr bemerkenswert. Manche Leute haben den Eindruck, wenn sie von Schlangen träumen, würden sie von Katastrophen betroffen. Ich selbst hatte alle Arten von Schlangenträumen: Ich mußte von Schlangen wimmelnde Gärten durchqueren (sie waren überall: auf der Erde, auf den Bäumen), und die Schlangen waren nicht etwa freundlich gesinnt! Aber ich wußte noch im selben Augenblick genau, was dies bedeutete: Es hatte mit gewissen mentalen Einstellungen und Böswilligkeiten in meiner Umgebung zu tun. 2 Hat man jedoch mentale Kontrolle und mentale Kraft, kann man hindurchgehen, und sie können einem nichts antun. Andere Leute halten die Schlangen für das universelle Bewußtsein. Man kann also nichts Allgemeingültiges darüber sagen. Théon sagte immer, die Schlange sei das Symbol der Evolution, und die Leute um ihn herum sahen immer regenbogenfarbene Schlangen, Schlangen in allen Farben, die die universelle Evolution symbolisierten. Im Grunde hat wirklich jeder seine eigene Symbolik. Ich persönlich habe festgestellt, daß es von den Lebensphasen, den Aktivitäten, dem momentanen Entwicklungsstand abhängt. In manchen Dingen, die ich jetzt wiedersehe, erkenne ich eine andere, tiefere Bedeutung als jene, die ich früher gesehen hatte.

Das ist sehr interessant, es gehört aber gänzlich dem Bereich des Relativen an.

Es ist sehr mental.

Ich erinnere mich zum Beispiel, daß ich die Leute zu einer bestimmten Zeit in Gestalt von Tieren sah... Das war ein Hinweis dafür, welchem Typus sie angehörten. Und ich erinnere mich, wie ich noch in Frankreich war, saß ich eines Tages in einem großen Zimmer und sah eine Unmenge kleiner Tiere kommen, vor allem Kaninchen, Katzen, Hunde, Vögel, alle möglichen Tiere – alle kamen sie auf meinen Schoß – viele, viele... Und plötzlich kommt ein großer Tiger ins Zimmer, stürzt sich auf sie und husch! verscheucht sie in alle Richtungen! (Mutter lacht) Die Tiere waren Leute... und auch der Tiger war jemand.

Das ist lustig.

Aber jetzt sehe ich, daß es einander überlagernde Schichten gibt: Man hat eine Symbolik, und in einer anderen, tieferen Schicht ist die Symbolik eine andere. Letztlich ist jede Form ein Symbol. Alle Formen, unsere Form eingeschlossen, sind Symbole – kein sehr brillantes, muß ich sagen!

Ach, wenn ich nichts zu tun hätte und meine Zeit einfach damit verbringen könnte, meine nächtlichen Aktivitäten aufzuschreiben: was ich nachts sehe, höre und mit jedermann tue... mit allen Arten von Leuten, ja, in allen möglichen Ländern. Und so viele Dinge – Dinge, die ich physisch nie gesehen und an die ich nie gedacht hatte – ganz und gar unerwartete Dinge.

Ja, das ist viel interessanter als die Romangeschichten. Aber man braucht viel Zeit.

*
*   *

(Mutter geht zur Übersetzung von Savitri über, einem Ausschnitt des Dialogs mit dem Tod, dann verharrt sie inmitten eines Verses:)

Ich höre nichts, ich bin in... ja, ich habe ganz den Eindruck, mich in einer Nebeldecke zu befinden... (Mutter schaut) von einem sehr blassen Perlgrau. Und es vernebelt den Ton und die Sicht.

Als seien alle Dinge weit, sehr weit von mir entfernt: die Dinge, die Geräusche, die Bilder, alles ist fern, fern... (Mutter liest wieder):

And Satyavan can never again be thine.

And my will once wrought remains unchanged through Time

[Und Satyavan kann niemals mehr dein eigen sein

Mein Wille bleibt, einmal festgelegt, unwandelbar durch Zeit]

Er hat ihn etwas dümmlich dargestellt, denn selbst wenn Satyavan nicht in diesem Körper zurückkehrt, was hindert ihn denn daran, einen anderen anzunehmen?

Er gibt nur an!

Und später sagt ihm Savitri (oder "die Stimme"), du erinnerst dich: "Ach, wir werden dich trotzdem behalten, wir brauchen dich noch ein Weilchen." Wie er dann völlig niedergeschlagen und erledigt ist, sagt sie ihm: "Wir werden dich noch behalten, weil wir dich noch brauchen." 3 Erinnerst du dich?

Ein schönes Geschenk... Oh, es ist wahr, in vielen Fällen ist der Tod unerläßlich.

Ich erinnere mich, als ich noch die Zeitung Le Matin erhielt, las ich dort eine Geschichte. Sie druckten dort Romane ab, die ich las, um den Geisteszustand der Leute kennenzulernen. Darunter fand sich ein außergewöhnlicher Roman, in dem die Hauptperson eine unsterbliche Frau war. Sie war von ich weiß nicht welcher Gottheit dazu verdammt worden, unsterblich zu sein, und unternahm nun alles nur Erdenkliche, um zu sterben, aber es gelang ihr nicht. Das war idiotisch, die Geschichte war idiotisch, aber sie basierte auf dem umgekehrten Gesichtspunkt: sie war zur Unsterblichkeit verurteilt, und... uff! Sie sagte: "Wann werde ich endlich sterben können?", mit der üblichen Vorstellung, daß der Tod das Ende sei, daß alles zu Ende sei, daß man ruhe. Man hatte ihr gesagt: "Du wirst erst dann sterben können, wenn du die wahre Liebe auf Erden gefunden hast ..." Alles war auf den Kopf gestellt. Aber das gab mir viel zu denken – manchmal geben einem die größten Dummheiten am meisten zu denken. Und um die Geschichte zu vervollständigen... Sie war verschiedene Personen gewesen, Priesterin in Ägypten, alles mögliche, und am Schluß lebte sie in unserer Zeit (ich erinnere mich nicht mehr genau). Sie hatte ein jungvermähltes Paar getroffen. Der Gatte war ein bemerkenswerter, intelligenter Mann (ich glaube, er war Erfinder). Seine Frau, die er leidenschaftlich liebte, war dumm und bösartig, sie verdarb all seine Arbeit und zerstörte sein ganzes Leben... aber er hörte nicht auf, sie zu lieben. Und dies (lachend) wurde als ein Beispiel vollkommener Liebe dargestellt!

Ich las das vor mehr als fünfzig Jahren und erinnere mich noch heute daran, denn ich mußte lange darüber nachdenken. Als ich das sah, sagte ich mir: "So verstehen die Menschen!"

Ach, das liegt sicher mehr als fünfzig Jahre zurück, weil ich schon der "Kosmischen Tradition" (Théons Lehre) und der inneren göttlichen Gegenwart begegnet war. Ich wußte, daß die neue Schöpfung eine unsterbliche Schöpfung sein würde. Das hatte ich sofort als wahr empfunden – als ein Ausdruck von etwas Wahrem. Und als ich diese Geschichte las, sagte ich mir: "Wie die Menschen doch alles verdrehen! Den Kopf nach unten, die Füße in der Luft." Und ich dachte sehr lange über dieses Problem nach, wie man dort die wahre Haltung hineinbringen kann. Und ich fing an zu arbeiten... Zu diesem Zeitpunkt übte ich mich schon darin, diesen Standpunkt einzunehmen, die Dinge von diesem Standpunkt aus zu betrachten, zu verstehen, wie dieser Standpunkt existieren konnte. Diese beiden Dinge gaben mir zu denken: der Wunsch zu sterben und was dieser Mann als die "vollkommene Liebe" betrachtete – beides Eseleien.

Aber ich entdeckte, was an Wahrem darin steckte, und das war interessant. Ich suchte lange, und plötzlich verspürte ich ein Verlangen nach dem Unwandelbaren, nach unveränderlichem Frieden. Nun, es war verkehrt herum: nur der unwandelbare Frieden kann einem die Ewigkeit des Daseins geben. Dort war alles verkehrt, man wollte das Dasein beenden, um den unwandelbaren Frieden zu finden. Aber was man sucht, ist der unwandelbare Frieden, und daher ist man gezwungen, das Dasein zu beenden, um die Transformation zu ermöglichen.

Bedingungslose Liebe hängt gewiß nicht davon ab, ob man geliebt wird oder nicht, intelligent ist oder nicht, gemein ist oder nicht – das versteht sich. Dort wurde das auf lächerliche Weise gesagt. Es ist jedoch klar, daß Liebe bedingungslos ist, sonst ist es keine Liebe, sondern das, was ich einen Kuhhandel nenne: "Ich gebe dir meine Zuneigung, damit du mir deine gibst; ich bin nett zu dir, damit du nett zu mir bist." So verstehen es die Menschen, aber das ist idiotisch, das ist sinnlos. Ich verstand das schon, als ich ganz klein war, und sagte: "Nein, es mag euch gefallen, daß die anderen nett zu euch sind, wenn ihr nett zu ihnen seid, aber das hat nichts, rein gar nichts mit Liebe zu tun." Die Essenz der Liebe ist bedingungslos.

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*   *

Wenig später

Wir sind dabei, eine... (wie kann man das nennen?) Aufnahmeregelung (oh, welch häßliches Wort!) für den Ashram auszuarbeiten... Ja!... Es ist nicht so, daß man automatisch angenommen wird, wenn man die Regeln akzeptiert, aber wenn jemand aufgenommen wird (wenn er potentiell aufgenommen wird), sagt man ihm: "Hier, damit Sie wissen, wozu Sie sich verpflichten, wenn Sie Mitglied des Ashrams werden." Denn die Aufnahmeanträge strömen herein wie Heuschrecken, und mindestens neunundneunzig Prozent davon sind Leute, die hierherkommen wollen, um es bequem zu haben, sich auszuruhen und nichts zu tun. Einer von hundert kommt, weil er eine spirituelle Aspiration hat (wenn überhaupt). Dann können sie uns später nicht vorhalten (es gibt Beispiele dafür): "Ach! Aber ich wußte nicht, daß es so ist", mit der Entschuldigung, man habe es ihnen nicht gesagt. "Ich wußte ja nicht, daß man nicht ..." (Mutter zögert einen Augenblick) Was darf man nicht?... (Dann zeigt sie lachend mit dem Finger auf Satprem:) Nicht rauchen. Und man darf keinen Alkohol trinken, man darf nicht heiraten, nur der Form halber, usw. Aber man muß arbeiten, und all eure Wünsche werden nicht automatisch erfüllt. Man schreibt mir Briefe: "Aber Sie haben mir gesagt, daß... (oh, Dinge, die ich natürlich nie gesagt habe); zu jenem Zeitpunkt (weißt du, es liegt so lange zurück, daß ich mich nicht mehr erinnern kann!) haben Sie mir gesagt, daß ..." Und daran, was sie schreiben, erkenne ich sehr gut, was ich sagte, und wie sie es verdrehten. Daher wird jetzt ein Papier aufgesetzt, das man ihnen zu lesen gibt, worauf man sie fragt: "Haben Sie richtig verstanden?" Und wenn sie dies bejahen und das Papier unterzeichnen, wird es aufbewahrt. Wenn sie dann später unangenehm werden, kann man es ihnen zeigen: "Pardon, Sie wurden ja gewarnt, daß dies kein... (wie soll ich sagen?) Garten Eden ist, wo man nichts zu tun braucht und einem die gebratenen Tauben in den Mund fliegen!"

Als erste Bedingung nannte ich (ich sagte es auf englisch): Das einzige Ziel des Lebens besteht darin, sich der göttlichen Verwirklichung zu widmen (ich drückte es nicht mit diesen Worten aus, aber so ist es gemeint). Man muß zunächst davon überzeugt sein, daß man nur dies will und nichts anderes (man kann sich selbst etwas vormachen, aber das ändert nichts). Primo. Nolini sagte mir dann, die zweite Bedingung müsse lauten, daß man meine absolute Autorität anerkenne. Ich sagte: "So nicht!" Es muß heißen: "die absolute Autorität Sri Aurobindos anerkennen" – (lachend) man kann hinzufügen: "die durch mich repräsentiert wird", weil er nicht mehr sprechen kann – zu mir spricht er sehr wohl, aber die anderen hören es nicht! Dann gibt es viele andere Dinge, die ich nicht mehr weiß, und schließlich einen letzten Abschnitt wie folgt... (Mutter sucht die Notiz) Ich erinnere mich, daß Sri Aurobindo früher auch ein kleines Papier aufgesetzt hatte, das er an die Leute verteilte, aber das ist veraltet (es ging darum, sich nicht mit der Polizei anzulegen und ich weiß nicht was – es ist veraltet). Aber ich möchte keine Verbote aussprechen, zunächst einmal, weil Verbote zum Widerspruch herausfordern; es gibt immer einen hohen Prozentsatz an Individuen, die sofort Lust bekommen, genau das zu tun, was man ihnen verbietet. Sonst würden sie vielleicht nicht einmal auf die Idee kommen, aber es genügt, daß man es ihnen verbietet, und sofort denken sie: "Ach so! Aber ich mache, was ich will." Na gut.

(Mutter beginnt zu lesen) To those... Ich mache eine Unterscheidung: Einige Leute kommen zwar hierher, um sich dem göttlichen Leben zu widmen, aber tatsächlich kommen sie, um zu arbeiten, und sie werden arbeiten. Sie werden keinen intensiven Yoga ausüben, denn unter fünfzig gibt es nicht einen, der dazu fähig wäre. Aber immerhin können sie ihr Leben der Sache widmen und arbeiten und selbstlos gute Arbeit als Dienst am Göttlichen verrichten – das ist sehr gut. Aber insbesondere: To those who want to practise the integral yoga, it is strongly advised to abstain from three things [Jenen, die den integralen Yoga ausüben wollen, wird dringend angeraten, sich dreier Dinge zu enthalten]... also, die three things (lachend), du hältst dir die Ohren zu: sexual intercourse (das kommt als Drittes) and drinking alcohol and... (flüsternd) smoking [Geschlechtsverkehr, Alkoholgenuß und... Rauchen].

Ich muß dir sagen, daß ich in eine Familie geboren wurde, in der niemand rauchte. Mein Vater hatte niemals geraucht, und seine Brüder auch nicht – man rauchte einfach nicht. Folglich war ich von früher Kindheit an nicht daran gewöhnt. Als ich später mit Künstlern lebte... Künstler rauchen halt, das scheint die "Inspiration" anzuregen! Aber ich verabscheute stets den Geruch. Ich sagte nichts, um nicht unfreundlich zu sein, aber ich verabscheute es. Dann kam ich hierher – Sri Aurobindo rauchte. Er tat es absichtlich, um zu sagen: "Man kann den Yoga rauchend ausüben; ich sage, man kann rauchen und den Yoga ausüben, und ich rauche." Er rauchte. Und alle Schüler rauchten natürlich mit, weil Sri Aurobindo rauchte. Eine Zeitlang gab ich ihnen sogar Taschengeld, damit sie sich Zigarren kaufen konnten (sie rauchten Zigarren – war das ein Gestank!). Dann zog ich in Sri Aurobindos Haus, wir sprachen offen miteinander, und eines Tages sagte ich ihm: "Wie der Qualm doch stinkt! (lachend) Widerlich!" Er zu mir: "Ach, Sie mögen den Geruch nicht?" – "Oh, nicht nur das. Ich mußte sogar eine yogische Anstrengung aufbringen, damit mir nicht übel wurde!" Am nächsten Tag hörte er auf damit. Aus, vorbei, er hat nie wieder geraucht... Das war sehr entgegenkommend. Es war nicht aus Prinzip, er wollte mir lediglich den Geruch nicht aufzwingen. Aber ich hatte nie etwas gesagt. Ich sagte es ihm nur, weil er mich im Laufe des Gesprächs gefragt hatte. Und als er zu rauchen aufhörte, mußten alle aufhören – es war nicht mehr erlaubt zu rauchen, weil er nicht mehr rauchte.

Für Nichtraucher (lachend) ist der Rauch der anderen sehr...

Und was das Essen, das Fleisch usw. betrifft, war es dasselbe. Für lange Zeit aßen wir Fleisch. Das war sogar sehr amüsant: Als Pavitra hierherkam, war er ein hartgesottener Vegetarier. Damals waren wir nicht nur keine Vegetarier, sondern man schlachtete die Hühner auf dem Hof (!) und... (lachend) Pavitra hatte sein Zimmer genau neben der Küche – man schlachtete die Hühner vor seinem Fenster! Oh, der arme Pavitra! Das hörte dann aus einem sehr einfachen Grund auf (überhaupt nicht aus Prinzip): Leute mit Fleisch zu ernähren kommt viel teurer als vegetarische Nahrung. Das wurde zu einem Problem. Ich selbst war Vegetarierin aus Neigung – alles aus Neigung, nichts aus Prinzip. Ich wurde Vegetarierin schon zu Beginn des Jahrhunderts, ja, vor langer Zeit... ja, es muß über sechzig Jahre her sein. In meiner Kindheit hatte man mich gezwungen, Fleisch zu essen, was mich anekelte (nicht die Idee: der Geschmack widerstrebte mir, er ekelte mich an). Der Arzt verlangte, daß man mir Pickles [Gewürze] und alles mögliche gebe, um den Geschmack zu überdecken. Sobald ich unabhängig und frei war, sagte ich mir somit: "Schluß damit! (lachend) Nein, kein Fleisch mehr!" – aber nicht aus Prinzip, denn von Zeit zu Zeit esse ich noch Gänseleber (das ist nicht vegetarisch!), und lange aß ich auch Langusten oder Hummer. Keine Regeln, ach, bloß keine Regeln, sondern aus Neigung. Wie du eben sagtest 4, das schafft nur "Komplikationen", genau so empfand ich. Und als ich ins Obergeschoß zog (du weißt, daß sie mich ich weiß nicht wie lange ins Bett steckten – ich kann nicht herausfinden, wie lange, weil es mir keiner sagen will) und wieder zu essen anfing, verordnete mir der Arzt Hühnerbouillon. Für diese Hühnerbrühe mußte man jeden Tag ein Hühnchen töten – jeden Tag töteten sie ein Huhn, damit ich meine Hühnerbrühe bekam. Als dann die Hitze einsetzte, sagte man mir, die Hühner seien krank, die Hitze habe sie krank gemacht, und es sei vielleicht doch nicht gut, Suppe von kranken Hühnern zu essen. Also sagte ich: "Aufhören, aufhören!", und sobald ich aufgehört hatte, war ich so erleichtert: "Jetzt (lachend) bringt man keine Hühner mehr um!" Und ich sagte: "Schluß damit!" Aber ich hatte in dieser Zeit zwei Kilo zugenommen. Der Arzt kontrollierte damals mein Gewicht, und er sagte mir: "Sieh an, Sie haben zugenommen!" Ich antwortete ihm: "Aber das möchte ich ja gar nicht!"

(Zu Sujata) Du siehst, ich spreche offen mit ihm! (Lachend:) Man muß das tun, was ich sage, und nicht, was ich tue!

Nicht aus Prinzip – keine Prinzipien: aus Neigung.

Voilà.

 

1 In einem persönlichen Kontext, wie in diesem Traum, symbolisieren Fische gemäß Sri Aurobindo das "vitale Mental", das sich ständig bewegt und allerlei Formationen hervorbringt.

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2 In Frankreich mit Richard, nach der Rückkehr von Pondicherry zu Beginn des Ersten Weltkrieges.

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3 I have given thee thy awful shape of dread

And thy sharp sword of terror and grief and pain

To force the soul of man to struggle for light ...

Thou art his spur to greatness in his works,

The whip to his yearning for eternal bliss,

His poignant need of immortality.

Live, Death, awhile, be still my instrument.

(X.IV.666)

Ich habe dir deine unheimliche Gestalt verliehen,

dein scharfes Schwert von Schrecken, Leid und Schmerz,

um die Menschenseele zu zwingen, für das Licht zu kämpfen...

Du bist sein Sporn, der ihn zur Größe treibt in seinen Werken,

die Peitsche seines Sehnens nach ewiger Wonne,

sein brennendes Bedürfen der Unsterblichkeit.

So lebe, Tod, noch eine Weile und sei weiterhin mein Werkzeug.

[Savitri, dt. S. 680]

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4 Ein wenig früher hatte Satprem noch einmal gebeten, seine Fleischdiät zugunsten einer einfachen vegetarischen Ernährung aufgeben zu dürfen. Mutter hatte das mit Rücksicht auf seine Gesundheit abgelehnt.

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